Alter Friedhof und Stadtwald Duisburg 28.7.2021

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 4.228 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,


    gestern Abend habe ich zunächst eine kleine Runde über den alten Friedhof in Duisburg gedreht. Abgesehen von einem Rißpilz war dort nicht viel los, so daß ich anschließend noch eine Runde durch den Stadtwald gedreht habe. Auch dort zeigte sich lange Zeit nichts bis es zum Abschluß dann doch noch einige Russulas gab.


    1. Ein Rißpilz unter Tilia. Geruch habe ich keinen wahrgenommen. Sporen messen (10.7+-0.7) µm x (5.8+-0.4) µm, Q=1.8+-0.2, (9.8-12.1) µm x (5.2-6.4) µm, Q=1.6-2.2. Die Cheilozystiden sind keulenförmig und haben keine verdickte Wände. Der Hut ist radialfaserig, so daß ich bei Inosperma lande. Wenn ich dann mit der Funga Nordica schlüssel, lande ich bei Inosperma maculatum bzw. Inosperma fulvum. Geht das wenigstens in die richtige Richtung oder liege ich weit daneben, Ditte ?

    Lamelle in KOH

    Sporen

    Huthaut

    Stielspitze


    2. Im Wald dann schon wieder eine Tomentella mit leuchtenden Orange-Tönen. Die Sporen sind unregelmäßig gelappt und messen (6.5-7.6) µm x (5.5-6.8) µm, Schnallen sind vorhanden, Zystiden gibt es keine, die Subhymenialhyphen erscheinen regelmäßig. Beim Mikroskopieren in KOH fällt auf, daß sich eine gelb-grüne Substanz löst. Beim Mikroskopieren in Wasser war an den Basidiolen außen teilweise eine amorphe Substanz an der Spitze befindet. Soweit ich es beurteilen kann, ist das Hymenium nicht cyanescent. Rhizomorphen sind vorhanden. Wenn ich durch Franks Schlüssel gehe, lande ich dann am Ende bei T. umbrinospora. Die hatte ich letztes Jahr in Krefeld und sah dann aber mikroskopisch doch etwas anders aus. Bin ich also irgendwo falsch abgebogen?


    3. Eine Russula mit Sporenpulverfarbe Ia-b, fruchtigem Geruch, scharfen Lamellen, Guajak-, Eisensulfat trivial, KOH am Stiel rötlich. Mit den riesigen Dermatozystiden lande ich dann bei Russula farinipes


    4. In der Nähe eine weitere Russula, mit kräftigem Habitus. Guajak schnell und intensiv positiv, Eisensulfat trivial, KOH im Fleisch gelb, außen rötlich, Sporenpulver IIa-b. Die Sporen haben Warzen, die zum Teil mit feinen Graten verbunden sind, deshalb Tendenz zu Russula subfoetens statt R. foetens.


    5. Keinen Meter daneben dann noch etwas hellere Fruchtkörper. Ansonsten makrochemisch identisch zu Nr. 4, Stiel innen gekammert, Geruch zwischen pilzig und Schweißfuß, Sporenpulver IIc. Also wohl auch was aus dem R. foetens/subfoetens-Komplex. Allerdings paßt das Sporenornament irgendwie weder zur einen noch zur anderen Art wirklich gut. Auffallend waren hier auch sehr lange, dünne, hyphenartige Elemente, die wie Dermatozystiden wirken. Baumtechnisch gab es für alle drei Russulas Betula, Quercus, Carpinus und Fagus.


    6. Bolbitius titubans

    Huthaut

    Lamelle


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Ob das wohl Tomentella punicea sein kann?
    Junge fruchtkörper gehen farblich in die Richtung, auch die körnig-warzige Struktur bildet sich erst so nach und nach aus einem groben Filzteppich.
    Mikroskopisch könnte das schon auch passen, die Rhizomorphen müssten dann monomitisch sein.







    LG, Pablo.

