Trichterling?

Es gibt 31 Antworten in diesem Thema, welches 5.297 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schupfnudel.

  • Hi.


    Heute habe ich etwas gefunden, das ich nicht so richtig eingeordnet bekomme.

    Ich bin jetzt bei den Trichterlingen unterwegs und meine momentane Vermutung wäre Infundibulicybe costata wegen des gerippten Randes. Aber mir gefällt die Farbe nicht so, sie sind recht winzig und der Geruch ist irgendwie würzig.

    Sie standen zwischen Eibe, Roteiche, Kiefer, Linde im Gras/Moos. 2cm Hutdurchmesser beim größten, knapp 3cm hoch.

    Hutrand bei den jüngeren gerippt, feinsamtig, nicht hygrophan, Stiel längsfaserig.


    Ich gucke mal noch ob die absporen wollen oder noch zu jung sind. Vlt. kann ich dann morgen auch nochmal die Sporen zeigen, falls das hilft.




    KOH 20% ergibt dunkelbraun also positiv wie ich gelesen habe:


    Würdet ihr da zustimmen oder gibt's andere Optionen?


    Danke.


    LG,

    Schupfi.

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo Schupfi


    Das sieht mir schon auch starkt danach aus.


    LG Matthias

    107 Chipse vor APÄ 2022

    ./. 15 Chipse Meldebüah 2022

    + 6 Chipse beinahe Punktlandung

    ./. 10 Chipse Meldebüah APÄ 2023

    = 88 Chipse

    + 3 Chipse weil am nächsten bei 200

    + 3 Chipse Sozial-Phal Hiasls Berührungsängste beim Spitzschuppigen Stachelschirmling

    + 2 Chipse Phor-Pfeld-Phal Teller mit Gulasch kurz vorm Würzigen Tellerling

    ./. 3 Chipse an ipari fürs Aufspüren des brillenwürdigen Phales

    = 93 Chipse



    Ohne den Pilz selbst in der Hand gehabt zu haben, ist eine 100%ige Bestimmung nie möglich. Keine Verzehrfreigabe übers Internet. Die gibt es nur beim Pilzsachverständigen/-berater/-kontrolleur vor Ort.

  • Hallo Eric,


    ich denke auch dass deine Bestimmung passt auch wenn die Farbe nicht so richtig stimmt.


    VG Jörg

  • Hi.


    Vielen Dank euch beiden für die Bestätigung. Das wäre dann ein Erstfund für mich. Ich habe mir die irgendwie viel kräftiger vorgestellt. Den würzigen Geruch tue ich dann als Anomalie ab.


    LG.

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  • Hi.

    GriasDi Schupfi,

    wenn Du einen Mehlgeruch angegeben hättest, hätte ich die für Clitocybe sinopica gehalten.

    An liabn Gruaß,

    Werner

    Ich kann morgen noch mal einen richtig quetschen und schnuppern. Eine minimal mehlige Komponente könnte dabei gewesen sein. Kann C. sinopica denn so einen gerippten Hutrand haben? Über die KOH Reaktion konnte ich auf die schnelle auch nix finden. Ich gucke mir auf jeden Fall morgen mal noch die Sporen an, falls der Pilz was hergibt.


    Lg.

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  • Hallo,


    ich kenne den Kerbrandigen Trichterling Infundibulicybe constata nicht aus Eigenfunden, meine aber, dass dieser schon anders, insbesondere habituell mit weniger kräftigen Stiel daherkommt.

    Du kannst mit deinem neuen Mikro mal schauen ob du in der Hutdeckschicht Inkrustationen findest - zumindest haben die seine Gattungsbrüder I. gibba & squamulosa.

    I. gibba
    HDS x1000(Öl)


    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo,


    Ich möchte auch nicht so recht an I. costata glauben.


    Im Winter habe ich einen experimentellen synoptischen Schlüssel für Clitocybe s.l. gebaut.

