Holzbestimmung - klarer Fall (oder doch nicht?)

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  • Seruvs beiernand,

    heute war ich mit dem Nachwuchs an einem Spielplatz in einem alten Park. Dort fand ich an einem dicken umgestürzten Baumstamm Becherlinge.




    Auf die will ich später nochmal zurück kommen. (aus der Ferne: Gyromitra ancilis, gebonkt oder? =D *


    Erstmal solls um den Baustamm gehen: auf den ersten Blick ein klarer Fall. Wie überall in meiner Gegend auf Sandboden alles voller Kiefern.

    Passt: abblätternde, grob eingerissene Rinde in rötlichen Tönen.



    Moment: irgendwie ist das doch zu grobschollig für eine Kiefer oder? und auch der der Stammdurchmesser ist ganz schön groß..

    Was steht denn in der näheren Umgebung? Oh Mist, wir sind in einem Park... hier steht so einiges: (wohl) Sequoia/Redwood, Wymouthkiefer, Douglasie, irgendwelche Tannen, Platane, gewöhnliche Kiefer, Rotbuchen, irgendwelche Zierbuchen, Zypressen, Ahorn, Linde und andere manchmal sehr dicke Baumriesen vielleicht um die Jahrhunderwende gepflanzt.

    Das hilft nicht wirklich weiter... es könnte alles sein.


    Aber was ist denn da dran? Aha (flache?) Lackporlinge:




    Damit scheints jetzt klar oder? Es sollte Laubholz sein! Pappel könnte doch hinkommen?


    Hm.. sonst steht im gesamten Park keine einzige Pappel.. feucht ist der Untergrund auch nicht sonderlich. Das nährt Zweifel.. und kann die Pappelrinde wirklich so fein abblättern wie ein Croissant? (falls das für euch klar ist vergebt mir, hier gibts wirklich selten Pappeln/Weiden, daher hab ich das nicht im Kopf, aber es kommt mir irgendwie spanisch vor)


    Kurz mal das mobile Phon bemüht: Ganoderma applanatum (und auch adspersum, siehe Antwort @Beli) darf auch selten an Nadelholz gehen... hm... wenn es doch irgendeine exotische Nadelholzart ist?


    Leider ist der Stamm bereits so verwittert dass keine kleineren Ästchen oder gar anhaftende Nadeln mehr vorhanden sind. Dort wo die Rinde fast herunter ist zeigen sich Hallimasch Rhizomorphen (siehe auch Bild 2). Aber das hilft auch nicht weiter, der befällt ja so ziemlich Alles.


    Beim genaueren betrachten der Rinde fand ich diese kleinen schwarzen Punkte. Zufällig habe ich letzte Woche einen Eimer voll Zapfen mikroskopiert auf der (leider bisher erfolglosen) Suche nach Phragmotrichum chailletii. Da waren auch Spaltlippen dabei, die ich für Kiefernnadelspaltlippen/Lophodermium pinastri halte (Beitrag folgt). Die sahen durchaus ähnlich aus, so makroskopisch betrachtet.




    Anscheinend kommen viele Spaltlippenarten gerne auf Kiefern vor... aber längst nicht alle: es gibt auch Laubholzbesiedelnde Arten der Gattung Hysterium/Hysterographium. Schade, wär auch zu einfach gewesen.


    Nachdem ich mir vor Ort zwar zu Laubholz/Pappel tendierte, aber wegen der Blättrigkeit der Rinde nicht 100% sicher war ob es nicht doch eine Art Riesenkiefer sein könnte, habe ich ein kleines Stück Holz mitgenommen in der Hoffnung man könnte diese Frage vielleicht mikroskopisch oder mit irgendeiner Färbung klären.


    Es erinnert mich schon deutlich an Pappelfurnier:




    Ohne großes Wissen über Eigenschaften von Laub und Nadelholz hoffte ich darauf, dass es fundamentale mikroanatomische Unterschiede geben könnte zwischen Laub und Nadelholz. Das wär doch Klasse oder? Einfach unters Mikroskop und der Fall ist klar? Eine Bildersuche bei Mr. Gu-Gl fand leider keine entsprechenden Bilder oder Hinweise wie das zu klären sein könnte.


    Aber die Forumssuche brachte mich zu diesem tollen Artikel von Rada hier. Ich las ihn leider erst nachdem ich ein Präparat angefertigt hatte, aber das Glück ist oft mit den Dummen und mein Stück Holz war offenbar so nass, dass ich meine Rasierklinge nicht zerbrochen habe und auf Anhieb ein recht feines Schnittchen hinbekommen hab.


    quer, 100x, in H20


    längs, 100x, in H20


    Nach der Zeichnung von Thomas/ Bergwald im oben zitierten Beitrag ganz unten (#4) sollte es damit (zerstreutporiges?)Laubholz sein.


    Das ist meine erste mikroskopische Holz- Zuordnung, von daherein bin ich über Korrekturen und Kommentare dankbar.


    Falls das aber wirklich so einfach ist Nadel und Laubholz zu trennen, möchte ich gerne andere Mikroskopeinsteiger ermutigen das in strittigen Fällen auch mal zu probieren. Die Schnitte waren zumindest an meinem nassen Holz nicht schwer und sehen auch ganz hübsch aus.


    * Ps: ein Bisschen habe ich euch auf die Folter gespannt, denn ich hab schon vor Ort gemerkt dass die Becherlinge keine Gyromitra sein können da zu hell, zu brüchig, zu dünnfleischig und äußerlich kleiig- ich würde sie am ehesten im Peziza (zB varia/arvernensis) Dunstkreis vermuten. Aber dazu vielleicht morgen mehr falls ich nochmal zum mikroskopieren komme. Dann werde ich mir auch die Spaltlippen noch vornehmen. Ich bin gespannt.


