Mycena pelianthina mit starkem Fliedergeruch

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.854 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mirauncorzo.

  • Hallo liebe Foris,


    gestern in einem Kalk-Buchen-Mischwald in der Nähe von Hannover bin ich auf etwas blässliche "Rettichhelmlinge" gestoßen, die ich mir sonst gar nicht so genau anschaue. Aber irgendwas hat mich geritten, einen zu entnehmen. Dann sind mir die etwas kräftigen Lamellen aufgefallen und ich habe leider auch noch dran geschnuppert: süßlich, fliederähnlich ==stinker. Die genauere Betrachtung der Lamellen ergab jetzt zusätzlich noch violette Lamellenschneiden. Interessant dachte ich, müsste mit dieser Merkmalskombi eigentlich einfach sein. Das hat mir jetzt den Abend verdorben, denn in meiner Literatur gibt es einen solchen Helmling nicht. Oberflächlich recherchiert komme ich über den Geruch zu M. diosma, der aber keine solchen Schneiden hat. Es gibt ja scheinbar ein paar Arten mit violetten Schneiden, aber M. pelianthina fiel gleich ins Auge. Der wird aber generell mit Rettichgeruch beschrieben, nie mit Flieder oder Süße.


    Ich habe mir jetzt die Mühe gemacht, mit Gröger durchzuschlüsseln und komme unweigerlich wieder bei M. pelianthina an. Etwas anderes kommt da mit Gröger m.E. nicht in Frage, außer ich interpretiere die aufgerufenen Merkmale grob falsch (möglich). Aber: GERUCH NACH FLIEDER.


    Existiert sowas überhaupt? Ich habe mich nicht allein auf meine Nase verlassen wollen und noch zwei nicht pilzaffine Leute schnüffeln lassen, die beide Flieder erschnüffelte (und zwar exakt "Flieder"!). Die Geschmacksprobe ergibt übrigens....... tadaa Überraschung: Rettich ==zucken



    Gut sichtbar: Pleurozystiden vorhanden und farbig (M. capppilaripes spärlich, farblos)


    Cheilozystiden haben gelegentlich, aber nicht häufig fadenartige Auswüchse, teils ziemlich lang.


    Die Huthaut enthält birnen/blasen-förmige Zellen (das sind Pileozystiden, richtig?) mit sehr seltenen kleinen Auswüchsen



    Die Sporenmaße sind:

    (6.5) 6.9 - 8.3 (9.1) × (3.2) 3.23 - 3.9 (4.0) µm

    Q = (1.8) 2.0 - 2.3 (2.4) ; N = 21

    Me = 7.6 × 3.6 µm ; Qe = 2.1


    Hat jemand von euch eine Erklärung für mich, wie es zu dieser seltsamen "Geruchsvarietät" kommen könnte?


    Grüße


    Lukas

  • GriasDi Lukas,

    M. pelianthina ist in unseren Buchenwäldern südlich Münchens auf den Jungmoränen natürlich sehr häufig. Ich hab keine Zweifel, dass Dein Fund M. pelianthina ist. Ich hab so einen süßen Geruch noch nicht festgestellt, da die Art aber makroskopisch so eindeutig ist, riech ich da auch nicht immer dran.

    Der von Dir ins Spiel gebrachte M. capillaripes ist eine ganz andere Baustelle.

    Das ist ein unauffälliger, bräunlicher, feucht stark geriefter Schwimmbadhelmling in der Kiefernnadelstreu mit zart rosalich überhauchten Schneiden. Die Art kenn ich gut aus den Kiefernmischwäldern um Bamberg. Er kommt als erster Helmling im Herbst nach der Sommertrockenheit gesellig in der Kiefernstreu und ist schon wieder verschwunden, wenn die Zeit für M. zephirus kommt.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Werner,

    capillaripes habe ich genannt, weil der im Schlüssel ziemlich nahe steht. Ich kenne den leider nicht.

    Vielleicht möchtest du deine nächsten Funde von pelianthina aber mal intensiver beschnuppern?


    Grüße

    Lukas

  • Das werd ich machen, Lukas.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Lukas, hab ich mich gefreut, als ich diesen Beitrag entdeckt habe. Am Wochenende habe ich nämlich die exakt gleiche Erfahrung gemacht. Ich musste bei dem blumigen Geruch an den Weißen Büschelrasling denken. Die Fliederassoziation kann ich aber auch gut nachvollziehen. Die Lamellenscheiden passen nur zu M. pelianthina; der Geruch, wenn dann nur zu M. diosma. Den hatte ich aber selbst noch nicht in den Händen. Irgendwas scheint da nicht zu stimmen.


    LG Phillip