Pilztour in der Kalkeifel ...

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 3.590 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen, angeregt von den vielen schönen Berichten aus der Eifel und dem Wissen um die Gebiete dort, habe ich mich am Samstag auch mal aufgemacht.


    Ziel war eigentlich die Suche nach auch durchaus selteneren Dickröhrlingen, da wurde ich allerdings leider enttäuscht. An Röhrlingen gab es insgesamt wenig und wenn dann auch eher Gewöhnliches. So konnte ich z.B. 01 B. edulis ...


    und Filzröhrlinge finden. Wobei, bei denen gabs bei genauer Nachschau doch eine kleine Überraschung, die Ziegenlippe ist vermutlich 02 X.lanatus. Das schlussfolgere ich aus dem (Halb-)netz am Stiel:


    Unter Lärche dann noch einer neuer Fund für mich persönlich, 03 Suillus viscidus:


    Bilder zu Caloboletus calopus, Suillellus luridus, Chalcisporus piperatus und Xerocomus chrysenteron erspare ich euch jetzt mal ...


    Davon abgesehen gab es aber reichlichst Pilze, die Wälder waren voll mit Täublingen, Milchlingen, Risspilzen und vielen, vielen weiteren kleinen und größeren Überraschungen. Aber von vorne ...


    Täublinge waren überall extrem häufig, bin aus Zeitgründen gar nicht in die Bestimmung eingestiegen, da ich soviele Sachen hatte. Hier mal die Massenvorkommen von

    04 Kammtäublingen (nicht näher untersucht):


    Ansonsten noch 05 R xerampelina, den ich gerne zeige, weil ich ihn bei uns vor der Tür noch nicht gefunden habe:


    Grüne Frauentäublinge gabs auch, Massenhaft Russula nigricans und auch Rosaceas (vermutlich R.velutipes)... viele wie gesagt gar nicht weiter untersucht, wegen der Masse ...


    Auf alten Schwarztäublingen dann Nyctalis spec:


    Besonders häufig auch Milchlinge, zwei Vertreter waren da Massenpilze. Der Flügelsporige 06 L.pterosporus:


    typische Rosafärbung im Schnitt:


    Sporen 8x6,5 mit deutlich flügeligen Graten ...


    Die folgenden (06a) hielt ich erst für etwas anderes, wegen der dunkleren Farben ... die Sporen zeigen allerdings auch hier die Flügel:


    Sporen wie oben:


    Ebenfalls in Unmengen 07 Lactifluus piperatus, wie ich meine (nicht mikroskopiert) ... Milch extrem scharf nach kurzer Zeit, keine Verfärbungen an Bruchstellen. Immer wieder solche Massen:


    Ein Einzelfund, den ich als Blassen Milchling unter Buchen ansprechen würde, 08 L. pallidus:


    Es gab noch viele weitere, vorallem kleine orangene und rote ... aber auch hier hat mir die Zeit am Ende die Grenzen gesetzt:

    Z.B. dieser kleine Kerl, nicht bestimmt 09 Lactarius spec:


    In einer jüngeren Fichtenschonung mit sehr feuchtem Untergrund sehr hübsch der fleischfarbene Gallerttrichterling - 10 Guepinia Helvelloides (habe gesehen, das dieser die Tage parallel von ogni volta gefunden und gezeigt wurde, für mich ein Erstfund)


    Hellvelloides ist das Stichwort, nicht weit entfernt 11 H.macropus:


    Sporen spindelig, 24x11µm mit den typischen drei Ölkernen:


    Und dann, so ziemlich direkt daneben (immer noch gleiches Habitat) ebenfalls ein Neufund für mich: 12 Inocybe lanuginosa


    Mikrobilder: Cheilos ...


    .... und Höckersporen


    Wenn wir schon bei Risspilzen sind, da begegneten mir noch zwei Inosperma, ein guter Bekannter - 13 Inosperma cookei, mit deutlichem Honiggeruch beim Reiben am Stiel sowie entsprechend keuligen Cheilos


    Eine weitere Inosperma sollte neu für mich sein, sehr groß, Stiel teils 12cm mit großen Hüten - würde ich nach Mikroskopie ansprechen als 14 Inosperma dodonae. Stand da immer wieder gesellig, in großen Gruppen ... in der Nähe Eichen und Buchen.


    Sporen 9x5,5µm, amygdaliform (aus Sporenabwurf),


    ... Cheilos keulig, die wirkten etwas rauh von der Oberfläche, erinnerte mich teils beim durchrastern an inkrustierte Hyphen, habe mal versucht das im zweiten Bild einzufangen


    Weiter gab es seeehr häufig den grünen Kammporling - 15 Laeticutis cristata (ebenfalls ein Neufund für mich):


    mit prompter Rotreaktion auf KOH 20% (musste beim applizieren fotografiert werden, da danach sofort wieder leicht verblasst)


    Zwischendrin begegnete mir ein Kaisermantel:


    Zwischendurch auch immer wieder Schildborstlinge (nicht näher untersucht) oder auch mehrfach Eichhasen ...