    Schön, dass ich den hier ausprobieren darf :)


    Folgende Kandidaten bekomme ich anhand der makroskopsichen Merkmale:


    Infundibulicybe bresadolana:

    Deine Exemplare sind dafür eigentlich blass, ist aber anhand der Fotos schwer zu beurteilen.

    Die Abbildung bei PdS ist gemäss Ludwig I. costata.

    Die Art ist sehr selten, aber das schützt sie nicht davor gefunden zu werden.


    Infundibulicybe squamulosa:

    Bei jungen Exemplaren müssen die Hutschuppen noch nicht so deutlich sein. Das ist für mich im Moment der wahrscheinlichste Kandidat.


    Infundibulicybe costata:

    Aus oben genannten Gründen gefällt mir der nicht so richtig.


    Über die Sporenmasse könnte man mindestens eine der Arten noch ausschliessen.


    Gruss Raphael

  • Hey,


    Karl's Vorschlag wäre noch ein Grund mehr sich die Huthaut anzuschauen, da dieser l. Fungi of Temp. Europe auch Inkrustationen hat.==8

    LG Thiemo

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  • Ach, ich hab ja I. squamulosa vor zwei Jahren auch gefunden. Passt ganz gut, inklusive dem leicht gerippten Rand:



    Die dunklen Pünktchen waren Pflanzensamen.


    Gruss Raphael

  • Hi.


    Die schlechten Neuigkeiten zuerst - der Pilz wollte keinen Sporenabwurf hergeben. Vermutlich war er bereits zu trocken.

    Der Vorschlag von Werner (Bonomyces sinipocus) gefiel mir eigentlich immer besser je mehr ich verglichen habe. Ich hatte letztes Jahr schon mal einen Fund, bei dem der vermutet wurde. Das war zwar nicht der gleiche Standort, aber zumindest im weiteren Radius (1km) war der damals.

    Da passt allerdings die KOH-Reaktion nicht, zumindest steht hier, dass der KOH-negativ sein soll. In meinen Büchern konnte ich dazu aber nix weiteres finden. Und einen gerippten Hutrand konnte ich auch nirgends nachlesen, aber Tricholomopsis schreibt hier, dass das wohl bei mehreren Infundibulicybe Arten auftreten kann. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn man ein makroskopisches Merkmal für kleine, braune Trichterlinge hätte.

    Ich habe nochmal geschnuppert, aber intensiv mehlig ist das nicht, wobei das wohl auch für die anderen Vorschläge suboptimal ist...wie gesagt, frisch roch der relativ würzig, mehlig nehme ich nicht wahr.

    Also nehmen wir B. sinipocus mal raus aus der Verdächtigenliste.


    Ich reiche mal noch ein Handy-Schnittbild nach (die Delle im Hut ist vom KOH):



    Bleiben aber noch ein paar weitere braune Trichterlinge...

    Infundibulicybe gibba - kann einen gerippten Rand haben, soll aber einen süßlichen, bittermandelartigen Geruch haben, den ich nicht wahrnehme. Soll außerdem KOH-negativ sein, also raus

    Infundibulicybe mediterranea: Laut dieser Seite KOH-negativ, also raus

    Clitocybe alkaliviolascens soll mit KOH weinpurpur werden, also raus

    Infundibulicybe glareosa - KOH-negativ, also raus

    Infundibulicybe catinus - KOH negativ glaube ich? Finde nicht viele Infos.




    Unklare KOH-Reaktion:

    Infundibulicybe bresadolana - Flora Agarica Neerlandica schreibt: "slightly darkening to brown (Exsikat)", hier steht auch positiv. Hier steht aber wieder negative KOH-Reaktion?? Soll aber keinen gerippten Hutrand haben.




