Und sie existiert doch – die Morchel!

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.351 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sloopec.

  • Hallo Pilzfreunde!

    Im Lockdown 2020 nahm alles seinen Anfang. Zeit gab es Corona bedingt reichlich, das Interesse am anscheinend besten Speisepilz, den man ohne Hund finden kann, war schon lange gegeben. Ja, bereits letztes Jahr machte ich mich auf die Suche nach der Speisemorchel. War bestimmt 30-mal draußen im Auenwald oder habe die Flussufer abgegrast...


    ... Eine einzige hatte ich gefunden.


    Mit meinem geballten Wissen aus dem Vorjahr machte ich mich heuer bereits Anfang März auf die Suche nach potentiellen Spots. Was habe ich Zeigerpflanzen gesehen. Und Eschen. - Nein sie sind längst nicht alle gestorben. - Ich denke es gibt Minimum 1000-mal mehr Eschen als Morcheln. ;--)


    Ich begann an mir zu zweifeln. Bin nun seit März jede Woche mehrfach im Wald. Ich kenne Wälder und Stellen, die ich so gemalt hätten, müsste ich einen Morchel-Spot bildlich darstellen.


    Ich habe mir Wetterkarten angesehen um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Nichts. Die Zweifel wuchsen. Übersehe ich die gut getarnten Dinger einfach? Gibt es dieses Jahr in dieser Region einfach keine? Schnappen mir die anderen alle weg?

    Samstag, 8.5.2021 hatte ich aufgegeben. Die Morchel Saison für beendet erklärt. Ich war auf dem Rückweg zum Auto und blickte immer wieder kopfschüttelnd auf die Anzeiger die links und rechts des Weges an mir vorüberzogen. Und da Stand sie plötzlich. 2 Meter vom Weg entfernt unter einer alten Esche. Mitten im Bärlauch. Dort, wo der Bärlauch-Bewuchs nicht ganz so dicht war. Und tatsächlich kam auch diese Morchel nicht allein. Stolz habe ich vier Morcheln mit einem Gesamtgewicht von 270 Gramm nach Hause getragen. 😊

    Dennoch, könnt ihr das nachvollziehen? Zweifelt ihr auch manchmal an euch selbst?

    Wie denkt ihr über menschliche oder auch tierische Konkurrenz in Sachen Morchel?


    LG

    sloopec

  • Hallo sloopec, das sagen alle Morchelprofis. Nicht du findest die Morcheln, sondern die Morcheln finden ich. Das hab ich letzten Sonnabend genau so erlebt und irgendwie ist das für mich völlig schlüssig. Pilze können das🤓.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo sloopec,


    Erstmal Glückwunsch zu deinen Funden. Mir erging es diese Saison ähnlich mit den Morcheln. Ich kenne in dem Auwald in meiner Umgebung genau eine Morchelstelle. Den Platz hatte ich vor zwei Jahren durch Zufall beim Spazierengehen entdeckt, es stand alles voll. Stolz hab ich ca. 2 Dutzend Exemplare nach Hause getragen. Im letzten Jahr war es viel zu trocken und ich fand an der Stelle nur 2-3 kleine trockene Exemplare.

    Dieses Jahr war ich unglaublich zuversichtlich, es gab deutlich mehr Regen. Ich hatte mir vorgenommen den ganzen Wald zu durchkämmen und war mir ziemlich sicher die ein oder andere Stelle zu entdecken. Ich dachte, wenn man die Morcheln zufällig ohne Vorwissen beim Spaziergang findet müssen da ja noch mehr sein, wenn man den ganzen Wald durchsucht. Vor allem wenn man nun Eschen identifizieren kann und auch andere Faktoren vermeintlich besser beurteilen kann.

    Naja, ich wurde eines Besseren belehrt. Tatsächlich konnte ich zwar an der gleichen Stelle wieder ca. 15 Exemplare finden. Im restlichen Wald fand ich jedoch nur zwei einzelne Exemplare. Ich war Ende März bis Anfang Mai gut 20 mal im Wald und war ähnlich verzweifelt wie du. Ich kann mir nicht erklären woran es gelegen hat. Ein ganz schlechtes Jahr kann es nicht gewesen sein, an meiner einen Stelle tauchten ja einige Morcheln auf. Es war ziemlich frustrierend, wenn man weiß, dass an der einen Stelle ein paar Morcheln stehen und man dann vermeintlich identische Habitate stundenlang durchstreift ohne einen einzigen Pilz zu finden.

    Dass mir andere Sammler zuvorgekommen sind kann ich nahezu ausschließen. Im dichten Bärlauch hätte man die Spuren gesehen und die hätten bestimmt auch nicht alles entdeckt. Auch dass ich jeden Pilz übersehen habe würde ich ausschließen.

    Für eine realistische Beurteilung des Ganzen fehlt mir die Erfahrung. Ich halte im Moment noch an der Hoffnung fest, dass es dieses Jahr in meiner Region doch nicht so ein gutes Jahr für die Morcheln war und die eine Stelle die ich kenne einfach außerordentlich gut ist. Ich kann nicht daran glauben, dass ich durch Zufall die einzige Stelle in dem Wald gefunden habe.


