Servus beinand,
Phytoparasiten liegen hier ja quasi im Trend - es gibt sehr viele, tolle Beiträge zu noch mehr tollen, teils seltenen, teils nur wenig beachteten Phytos. Und dann zeige ich hier sowas banales wie Tranzschelia fusca. Nun, das hat seine Gründe. Zum Einen schaue ich Phytos nur nebenbei an. Ich bin "open minded", liebe auch Jules Buch, werde mich aber sicher nicht auf Phytos spezialisieren. Daher erfreuen mich auch banale Arten, vor allem dann, wenn sie optisch was zu bieten haben. Und zum Anderen finde ich hier die Telien einfach nur wunderschön. Live im Mikroskop kann man ja durchfokussieren, aber auch auf (ungesteckten) Fotos kann man die Schönheit gut einfangen, finde ich. Und das will ich gerne mit euch teilen.
Erstmal der makroskopische Eindruck - ja, der ist nicht so sonderlich hübsch. Eine Pflanzenkrankheit eben, die die Blätter des Buschwindröschens verändert und mit Telienlagern bestückt. Ich habe die Tranzschelia beim Gassigehen (ohne Kamera) gefunden, habe sie daher nachträglich fotografieren müssen:
An dem linken Blatt sieht man, das man schon von oben neben der abweichenden Blattform (kleinere Spreiten, etwas runzeliger) auch oberseits weiße Flecken und verirrte braune Punkte sehen kann. Das macht das Auffinden sehr leicht. Man muss nicht mal genauer hinschauen - sie fallen ins Auge. Daneben zwei Blätter von unten betrachtet, wo die Telienlager gut erkennbar sind.
Nachfolgend noch ein paar weitere Bilder...
Hier, auf dem letzten Bild, sieht man bereits die einzelnen Teliosporen rund um die braunen Kissen liegen. Die winzigen Punkte sind die Sporen!
Und dann im Mikroskop...
Ich habe oben und unten je eine Teliospore in unterschiedlichen Schärfebenen zusammengestellt.
Die Teliosporen sind sehr groß, zweizellig und haben dieses irre Ornament. Aus den Telien werden übrigens später die Basidien keimen. Es ist also ein Dauerstadium, welches dikaryotisch ist (zwei Kerne pro Zelle, je einer von einem der beiden Geschlechtspartner) und das nur dazu da ist, die Sexualität abzuschließen. Die Basidien wachsen aus, in ihnen verschmelzen die Kerne, es kommt zur Reduktionsteilung und dann werden sexuelle Sporen gebildet. Das passiert dort, wo die Teliosporen hinfallen (oder, wenn sie am Blatt bleiben, später dort). Die Telien sind deshalb so groß - sie müssen ja die Nährstoffe speichern, die die Basidien später benötigen, um die eigentlichen Sporen zu bilden. Die Telien sind also sehr wichtig, deshalb auch gut geschützt - dunkel gefärbt (UV-Schutz, Schutz vor Mutationen), dicke Wände und das stachlige bis noppige Ornament (Fraßschutz).
Hier sieht man die dicke Wand gut (die Sporen unten rechts). Und oben links wieder das Ornament.
Und hier mehrere beisammen - unten ein Ausschnitt von oben in einer anderen Schärfebene.
Ihr könnt die Bilder anklicken, dann sehr ihr sie in gesamter Größe. Ich finde es faszinierend, solche Strukturen einfach mal anzuschauen, dann zu überlegen, welche Funktion sie haben, um dann den Zweck der Strukturen zu verstehen. Und bei welchen Arten geht das besser und einfacher, als bei häufigen und leicht bestimmbaren?
Achtet mal auf kranke Buschwindröschen. Wer kein Mikroskop hat, kann auch mit einer guten Lupe Sporen erkennen. Man sieht nicht, dass sie zweizellig sind, auch nicht die Ornamente oder die Wandstärke, aber immerhin sieht man Sporen an sich. Dafür sind sie schon groß genug.
Liebe Grüße,
Christoph