    16 Agaricus porphyrizon ist wohl eher der Reifpilz (Danke an Felli für die Aufklärung)



    Mit gelber KOH-Reaktion auf dem Hut


    Zwischendrin nochmal stutzig ... ist das ein Punker-Golfball ... puuh, so sieht wohl der Igelstäubling aus, wenn er sich entblättert (Igelstäublinge gabs dort auch sehr oft.


    genau wie 18 Hydnum repandum (hier vermutlich var. rufescens):


    In den Wahnsinn treiben mich die Cortinarien, mit der Gattung habe ich einfach viel zu wenig Erfahrung und zudem habe ich noch zwei kleine Exemplare gefunden, die ich für Cortinarien halte, bei denen ich nicht im Ansatz weiß, in welche Richtung ich gucken soll ... ich nenne Sie liebevoll den kleinen Grünen und den kleinen Roten:


    19, der kleine Grüne


    am Fuße einer Buche, Hut etwas über 1cm, gelblich grünlich (oliv), mit dunklerer Hutmitte ...


    sehr auffällige Hyphen in der Hutdeckschicht, mit zahlreichen kettengliedrigen Elementen (40x8µm) und stark ausgeprägten Schnallen


    reagiert rot mit KOH am Hut und im Fleisch ... spannend ist, dass in KOH auch diese auffälligen Huthyphen rot färben, wie hier zu sehen


    Cheilos o.ä. waren nicht zu sehen. Sporenabwurf hat nicht geklappt, daher nur Sporen an Lamelle gemessen (10x5µm, amygdaliform bis zitronenförmig, warzig).


    Hat dazu jemand vielleicht eine Idee???


    Vermutlich aussichtlos, weil Einzelfruchtkörper und noch sehr jung folgender (wie ich vermute) Cortinarius ... 20 Der Rote (vielleicht ein Raukopf?):



    Sporen hier glatt und nicht so schlank (9x6,2µm)


    Und noch einer, den ich unter Buchen erstmal an Cortinarius anserinus dachte, aber keine bittere Huthaut ... ich hab da auch schlicht keine Ahnung,



    Lamellen und Fleisch mit deutlich lila Farben:


    Sporen amygdaliform, 9x5,2µm


    Zum Abschluss noch ein paar Winzlinge, die aber vermutlich mal größer werden wollen, an einer Stelle viele kleine Büschel mit winzigen Köpfchen von Cantharellus tubaeformis:


    So, nun aber erstmal genug des Guten ... über Anmerkungen, Verbesserungen und bestimmungshilfen freue ich mich wie immer sehr ...


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian

    Top Funde - Pilze überall ! Bei mir nähe Waging 0 Punkte , zu viel Regen und zu kalt .

    An alte Schwarztäublinge Asteropora sp , leicht per Lamellenstruktur trennbar


    A. parasitica - dicke Lamellen


    -


    A. lycoperdoides - kaum sichtbare Lamellen


    -


    LG

  • Servus Sebastian

    Was für eine Vielfalt- Danke fürs zeigen.


    Ein paar Anmerkungen zu den Funden:


    - Die Kammtäublinge sehen irgendwelchen Stinktäublingen sehr ähnlich.


    - Bei deiner R. xerampelina denk ich eher an Stachelbeertäubling

    Agaricus porphyrizon:

    - und den würd ich eher als Reifpilz- Rozites caperatus bezeichnen.


    Grüße

    Felli

  • Hallo Beli,


    Danke für den Tipp. Das werde ich das nächste mal im Hinterkopf behalten.


    Und Felli und Claus ... ihr habt sicher Recht mit euren Einlassungen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mir diesmal mit den Täublingen so gar keine Mühe gegeben habe. Der Fokus war doch ein anderer ...


    Das mit dem Reifpilz finde ich einen sehr guten Hinweis, da wäre ich im Leben nicht draufgekommen. Auch ein Erstfund für mich. Ein Cortinarius ohne Cortina ... ja wo gibt's denn sowas.

    Unter den Braunsporern mit so kräftigem Teilvelum ist mir nur Agaricus eingefallen. Und mit diesen Farben gibt's dann nicht viele Alternativen. Aber das Schnittbild durch den Stiel hat mich auch schon irritiert. Danke für die Aufklärung.


    LG Sebastian

  • Hallo Beli,


    Zitat

    19 Unbekannte Grüne ist Tricholoma aus equestre gruppe

    Das mag ich nicht glauben, der Pilz ist viel zu klein und die Sporen passen gar nicht zu T.equestre (oder überhaupt Tricholoma) und die Schnallen auch nicht. Dass passt nicht ... LG

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    deine I. lanuginosa ist eher I. stellatospora. Für I. lanuginosa passen die Zystiden nicht. Die sind bei der Art gestielt ovoid.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hi.


