3 Mal Waldfreundrübling

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 6.047 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Liebe Pilzfreunde,

    sonst habe ich mir nicht groß Gedanken um die Unterscheidung der Waldfreundrüblinge gemacht, doch gestern nach dem Joggen machte ich meine Dehnübungen direkt über einigen Exemplaren, von denen ich dann einen mitgenommen habe.

    Heute bin ich nach der Arbeit in einer kurzen Regenpause in die Nähe meiner Joggingstrecke gefahren und habe weitere Waldfreundrüblinge gefunden.

    Ich habe (mit dem von gestern) 3 verschiedene mikroskopiert (hauptsächlich die Lamellenschneide), um zu sehen ob es Unterschiede gibt. Nun für mich nicht wirklich, obwohl gerade der zweite Pilz makroskopisch recht anders (viel) heller aussieht. Habe auch Bilder von Cheilozystiden der Waldfreundrüblinge im Netz gesucht, doch da fand ich vieles nicht so ganz eindeutig.

    Pilz 1

    recht dunkle Fruchtkörper mit nur angedeuteten Riefen am Rand und gelbstichige Lamellen. (Kommt auf den Fotos nicht gut rüber.
    Cheilozystiden teils auch korraloid? verzweigt.

    Pilz 2

    ockerlich braune Fruchtkörper mit deutlicherem gerieften Rand und ebenfalls einem Gelbstich in den Lamellen

    Pilz 3

    wieder viel dunkler mit nur angedeuteten Riefen und stark gelben Lamellen


    Letztendlich würde ich alle drei als Gymnopus ocior ansprechen, obwohl ich bei dem zweiten Pilz ohne Mikro wohl eher an Gymnopus dryophilus gedacht hätte. Was meint ihr?

    Liebe Grüße

    Matthias

    Pilz 1

    Pilz 2

    Pilz 3

    linker Fruchtkörper ist Pilz 2

    Und noch eine Blindschleiche, die ich auf dem Weg gefunden habe.

  • Hallo Matthias


    Also 1 und 3 halte ich eindeutig für G. ocior. Die Blindschleiche hast du auch richtig bestimmt (auch mikroskopisch abgesichert?)


    Bei 2 bin ich unschlüssig, ich habe auch schon öfter an den beiden Arten rumexperimentiert aber habe es nicht geschafft mir den richtigen "Blick" für diese unregelmässigen Zystiden anzueignen. Antonin&Noordeloos heben genau die Zystidenform als wesentliches mikroskopisches Merkmal hervor. Für mich ist es aber bei beiden Arten einfach nur ein Wirrwarr.

    Die HDS-Struktur ist wohl auch leicht anders, damit habe ich aber dasselbe Problem.


    Die Farben helfen auch nicht immer weiter:

    - dryophilus kann feucht dunkler sein als helle Exemplare von ocior.

    - ocior kann auch weisse Lamellen haben, dryophilus (alt) auch blassgelbe Lamellen.


    Es kann helfen, wenn du ein Exemplar austrocknen lässt.

    Beide sind hygrophan, aber ich habe den Eindruck dass dryophilus stärker ausblasst, bis creme, während ocior deutlichere Brauntöne behält.

    Ob das immer so ist weiss ich nicht, dazu habe ich es nicht systematisch genug untersucht.


    Gruss Raphael

  • Servus Matthias,


    der erste ist schon sehr dunkel und mir fehlt der warme Rotton von G. ocior. Gymnopus alpinus sieht so aus. Die Sporten wären ein bisserl größer als bei Gymnopus ocior.


    Beim zweiten sehen die Cheilozystiden sehr anch Gymnopus aquosus aus. Mehr keulig, nicht so chaotisch. Auch die Hutfarbe und die frühe Erscheinungszeit würden doch passen. Gymnopus ocior sehe ich da gar nicht. Der ddritte hingegen sieht für mich sehr typisch für Gymnopus ocior aus. Viele Cheilocystiden sind keulig/kopfig wie bei G. aquosus, aber dazwischen sind auch wieder welche, die verzweigt und chaotisch sind. Gymnopus ocior hat gerna auch mal ne blassere Hutmitte, aber zum Hutrand bleibt der dunkle, rotbräunliche Ton. Gymnopus aquosus hingegen ist am Hutrand blasser als in der Hutmitte (ich meine nicht den alleräußersten, hellen Saum, sondern generell Randbereich vs. Hutmitte).