    Kandidaten:

    Clitocybe splendoides ist laut Ludwig KOH positiv (in dem Paper wird mit 5% KOH getestet und der Reaktion nicht so viel Bedeutung beigemessen, ist das nicht eh zu gering konzentriert?). Da sollen keine Inkrustierungen in der Huthaut sein, aber: im Artikel steht "in my opinion this feature is of lesser importance". ;( Bleibt also erstmal drin.

    Infundibulicybe squamulosa: KOH-positiv passt ("sofort dunkelbraun"). Ludwig schreibt "Geruch: würzig". Das ist mittlerweile auch mein Favorit, aber ich habe ja keine Ahnung. Sandige Böden haben wir hier auch.

    Infundibulicybe costata: KOH-positiv passt. Hutrand passt. Geruch würzig geht wohl hier auch.

    Infundibulicybe meridionalis - KOH-positiv. Gerippter Hutrand hier zu sehen.


    Und da weiß ich noch nicht mal ob da noch andere Clitocybe Sektionen in Frage kommen. Uff. Was für ein furchtbares Ding. Ich versuche mich dann mal an ein paar Mikros...aber erwartet euch nicht zu viel.


    LG.

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  • Hallo,


    I. catinus kann auch raus, ist nach Ludwig KOH-negativ, und hat nie eine so auffallend samtig-filzige Hutoberfläche:


    I. splendoides soll auffallende Gelbtöne haben, würde ich auch rausnehmen.

    I. meridionalis ist (zumindest nach der Original-Beschreibung von Bon) eine mediterrane Art unter Zedern und anderen Nadelbäumen.


    Um I. bresadonala sicher auszuschliessen müsstest du im Präparat wenigstens ein paar wenige Sporen finden.

    Das ist bei Trichterlingen oft sehr schwierig, am ehestens findest du welche wenn du mit Kongorot oder Baumwollblau färbst.


    Ich bleibe beim bisherigen Favorit, Infundibulicybe squamulosa.


    Gruss Raphael

  • Doch, das geht notfalls auch. Mit Melzer wirken die Sporen dann vermutlich nicht glatt, aber ungefähre Masse kriegst du trotzdem hin.

  • So...ich kämpfe mit dem Mikro. Die mitgelieferte Kamera ist glaube ich recht nutzlos in der höchsten Vergrößerung. Man bekommt nur einen winzigen Bildausschnitt, durch den kleinen Sensor.


    Ich bin jetzt auf der Suche nach "Inkrustationen" in 1000x Öl, erstmal nur in Wasser.


    Das hier suche ich, richtig?

    (Thiemos Bild):




    Vielleicht ist das das hier?



    Das hier ist der Mini-Ausschnitt, den die Kamera liefert (da wo oben der Pfeil ist ungefähr).


    Geht das als Inkrustination durch?

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  • Hallo Schupfnudel,

    bei der KOH-Reaktion scheint nicht klar zu sein, was positiv und was negativ ist, da müsste man erstmal in dem entsprechenden Forschungsartikel nachlesen. Nach meinem Verständnis spricht man von positiv, wenn das KOH zu einer qualitativen Farbtonänderung und nicht nur zu einer Verdunkelung/Vertiefung des vorher schon vorhandenen Farbtons führt. Also: das Weinpurpur von C. alkaliviolascens wäre positiv, das Dunkelbraun auf deinem Pilz wäre dagegen nur eine Verdunkelung und damit negativ.

    Zumindest ist das bei den Phlegmacien so: KOH dunkelbraun auf einer hellbraunen Huthaut ist negativ, nicht positiv. KOH blutrot, pink oder grünlich auf der hellbraunen Huthaut ist dagegen positiv.

    Bei den Täublingen ist es noch krasser: Phenol schokoladenbraun auf weißem Täublingsfleisch ist negativ, Eisensulfat blassrosa ist auch negativ, Guajak blaugrün mit Farbumschlag erst nach einer Minute ist auch negativ.

    Es kommt also sehr darauf an, wie der Forschungsautor positiv und negativ definiert.

