Zwei kleine Ausflüge

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 3.628 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen


    Diese Woche habe ich noch zwei kleine Abendrunden gemacht, viele Pilze gibt es nicht, aber es sind spannende Sachen dabei.


    Am Dienstag war ich in einem sonnenexponierten Flaumeichenwald. Der ist normalerweise im Sommer dermassen ausgetrocknet, dass dort sicher kein Pilz wächst.

    Aber dank des herrlichen gewittrigen Wetters gab es folgendes:




    Dann noch ein kniffliger Täubling, den ich nicht zu 100% sicher bestimmt habe. Ich denke es ist aber folgender.

    Bestimmt nach Moser, im Sarnari nur erwähnt, die Darstellung bei Marxmüller passt hingegen sehr gut.

    Einzig störendes Element ist das Sporenpulver, das bei mir etwas zu hell ist.

    Äusserlich an R. fellea erinnernd. Ist aber mild, Geruch schwach fruchtig. KOH negativ, Eisensulfat im Fleisch blassgrau.

    Im Schnitt und bei Berührung keine Farbveränderungen.

    Sporen rundlich, sehr gross, im Schnitt über 10 µm lang, manche bis 12.5x10 µm, isoliert warzig.

    In der HDS nichts inkrustiert.



    Gestern war ich dann mal wieder in "meinem" Bruchwald. Neben dem Risspilz, den mir Ditte dankenswerterweise schon bestimmt hat, gab es da noch folgendes:


    Zwei Lorcheln, nämlich:


    Die zweite Lorchel ist etwas schwieriger. Im BMG-Forum habe ich eine entsprechende Diskussion gründlich studiert.

    Ich meine, dass es Helvella oblongispora ist. Dafür sprechen der kaum dunkle Rand und das nicht pigmentierte Excipulum.

    Vielleicht weiss Tricholomopsis , ob das stimmen kann?

    Die Lorchel wuchs dort in hunderten Exemplaren, ich wusste nicht wo ich hintreten kann.


    Dann zwei Trichterlinge, wie in der Gattung üblich steht die Bestimmung auf etwas wackligen Beinen.



    Dann noch ein junger Porling, den ich nach etwa 30 Minuten aus Verzweiflung mitnahm weil ich bis dahin nichts gefunden hatte.

    Mein Kühlschrank ist jetzt schon wieder voll von dem heutigen Ausflug, darum werde ich dem nicht mehr viel Zeit widmen.

    Er ist wohl zu jung um Sporen zu bilden, aber vielleicht kann ihm ja trotzdem jemand einen Namen geben.

    Er wuchs in der Krone einer umgestürzten Kiefer.


    Viele Grüsse

    Raphael

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Raphael!


    Wenn du den Porlingsfruchtkörper mitgenommen hast: Kannst du den mal durchschneiden, die Konsistenz etwas beschreiben und mal neben eine Skala legen, daß man Größe der Fruchtkörper und der Poren abschätzen kann?
    Mich erinnert der einigermaßen an Antrodia ramentacea (= Cartilosoma ramentacea), nur daß die fruchtkörper mir auf diesem Bild etwas arg klotzig dafür wirken.


    Interessant auch: Bei dir wachsen Leucopaxillus compactus und Lactarius zonarius auch vergesellschaftet?
    So eine Stelle gibt es hier auch. Muss ich also dringend mal hin die Tage, ob die beiden schon da sind. Wobei zumindest L. compactus nur alle 2-3 Jahre Fruchtkörper bildet.



    Lg; Pablo.

  • Hallo Pablo


    Zu Befehl... hier das Schnittbild. Das Fleisch ist recht weich und faserig, es lässt sich leicht in 90° zu den Poren aufbrechen.

    Die Poren sind ca. 10mm lang. Für A. ramentacea scheinen sie mir aber deutlich zu fein zu sein.



    Mit Leucopaxillus compactus und Lactarius zonarius im Doppelpack habe ich noch keine Erfahrungswerte.

    Der Milchling war ein Perser für mich, Eichenwälder sind hier sehr rar. Diese Flaumeichenwälder sind normalerweise im Sommer etwa so feucht wie die Wüste Sahara.

    "Normale" Eichen wie ihr sie kennt gibt es hier gar nicht.


    Gruss Raphael

    • Offizieller Beitrag

    Moin, Raphael!


    In der Tat, Antrodia ramentacea kann man jetzt ausschließen. :thumbup:

    Mit der beschriebenen Konsistenz könnte das auch eher ein Saftporling (Postia s.l. / Oligoporus s.l.) sein als eine Antrodia; die beiden Gattungen (beide im weiteren Sinne gefasst) sind allerdings jeweils sehr komplex und artenreich. Die Fruchtkörper scheinen ja auch nicht erkennbar zu verfärben, was zwar schon wieder manche Arten ausschließt, letztlich bleibt aber für eine Bestimmung nur der Blick durchs Mikroskop (Hyphenstruktur, Schnallen & Zystiden ja/nein, Sporenform und -größe).


    Die Dreifarbigen und die Zonenmilchlinge wohnen bei mir in einem kleinen, wärmebegünstigten Waldstück auf trockenem, sandigem Boden (wohl mineralisch - basische Sandablagerung) in einer Pflanzung von Roteichen, einer heimischen Eichenart und Rotbuchen. An der Stelle kommen auch einige kalkliebende Risspilze vor (e.g. erubescens, bresadolae). Erstaunlicherweise kommt der Krempenritterling alle paar Jahre in Massen, begleitet von massenhaft Zonenmilchlingen. In den Jahren, in denen der krempenritterling ausbleibt, erscheinen auch nur wenige Zonenmilchlinge (aber immerhin einige).












    LG, Pablo.