Hallo zusammen,
war heute im Raum Neuwied in unterschiedlichen Biotopen unterwegs, welche mir gute Bedingungen für interessante Funde versprachen. Die erste Anlaufstelle sollte eigentlich eine Magerweide werden, aber Pustekuchen, die war komplett elektrisch eingezäunt (Spielverderber).
Über den Zaun konnte ich immerhin auch dort wieder zahlreiche Fruchtkörper von Helvella acetabulum erspähen.
Egal. Also weiter am Randgebiet entlang und in ein angrenzendes Waldstück. Hier gabs schon einmal einiges zu sehen. An einem Standort Calocybe gambosa und E.clypeatum auf einem Haufen.
Auf dem Weg dann erweckte etwas rundes meine Aufmerksamkeit. Wachsen die Trüffel jetzt schon oberirdisch. Pustekuchen. Es handelt sich am Fuße einer Eiche um Gallen - Andricus quercusradicis
Im Schnitt ein ganz übler gasartiger Geruch, puuh, hab ich direkt da gelassen.
Weiter ging es zu einem angrenzenden großen naturnahen Eichen-Buchenmischwald an der Wied. Ein interessantes Biotop mit viel Feuchtigkeit. An einem extrem stark verrottendem Stamm eine Gyromitra? und dazwischen Schildborstlinge (vermutlich an verrottender Buche - muss wohl das Holz mikroskopieren, das war aber kompletter und alter Laubwald). Dachte erst wegen Laubholz an Gyromitra parma. Aber dazu passen die Sporen nicht:
Sporen 17x9 ellipsoid, deutlich warzig ornamentiert, ohne Anhängsel, Operculum amyloid (siehe Bilder). Zerbreche mir morgen nochmals den Kopf.
Die Schildborstlinge habe ich noch nicht mikroskopiert, mir ist jetzt etwas die Zeit davongallopiert. Ich denke aber, dass das Richtung Scutellina citrina gehen kann:
Die kleinen Schwarzen dazwischen sind wohl noch etwas anderes. Auch die müssen noch unters Mikroskop. Zu denen habe ich gar keine Idee. Da war ganz schön was los auf diesem alten Stamm.
Am Waldrand dann noch der Lederbraune Faserling (P.conopilus) und noch mehrere schöne Kollektionen aus der Parasola-Ecke:
Dann ging es noch weiter auf eine alte Brachfläche mit jungen Zitterpappeln. Und hier sollte ich nochmal tolle Funde machen. Hier war einiges zu finden. Übliche Verdächtige wie Acrocybe praecox, verschiedene Risspilze, eine Russula (leider alt und sehr verblasst, deswegen kein Bestimmling) und massenhaft Lorcheln, welche ich als Helvella sulcata ansprechen würde.
Mikroskopie der Risspilze folgt (habe 3 Arten auf der Pirsch entdeckt) ...
Das Beste kam nun aber zum Schluss ...
Ich traute meinen Augen kaum als ich etwas keuliges aus dem Moos ragen sah. Konnte es das sein, was ich dachte ...
Das hatte ich doch schonmal in der Literatur gesehen. Nun aber vorsichtig mit dem Messer graben. Da sollte doch etwas am unteren Ende sein, wenn mich nicht alles täuscht. Ich wurde nicht enttäuscht: Ophiocordyceps gracilis:
Damit hätte ich heut nun wirklich nicht gerechnet. Was habe ich mich gefreut ...
Soo, nun aber erstmal genug. Morgen hänge ich sicher noch ein paar Mikrobilderchen an.
LG Sebastian