Schleimpilz-Ausbeute der letzten Wochen

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.805 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von lamproderma.

  • Hallo Schleimi-Fans,


    Schleimpilze sind ja gerade in alle Munde, auch hier gibt es sie gerade in Mengen. Daher hier eine kleine Auswahl dessen, was ich in letzter Zeit gefunden habe.


    Der Geweihförmige Schleimpilz, Ceratiomyxa fruticulosa ist ja derzeit überall zu finden. In der Vergrößerung immer sehr schön anzusehen:


    Habe nun erstmals sowas unters Mikroskop gelegt, in extremer Vergrößerung von mindestens 100-fach sieht er immer faszinierender aus:


    Sporen:


    An Stümpfen wie diesem fand sich einiges:


    Vom Stumpf oben stammen die folgenden beiden Arten.


    Cribraria sp (keine rufa, wie zunächst gedacht, evtl C. vulgaris, danke an Ulla für die Korrektur) war hier am Start:


    Ebenso Physarum citrinum, doch nicht viride, danke Ulla.

    P. viride hab ich vor einiger Zeit schon öfters gesehen, die Funde waren dichter und feiner mit gelbem Kalk besetzt, ich schlüsselte den aber zunächst auch als viride (Sporen 7-9µm):


    Stemonitis-Arten sind auch immer sehr gute Fotomotive. Bestimmen lassen sie sich aber ohne Mikro kaum sicher.

    Hier Stemonitis axifera. Beim dunkleren Fund hätte ich makroskopisch auf fusca getippt, aber der war nur etwas jünger als die erste axifera (rechts auch ein weniger dunkles Exemplar). Mikroskopisch alles 1:1 identisch.


    Stemonitis fusca hat mikroskopisch bei den Sporen etwas mehr zu bieten:


    Und am Schluss mit Enerthenema papillatum eine sehr schöne, aber auch sehr kleine Art. Scheint alles andere als selten zu sein. Der wird natürlich bei der Größe gerne übersehen:


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Mreul ()

  • Hallo Matthias,


    das sind tolle Aufnahmen. Vor allem bei den Fotos von Enerthenema papillatum interessiert mich, mit welchem Objektiv und welcher Kamera die Aufnahmen entstanden sind. Kannst du das bitte mal schreiben?


    Danke Timm

  • Hallo Matthias, geniale Fotos von faszinierenden Lebewesen zeigst du uns! Die anzuschauen war ein Genuss. Danke:daumen:

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo zusammen,


    freut mich, dass die Bilder gefallen. :)


    Hallo Timm,


    Enerthenema ist am Mikroskop fotografiert (Zeiss Axio Lab A1 mit daran mittels T2-Adapter montierter Canon EOS 100D). An Makroobjektiven hab ich nur das Canon EFS 60mm, damit sind solche Aufnahmen aber natürlich unmöglich. Bei solchen Vergrößerungen greif ich lieber zum Mikroskop. Stemonitis und das erste Foto der Ceratiomyxa sind vor Ort mit dem Makroobjektiv gemacht, der Rest alles am Mikro, beleuchtet von einer Halogen-Schreibtischlampe.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,


    vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich wusste nicht, das man mit einem Mikroskop solche Aufnahmen erzielen kann. Da habe ich mal was zum Nachdenken...

  • Hallo Timm,


    natürlich muss man bei den Aufnahmen am Mikro dann noch mit Photoshop oder so nacharbeiten, vermutlich gerade bei 100-fach deutlich mehr als man es mit einem Lupenobjektiv müsste. In dem Fall von zweiten Enerthenema-Bild oben hab ich einige Sensorstaub- und Stackartifakte im Hintergrund entfernt, das sah erst nicht so toll aus. Bei Rest ist aber eigentlich nur ne Tonwertkorrektur drüber gelaufen.

    Ich mag das so trotzdem lieber, da hab ich keine nennenswerte Verwacklungsgefahr und brauche vor Ort nicht so lange, weil keinen Objektivwechsel bei diversen Motiven und kein riesiges stabiles Stativ nötig ist.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,

    das sind ja wirklich tolle Fotos, ganz spitzenmäßig!

    Bei Deinen Bestimmungen muß ich aber leider bei zwei Arten Zweifel anmelden:

    Deine Cribraria ist keine C. rufa, da C. rufa keine Netzknoten hat, sondern das Netz ist recht großmaschig und die Maschenwinkel sind nur leicht erweitert. Außerdem ist die Farbe von C. rufa mehr orange und die Einzelfruchtkörper sind nicht so rundlich sondern mehr eiförmig.

