Gelber Netzstieliger Hexenröhrling?

Es gibt 35 Antworten in diesem Thema, welches 10.633 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pulchrotinctus.

  • Servus zusammen, unglaublich wie hier gerade alles explodiert, obwohl ich kaum Zeit habe raus zugehen, finde ich doch fast täglich irgendwas an der Bushalte oder im Hinterhof. Den habe ich gerade am Raucherplatz unter Eiche gefunden. Oder er mich, so quitschegelb wie er daherstrahlt. Zuerst dachte ich an was "besseres" wegen dem leicht rosa behauchten Hut des rechten. Aber aufgrund Netz und heftigen Blauens vermute ich doch nur eine etwas gelb geratene Netzhexe? oder geht das noch als Normalversion durch? bis ich ihn berührt hab war er tatsächlich komlpett gelb von Kopf bis Fuß, inklusive Röhren... aber ehrlicherweise hatte noch nicht so viele Hexen, auch wenn sie wohl anderswo Massenpilze sind...






    Viele Grüße und ein schönes Wochenende

    Ingo

  • Hi.


    Ich finde das ist schon was besseres, weil so würde ich mir die gelbe Version von der Nexe vorstellen vor allem da der junge ja auch so schön gelb ist und nicht einfach durchs Alter entfärbt scheint. S. luridus f. primulicolor müsste der dann in Schlau heißen.


    Ist mir noch nicht über den Weg gelaufen, schöner Fund.


    LG,

    Schupfi

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  • Servus Schupfi, oha toll! dann gibts von der Netzhexe doch auch eine gelbe Form. Ich habe vorhin alle meine Bücher durchforstet und nur die gelbe Form des Flockis gefunden. In jedem Fall ein sehr schöner Pilz. Zumindest solange bis ich ihn berührt habe... ;( auch den blauen Strich auf dem rechten hab ich verursacht als ich ein bissl die Blätter weggeschoben hab um den Stiel besser zu sehen.


    vor allem da der junge ja auch so schön gelb ist und nicht einfach durchs Alter entfärbt scheint

    da war noch ein kleinerer links von den beiden der auch komplett gelb war. Zumindest den hab ich unberührt stehen lassen damit sich noch andere daran erfreuen können :)

  • Hallo ogni volta,

    auf Foto 3 meine ich eine Bataille-Linie zu erkennen (?), das würde (!) dann für Suillellus sprechen.

    Es ist auf jeden Fall richtig, so etwas nicht einfach als Netzi abzutun, sondern zu forschen. Die Farbe ist schon sehr ungewöhnlich für den Netzi, aber auch das Blauverhalten finde ich seltsam.

    FG

    Oehrling

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  • ogni volta

    Hat den Titel des Themas von „Suillellus luridus?“ zu „Gelber Netzstieliger Hexenröhrling?“ geändert.
  • In der Mittagspause war ich gerade nochmal da, der Röhrenboden ist gelb. Eine Bataille Linie iS. einer roten oder braunen Linie zwischen Röhren und Hut ist nicht vorhanden. Leider blaut er so schnell dass es kaum fotografisch festzuhalten ist.




    der Stiel hat jedoch über Nacht gerötet.


    noch ein Bild des jungen noch stehenden FK.


    Auch ohne Bataille Line glaub ich am ehesten an einen Suillellus. Ich hätte vermutet dass er einfach keine roten Pigmente bilden kann, was aber durch das heutige Röten am Stiel widerlegt ist.
    LG Ingo

  • Hallo,


    sehr cooler Fund! Habe ich auch noch nie gesehen. Die gelbe Form vom Flocki kenne ich, die ist farblich praktisch identisch. Also ich würde schon denken, dass das eine Albinoform vom Netzstieligen ist, dem rote und braune Pigmente fehlen.

