Tolle Leistlingsfunde aus dem Pfälzer Wald

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.942 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Luca.

  • Hallo zusammen,


    heute war ich mit meiner Familie auf einer kleinen Wanderung im Pfälzer Wald bei Neustadt an der Weinstraße unterwegs. Insgesamt war das Pilzaufkommen nicht mehr so stark wie noch vor 10 Tagen, die Pfifferlingsverwandtschaft zeigte sich jedoch von ihrer besten Seite, sodass ich mich erneut über einige Erstfunde freuen konnte. Daneben gab es viele Kartoffelboviste, immer wieder Täublinge und vereinzelt, meist überständige Röhrlinge.


    1. Immer wieder gab es kleine Grüppchen des Echten Pfifferlings (Cantharellus cibarius) zu finden, sodass am Ende eine schöne Portion für das Abendessen zusammenkam. Interessant fand ich, dass sich die Pfifferlinge des Öfteren in Gesellschaft langstieliger Becherlorcheln befanden.

    Ein Riesenexemplar:


    2. Der erste Neue über den ich mich freute war die Krause Kraterelle (Craterellus undulatus).


    3. In direkter Nachbarschaft kamen Trompetenpfifferlinge (Craterellus tubaeformis) Schwärzende Kraterellen (Craterellus melanoxeros) durch die Erde. Ich war erstaunt über das frühe Auftreten(keine Trompetenpfifferlinge)


    4. Nur einige Dutzend Meter weiter der zweite Erstfund, der typische Verwechslunspartner des Trompetenpfifferlings, das Gallertkäppchen (Leotia lubrica). Am Ende der Tour konnte ich die beide Arten noch in direkter Nachbarschaft finden (Hier vielleicht auch C. melanoxeros und nicht C. tubaeformis).


    5. Zwischendurch eine schöne Flockenhexe (Neoboletus luridiformis). Auch das ein oder andere überständige Exemplar gab es.


    6. Auch der Erbsenstreuling (Pisolithus arhizus) war mit von der Partie.


    7. Die Sensation gab es gegen Ende der Tour. Der dritte und letzte Erstfund für heute, die Herbsttrompete (Craterellus cornucopioides). Der ganze Hang war übersät von Fruchtkörpern, einfach toll. Wir sammelten eine schöne Portion, die aber nur einen kleinen Bruchteil des ganzen Vorkommens ausmachte.

    Die erste Hälfte machte sich ganz gut in der Rahmsoße mit den Pfifferlingen. Die zweite Hälfte legte ich zum Trocknen aus. Falls jemand Tipps zur Verwendung der getrockneten Pilze hat würde ich mich freuen.

    Gegenüberstellung der heute gefundenen Leistlinge:

    Und die Ausbeute:


    Viele Grüße

    Luca

  • Hallo Luca :gwinken:


    Da sind dir ja wirklich tolle Funde beglückt! Einzig die Totentrompeten fehlen mir noch in meiner Sammlung.


    Getrocknete Pilze kannst Du für alles verwenden. Ich mache gern Pulver draus, dann muss ich die Pilze vor Verwendung nicht einweichen. Das eignet sich sehr gut als natürlicher Geschmacksverstärker, zum anrühren von Brühen oder, wenn man mehr nimmt, eben für ein tolles Pilzaroma (z.B. bei Fleischgerichten). Angeblich kann man auch hervorragende Suppen aus dem Pulver machen, indem man einfach ein halbes Einmach-Glas voll Pulver nimmt und das im Wasser aufkocht.:gkopfwand: Das haben Freunde von mir gemacht, weil die dachten, das wäre eine „Instant-Pilzsuppe“ :gomg: Soll sehr gut geschmeckt haben….


    Manche Arten kann man ja auch trocknen und später zur Verwendung einweichen und normal weiterverarbeiten (z.B. Morcheln). Ob das bei deinen Trompeten auch funktioniert, weiss ich allerdings nicht.


    Glückwunsch zum Erbsenstreuling! Das ist ein ausgezeichneter Würzpilz. Und er macht die Soße braun. Einfach in dünne Scheiben schneiden und trocknen. Und da dann eine Scheibe ans Essen. Ich habe dieses Jahr Pulver aus den Streulingen gemacht, will mal testen, wie sich die dann verarbeiten lassen.


    Liebe Grüsse, corne

  • Hallo Corne,


    vielen Dank für deine Antwort. Von dem Pilzpulver hatte ich auch schon gehört. Ich glaube das werde ich ausprobieren.

    Sollte ich vom Erbsenstreuling mal eine größere Anzahl finden, werde ich auch hier das von dir Geschilderte testen.