    Schöne Funde, da ist ja gut was los gewesen. Da ist vieles dabei was ich noch nie gesehen habe. :huh:


    Xerocomus lanatus wäre das gleiche wie X. subtomentosus (Edit: Nochmal nachgelesen, Synonym zu irgendwas, wobei unklar ist welcher Art X. lanatus zuzuordnen wäre - nomen confusum). Bei deinem Fund fehlt aber das Schnittbild und eigentlich sieht's finde ich mehr nach dem Braunen Filzröhrling aus.

    Bei Nummer 19 finde ich Matthias' Vorschlag nicht verkehrt.


    Ansonsten kann ich nicht helfen.


    LG,

    Schupfi

    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]
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  • GriasDi Sebastian,

    da machts Spaß, wenn der Wald so voll Pilzen steht.

    Nr. 19 hätt ich auch für C. olivaceofuscus gehalten. Wenn aber da die Sporen zu groß sind, wie Hias anmerkt, ist der bei Buche wachsende "olivaceofuscus" vllt doch nicht identisch mit dem bei Hainbuche?

    Bei dem Phlegmacium 21 nach dem roten bild ich mir ein am Stiel eine purpurne Verfärbung zu sehen. Evtl ist es einer aus den Purpurascentes, bei Buche ohne gerandeter Knolle vllt das was man früher C. (purpurascens var) largusoides bezeichnet hat.

    Danke für den schönen Fotobericht. Da kribbelts gleich mit der Hand am Schwammerlkorb:)

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die überwältigenden Rückmeldungen und Bemerkungen. Leider bin ich heute erst sehr spät nach Hause gekommen. Daher konnte ich noch gar nicht alle Bemerkungen und Hinweise weiterführend studieren.


    Karl W: danke Karl, für deinen Hinweis, dass könnte sicher gut hinkommen. Habe nochmal bei Gröger nachgelesen, die Milch sollte Fäden ziehen und er soll nach Blattwanzen riechen. Leider beides nicht mehr zu prüfen, da kommt kaum noch milch und er riecht mehr nach Zersetzung als nach anderem. Die dunklen Farben passen ganz gut und die 2-2,5µm hohen Graten habe ich so auch gemessen. Da gibts ja doch so einiges was man in der Ecke ins Auge fassen bzw. abgrenzen muss. Wieder etwas gelernt, die Vielfalt hatte ich o nicht auf dem Schirm.


    Matthias: die makroskopische Ähnlichkeit ist verblüffend. Er stand übrigens am Fuße der gezeigten Eiche, nicht Buche. Aber oliveofuscus kann an einigen Laubbäumen vorkommen, wie sich nachlesen lässt. Die Frage mit den Sporen ist natürlich ein Problem. Sollte das Verunreinigung sein? Im Grunde habe ich den kleinen Pilz aber in einem eigenen kleinen Fach einer Box transportiert. Leider hat der Sporenabwurf ja nicht funktioniert und von dem Fruchtkörper ist heut im Grunde nicht mehr übrig. Hatte gerade nochmal die Idee, den Stiel abzufahren und auf diesem nach Sporen zu fahnden. Da habe ich jetzt aber im Grunde einige globose mit Spikes gefunden(???), die immer wieder (!) am Stiel verteilt waren und etwa 7,5x8µm hatten. Sehr mysteriös und alles nicht hilfreich. Echt ärgerlich, dass gerade bei solchen Funden dann der Abwurf nicht hinhaut. Zumindest weiß ich ziemlich genau, wo ich den gefunden habe. Den Standort finde ich sicher wieder. Vielleicht begegnen wir uns irgendwann nochmal. Auf jedenfall sehr spannend auch mit den Hautköpfen!


    Werner Edelmann: Ach Gott, dass ist ja schön, wenn der Bericht so animiert. Sorry, im Unterzuckerwahn hatte ich Buche geschrieben. Aber es war Eiche. Bei Brandrud findet sich kalkreicher Laubwald (was ja passt) unter "Buche, Eiche, Linde, Hainbuche, Hasel und Edelkastanie" ... der scheint also nicht wählerisch zu sein. Die Sporen werden da mit 6,5-8x4-5µm angegeben.


    Deinen Hinweis zu Phlegmacium muss ich morgen nochmal studieren.


    Climbingfreak ... hallo Stefan, dein Einwurf ist sehr gut, dass sollte in der Tat besser passen. Hier noch ein weiteres Bild ... im direkten Vergleich der Cheilos I.stellatospora


    Tuppie: Gerne 8o


    Schupfnudel ... leider habe ich es versäumt den durchzuschneiden. Ich bin wohl fälschlicherweise davon ausgegangen, dass das Netz schon ein gutes Trennungsmerkmal ist. Ferrrugineum kann das auch ... zu den nomen confusum muss ich auch nochmal nachlesen.


    LG Sebastian