Phlyctis argena mit wabenartigen Gelegen

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 6.638 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von KaMaMa.

  • Hallo liebe Pilzler und Flechtler,


    ich möchte heute eine Beobachtung schildern, die ich nicht einordnen kann. Vielleicht kann jemand hier beitragen, die Sache aufzuklären...


    Vor einiger Zeit (Anfang März) habe ich am Stamm eines Laubbaums eine weiße Krustenflechte (Pertusaria spec ?) mit wabenartigen Strukturen im Zentrum aufgenommen. Die Flechte wuchs in relativ großer Höhe, deshalb ist der Bildausschnitt leider nur schwach vergrößert und schräg von unten aufgenommen. Aber ich denke, man erkennt die kleinen, regelmäßigen Waben:

    Naja, da hat die Flechte vielleicht irgendwelche Hinterlassenschaften von einem Insekt überwachsen, dachte ich.


    Heute sehe ich Folgendes an einem weiteren Baumstamm: Die gleiche Flechte mit den gleichen wabenartig angeordneten Strukturen, gerade so, als ob sie zur Flechte gehörten:


    Sollten diese wabenartigen Strukturen Fruchtkörper der Flechte sein?

    Legen gewisse Insekten so ihre Eier bevorzugt auf dieser Art Flechte ab?

    Um was mag es sich hier handeln?

    Hat jemand hier so etwas schon einmal gesehen und kann mir bitte hierzu etwas sagen?

  • Hallo,


    ich hab zwar keine Ahnung von Flechten, aber bei der Bildsuche im internet findest Du eine ganze Menge an Abbildungen wo solche wabenartigen Strukturen zu sehen sind.

    Diese Strukturen scheinen also zur Flechte Pertusaria sp. zu gehören.


    VG Ulla

  • Hallo Ulla,

    vielen Dank fur deine Antwort.

    Ich habe schon jede Menge Flechtenbilder im Internet und in Büchern gesichtet, aber diese Strukturen leider noch nicht entdeckt. Kannst du mir vielleicht ein Beispiel nennen, wo du das gesehen haben könntest, oder wonach du gegoogelt hast?

    VG Martin

  • Hallo Martin,


    google mal nach Pertusaria pustulata, dann kannst du die Apothecien (wabenförmigen Gebilde) nachvollziehen.

    Das ist keine Bestimmung, sondern nur ein Beispiel einer Art die diese Apothecien bildet.

    Da ich mich mit Flechten nicht auskenne, könnten es auch noch andere Arten geben, die gleiche oder ähnliche Apothecien bilden können.

    bei manchen sieht das schon ähnlich aus, hier z.B. BLWG Verspreidingsatlas | Pertusaria corallina - Granietspeldenkussentje

    Auf den Fotos werden keine Apothecien gezeigt, sondern nur Isidien, die diese Korallen-artigen Gebilde zeigen.


    Vielleicht hat Patrick ( nupharlutea ) eine Idee zu der Art.


    VG : Thorben

  • Danke für eure Antworten!


    Bernd, den Vergleich mit der isidösen Pretussaria corallina verstehe ich leider nicht. Ich kann - gerade bei dieser Pertusarie - keinerlei ähnliche Strukturen erkennen.


    Normalerweise sind die Apothecien, wie bei Pertusaria pustulata, doch eher in unterschiedlichen Größen statistisch über den Thallus verteilt, nicht in gleicher Größe und in dichtester Packung angeordnet. Ich habe auf eurer dreier Anregung hin meine alten Aufnahmen durchforstet und stelle fest, dass ich in mindestens zwei anderen Bildern (am gleichen Tag am Standort des ersten Bildes aufgenommen) ähnliche Strukturen, aber nicht so streng angeodnet, finden kann!

    Wahrscheinlich hatte ich Gespenster gesehen, weil die Apothecien so symmetrisch angeordnet waren.


    Ihr habt bestimmt recht mit eurer Annahme, dass es sich einfach um Apothecien, wenn auch ungewöhnlich angeordnete, handelt.