    Gymnopus dryophilus sehe ich bei keinem der drei - die Cheliozystiden passen nicht.


    Ach ja, wie schon geschrieben wurde, blasst Gymnopus ocior am wenigsten aus (kaum hygrophan), Gymnopus alpinus ist gar nicht hygrophan, die anderen der G.-dryophilus-Gruppe blassen beim Trocknen aus.


    Für mich anhand der Datenlage also:

    1. Gymnopus spec.

    2. Gymnopus aquosus

    3. Gymnopus ocior


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Raphael und Christoph,

    ich danke euch beiden, denn durch eure Antworten habe ich viel gelernt. Die Merkmale der Lamellenschneide wirkten auf mich sehr ähnlich, aber nach deinen Erklärungen, Christoph, meine ich jetzt auch, die von dir beschriebenen Unterschiede festzustellen.

    Interessant für mich war auch euer Hinweis auf die Hygrophanität der verschiedenen Arten. Von der ersten Art habe ich nun kein Foto mehr machen können, aber sie behielt auf jeden Fall ihre braune Farbe, was ja dann auf Gymnopus alpinus hindeuten könnte. Die Länge der Sporen dieses Pilzes ging von ca. 5,5-7. (Die meisten aber so um die 6,2-6,3.

    Von den Pilzen 2 und 3 habe ich ein Foto in mehr oder weniger trockenem Zusatnd. Gymnopus ocior ist zwar mittlerweile noch etwas heller geworden, aber die Brauntöne sind weiterhin da.

    Links G. ocior, rechts G. aquosus.

    Um zu sehen, ob ich das Wissen direkt anwenden kann, wollte es das Schicksal, dass ich während einer Arbeitspause direkt auf den nächsten Rübling stieß, den ich nun als Gymnopus aquosus ansprechen würde. Der Farbverlauf des Hutes war im Randbereich heller als im Zentrum. Die Cheilozystiden waren diesmal nicht so zahlreich vorhanden, bestanden aber hauptsächlich aus dieser keulenförmigen und im Apex aufgeblähten Form. Also kein chaotischer verzweigter Aufbau erkennbar.

    Wenn ich hier nun richtig liege, habe ich schon einiges über die Waldfreundrüblingsbestimmung gelernt.:)

    Hier der Pilz von heute:

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Servus Matthias,


    sehr schön, was du wegen der Hygrophaneität zeigst - passt wunderbar. Und ja, dein neuer Waldfreund ist sicher auch Gymnopus aquosus - die Cheilozystiden passen nicht auf G. dryophilus. Achte auch mal auf die Stielbasis / die Farbe des Basalmyzels. Daran kann man Gymnopus aquosus auch oft gut erkennen (direkt im Gelände). Ich spoiler aber nicht, damit du wertneutral die Farbe prüfen kannst.


    Für Gymnopus alpinus sind Sporen bis 7 zu kurz (solltem bis 8,5 µm lang sein). Bis 7 werden sie auch bei G. ocior. Vielleicht ist es doch nur ein aberrant dunkler Gymnopus ocior, wie ja schon vermutet wurde. Ich habe den Farbton nur noch nie so bei dem gesehen und bin daher noch immer etwas skeptisch. Deine typischen G. ocior und G. auqosus hingegen sind m.E. völlig klar.