    So long, Ogni

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Ganoderma applanatum an Fiche ist mir auch schon ein paar Mal begegnet.

    Allerdings: Kann das Substrat nicht einfach Weide sein? Da gibt es auch Arten, bei denen an alten Stämmen die Rinde extrem grobschollig werden kann. Ebenso bei einigen Pappelarten, bei Birken und bei Robinien.



    Lg; Pablo.

  • Servus,

    Zum Baumstamm kann ich leider nicht soviel sagen, diese grobe Rinde kenn ich von Schwarzpappel, aber wenn das eine Parkanlage ist kann das auch was exotisches sein.

    Ich denke das es Laubholz ist, aber das hilft dir ja auch nicht viel.

    Du kannst ja mal mit der Lupe auf eine glatte Schitt/Bruchfläche schauen , wie die Struktur des Holzes ist, damit man zumindest Laub und Nadel unterscheiden kann.

    Auf die will ich später nochmal zurück kommen. (aus der Ferne: Gyromitra ancilis genbonkt oder? =)

    Definitiv keine Gyromitra!


    Grüße

    Felli

    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    ich müsste mal drauf achten, meine mich aber zu erinnern, dieses "blätterteigartige" Aussehen doch eher von Weiden zu kennen. und bei Kiefernarten natürlich, aber ob das bei Pappel so aussehen kann, schaue ich mir demnächst bei einem geeigneten Pappelstamm noch mal genauer an.



    LG; Pablo.

  • Moin Pablo, wenn du das von Weiden kennst wird’s ne Weide sein! Da erhebe ich keinerlei Anspruch auf Pappel und würde mich auch nicht trauen beide anhand der Borke zu trennen, ich musste halt nur irgendwas schreiben;) Ich hatte so ein Blättern nur bisher bei keinem dieser grobberindeten Laubbäume bewusst wahrgenommen.
    Es scheint aber ja wohl möglich zu sein wenn ich die Mikros richtig interpretiert habe?

    Schönen Sonntag! Ogni

  • Grüßeuch, ich mache mal als Kommentar weiter damit man den zeitlichen Verlauf nachvollziehen kann.

    Ich habe mich in den letzten Tagen nochmal eingehender mit dem Holz und seinen Bewohnern beschäftigt.


    Zunächst zu den Bewohnern: die oben erwähnten "Spaltlippen" können möglicherweise doch zur Klärung des Holztypus beitragen:


    Nochmal zur Erinnerung:



    mikroskopisch sah das Ganze dann so aus:




    Aufgrund des mikroskopischen Aspektes ist Hysterium cf pulicare naheliegend. Dieser bzw Hysterium als Gattung soll nur auf Laubholz vorkommen, zumindest habe ich keine anderslautenden Angaben finden können?

    Damit wäre dann wohl doch noch eine Holzbestimmung über die Bewohner möglich, wenn es schon über die Ganodermas nicht möglich ist.


    Nichts desto trotz habe ich mich nochmal eingehender mit der Holzmikroskopie beschäftigt.

    Zum Vergleich habe ich nochmal einen Kiefernast besorgt. Drei Tage in Wasser+ Glycerin eingelegt und mikroskopiert:


    Querschnitte in H20, ca 400x



    Harzkanal



    Hier sieht man deutliche Unterschiede zum oben gezeigten vermuteten Laubholz. Die "Maschen" sind deutlich feiner (vgl 100x vs 400x Vergrößerung) sowie beim Nadelholz (Kiefer) sehr regelmäßig, lediglich im Bereich der Jahresringe kleiner. Zudem finden sich Harzkanäle.


    Nun wollte ich natürich auch noch wissen wie eine angedachte Pappel oder Weide zum Vergleich mikroskopisch aussieht.

    Der Zufall wollte es dass ich sogar eine stehende von Felli vermutete Schwarzpappel fand.







    Und tatsächlich kann auch hier die Rinde blätterteigartig aussehen. Zwar nicht ganz so großflächig wie beim oben gezeigten Stamm, aber vielleicht sind dort die äußeren Schichten einfach schon abgefallen.




    Mikroskopisch war das ganze schon deutlich schwieriger, da ich nur ein bereits sehr verwittertes und auch bereits von Pilzmyzel durchzogenes Holzstück im Bereich eines abgesägten Astes ergattern konnte. Leider zerfiel das gewässerte Holz bereits beim Anblick der Rasierklinge, sodass mir keine guten Bilder gelungen sind.





    Man erkennt doch wie ich finde eine deutliche Ähnlichkeit zu unserem Baumstamm.


    hier mal eine Version in Baumwollblau, 100x (ich könnte mir auch was schwarzes wie zb Tusche? gut vorstellen, habe ich aber leider nicht)



    Das ist selbstverständlich kein Beweis, aber es wäre zumindest denkbar in Addition aller Indizien, dass es sich bei unserem Baumstamm um ein Pappel-oder Weidengewächs handeln könnte.


    Zumindest Laubholz sollte hiermit gesichert sein ==Gnolm7


    Die Erkenntnis für mich ist, dass auch Pappelgewächse abblätternde Rinde haben können. Das hatte ich so noch nie wahrgenommen.


    vielleicht konnte ich ja den ein oder anderen auch für ein nicht-mykologisches Thema erwärmen,

    ich hoffe es hilft weiter falls ihr auch mal in eine ähnliche Situation kommt,


    viele Grüße

    Ogni