Gyromitraparade

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.095 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Steigerwaldpilzchen.

  • Servus liebe Schlauchpilzfreunde,

    auch wenn ich umgeben von Sandkiefernwald eigentlich im klassischen Gyromitragebiet leben sollte haben sie sich bisher vor mir erfolgreich versteckt. Ich habe auf den Tip von - ich glaub es war Oehrling- speziell meine bekannten Grünlingsstellen abgesucht, die waren aber leider in den letzten Wochen alle zu trocken. Fündig wurde ich letztendlich in einem offenbar im Untergrund etwas feuchteren Abschnitt eines alten Holzweges mit Fingerhut und vereinzelten Binsen hinter einem Großparkplatz (im Revier von Notdurft, Kondompackungen und Schnapsflaschen). Dafür kam ich dort aus dem Staunen nicht mehr raus, je weiter ich den Weg hinunter ging umso gigantischer wurden die Lorcheln. Gegen Ende waren es fast handballgroße Teile. Ich dachte daher bei den Letzten auch aufgrund der wenigen Gyri evtl. an G. gigas, was sich aber mikroskopisch nicht bestätigte.

    Die Sporen maßen 11 (9-13) x 23 (19-25) µm (n=11) und sind damit im Bereich von Gyromitra esculenta. Angetan war ich tatsächlich vom Geruch der Pilze, den ich wirklich als sehr appetitanregend bezeichnen würde. Aber es heisst ja auch dass A. phalloides gut schmeckt würde... darum soll es hier aber nicht weiter gehen, ich fand sie einfach schön und daher hab ich euch ein paar Impressionen mitgebracht:


    der Fundort



    elegant gewunden



    Ansammlung auf engem Raum; rechts Methusalem, fast handballgroß


    Nochmal die erste von oben, auffällig war der leicht violette Stiel, mikroskopisch aber Sporen im exakt selben Bereich wie die anderen. Vermutlich eine Verwitterungserscheinung.


    mikroskopisch in H2O




    Jetzt regents ja ausdauernd, daher werden sie wohl in den nächsten Tagen verfaulen, es freut mich dass ich sie gerade noch rechtzeitig erwischt hab.

    Viele Grüße Ogni


    (Ps: falls jemand nochmal nachschauen möchte habe ich zwei Exsikkate angefertigt)

  • Hallo Ogni, da siehst du's mal wieder. Sie verstecken sich wohl mit Vorsatz an Orten, die die meisten Menschen lieber meiden. Wirklich beeindruckende Kavenzmänner! Danke fürs Zeigen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

    • Offizieller Beitrag

    Salve, Ogni!


    Die dunklen Stiele sind ja interessant... Das machen die bei mir irgnedwie normalerweise nicht. Kann auch belanglos sein, aber vielleicht würde sich da noch ein detaillierterer Blick lohnen.
    Das mit dem extrem ansprechenden Geruch kann ich übrigens bestätigen! Die Dinger riechen für meine Wahrnehmung sowas von gut, daß man eigentlich am liebsten reinbeißen würde. Allerdings gehört das zu den Pilzen, die ich dennoch nicht probieren möchte. Auch wenn man aus Ländern, wo das nach wie vor gängige (und gefährliche) "Speisepilze" sind, zu hören bekommt, daß die wirklich absurd lecker wären.



    LG; Pablo.

  • Moin,

    wir hatten kürzlich ein Mittagessen aus G. gigas und G. ancilis. Sehr lecker (was "absurd lecker" ist, weiß ich aber nicht :D ). Wird von vielen hier gegessen und keinem ist ein Fall von Vergiftung oder auch nur Übelkeit bekannt. Die meisten Genussmittel sind irgendwie schädlich/giftig, sei das nun Nikotin (und was da sonst noch an Suchtmachern beigemischt ist), Koffein, Alkohol, Zucker, diverse Exxx aus dem Supermarkt. Dazu kommen noch Allergien, die es so ziemlich gegen alles zu geben scheint. Und ob man sich unerprobte "Impf"stoffe spritzen lässt (mit Schlangen länger als anno 1980 bei Bananen in der DDR) oder Pilze isst, die möglicherweise schwach giftig sein können, macht nun auch nicht so den Unterschied.


    LG, Bernd

  • NAbend Bernd! Ich glaub schon dass noch mal ein Unterschied zwischen G. esculenta und den von dir verspeisten im Gyromitringehalt besteht, zumindest werden ancilis und gigas meist nur als giftverdächtig geführt. Und es gilt natürlich noch immer Paracelus‘ dosis venenum fecit. Anscheinend variiert der Gyromitringehalt bei den esculentas auch regional. Also falls ein Zuchtprojekt zur Selektion einer unschädlichen Lorchel erfolgreich wäre könnte ich mir gut vorstellen dass das der Renner würde, wenn sie nur halbsogut schmeckt wie sie riecht ;) viele Grüße Ogni

    • Offizieller Beitrag

    Bon Soir!


    Aye, und dann stellt sich eben noch die Frage, ob die Zentral- und Südwesteuropäisch verbreiteten "esculentas" tatsächlich auch die gleiche Art sind, wie die im Baltikum Verbreiteten... Auch das kann eine unterschiedliche Giftstoffkonzentratoin bedeuten, wenn sich da zb zwei Sippen nach und nach voneinander weg entwickeln.

    Wie weit das untersucht ist, weiß ich aber nicht, muss ich gestehen.
    "Absurd lecker"... Keine Ahnung, warum mir das Wort eben durch den Sinn und in den Text geflutscht ist. Vielleicht zu viel Moers gelesen und an Knilschbrömen gedacht. g:D

    Soll eigentlich nur soviel bedeuten wie "außergewöhlich gut und bemerkenswert wohlschmeckend".



    LG; Pablo.

  • Hallo,


    zum Gyromitrin Gehalt wurde im Pilzseminar v. Krieglst. (Stand 2017) gelehrt:

    Gyromitra ancilis -
    Gyromitrin nur in winzigen Spuren, Gyromitra gigas - relevante Menge aber weniger als in G. esculenta.

    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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