    Jetzt musst du nur noch den echten G. dryophilus finden. Der kommt aber meist deutlich später, gerne erst im Herbst, auch im Sommer, aber im Frühjahr m.E. nur als große Ausnahme (jedenfalls bei mir ums Eck). Was aber bei mir schon fleißig fruchtet ist Gymnopus hariolorum, aber der ist natürlich eine ganz andere Baustelle und gehört nicht zu den Waldfreunden im engeren Sinn.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    vielen Dank für deine weiteren Anmerkungen. Bei dem Basismyzel von Gymnopus aquosus habe ich aber leider selbst gespoilert, da ich bei dem Vergleich der Merkmale der verschiedenen Waldfreundrüblinge, darauf gestoßen bin, dass es rosa sein soll. Das wusste ich bei dem ersten Fund noch nicht und beim zweiten - da ich kein Messer hatte - habe ich den Pilz nicht richtig aus dem Boden bekommen.
    Also: Die Suche nach dem rosa Basismyzel ist auf jeden Fall eröffnet.:) Ja, Gymnopus dryophilus fehlt noch, und ich muss sagen, dass es Spaß macht, sich mit Arten zu beschäftigen, die eigentlich sehr häufig sind, aber mit denen ich mich noch nicht so richtig beschäftigt habe. (Gymnopus hariolorum habe ich in diesem Jahr bei mir noch nicht gefunden; den meine ich, ganz gut makroskopisch zu erkennen.)

    Tja, und abschließend noch ein kleiner Antiklimax:

    Ich habe nun auch den zweiten Gymnopus aquosus trocknen lassen und der hat nun irgendwie auch eine braune Farbe angenommen. Wird jetzt vielleicht fast zu nerdig, aber ist die Hygrophanität bei G. aquosos nicht immer so stark ausgeprägt????

    Hier das Bild (links G. ocior, Mitte G. aquosus aus dem Startbeitrag, rechts G. aquosus von gestern:

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Hallo,

    Ich hänge mich mal unverschämt hier dran.

    Habe heute auch Gymnopusse gefunden und hätte die eigentlich als G.dryophilus abgeheftet.

    Aber die Diskussion hier hat mich verunsichert - ich weiss gar nichts mehr.

    Sporen 5 bis 6,5 µm lang.

    Beim Trocknen schnell stark ausblassend.

    Was meint Ihr ?

    Grüße

    Norbert




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    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

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  • Hallo Norbert,

    dein Beitrag ist sehr interessant für mich. Ich habe zwar wenig Ahnung, aber ich tue mal so, als ob ich deinen Pilz gefunden und mikroskopiert hätte.

    Deine Cheilos sehen für mich (im Gegensatz zu denen, die ich gefunden habe) im Vergleich recht schlank und teilweise recht verzweigt aus. Außerdem haben sie nicht diesen stark aufgeblähten Kopf, den meine haben.

    Also, wenn ich deinen Pilz gefunden hätte, würde ich ihn jetzt tatsächlich auch G. dryophilus nennen. Bin aber mal gespannt, ob es andere Meinungen gibt.

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Hallo Matthias,

    Diese Aquosa-Gruppe hat der Teufel erfunden um uns zu ärgern.......

    Gruß

    Norbert

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  • Servus Norbert,


    der Deine wäre auch für mich Gymnopus dryophilus. Die dünnen, verzweigten Cheilocystiden, die du herausgequetscht hast, passen gut. Man muss da imemr aufpassen, dass man Basidiolen nahe der Schneide nicht mit den Cheilocystiden verwechselt, weshalb man da passend freiquetschen sollte, was du ja gemacht hast.


    Servus Matthias,


    interessant - vielleicht sind so junge Fruchtkörper noch nicht so stark ausblassend?!


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo zusammen,

    Zitat


    Diese Aquosa-Gruppe hat der Teufel erfunden um uns zu ärgern.......

    :D, ja, manches ist tatsächlich verwirrend.

    Aber danke deinen Ausführungen, Christoph, sehe ich nun etwas klarer, wie die Waldfreunde zu unterscheiden sind.

    Tja, das Farbverhalten meines letzten Pilzes ist tatsächlich komisch. Ich werde mal weiter an der Waldfreundgruppe dranbleiben.

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Hallo zusammen


    Dieser Gymnopus-Thread ist praktisch, da kann ich mich völlig unverschämt mit einer weitere Kollektion reinhängen.

    Gestern am Waldrand neben verschiedenem Gebüsch zwischen Holzresten gefunden. Leider ist es mir nicht geglückt, eine intakte Stielbasis zu extrahieren.



    Sporen bis 7 µm lang.