    Dass er rötet hat da nicht viel zu bedeuten, denn das können ja ganz andere Pigmente sein - MÜSSEN eigentlich andere sein, denn die normalen roten werden ja beim Wachstum schon gebildet und kommen nicht später dazu. Also in Deinem Fall scheint das eher eine rote Oxidation zu sein oder sowas.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Darf ich vielleicht mal noch Suillellus poikilochromus ins Rennen werfen? (edit: hier war ich nicht aktuell, der heißt jetzt Cupreoboletus poikilochromus. Danke, Beorn!) Bei Bild 4 kam mir dieser Gedanke. Ist zwar eine oft etwas dunklere und ziemlich wärmeliebende Art, aber z.B. in Michal Miksics tollem Boleten-Bildband tauchen dort auch mehrere gelbe Formen auf, die Deinem Exemplar z.T. sehr ähneln. (Auch mit dem auffälligen Rosaton.) Ein Exemplar, das ich vor einigen Jahren gefunden hatte, wurde als solcher bestimmt. Er kam in einer leicht dunkleren Hutform daher, aber ansonsten war er Deinem sehr vergleichbar (Fund vom 22.7.2017 unter Eiche in Bergisch Gladbach, leider kann ich die Fotos grad nicht finden.) Die erst gelben, später leicht rostig anlaufenden Röhren, das starke Blau-schwärzen ohne rötliche Töne im Stiel und vor allem die rostig-rosa-bräunlichen Verfärbungen auf Hut, Stiel und später ja auch an der Röhrenschicht (Bild 4) verbunden mit stark schwärzenden/bläuenden Stellen passen da doch sehr gut, oder? Vielleicht weiß hier ja jemand, ob S.luridus f.primulicolor eine Bataillelinie haben sollte und wie das bei s.poikilochromus ist, dazu kann ich leider nichts sagen. Wäre vielleicht ja auch interessant mal zu schauen, ob ein Tropfen Melzers in der Mitte des Stielfleisches für eine blau-schwarze Verfärbung sorgt (ist ja bei luridus so.) Vielleicht könnte ja auch mal jemand die Sporen anschauen? In der Literatur werden sie bei S.poikilochromus durchschnittlich tatsächlich etwas kleiner angegeben. (Aber keine Ahnung, ob man sich darauf verlassen kann.)

    So oder so, total spannend und ein sehr schöner Fund!

    LG, Beate.

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Wenn bei Suillellus luridus f. primulicolor das rote Pigment fehlt, ist auch der Röhrenboden gelb. :gzwinkern:

    Ist er ja manchmal schon bei normal gefärbten Nexen.

    Die Möglichkeit, einen rötlichen oder orangenen Röhrenboden zu entwickeln, ist ja ein Gattungsmerkmal von Suillellus (ja, zumindest mendax und queletii können das auch), ebenso wie das von der Stielbasis her bei der Fruchtkörperentwicklung zunehmend weinrot färbende Stielfleisch (das geht dann auch bei gelben Fruchtkörpern, siehe Beitrag von Andreas) und die amyloiden Stielbasishyphen.
    All das sollte bei "Boletus" poikilochromus nicht vorkommen, also habe ich da ein großes Verständnisproblem, warum der ein Suilellus sein soll. Dieses Problem hatten aber andere Forscher auch schon, darum hat der seine eigene Gattung bekommen und ist nun ein "Cupreoboletus". g:D

    Der Gattungsname kommt dann nicht von ungefähr, weil die Kupfernen Farbtöne schon zumindest in Flecken oder Streifen irgendwo am Hut zu sehen sein sollten. Zudem soll (soll, ich hatte den noch nie in der Hand) Cupreoboletus poikilochromus wohl an Eichen (und Kiefern?) gebunden und sollte einen einigermaßen starken udn eigenwilligen Geruch nach Schnaps bzw. vergorenen Früchten entwickeln.
    Insofern hoffe ich, daß ein Fund dieser Art nördlich der Alpen gut durchgecheckt wurde, also entweder von einem Röhrlingsfachleut bestimmt, die/der die Art schon mehrfach in Südeuropa selbst in der Hand hatte, oder wenigstens eine Sequenzierung durchgeführt wurde.
    BGL wäre schon durchaus vorstellbar, daß der dort mal auftaucht, aber es wäre ein extrem bemerkenswerter Fund.