    Und wegen deiner Bemerkung mit dem "furchtbaren Ding" - das ist doch bei Trichterlingen nichts Neues...^^

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Sehr gut. Dann schmeißen wir I. splendidoides wegen fehlender Gelbtöne und den sichtbaren Inkrustationen definitiv raus. Mediterran wohne ich auch nicht.


    Bleiben also die allseits beliebte I. squamulosa und I. costata. Da finde ich nicht wirklich relevante mikroskopische Unterscheidungsmerkmale. Die Mehrheitsmeinung sieht aber I. squamulosa und von euren Vergelichsbildern her, passt die finde ich auch besser.


    Die Sporen messen kann ich leider nicht, wenn ich noch welche finden würde, da ich noch kein Objektmikrometer habe, aber ohne Abwurf wäre das vermutlich eh wackelig?

    Also kann ich I. bresadolana nicht ganz ausschließen, aber ich würde da jetzt erstmal Infundibulicybe cf. squamulosa dranschreiben, wenn keine Einwände sind.


    Alles ganz schön schwierig so als Mikroskopie-Laie, aber vielen Dank an alle für die tatkräftige Unterstützung! Um das alles zu identifizieren was ich unterm Mikro sehe, werde ich aber noch lange brauchen, denke ich...


    Jetzt liegt hier noch ein Rotfuß, der auch nicht aussporen wollte...mal gucken ob ich da noch eine Spore irgendwo finde.


    LG.

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
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  • Hi!

    Hallo Schupfnudel,

    bei der KOH-Reaktion scheint nicht klar zu sein, was positiv und was negativ ist, da müsste man erstmal in dem entsprechenden Forschungsartikel nachlesen. Nach meinem Verständnis spricht man von positiv, wenn das KOH zu einer qualitativen Farbtonänderung und nicht nur zu einer Verdunkelung/Vertiefung des vorher schon vorhandenen Farbtons führt. Also: das Weinpurpur von C. alkaliviolascens wäre positiv, das Dunkelbraun auf deinem Pilz wäre dagegen negativ.

    Zumindest ist das bei den Phlegmacien so: KOH dunkelbraun auf einer hellbraunen Huthaut ist negativ, nicht positiv. KOH blutrot, pink oder grünlich auf der hellbraunen Huthaut ist dagegen positiv.

    FG

    Oehrling

    Soweit ich das verstanden habe, ist positiv bei der Gruppe überhaupt eine Farbänderung. Oben in dem einen Link war das zusammengefasst:


    "Hier ist eine schematische Darstellung der Reaktionen dieser Gruppe ähnlicher Clitocybe auf NaOH .
    C. gibba : gelblich, neutral.
    C. costata : positiv, aber nicht konstant.
    C. bresadolana : stark, braun.
    C. squamulosa : stark, braun.
    C. alkaliviolascens : starkes, weiniges Purpur."


    Ludwig schreibt bei brauner KOH-Reaktion auch positiv.


    LG.

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  • Jetzt liegt hier noch ein Rotfuß, der auch nicht aussporen wollte...mal gucken ob ich da noch eine Spore irgendwo finde.

    Hi Schupfi,


    bei den Rotfüßen ist es vor allem sinnvoll einen Längsschnitt zu machen und dann die Verfärbungen zu beurteilen. Als Referenz kann man da den Kibby hernehmen. Sporen angucken macht eher weniger Sinn.


    Zum Trichterling könnte vielleicht Peter Specht ( Loona) was beitragen.


    Beste Grüße

    Harald

  • O. K., ich werde dieses Jahr KOH mal bei Trichterlingen austesten, um mir ein Bild zu machen. Welches soll man da nehmen? Ich hätte 3 %, 20 % und 30 % da.

    Ludwig schreibt bei brauner KOH-Reaktion auch positiv.

    Eine braune KOH-Reaktion kann ja auch durchaus positiv sein. Aber wenn der Hut des Pilzes vorher schon braun war, wohl eher nicht.

    FG

    Oehrling

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