Hallo zusammen,
bei Inzidenzen um 30 kehrt die Normalität allmählich zurück und so fanden sich 22 gut gelaunte Pilzbegeisterte der ThAM (Thüringer Arbeitsgemeinschaft Mykologie) gestern zu der lange geplanten Exkursion ins Gebiet um Pößneck im Saale-Orla-Kreis zusammen. Bei den gegenwärtigen Regenfällen ist es schwer vorstellbar, dass sich die Pilze nach ihrem üppigen Frühjahrswachstum schon wieder rar gemacht haben. Aber die letzte Woche war leider warm und trocken. Trotzdem, ein bisschen was geht immer und so war die gemeinsame Pilzpirsch auch diesmal ein Erfolg.
Für die Regenresistenten unter den Pilzfreunden gab es einen zweiten Exkursionsteil ins benachbarte Orchideengebiet. Hier gab es echte Raritäten zu bestaunen und der Dank aller gilt Stefan Born, der die Vorbereitung und Exkursionsleitung übernommen hatte.
Die Gruppe traf sich in Ludwigshof.
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Von Ludwigshof ging's dann in die Griebse.
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Stefan Born erklärt das Exkursionsgebiet um den Wernburger Bach
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Mein erstes persönliches Highlight war die Gewöhnliche Schuppenwurz - Lathraea squamaria.
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An mehreren Stellen fand sich dieser resupinate Pilz. Er wurde anfangs irrtümlich für den Angebrannten Rauchporling - Bjerkandera adusta gehalten, entpuppte sich jedoch als Konidienform des Brandkrustenpilzes - Hypoxylon deustum.
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Gut, den Brandkrustenpilz zu kennen, ist er doch von Forstleuten gefürchtet. Aus dem anfangs grau-weißen mit Konidien staubenden Pilz wird später eine schwarze krustige Schale.
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Konidiensporen des Brandkrustenpilzes
Ein Prachtexemplar des Schwefelporlings
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Ein flüchtiger Blick und schon hat Ulla lamproderma messerscharf erkannt, dass es sich hier um den Geweihförmigen Schleimpilz - Ceratiomyxa fruticulosa handelt.
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Um in diesem grauen Belag Diderma spumarioides zu erkennen, benutze Ulla immerhin eine Lupe.
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Bislang noch namenlose Becher edit: dank Gunnar haben sie jetzt einen Namen: Paraphyse-Napfbecherlinge - Tarcetta spurcata. Mir ist beim Anschauen der Mikrobilder aufgefallen, dass die Paraphen tatsächlich besonders fein sind. Ein passender Name also.
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Ebenso bleibt es hier erst einmal beim Gattungsnamen - Lorcheln
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Das ist ein didaktisches Bild, habe ich bei dieser Exkursion gelernt. Mit Manipulation hat es absolut nichts zu tun, wenn Lorcheln und Becherlinge plötzlich unmittelbar nebeneinander wachsen.
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Eine Mumie der Hochgerippten Lorchel - für die meisten uninteressant, für mich immerhin ein Erstfund.
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Auch hier schon eine erste Orchidee - das Bleiche Waldvöglein - Cephalanthera damasonium
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Zwei Pilzfreundinnen bei der Begutachtung einer Mumie eines Schuppigen Porlings - Cerioporus squamosus
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Dieselbe Art in jünger.
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Der Blick nach oben macht klar, dass es bald ungemütlich werden wird.
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Ein schöner Fund war auch diese Sommertrüffel - Tuber aestivum
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Hier eine Auswahl aus der Fundliste
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Und dann kam der Regen mit Donner und Blitz - und ein großer Feuersalamander und der größte Teil des Exkursionsteams begab sich auf den Heimweg.
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Da Donner und Blitz bald abgezogen waren, musste nur noch dem Regen getrotzt werden. Also ging's doch noch ins Orchideengebiet.
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Die Bocks-Riemenzunge - (Himantoglossum hircinum)
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Ein Detail der Bocks-Riemenzunge - (Himantoglossum hircinum)
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Ein außergewöhnlich großer Strauß der Fliegenragwurz - Ophrys insectifera.
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Ein Detail der Fliegenragwurz - Ophrys insectifera
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Ein besonderes Gras ist dieses Echte Federgras - Stipa pennata. Leider ist es nur noch in sehr wenigen Exemplaren zu finden.
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Pilze gab erfreulicherweise auch in diesem Naturschutzgebiet - Weitlöchriger Stielporling - Lentinus arcularius
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von unten
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Stielboviste - wahrscheinlich der Zitzenstielbovist
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Bläulinge beim Versuch zu trocknen.
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Für Menschen, die sonst nicht in kalkhaltigen Gebieten unterwegs sind, gab es unbekannte Pflanzenschätze in Hülle und Fülle.
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Wenn alle suchen, gibts sicher noch mehr zu finden.
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Das Beste zum Schluss. Zwei sehr seltene Orchideenarten, die in Thüringen nur in Einzelexemplaren vorhanden sind. Zuerst das Ohnhorn-Knabenkraut - Orchis anthropophora
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Detail vom Ohnhorn-Knabenkraut - Orchis anthropophora
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Und zum Abschluss das seltene Dreizähniges Knabenkraut - Neotinea tridentata
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Bevor den letzten Unverdrossenen der kleinen Gruppe Schwimmhäute an den völlig durchweichten Beinkleidern wuchsen, begaben sie sich zufrieden und mit unvergesslichen Eindrücken auf den Heimweg. Danke, lieber Stefan dass du dieses schöne Erlebnis möglich gemacht hast!
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Etliche Fotos haben Jochen, Andreas und Uschi beigesteuert.