    Dein Fund hat definierte Netzknoten, die aber recht uneinheitlich sind, der Kelch ist längsrunzlich, leider sieht man aber den Rand nicht. Ich tippe auf C. vulgaris, vergleich doch mal damit.

    Das Physarum viride ist meiner Meinung auch keines. P. viride hat zumeist den Habitus von P. album, also mit langem dünnen Stiel und nickendem Köpfchen und ist auch viel zarter. Die Kalkknoten im Capillitium sind bei viride auch mehr länglich, nicht so rund wie bei Deinem Fund.

    Ich würde die Art für P. citrinum halten. Deine Sporenmaße liegen im unteren Randbereich für P. citrinum (8-9,5um). Sonst passen aber die vor allem rundlichen gelben Kalkknoten, die Sporenskulptur (warzig mit dunkleren Warzengruppen) und die stabileren Fruchtkörper.


    LG Ulla

  • Hallo Ulla,


    danke sehr für die Hinweise. Bei Physarum hatte ich ja schon Zweifel, habe 3x geschlüsselt, muss da irgendwo falsch abgeboben sein, da schaue ich morgen mal wo genau es hakte. Scheint ja dann sogar was selteneres als viride zu sein. Nach schnellem Vergleich im Netz passt citrinum exzellent.


    Cribraria vulgaris kenne ich gar nicht, ich hab das mit einem älteren Fund von mir verglichen, der dann auch schon nicht stimmte. Da war ich mir bei der Farbbezeichnung auch nicht sicher unter welchem Punkt der zu finden ist. Schaue ich auch demnächst nochmal nach.


    Vielen Dank nochmal,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hi Ulla, hallo auch an alle anderen,


    habe mich nochmal mit der Bestimmung beschäftigt und diesmal auch genauere Sporenmaße ermittelt (n >20, auf ca. 0,1 µm genau, soweit eben möglich):

    Physarum citrinum ist klar: (7,5)8-9,2(9,4) µm. Da bin ich im Schlüssel an der Stelle "Stiel kalkfrei" falsch abgebogen, da ich an der Oberfläche meinte da wäre keiner, aber das wäre dann wohl nur im Mikro klar zu sehen gewesen, jetzt wo ich es weiß sehen die auch etwas verkrustet aus, was dann vom Kalk kommen wird.


    Die Cribraria ist komplizierter, Sporen (7)7,3-7,8(8) µm. Hier bin ich an manchen Stellen im Schlüssel unsicher wie was zu interpretieren oder zu benennen ist, alleine farblich hätte ich das als "orangebraun" durchgehen lassen, aber müsste offenbar dann unter "gelb, gelbbraun, ocker, braun oder olivbraun" abbiegen, also braun/ocker wäre dann hier richtig. Ich hab leider kein Foto vom Becherrand, aber der war ausgefranst, also nicht so scharf glatt begrenzt wie es z.B. bei C. persoonii sein sollte. Kann auch nicht mehr nachsehen, hatte die zu lange feucht, dann entwickelte sich ein Befall dran, drum hab ich nix aufgehoben. Naja, das bleibt dann mal bei cf vulgaris und nächstes Mal schau ich besser hin. Wenn es meine Zeit irgendwie zulässt, will ich mal wieder tiefer in die Schleimis einsteigen, da werd ich dann sicher noch ein bisschen was zu fragen haben, gerade bei Cribraria. ;)


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Lieber Matthias,

    schön, dass Du die P. citrinum bestätigen kannst.:gbravo:

    Cribraria ist zwar eine sehr hübsche Gattung, aber die gelben, braunen sind wirklich "sau"-schwer. Da habe ich auch immer meine Probleme mit der Farbdefinition. Dann ist es auch oft schwer die Netzknoten einzuordnen, sind sie 2- oder 3-dimensional, man muß den Becher genau untersuchen, wie ist die Granulation, quer- oder längsrunzlich, wie der Rand beschaffen.

    Leider führen die Sporen meist auch nicht viel weiter.

    Und das größte Problem ist, dass man oft die Fruchtkörper nicht in optimalem Reifezustand findet, entweder noch unreif oder schon überreif und dann nur noch Kelche zu sehen oder oft schon schimmlig.

    Deine zuerst vermutete Art C. rufa ist da noch relativ leicht und gut kenntlich, aber die anderen ...:gkopfkratz::gkopfkratz::gkopfkratz:


    LG Ulla