Servus beinand,
Jörg ( Hannes2) hatte mir dankenswerterweise Material seiner "Riesenlorcheln" aus Chemnitz zugeschickt. Der Fundort ist seit Jahren bekannt und wurde von Brummel entdeckt.
Gestern kam das Päckchen bei mir an und ich habe direkt die Sporen angeschaut. Die Maße sind in Wasser gemessen, die Fotos sind auch in Wasser bzw. die mit blauem Hintergrund in Milchsäure-Baumwollblau (nicht erhitzt, eine Stunde Einwirkzeit).
Schon die Maße machen die Bestimmung klar, denn die Sporen sind zu schmal für die echte Riesenlorchel. Gemessen habe ich 30 Sporen, Mittelwerte fett gedruckt, Angabe in "von bis", in Klammern Ausreißer
Sporenmaße mit Kappen: (24-5-)26,1-28,6-31,8(-32,3) x 9,8-10,6-11,5(-11,8) µm; Q = 2,35-2,69-3,03
Sporenmaße ohne Kappen: 21,7-24,8-27,3 x 9,8-10,6-11,5(-11,8) µm; Q = 2,13-2,33-2,68
Mit meinem neuen Mikroskop (Olympus BX53 mit einem unglaublich guten 100er Objektiv) sehe ich das Ornament direkt in Wasser, was mit meinem alten CH2 so nicht möglich wäre:
Hier habe ich immer die gleichen Sporen nebeneinander drapiert - in unterschiedlicher Schärfenebene, damit man den Umriss mit den Kappen und das Ornament sieht (immer zweimal nebeneinander, nur in der Mitte links habe ich von einer Sporen drei Ansichten). Für die, die das Bild nicht in groß anschauen wollen, unten noch ein Ausschnitt.
Man sieht, dass das Ornament sehr fein ist, so um die 0,2 µm. Im Umriss sieht man es fast nicht, die Sporen erscheinen aber etwas rau, die Höhe der Rauheit liegt auch bei ca. 0,2 µm. Ich habe deshalb hier einen 1-µm-Maßstab ins Bild genommen, damit man die Ornamentgröße besser abschätzen kann.
In Baumwollblau-Milchsäure sieht das dann so aus:
Man kann jetzt gut sehen, dass es mehr oder weniger offene Netzmaschen sind. Man erkennt da auch, dass sich das Material der Kappen um die ganze Sporen erstreckt und die "innere Spore an sich" etwas schmaler als die Maße sind. Man misst aber bei der Breite das Exospor gewöhnlich mit. Was die Länge angeht, messen die einen mit, die anderen ohne die Kappen.
Das Ornament bei reifen Riesenlorcheln ist klarer, deutlicher, geschlossen netzig und kräftiger, gröber. Es ist schön, mal eine völlig ausgereifte Gyromitra ticiniana in der Hand gehabt zu haben. Die Sporen der Riesenlorchel wären 11-13 µm breit, was nicht sehr viel breiter ist, aber doch deutlich zu erkennen. Die Durchschnittsbreite liegt eben so bei 12 µm und nicht unter 11 µm wie bei Gyromitra ticiniana.
Es passt also nicht nur der Standort Laubwald, sondern auch die Anatomie. Das dürfte der erste Nachweis aus Sachsen sein (nicht der Erstfund, denke ich, aber wohl der erste, der sicher bestimmt ist).
Liebe Grüße,
Christoph
( Hannes2 - vielleicht zeigst du nochmal die Fruchtkörper dazu?)