  • Grüß dich, Björn, ja soweit richtig. Ich kann die Makrofotos nicht so gut beurteilen, weiß nicht, wie farbecht der rötliche Ton ist. Und das Gewirr der Caulos ist zu sehr ein Gewirr. Jede Art hat für sie charakteristische Caulozystiden unter etlichen, die "Allgemeingut" sind, um es mal so auszudrücken. Ich habe hier grad eine maculatum liegen und häng dir mal ein Bild an mit den für diese Art typischen Caulos: solche ausbuchtenden Enden oder Gabelungen mit oder ohne Ausbuchtungen. Auf dem Foto siehst du beides. Danach müsstest du direkt unterhalb der Lamellen schauen. Bei fulvum sieht das ganz anders aus. Da sind so versetzt gliedrige Elemente typisch, wie man sie im Foto ideal sieht. Bei allen meinen Kollektionen beider Arten finde sich die jeweils, und eben heute habe ich das noch einmal an maculatum überprüft und gestern an einer anderen Kollektion.

    Die Sporen bei maculatum sind im Durchschnitt auch etwas größer und die Zystiden kürzer, der Hut meist rötlicher und feinfaseriger.

    Da jetzt grade maculatum Saison hat, und deine Kollektion ziemlich große Sporen hat und der Hut nicht so feinfaserig ist, ist sie die wahrscheinlichere Kandidatin. Zum Vergleich häng ich mal noch ein Fotos einer fulvum an, da sieht man den Unterschied recht gut.

    Herzlich Ditte


    Caulos von maculatum


    Caulos von fulvum



    Inosperma fulvum


  • Hallo Björn,

    Nr. 5 würde ich auch als R. subfoetens ansehen. Bei R. farinipes gehe ich voll mit, ebenso bei R. subfoetens für Nr. 4.

    Topp-Mikro-Dokumentation übrigens, man hat das Gefühl, selber reinzulinsen.

    FG

    Oehrling

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  • Hallo zusammen,


    erstmal Euch allen vielen Dank für die Rückmeldungen zu meinen Funden.


    Was die Tomentella angeht, erscheinen mir die Beschreibungen von T. punicea und T. umbrinospora sehr ähnlich. Von den Unterschieden bei den Rhizomorphen abgesehen (die aber wohl nicht die Rhizomorphen unter dem Subikulum betrifft, die bei beiden Arten monomitisch sind und da stammen meine Rhizomorphen ja auch her), scheint die Farbe entscheidend zu sein.

    Hauptunterschied scheint die Farbe zu sein und da fehlen mir bei meinem Fund dann schon die Olivtöne. Vielleicht kann Tomentella noch etwas Erhellendes beitragen?


    Bei der Inosperma habe ich mir noch mal die Stielspitze genauer angeschaut. Das eine Exemplar war zwar schon etwas eingetrocknet und das andere den Würmern zum Opfer gefallen, aber es hat dann an zwei Stellen doch noch für Caulozystiden gereicht, die offenbar sehr gut zu Inosperma maculatum passen:


    Bei den Russulas hilft es glaube ich, daß ich so langsam weiß, wodrauf man bei der Huthaut zu achten hat. Wenn ich es dann noch schaffe, wirklich nur winzige Mengen Huthaut und Sporen zu mikroskopieren, dann gelingen mitunter auch halbwegs passable Bilder.


    Björn

  • Hallo Björn,


    deine Tomentella ist eine junge T. punicea. Wenn sie reift, wird sie von der Mitte aus bräunlich und fester mit einer granulosen Oberfläche und es bleibt dann nur ein farbenfroher, byssoider Rand. Wie man auf deinen Fotos gut sieht, färbt sich das Präparat in KOH gelbgrün, ebenso wie einige Basidien. Bei der farblich ähnlichen, deutlich dimitischen, dunkelrostroten Tomentella umbrinospora färbt sich das Präparat in KOH intensiv bernsteinfarben. Diese Farbunterschiede im Präparat könnte ich in meinem Schlüssel noch aufnehmen, um beide Arten besser trennen zu können.


    LG

    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Salut!


    Ach, mit Bildchen von Tomentella umbrinospora kann ich auch dienen, die Art ist entlang des Oberrheingrabens nicht selten:





    So zum vergleich, wie das aussehen kann, was Frank beschreibt.

    Die Skeletthyphen sieht man zumindest in den Rhizomorphen eigentlich sofort als deutlich dünnere, dickwandige Hyphen, die sich um den Rhizomorphenstrang herumweben.

    Das merkmal "Präparat in KOH satt bernsteinfarben" kann auch mal extremerweise so ausgeprägt sein (andere Kollektion):





    LG, Pablo.