    Cheilozystiden recht grob lappig


    HDS, teilweise inkrustiert.


    Ich würde jetzt da gerne Gymnopus aquosus dranschreiben. Kommt das hin?

    Für dryophilus sind die mir zu dunkel, für ocior finde ich die Zystiden unpassend.


    Gruss Raphael

  • Hi.


    Ich hänge mich hier mal ran. Muss mit dem Mikro üben.


    Die Bilder sind nicht so super, wegen Regenwetter. Das sind meine Rüblinge, die jungen recht dunkel, die älteren ausgeblasster mit hellem, gerieftem Hutrand:

    Ich habe nur von einem die Stielbasis rausbekommen, da ist das Myzel weiß.




    Nach einer Nacht im Kühlschrank sind einige ausgeblasst, andere nicht. Lamellen bei den jungen weiß, bei älteren gelblich.




    Meine Cheilos sehen am ehesten wie die aus, die hier im Thread bei antoff G. aquosus genannt wurden. Die von Raphael sehen für mich ziemlich anders aus oder wurden die nur mehr zerquetscht?




    Sporen messen kann ich leider noch nicht.

    G. dryophylus habe ich jetzt wegen der Cheilos ausgeschlossen, meine sind irgendwie "keuliger".

    Für G. aquosus passt die Rhizomorphen-Farbe nicht, aber die Cheilos eigentlich ganz gut?


    Ich würde die momentan wohl G. ocior nennen obwohl einige ziemlich hygrophan sind??


    LG.

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  • Hallo Raphael und Schupfnudel,

    das freut mich aber, das mein begonnener Thread so viel Anklang findet.:)

    Ich versuche mal nach dem, wie ich mir bisher nun die Waldfreundrüblinge zurechtgelegt habe, eure Funde einzuordnen. Bin aber gespannt, ob dem so gefolgt wird, oder ich eher Unsinn schreibe.

    Also Raphaels Fund würde ich eigentlich als Gymnopus ocior bezeichnen. Einmal sprechen da die dunklere Hutfarbe und die Cheilos für mich eine Rolle: teilweise dick aufgeblasen, aber auch an Stellen stärker verzweigt.

    Bei Schupfnudels Fund würde ich tatsächlich eher auf Gymnopus aquosus kommen. (trotz des weißen Basalmyzels; das habe ich bisher auch noch nicht gefunden und weiß nicht, ob das wirklich immer so konstant da sein muss.) Die Cheilos wirken recht geordnet und apikal oft aufgeblasen. Tja, die aufbewahrten Fruchtkörper haben sich recht unterschiedlich verfärbt. Stammen denn die Mikrobilder von einem hellen Exemplar????

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Hi Matthias.


    Ich Döspaddel habe den mikroskopierten gar nicht abgelichtet weil der auf dem Schneidebrett lag.


    Der war so mittelbraun. ^^

    Hier der zerpflückte Hut:



    Die jüngeren fangen jetzt auch langsam an auszublassen. Für G. aquosus finde ich die Lamellen bei einigen schon ziemlich gelblich und die Rhizoiden sind eben weiß (wobei da bei Ludwig auch "weißlich, fleisch-ocker bis rosa-orange" steht) auch wenn die Cheilos besser passen als zu G. ocior. :haue:


    LG.

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  • Hallo Schupfnudel,

    ja, die Waldfreundgruppe bleibt irgendwie verwirrend. Mikroskopisch sieht mir dein Fund auch mehr wie G. aquosus aus. Bleibt irgendwie für mich die Frage, wie zwingend das rosa Basismyzel sein muss. Und die Frage, wie gelb die Lamellen bei G. aquosus sein dürfen. Tja, ich finde mittlerweile diese Gruppe auf jeden Fall recht spannend.

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Hallo zusammen, interessanter Thread. Danke Schupfi! Die Gymnopusse haben wohl gerade einen guten Lauf.

    Ich pack mal meine heutigen Funde dazu. Bei denen wäre ich makroskopisch bei Gymnopus ocior. Morgen guck ich mal das Innenleben an.



    pilzforum.eu/attachment/377140/





    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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