    Was mich auch immer ratlos zurücklässt sind die Erzählungen meines Urgroßvaters. Teilweise soll früher der ganze Wald voller Morcheln gestanden haben. Käppchen-Morcheln habe er gar nicht gesammelt, weil es genug Speiße-Morcheln gab. Klar ist das viele Jahre her und es kann gut sein, dass das eine oder andere übertrieben erzählt wurde und nur die guten Jahre in Erinnerung blieben. Aber, dass es jetzt nahezu gar nichts mehr zu finden gibt, dass erstaunt mich echt.


    Viele Grüße

    Luca

  • Hallo allerseits!


    Nach allem, was ich in den letzten Wochen, Monaten und Jahren erlebt, gelesen, gehört und gesehen habe, scheint es in der Tat so, dass sich die berühmt-berüchtigte Speisemorchel wirklich rar macht - übrigens auch in anderen europäischen Ländern.


    Sie wächst manchmal, wo sie will. Kaum vorhersehbar.


    In einem fast 100 Jahre alten Pilzbuch lese ich zur Speisemorchel: „Überhaupt nicht häufig.“


    Liebe Grüße

    Paula

  • Hallo sloopec,


    ähnlich erging es mir gestern. Die ersten Morcheln gefunden, völlig zufällig beim spazieren (natürlich immer eine Auge Richtung Gebüsch) und plötzlich sehe ich eine Käppchenmorchel. Und dann noch eine und noch eine. Sechs Stück waren es dann. Allerdings alle schon zu alt aber gefreut habe ich mich trotzdem sehr :)


    Gruß

    Stefan

  • Hallo zusammen,

    wenn Morcheln ähnlich zuverlässig wie etwa Steinpilze oder Flockies zu finden wären, würde nicht so ein Kult um das Morchelsuchen und -finden getrieben. Es wäre dann auch nicht so viel spaßiger als das Steinpilzsuchen.

    Sich selbstständig Morchelstellen zu erarbeiten, ist hohe Kunst, die erlernt werden will, und hat mit Abräumen oder Abernten nichts zu tun. Wer abernten will, muss halt auf den berüchtigten Parkplatz des vorjährig neu errichteten Supermarktes.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Danke für den schönen Bericht, sloopec!:thumbup:

    Die erste selbst gefundene Morchel ist schon etwas besonderes, diesen Moment vergisst man nie!==morchel==morchel==morchel


    Kleine Morchelepisode am Rande.

    Einer lieben, nahezu fanatischen Pilzfreundin, hatten wir ein Essen mit einer Morchelrahmsoße versprochen.

    Vorher wollten wir gemeinsam in einem bekannten "Morchelwald" nach den frischen Kostbarkeiten schauen.

    Da ich aufgrund des völligen Ausbleibens im Vorjahr skeptisch war, frische Morcheln zu finden, hatte ich vorgesorgt.

    Also alle Zutaten (u.a. Butter, Zwiebel, Rinderfond, Schlagsahne, Weiß- und Portwein und Speisestärke) und natürlich 30 g getrocknete Morchel eingepackt.

    Gut 60 km zu unserer Freundin gefahren, wo ich kurz vor Ankunft merkte, dass ich DIE MORCHELN vergessen hatte.

    Dialog etwa so. Ich: "Oh nein!" - Frau: "Was ist los, Blitzer?" - Ich: "Morcheln vergessen. Ich weiß genau, wo das Glas steht".

    Nun war finden Pflicht!

    Im "Morchelwald" angekommen, gab es bei 30°C neben lästigen Insekten erstmal nichts.

    Naja, immerhin konnten wir uns an diversen Zeigerpflanzen wie Goldnessel, Leberblümchen oder Aronstab erfreuen.

    Und dann waren sie plötzlich da. Erst eine, dann eine zweite und schließlich genug für die geplante Soße.



    Das Essen war gerettet - und die Morchelrahmsoße mit frischen Spätzle kombiniert war einfach nur ein Gedicht! ==Pilz27


    LG, Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Hallo zusammen,

    wenn Morcheln ähnlich zuverlässig wie etwa Steinpilze oder Flockies zu finden wären, würde nicht so ein Kult um das Morchelsuchen und -finden getrieben. Es wäre dann auch nicht so viel spaßiger als das Steinpilzsuchen.

    Sich selbstständig Morchelstellen zu erarbeiten, ist hohe Kunst, die erlernt werden will, und hat mit Abräumen oder Abernten nichts zu tun. Wer abernten will, muss halt auf den berüchtigten Parkplatz des vorjährig neu errichteten Supermarktes.

    FG

    Oehrling


    Servus Stephan,


    die hohe Kunst, wie du sie nennst, ist mitunter schnell erlernt. Könnte dir bekannt vorkommen, mein zufrieden lächelnder Freund,



    Nicht weit weg von deinem Urlaubsdomizil in Kärnten, Auge x pi einen Steinwurf entfernt bis zu ihm und deiner hiesigen Flockistelle.