    Anyway: Den Fund hier würde ich schon für eine ganz gelbe Nexe (s.o.: S. luridus f. primulicolor) halten.


    Wenn man denn da was ganz und gar Verwegenes draus backen wöllte, dann wär's viellelicht ganz pfiffig, den eher mit Boletus gabretae zu vergleichen (ich bleibe da auch mal bei Boletus, weil der Transfer zu Suillellus offenbar durch Blanco-Dios erfolgt ist, wo zwischenzeitlich mal alle Röhrlinge, die nicht schnell genug wegrennen konnten, zu Suillellus transferiert wurden :gzwinkern: ).

    Böhmerwaldröhrlinge (Boletus gabretae) sind allerdings was ganz Rares und Spezielles, und sollten sich vorwiegend in naturbelassenen, montanen oder borealen Fichtenwäldern auf sauren Böden finden lassen.



    LG; Pablo.

  • Hallo

    Boletus poikilochromus in Dubrovnik nicht selten , hab live gesehen man kann in diese fall wegen zB. Hutfarbe ausschließen .

    Frage , gibt überhaupt in DE über B. poikilochromus Fundmeldung ?


    LG

  • Hallo Beate,

    Ein Exemplar, das ich vor einigen Jahren gefunden hatte, wurde als solcher bestimmt.

    C. poikilochromus in Deutschland?! Das wäre spannend - hast Du ihn gefunden, und wer hat ihn bestimmt? Gibt es dazu Aufzeichnungen, eventuell sogar ein Exsikkat?


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo,

    Danke für eure Kommentare. Natürlich interessiert mich auch sehr wo der einzuordnen ist. Ich werde mal einen Sporenabwurf versuchen. Ein naturbelassener Fichtenwald ist’s aber nicht gerade;) Eiche, Buche Kiefer auf Sand und Kippen…allerdings ist Böhmen nur 2h weg 8o schönen Abend

    es wäre schön, wenn Du den Fruchtkörper trocknen könntest. Falls ja, dann am besten halbiert gerne auch Hut und Stiel getrennt, und dann bei möglichst nicht wärmer als 30° trocknen.

    Falls machbar, gerne noch vorher die Amylon-Reaktion des Stielfleisches mit Melzers testen, falls Du sowas da hast.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Ingo,


    genau so sah mein Fund vor vielen Jahren in einem Krankenhausgelände auch aus. Ich konnte den bisher nie zuordnen weil ich über eine gelbe Form der Netzhexe nirgends etwas lesen konnte. Boletus gabretae konnte es nicht sein weil der Standort (Linde und Eiche auf Kalk) nicht paßte. Ich bin gespannt was bei deinem Fund herauskommt.


    VG Jörg

  • Hallo zusammen,


    da fällt mir natürlich gleich das Paper zu gelbhütigen Hexenröhrlingen mit Schlüssel (Urban & Klofac, 2015) ein, aber ich meine, dass da nur die Exemplare ohne Stielnetz behandelt werden.

    In diesem Schlüssel von Klofac (2011) werden auch gelbe Röhrlinge mit Stielnetz behandelt, dafür fehlt N. xanthopus, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht beschrieben war. Interessant ist, dass „B. pseudosulphureus/junquilleus“ in der 2011-Version noch auf Artebene unterschieden, später dann aber zum Flockenstieligen (bzw. Glattstieligen) Hexenröhrling gestellt wird.

    Gibt es den Böhmerwaldröhrling (Boletus gabretae) in der aktuellen Artauffassung noch? Hartmut Schubert hat den mal schön dokumentiert. Aber den neuesten Stand zur Artauffassung taxonomischen Stellung weiß ich nicht.