    LG, Martin

  • Guten Morgen,


    ich denke nicht, dass es sich bei den Gebilden um Fruchtkörper handelt und gehe auch nicht davon aus, dass es die Gattung Pertusaria ist. Allein schon die geklumpte Anordnung und die Art der Öffnung spricht für alte Insektengelege. Einige Vertreter bspw. bei den Schmetterlingen passen sich ja ihrer Umgebung an und auch die Gelege werden an einem farblich passenden Untergrund abgelegt um möglichst nicht für Fressfeinde aufzufallen.

    Bei der Flechte selbst würde ich eher in Richtung Phlyctis argena gehen insbesondere auch in Hinblick auf den Fundort und das umgebende Flechtenspektrum auf der ersten Aufnahme, die passen gut zusammen. Da es auch andere ähnlich aussehende Krusten gibt bleibt hier nur eine Vermutung. P. argena besitzt eine gute Bestimmbarkeit mittels Aufträufeln von KOH. Die betroffenen Stellen verfärben sich erst gelb, dann weiter zu rot.


    LG Peter

  • Vielen Dank Peter,


    die Antwort klingt für mich sehr plausibel! Dann sind wohl doch Insekten die Urheber!


    Die Tatsachen, dass manche Schmetterling ihr Gelege an den Untergrund farblich anpassen können, ist spannend und neu für mich. Könntest du eventuell eine/die Schmetterlingsgattung nennen, die solches tut - dann könnte ich ein bissle weiter recherchieren.


    Vielen Dank auch für die Korrektur der Flechtengattung. Das ist gar nicht so einfach, wie man zuerst denkt, und man braucht jede Menge Erfahrung, alleine schon zur Gattungs-Einordnung! Ohje - da viel zu lernen ich noch habe... :gomg:


    LG Martin

  • Hallo Martin, es gibt bei den Schmetterlingen eine Gruppe der "Flechtenbärchen". Die gehörten zu den "Bärchen/Bärenspinner" Arctidae, wohl zumeist wegen des pelzigen Erscheinens von Imago und/oder Raupe. Etwa Arctia caja - der Braune Bär, oder Phragmatobia fuliginosa - der Zimtbär als typisch bärige Vertreter. Die wurden aber in den letzten Jahren bei den Eulenfaltern eingemeindet. Als Flechtenbärchen werden nach aktueller Nomenklatur die Arten des Tribus Lithosiini geführt (siehe Bestimmungshilfe des Lepiforums: Fotouebersicht Lithosiini), ob die jetzt wirklich alle Eier an Flechten ablegen, und wenn ja an welchen, weiß ich nicht. Man kann in der Übersicht beim Lepiforum auch auf Eier umschalten - und kriegt da fast nichts zu sehen, hier gibt es anscheinend eine Wissenslücke. Nach meinem Dafürhalten sind das keine Schmetterlingsreste - aber du kannst natürlich mit Deinen Bildern beim Lepiforum nachfragen, vielleicht kann dort ja jemand was damit anfangen. Ich habe jedenfalls wissentlich noch keine Eier von Flechtenbärchen gesehen.


    LG, Bernd

  • Hallo nochmal,


    Flechtenbären haben ihren Namen davon, dass die Raupen Flechten fressen. Bei einigen Arten überwintern die Raupen zwischen den Flechten. Die Eiablage kann aber auf unterschiedlichen Substraten erfolgen.

    Ein Beispiel für angepasste Eigelege ist der EPS. Die Gelege beim Eichenprozessionsspinner sind farblich sehr gut an die Zeige angepasst an denen sie abgelegt werden (Außer, die Zweige sind mit Grünalgen überwachsen ;) )


    LG Peter

  • Hallo Peter,


    ich werde künftig darauf achten.

    Bisher habe ich neben Schnecken nur diverse Milbenarten, Springschwänze und Pinselfüßer (die waren mir völlig neu) an den Flechten fressen sehen. Aber ich interessiere mich auch noch nicht wirklich lange für das Thema - erst seit dem Spätwinter, da waren die Schmetterlingsraupen vielleicht noch nicht so aktiv ...


    P.S. Weil er so hübsch ist, ein Foto vom Pinselfüßer (an einer Gartenmauer mit leckeren Flechten aufgenommen):


    LG, Martin

  • À propos Flechtenbewohner,


    kann jemand mit diesen Gesellen auf folgenden Bildern etwas anfangen?


