Pfynwald 29.07.2021

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 4.136 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Ich war diese Woche mal wieder in "meinem" Naturschutzgebiet unterwegs, wo ich zum Glück inzwischen eine offizielle Bewilligung für die Pilzkartierung habe.


    Normalerweise gleicht der Wald im Sommer einer Wüste, aber dieses Jahr ist alles anders. Der viele Regen hat auch sein Gutes.

    Die Funde verteilen sich auf zwei Habitate:

    a) Kiefernwald mit eingestreuten Fichten, Birken und Flaumeichen

    b) Bruchwälder mit Kiefern, Flaumeichen, Birken und Erlen


    Echte Raritäten gab es nicht, aber immerhin:


    1. Helvella crispa

    Die ist eigentlich etwas früh dran, aber da will ich mal nicht so sein.


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    2. Hydnellum peckii


    Ein wunderschönes Exemplar, welches ich natürlich stehen liess. Daneben gab es noch einen kleinen, weniger spektakulären Fruchtkörper.

    Da kurz reingebissen und schnell ausgespuckt, so scharf war der.


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    3. Lactarius pubescens citriolens


    Der kam hier in grossen Massen. Ich folgte der Spur eines vermutlichen Speisepilz-Sammels, der die offenbar fleissig geerntet hat.

    Überall lagen zerschnetzelte Reste herum. Naja, guten Appetit.


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    4. Mycena haematopus


    Die waren zu alt um noch Saft zu zeigen. Aber mikroskopisch kommt eigentlich nicht viel anderes in Frage.


    Sporen in Melzer


    Cheilozystiden


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    5. Paxillus adelphus

    Den habe ich letztes Jahr schon ganz in der Nähe gefunden. Typisch ist wohl diese felderig aufbrechende Hutoberfläche, und die recht grossen Fruchtkörper mit kurzem, dünnem Stiel.

    Habitat b (vor allem Erlen in der Nähe).



    Sporen in Wasser


    Cheilozystiden


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    6. Phaeoclavulina abietina


    Sporen deutlich warzig und ziemlich klein, 6-7 µm lang


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    7. Polyporus varius

    Noch recht jung. Beim anderen Fruchtkörper ist der Stiel bis zur Hälfte schwarz.


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    8. Pseudosperma rimosum

    Rechts daneben das dürften junge Teuerlinge sein, denen habe ich mich aber nicht gewidmet.


    Sporen recht gross und lang


    Cheilozystiden zylindrisch bis keulig


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    9. Russula sanguinea

    Der stand da massenhaft rum.


    Hier meinte ich zuerst aufgrund der Hutfarbe es sei etwas anderes, habs mir inzwischen aber anders überlegt.

    Falls ich mich irre bitte intervenieren. Weitere Angaben:

    - Spp IIIa

    - Geschmack scharf

    - Geruch etwas fruchtig

    - Makrochemische Reaktionen nicht auffällig

    - Bei Kiefern


    Sporen



    Dermatozystiden


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    10. Singerocybe phaeophthalma

    Auch ein Massen-Pilz, der anhand der HDS-Struktur rasch enttarnt war.

    Den üblen Geruch gab es nur bei einem einzigen Exemplar, deshalb war ich mir im Wald noch unsicher.


    HDS


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    11. Tricholoma inocybeoides

    Danke noch an Pablo für die Bestätigung :)


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    Dann noch zwei, wo mir vielleicht jemand hier helfen kann:


    12. Bestimmling 1 Singerocybe cf. viscida: Singerocybe phaeophthalma

    Ein kleiner Hellsporer, zu dem mir nichts einfallen will.

    Standort: Terrestrisch im Bruchwald bei Erlen und Kiefern. Geruch etwas süsslich.



    Sporenabdruck ist mir nicht geglückt, im Lamellenpräparat konnte ich aber einige Sporen finden.


    Basidien mit auffallend langen Sterigmen. Kleine, keulige Marginalzellen sind auch vorhanden (oder sind es doch Basidiolen?)


