Welches Leccinum?

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 1.580 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Matthias.

  • Hallo zusammen


    Ich brauche hier die Unterstützung der Röhrlings-Fanatiker.

    Dieses Leccinum habe ich heute gefunden, und drehe mich bei der Bestimmung im Kreis.

    Habitat war natürlich ein Mischwald. Es gab Fichten, Kiefern, Birken und vereinzelt Lärchen.




    Sporen um 16x5.5 µm, Q um 2.8


    HDS


    Schnittbild nach ca. 10 Minuten: Die rosa Verfärbung tritt sofort ein und wird dann nur langsam etwas intensiver.


    Je nachdem womit ich schlüssele, komme ich auf L. schistophilum, variicolor, oxydabile oder roseofractum.

    Aber nirgends sind die alle zusammen drin, so dass ich sie vergleichen könnte.


    Kann jemand das anhand dieser Angaben eingrenzen?


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,


    L. oxydabile und L. variicolor ist das nicht. Der erste rötet viel mehr und der zweite hätte eine deutliche Blaufärbung an der Basis. L. schistophilum und L. roseofractum kenne ich leider nicht. Hier ist Christoph (Tricholomopsis) gefragt, der mit Peter W. die ganze Gattung vor einigen Jahren studiert hat. Mir ist vor einiger Zeit von Letzterem bei einem ähnlichen Fund Leccinum rigidipes vorgeschlagen worden . Der ist aber bisher nicht als eigenständige Art anerkannt worden und gilt als Synonym für L. scabrum, was ich nicht nachvollziehen kann, da dieser nie farbliche Veränderungen im Fleisch zeigt.


    VG Jörg

  • GriasDi Raphael,

    ich kann da nur beitragen, dass das bestimmt kein L. variicolor ist. Der zeichnet sich durch fehlende Brauntöne und blaugrüne Befleckung der Stielbasis aus.

    Die Hutfarbe besteht nur aus weiß-grau Abstufungen ohme Brauntöne.

    An liabn Gruaß,

    Werner

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Was spricht jetzt eigentlich gegen einen ganz normalen Birkenpilz, also Leccinum scabrum s.str.?
    Da darf schon auch mal was blass rosalich werden im Hutfleisch bzw. Hut- Stiel-Übergang, nur halt nicht violett, pink, magenta, blau, schwarz oder sowas. Einen Hauch rosa würde ich jetzt nicht überbewerten, wenn doch das übrige Aussehen (makro- wie mikroskopisch) sehr gut dazu passt?



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo


    In der FN flog der bei Frage 10 raus (mittlerer Sporen-Koeffizient, welcher klar unter 3 ist). Die 2.8-2.9 bei L. schistophilum würden genau passen. Munoz gibt für L. scabrum sogar 3.4-3.8 an, leider ist dort L. schistophilum nicht drin.


    Gruss Raphael

  • Hallo,


    ich hätte das auch für ganz normalen scabrum gehalten. Ein schwaches Rosa-Verfärben darf da mal drin sein, und wenn es so schwach ist dass man es auf dem Bild nicht mehr sieht (ich sehe da auch nix), dann ist das auf jeden Fall noch okay.

    Für scabrum sprechen die feinen isolierten schwarzen Stielschüppchen und vor allem die ockerlichen Flecken an den Druckstellen am Stiel. Oft ist im Alter sogar der ganze Stieluntergrund so ockerlich verfärbt. Ferner spricht dafür dass keine blaugrünen Flecken an der Stielbasis sind.

    LANNOY & ESTADES geben für Leccinum scabrum (14-) 15-19,5 (-22) x (4,5-) 5-6 (-7) und einen Q-Mittelwert von 3,1 an, das liegt deutlich unter den Werten von Munoz und deutlich näher an deinen 2,8. Hast Du aus dem Sporenabwurf gemessen? Röhrlingssporen strecken sich oft noch etwas bei Vollreife, was gerade auf den Q-Wert ziemlichen Einfluss hat.

    DEN BAKKER gibt für L. schistophilum an: (13-) 13,5-17 x 5-6,5 (-7,5) und einen Q von 2,3-3,1 (-3,4) mit Qav 2,8-2,9. Für L. scabrum gibt er an: (13,5-) 14,5-19 (-22) x (4-) 5-6,5 und einen Q von 2,5-3,5 (sic!) mit Qav (2,9-) 3-3,3.


    DEN BAKKER hat ein breites Konzept von scabrum und schließt rötende Formen mit ein, die bisher als roseofractum oder rigidipes bezeichnet wurden. Besonderes Kennzeichen von scabrum sollen auch die "remarkably large (up to 92 µm long), usually clavate caulocystidia".


    beste Grüße,

    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Servus!


    Das von Andreas beschriebene Problem mit den Sporen gibt es auch massiv bei der Trennung von Hortiboletus engelii und bubalinus, ebenso wie bei der trennung von Suillellus luridus und mendax.

    Man sollte wirklich nicht zu streng an den Literaturwerten "kleben", was die Sporenmaße betrifft, bzw. sich sehr genau die komplette Variationsbreite angucken (sofern diese denn angegeben ist, was aber gerade in fachartikeln ja meistens der Fall ist).



    Lg; Pablo.

  • Hallo zusammen


    Danke euch für die ausführliche Erklärung. Schon spannend, wie widersprüchlich die Literaturangaben selbst bei einer scheinbar so trivialen Art sein können. Ich dachte die Angabe in der FN und die Bestätigung bei Munoz reichen - aber ok, offenbar nicht. Hinzu kommt, dass ich keinen Abwurf gemacht habe. Der Hut war vom Dauerregen so durchnässt, das wäre nur eine braune Brühe geworden. Ich lege den Fund also als L. scabrum ab. Insbesondere die fehlende Grünfärbung in der Basis hat mich überzeugt.


    Lg, Raphael