    Viele Grüße

    Luca

  • Hallo Luca,

    den angeblichen Trompetenpfifferling solltest du über Nacht liegen lassen. Schwärzt er, ist das was viel besseres, nämlich Cantharellus melanoxeros. Oberflächlich betrachtet ähnelt er dem gewönlichen Trompetenpfifferling sehr, aber du hast ja selbst gesagt, dass die Erscheinungszeit merkwürdig ist. Ich setze noch eins drauf: da wo Totentrompete und Krause Kraterelle wachsen, wachsen normalerweise keine Trompetenpfifferlinge. Ich selber habe meinen ersten melanoxeros auch erst mit dem Trompetenpfifferling verwechselt.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Schwärzt er, ist das was viel besseres, nämlich Cantharellus melanoxeros

    Hallo Oehrling,


    das ist ja spannend. Da ich C. melanoxeros überhaupt nicht kannte, hatte ich mir die Fruchtkörper nicht näher angeschaut und für mich war klar, das muss C. tubaeformis sein.

    Zur Erscheinungszeit, das hatte ich mir dann so erklärt, dass C. cornucopioides und C. undulatus in der Literatur auch eher typische Herbstarten sind. In FoTE beide mit "September-October" angegeben. Bei C. tubaeformis steht sogar "from July, but peaking very late in the season". Sollte also allein von der Erscheinungszeit durchaus möglich sein.


    Allein von den Beschreibung und dem Bildervergleich fällt es mir schwer, an C. melanoxeros zu glauben, auch wenn der Stiel des einen Exemplars nach dem Trocknen sehr dunkel ist. Weiß nicht wie sich das bei C. tubaeformis beim Trocknen verhält. Ich hatte zwei Exemplare mitgenommen. Sie lagen über Nacht auf der Fensterbank und waren bis zum nächsten Tag bereits getrocknet. Vorher sind mir keine schwärzenden Stellen aufgefallen, habe aber auch überhaupt nicht darauf geachtet. Die Stiele waren bereits hohl, würde das nicht eher für C. tubaeformis sprechen?


    Vielleicht komme ich in nächster Zeit noch mal in die Gegend. Sollte ich nochmal so einen Fund machen, werde ich mir das auf jeden Fall genauer anschauen. Vielleicht gibt es hier ja auch noch weitere Einschätzungen von jemandem, der beide Arten schon öfter in der Hand hatte.


    Viele Grüße

    Luca

  • Hallo zusammen,


    ich bin's wieder. Heute bin ich nochmal an die Fundstelle gekommen und es scheint so, als sollte Oehrling mit seiner Vermutung Recht haben. Der Fruchtkörper, den ich mitgenommen habe schwärzt auf Druck nach einigen Minuten sehr deutlich. Reicht das für die Bestimmung von C. melanoxeros?


    Viele Grüße

    Luca

  • Also ich hätte da wie gesagt keine Zweifel.

    FG

    Oehrling

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  • Allein von den Beschreibung und dem Bildervergleich fällt es mir schwer, an C. melanoxeros zu glauben,

    Hallo Luca,

    das liegt aber mE daran, dass die meisten Abbildungen, die man bei Google über den Suchbegriff Cantharellus melanoxeros finden kann (soeben recherchiert!), C. ianthinoxanthus und nicht C. melanoxeros zeigen. Z. B. das linke obere Bild auf der 123-Seite zu Cantharellus melanoxeros zeigt mMn C. ianthinoxanthus. Das rechte obere Bild sieht dagegen schon mehr nach C. melanoxeros aus. Allerdings sind die gezeigten Pilze wohl sehr trocken und ausgeblasst und ähneln in diesem Zustand sehr ausgeblassten Trompetenpfifferlingen.

    Auf der 123-Pilzseite werden die beiden Arten sogar fälschlicherweise synonymisiert. Ich hatte beide Arten schon in der Hand, das sind vom Aussehen her ganz deutlich zwei verschiedene Pilze, die auch leicht andere Standortansprüche haben (C. melanoxeros an typischen "Totentrompetenhängen", C. ianthinoxanthus in stramm kalkigen "Phlegmacienwäldern"). Anscheinend wird C. melanoxeros ganz oft fehlinterpretiert.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Oehrling,


    vielen Dank für deine ausführliche Antwort und die Hinweise auf C. melanoxeros. Ohne deinen Einwand hätte ich den Fund als normale Trompetenpfifferlinge abgelegt. Freut mich riesig C. melanoxeros gefunden zu haben.


    Viele Grüße

    Luca