    Viele Grüße,
    Emil

  • Servus, danke für die spannende Diskussion, ich werde natürlich versuchen auch ein Exsikkat herzustellen und den Interessenten mit mehr Ahnung zukommen lassen. Habe den Großen gezeigten mitgenommen, leider hat er bis ich zu Hause war stark gelitten (gestern war es zur Abwechslung mal wieder heiß), aber ich werde am Montag versuchen den Kleinen zu holen und unter hoffentlich besseren Bedingungen in den Backofen zu transferieren. LG Ingo

  • Hallo Wastl,


    mal abgesehen von den viel zu gelben Farben (insbesondere der Hut wäre bei fechtneri weiß bis grau) spricht das starke Blauen eindeutig für einen Hexen-Röhrling. Ferner hätte der Silber-Röhrling auch ein feineres Netz.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Alles klar, danke! ;) kennt den nur von Büchern... Lg

    • Offizieller Beitrag

    Bon Jour!


    Warum sollte es "Boletus gabretae" nicht mehr als eigene Art geben?
    Das Axon ließe sich nur auflösen, wenn man es in die Synonymie zu einer anderen Art verschieben würde. Dazu aber bräuchte man einen Typus - Beleg (den gibt es gar nicht, oder?), den man noch sequenzieren müsste.

    Wo Emil eben zu dem Fundbericht von Harzi bei den Doppelpilzen verlinkt hat: Weiß jemand, was da aus dem Beleg geworden ist, also ob der weiter verarbeitet und auch sequenziert wurde? Denn das wäre eventuell wichtig, da diese Sippe (egal ob als Art, Varietät oder Forma) schon extrem selten zu sein scheint.

    Was auch einer der Gründe sein dürfte, warum der nicht mittlerweile gattungstechnisch eingeordnet wurde (weil ein Suillellus ist gabretae nicht, siehe zB auch Beschreibung von Harzi).

    Den Gedankengang von Jürgen bei den Doppelpilzen ("B. gabretae = eine Form von N. pseudosulphureus mit Stielnetz) muss man auf jeden Fall auch im Auge behalten.

    Was die taxonomische Einordnung vom "komplett gelben Flocki" betrifft: Auch da bin ich nicht im Bilde, ob es mittlerweile genetische Untersuchungen gibt, die dessen Eigenständigkeit entweder unterstützen oder widerlegen. Ist aber (morphologisch durchaus nachvollziehbar) inzwischen als "Neoboletus" definiert, also würde ich mal vermuten, daß da schon was untersucht wurde. Man kann sich aber auch vorstellen, daß es sowohl komplett gelbe Formen von Neoboletus erythropus gibt, als auch eine eigene, gelbe Art - das ist allerdings erstmal Spekulation. Übergangsformen kann man allerdings sehr wohl beobachten, nur bleibt bei denen noch die Frage, inwieweit die zu N. erythropus s.str. gehören oder zu N. xanthopus.


    Hm.


    Taxonomisch kann vielleicht auch Tricholomopsis hier noch etwas Licht ins Dunkel bringen, der vor einigen Jahren in einem Artikel in der Myc.Bav. die Neuordnung der "Boleten" mal gut und ausführlich erklärt und diskutiert hat.



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    Hartmut hat von dem Fund seinerzeit nichts mehr gehört. Ich habe ihm geschrieben, er ist gerade sehr eingespannt und daher nur selten im Forum. Möglicherweise hat er sich ein Stück des Beleges aufbewahrt. Falls ja, würde ich es gerne zum Sequenzieren geben, ebenso wie Ingos Pilz.

    was man damit auf jeden Fall sehen können müsste wäre, ob diese Pilze eigenständige Arten sind oder Farbmutationen.


    beste Grüße,

    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Das wäre super, wenn sich da noch was machen ließe.

    Irgendwo muss man ja anfangen, und jeder sequenzierte Beleg einer so gut dokumentierten Kollektion hilft da weiter. :thumbup:



    LG; Pablo.

  • Hallo Ogni

    Also Melzers Positiv = Suillellus Gattung


    Am besten wegen Melzertest für Suillellus Gattung direkt an Stielhuthaut Melzer tropfen , zB


    -


    LG