    Bild 1


    Bild 2


    Gefunden habe ich diese kleinen Kollegen auf flechtenbewachsenen Ästen, die ich vor ein paar Tagen in die "Ferrero-Feuchtkammer" gelegt hatte. Ich möchte schauen, was passiert und bin auch in der naiven Hoffnung, dass sich vielleicht Schleimpilze darauf zeigen könnten.

    Als ich die rötlichen Objekte auf den Ästen bemerkte, habe ich die Stereolupe geholt, um mir das genauer anzuschauen. Es handelt sich meiner Meinung nach eindeutig um Bilaterier! Das ist zwar recht weit gefasst, aber Schleimpilze scheiden eindeutig aus. :gnichttraurig:

    Sie waren wohl bereits vorher irgendwo unter den Flechten oder Holzrissen versteckt. Während des Beobachtungszeitraum beim Fotografieren haben sie sich aber kein bisschen bewegt. Heute, einen Tag später, ist die Zweier-Konstellation aus Bild 2 nicht mehr vorhanden. Sie bewegen sich wohl also doch! :gpfeiffen:


    Bild 3: Einen Tag später aufgenommen zeigt die "Ferrero-Feuchtkammer". Auf dem mittleren Ast sind die rötlichen Kerlchen (4-5 Stück) zu erkennen.


    Hat jemand eine Idee, wen ich hier mit durchfüttere? Maden? Planarien? Alien-Babies?


    LG, Martin

  • Hallo,

    Sieht aus wie junge Asseln - allerdings sollten da Beinchen und Fühler zu sehen sein.

    Oder ziehen die ihre Glieder immer ein wenn du nahst ?

    Gruß

    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Hallo Norbert, Hallo Peter,


    ich habe vorhin eines der Tierchen vorsichtig umgedreht - das hat ihm überhaupt nicht gefallen!!


    Ziemlich hilflos, auf dem Rücken liegend, hat es kräftig mit dem Körper gepumpt. Die deutlich paarigen, gelben Organe am (hinteren?) Körperende, die von oben gut zu sehen waren, sind auf der Bauchseite so nicht zu sehen. Der rosa Organkranz zeigen auf dieser Körperseite mehr Struktur und bewegt sich heftig im Körper bei jeder Bewegung.

    Der Körper ist schwach segmentiert und beinlos, keine Antennen. Einen richtigen Kopf hat es auch nicht. Und einen Schild scheint es auch nicht zu haben. Es ist stark abgeflacht und recht weich.


    Ein Assel ist es sicher nicht, und an die Schildlaus glaube ich auch nicht so recht.

    Naja, vielleicht verpuppt sich das Tierchen irgenwann und stellt sich dann vor...


    Bauchansicht


    Vermutliches Kopfende


    LG, Martin

  • Hm.....

    Das wird ja richtig interessant.

    Da bin ich mal auf diverse Meinungen gespannt.

    Gruß

    Norbert

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  • Hallo,

    Könnte die Made irgendeines Insektes sein.

    Grüße

    Norbert

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  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Pertusarien mit wabenartigen Fruchtkörpern oder Gelegen?“ zu „Phlyctis argena mit wabenartigen Gelegen“ geändert.
  • Hallo,

    Peter ( Wurzelpeter), und Bernd ( kruenta) !


    heute bin ich wieder einmal über eine Phlycis argena mit "Waben" gestoßen.

    Dieses Mal habe ich sie herausgeschnitten und mitgenommen, um sie mal unter die Lupe zu legen.

    Die Buche möge mir die kleine Rindenwunde verzeihen!

    Bild 1


    Wie man erkennen kann, hattet ihr Recht: Unter der Lupe sieht das Ganze tatsächlich wie ein verlassenes Gelege von Faltern aus, das teilweise von der Flechte überwachsen wurde.

    Man könnte sich jetzt die Frage stellen, was zuerst da war, die Flechte oder das Gelege?

    Wenn es sich um Flechtenbären handeln sollte, wäre die Flechte wohl als erstes da gewesen und hätte den Befall prächtig überlebt. g:-)

    Bild 2


    Bild 3


    In einem der verlassenen Eihüllen befindet sich eine tote Milbe oder ein leeres Milbenhemd.

    Bild 4