    Begonnen hat das Gschichtl mit einer Anfrage im Nebenforum, ob ihm wer potentielle Morchelplätze bei uns zeigen könnte. Hab' ich ihm, am Hörzendorfer See, da waren wir allerdings zu früh dran.


    's Kreuzbergl kennst wie dein Westentascherl, ich die dortigen Morchelstellen; eine davon direkt neben der Spielwiese. Da haben wir Nachschau gehalten, Peter konnte ernten,




    Nach ca. 10 Tagen hat er mich angerufen, am Hörzendorfer See sind's jetzt da, ~ 25 Exemplare. Haben wir gemeinsam geerntet, die Funde sind in seinem Körbchen gelandet. Wenige Tage danach ein weiterer Anruf von Peter, er hat sich einen 'Zauberwald' erarbeitet. Hab' ich mir angesehen, ==Pilz25

    Er und ich nasern wechselseitig gezeigten Stellen nicht nach, dadurch konnte ich zwei Interessenten das Kreuzbergl heuer nochmals als potentiellen FO zeigen. Genauer gesagt Eschen, da happert's bei nicht wenigen, die als solche zu erkennen. Nach kurzer Einschulung sind's auch fündig geworden, yepp.


    Zum Abernten bei Hofer/Lidl & Co rücken wir daher nicht aus,


    LG

    Peter


    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Hallo zusammen,

    tut gut zu lesen, dass ich wohl kein Einzelfall.bin. “Morchel Stellen’erarbeiten” ist das richtige Stichwort. Ich habe letztes Jahr genau eine “Stelle” mit genau einer Morchel an einem Fluss und dieses Jahr 6 Morcheln an 4 Stellen in einem Wald gefunden. Macht im Schnitt 2,5 Spots mit 1,4 Morcheln in 1,0 Habitaten pro Jahr. Eine magere Ausbeute für bestimmt 60 Exkursionen. Das ist sehr viel Arbeit für sehr wenig Pilz. Das reicht auch nicht um ein richtiges Gespür zu entwickeln und die Fundstellen entsprachen jetzt auch nicht gerade dem Lehrbuch. Aber wenigstens erkenne ich die Esche zwischenzeitlich sehr zuversichtlich. Und ich habe viel über Pflanzen und Böden gelernt.


    Vielleicht ist ja doch der Weg das Ziel...


    sloopec

  • Servus coopec,


    der Weg per se ist vielleicht nicht das Ziel, sich auf einen zu begeben jedenfalls gesund.


    Das richtige Gespür ist oft nicht mehr als Zufall. Mit meiner Tochter waren wir vor einigen Jahren am Kreuzbergl-Spielplatz, in eine Kinderschaukel passte ich schon lange nicht mehr hinein, in der Rutsche wäre ich steckengeblieben. Andere Kinder hätten mich bei deren Mamis verpetzt, die darauf telefoniert und mich abholen lassen; mit einer Zwangsjacke.

    Nach Morcheln habe ich nicht gesucht, lediglich den Boden im Umkreis etwas genauer betrachtet, Bingo.

    Nahezu alle Mädchen sind Pferdefans, die reiten dann eine Stunde im Kreis. Einmal haben sie mich auf einen Gaul raufgesetzt, nach einer halben Stunde wieder abgeklaubt, ist aber eine andere Geschichte. Reitställe liegen meistens in der Nähe von Wäldern, ich habe mich abgeseilt, eine Esche in Hanglage hat mich angelockt, daneben standen Fichten, nochmals Bingo.


    So wie bei dir stehen meine Hotspot-Fundgebiete auch nicht in einem Lehrbuch, ich habe mich auf Mischwälder mit Eschen, Hasel, Fichte usw. spezialisiert. Meine erste Fundstelle hab' ich mir hart erarbeitet, ohne dieses Buch hätte ich sie nicht gefunden, Webshop Morchelplätze werden darin logo nicht angeführt, es waren andere wertvolle Informationen, die mich weitergebracht haben.


    Mehrere Morchelstellen zu kennen klingt gut, erfordert aber vollen Einsatz. Im Dreitagerhythmus wollen die angesteuert werden, zwingen einen regelrecht dazu, jeden Tag unterwegs zu sein. It' a kind of magic ...


    peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Die Erzählungen deines Großvaters sind womöglich auch so gewesen. Wenn man sich mal anschaut wie die negativen Einflüsse des Verkehrs, der Landwirtschaft und der Industrie nach und nach der Gesundheit der Wälder schaden. Die Morchel, wie fast alle Edelpilze, sind sensible Organismen die sich wegen der Umwelt-Problematik umso rarer machen.

  • Ja, leider. In meiner Erinnerung, gab es, als ich Kind war noch mehr Schwammerln. Damals war mir nicht bewusst, was das für ein Seegen das war.. Als Kind ist man halt mit. Heute erinnere ch mich gerne zurück.


    LG

    sloopec