    Die Basidien sind gemischt 1-, 2- und 4-sporig.


    HDS eine Kutis, mit Schnallen.


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    13. Bestimmling 2 Marasmius wynneae:

    Diese kleinen, rüblingsartigen Pilzchen wüchsen terrestrisch bei Fichten. Kiefern waren auch in der Nähe.

    Im Moment bin ich mir nicht einmal bei der Gattung sicher.


    Sporen in Kongorot, inamyloid


    Markante Cheilozystiden fehlen, aber es gab diese Marginalzellen, ich denke nicht dass das Basidiolen sind.


    HDS - nach erneuter Kontrolle hymeniform


    Kopfige Kaulozystiden



    Gruss Raphael

  • GriasDi Raphael,

    nur so eine Idee...

    Hast Du die Nr. 13 schon mit Marasmius wynnei abgeglichen?

    Das war jedenfalls mei erster Gedanke.

    Der wächst nicht nur im Buchenlaub.

    Ich hab ihn auch schon in der Nadelstreu gehabt.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Clavaria,

    dein Pilz Nr. 3 (Milchling), war der eher rosa oder eher gelb getönt? Falls gelb, möchte ich Zweifel an L. pubescens äußern und L. citriolens daraus machen.

    FG

    Oehrling

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  • Hallo Werner


    Makroskopisch käme der ganz gut hin. Allerdings müsste der eine hymeniforme HDS haben, das meine ich nicht zu sehen.

    Ich mache am Abend aber nochmal einen sorgfältigen Schnitt um das zu kontrollieren.


    Hallo Clavaria,

    dein Pilz Nr. 3 (Milchling), war der eher rosa oder eher gelb getönt? Falls gelb, möchte ich Zweifel an L. pubescens äußern und L. citriolens daraus machen.

    FG

    Oehrling

    Hallo Oehrling


    Du hast vermutlich recht, der gefällt mir auch besser.

    Danke für den Hinweis.


    Gruss Raphael

  • So, Nr. 13 ist tatsächlich Marasmius wynneae. Ich habe nochmal einen besseren Schnitt der HDS gemacht, dann war sie eindeutig hymeniform.


    Nr. 12 kommt mal in die Ablage unklarer Pilze für den Winter.


    Gruss Raphael

  • Nachtrag: Der Nr. 12 bin ich auch auf der Spur.

    Ich wollte nochmal kurz alles dokumentieren und habe die HDS nachmikroskopiert, und jetzt das:



    Damit sollte es eine Singerocybe sein.

    Sie weicht aber in einigen Punkten von S. phaeophthalma ab, hat nämlich:

    - einen deutlich gerieften, etwas klebrigen Hut

    - etwas schlankere, deutlicher tropfenförmige Sporen




    Nach dem Singerocybe-Schlüssel von Qin et al. 2014 käme ich damit auf Singerocybe viscida.

    Aber ob das stimmt... die Art ist kaum dokumentiert und Qin et al. konnten keinen Typus sequenzieren.

    Ich lege es mal als cf. viscida ab falls niemand Einspruch erhebt.


    Gruss Raphael

  • Hallo, der Fund von Singerocybe viscida Harmaja wäre wohl der Erstnachweis für die Schweiz. Meines Wissens ist die Typusart der Gattung bisher nur aus Finnland sowie von einem Fund aus Belgien bekannt. In jedem Fall sollte der sequenziert werden.

  • Hallo, der Fund von Singerocybe viscida Harmaja wäre wohl der Erstnachweis für die Schweiz. Meines Wissens ist die Typusart der Gattung bisher nur aus Finnland sowie von einem Fund aus Belgien bekannt. In jedem Fall sollte der sequenziert werden.

    Hallo Peter,


    leider hat die Sequenzierung ergeben, dass es sich um eine banale Singerocybe phaeophthalma handelt.

    Verblüffend, wie variabel diese Art ist...


    Viele Grüsse

    Raphael