Liebe Pilzfreunde,
als noch recht unerfahrener Pilzsammler und -Bestimmer bin ich naürlich früh über den "theoretischen" Unterschied zwischen Faserblättlern und Sprödblättlern (Milchlinge und Täublinge) gestolpert. Da ich in der Großstadt wohne, fehlte es mir lange an Praxis. Seit einigen Wochen weile ich nun im Schwarzwald und sammle zunehmend Praxiserfahrung. Dabei habe ich heute die folgende, für mich verblüffende Beobachtung gemacht:
Im Wald stieß ich auf einen großen Pilz mit braunem Hut und samtigem Stiel (siehe Bild). Beim "Bruchtest" des Stiels und des Fleisches stellte ich fest, dass es zu einem "faserlosen" Bruch kam und hielt den Pilz daher zunächst fälschlich für einen Täubling (definitiv kein Saft), wenngleich mit einigen Zweifeln aufgrund der leicht ablösbaren Fruchtschicht und des generellen Habitus. Der lokale PSV jedoch bestimmte den Pilz später als Samtfußkrempling (Tapinella Atrotomentosa). Meine Frage, in der ich mir Eure Erfahrungen und Antworten erhoffe, lautet wie folgt: Wenn das Fleisch selbst bei Faserblättlern bzw. "Röhrlingen" (wenn ich richtig liege, sind die Kremplinge hier verortet) wie einem Krempling so faserlos und apfelartig bricht, wie kann ich dann jemals sicher einen Täubling identifizieren (mal abgesehen von den Röhrlingen mit Röhren)?
Viele Grüße und Danke
GP
Bitte um Bestimmungs-Nachhilfe - Sprödblättler vs Faserblättler
- Großstadtpilz
- Erledigt
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Hallo,
Das ist natürlich ein Problem.
Tatsächlich habe ich den Bruchversuch bei Kremplingen noch nie gemacht.
Eigentlich hilft da nur eine gewisse Erfahrung wie das bei diversen Pilzgattungen ist.
Bei Täublingen und Milchlingen glaube ich das zu 100% einordnen zu können , aber ja , Übung.
Ohne die bei Beschäftigung mit diesen Dingen zunehmende Erfahrung wird's schwierig.
Geht vieles nicht nach Buch oder :
Man kann alles mit allem verwechseln , wenn man da keine Übung hat.
Aber weitere Vertiefung auch am tatsächlichen Objekt hilft irgendwann zum "AHA"
Gruß
Norbert
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Es ist Erfahrung und Zusammenschau von Merkmalen. Bei den meisten Täublingen splittern auch die Lamellen wie Mandelstückchen.
Bei den Täublingen handelt es sich in Europa ausschließlich um Mykorrhizapilze, welche nach meiner Erfahrung ausschließlich den Boden besiedeln. Holzbewohnende Saphrophyten scheiden daher aus.
Auch kann man oft in einer charakteristischen Art und Weise mehr oder weniger die Huthaut abziehen.
Die Stiele sind häufig weiss oder rosalich überhaucht. Es gibt auch Exemplare mit kräftigeren Stielfarben, dennoch ... mit Felderfahrung wirst du hohe Sicherheit erlangen.
Und auch wenn der Samtfusskrempling dich da verunsichert haben sollte wird er eine gut zu unterscheidende Ausnahme bleiben.
LG Sebastian
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Mach dir da Mal keine allzu vielen Gedanken, ich hab das mit den Täublingen am Anfang auch überhaupt nicht verstanden. Inzwischen finde ich das sehr einfach sie als Gattung zu identifizieren. Bei den Arten hörts dann aber auch schnell wieder auf.
Das der Samtfußkrempling spröde ist, das wusste ich auch nicht, werde ich bei meinen nächsten Funden testen.
Gruß
Stefan
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Hallo, kontrolliere neben dem Bruchverhalten immer auch die Lamellen, denn bei den meisten Täublingen splittern die. Daher auch der Name Sprödblättler.
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Ahoi!
Ach, dasja interessant.Bei der Art habe ich das auch noch nie ausprobiert - kann aber gut sein, weil es ja auch etliche Röhrlinge gibt, wo das Stielfleisch wenig bis kaum faserig ist. Oder nur in der Stielrinde.
Hier (beim SAmtfußkrempling) müssten dann aber Hutfleisch und / oder Lamellen wiederum etwas faseriger sein.
Wo's manchmal echt schwierig wird, sind ältere, und / oder angetrocknete Ritterlinge (Tricholoma spec. div.). Da ist das Stielfleisch hin und wieder mal kaum faserig. Auch bei Wulstlingen (Amanita spec. div.) kann das vereinzelt passieren, aber auch nur selten und dann hat man normalerweise schon noch andere merkmale, die einen dann in die richtige Richtung schubsen.
Zeigt aber wieder mal: So richtig 100% verlässliche merkmale gibt es halt wenige bei Pilzen, weil jede Regel so ihre komischen Ausnahmen kennt.
Lg; Pablo.
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Vielen Dank für Eure Tipps und Erfahrungswerte!
Ich glaube, ich habe an diesem Beispiel viel gelernt für die Zukunft. Die leicht ablösbare Fruchtschicht, so meine Folgerung, werde ich zukünftig prioritärer behandeln als die Sprödheit!
VG