Vier alpine Risspilze

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.628 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ditte.

  • Hallo zusammen

    Liebe Ditte


    Auf meinen Ausflügen letzte Woche habe ich einige Risspilze in den Bergen gefunden, und mir alle Mühe gegeben sie zu bestimmen.

    Nun bin ich gespannt wie weit ich daneben liege...


    Kollektion 1:


    Habitat: Quellflur auf 2350m, im Moos bei Zwergweiden.

    Geruch: Den empfand ich als eigenartig komplex, schwer zu beschreiben. Es gab bittermandelartige und spermatische Komponenten.

    Hut: Durchmesser bis 20mm, mit flüchtigen Velumresten

    Stiel bis über die Hälfte bereift.

    Die Standort-Aufnahmen habe ich leider nach einem Gewitterschauer machen müssen, was für die Bestimmung sicher keine Hilfe ist.




    Sporen 8.0-8.7-9.6 x 4.7-5.1-5.7 µm, Q = 1.5-1.7-1.87


    Cheiloyzstiden bis ca. 50 µm lang, mit moderat dicken Wänden (bis 2µm), in KOH deutlich gelb.

    Apex fast immer mit Kristallen. Kleine, keulige Parazystiden sind ebenfalls vorhanden.


    Pleurozystiden ähnlich, aber etwas grösser, bis über 70 µm lang.


    Kaulozystiden an der Stielspitze, mehrheitlich metuloid.


    Metuloide Kaulozystiden findet man bis zum unteren Drittel des Stiels.


    Wenn ich nach BON schlüssele, komme ich auf Inocybe auricomella.

    Einzig die Zystidenform gefällt mir nicht so recht, die Abbildung dort zeigt einen deutlich längeren Hals und einen ausgeprägteren Bauchteil. Ausser der dürftigen lateinischen Original-Diagnose finde ich leider keine weiteren Beschreibungen dieser Art.


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    Kollektion 2


    Habitat: Unter einer Strauchweide auf 2200m.

    Geruch: Unauffällig

    Hut: Durchmesser bis 15mm, alle Exemplare mit auffallendem breitem Buckel. Mit flüchten weissen Velumresten am Rand.

    Stiel im oberen Drittel bereift

    Lamellen mit brauner Schneide




    Fleisch im Stiel lila


    Sporen: 7.6-8.5-9.6 x 5.2-5.5-5.9 µm, Q = 1.34-1.56-1.78


    Cheilozystiden 50-70 x 14-17 µm, gemischt mit vielen braunen, dickwandigen Parazystiden


    Pleurozystiden ähnlich, schlank


    Kaulozystiden: An der Spitze zerstreute metuloide Zystiden


    Aufgrund des Stielfleisches, der braunen Schneide und der Parazystiden komme ich hier auf Inocybe cincinnata s.l.

    Das ist wohl ein Artenaggregat, wenn ich die vielen Synonyme und Interpretationen sehe.


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    Kollektion 3:


    Habitat: In einem Dryas-Rasen auf 2200m.

    Geruch: Merkwürdig würzig-fruchtig

    Hut: Durchmesser bis 30mm, kein Velum gesehen

    Stiel im oberen Drittel bereift, nur angedeutet keulig-knollig, im Alter zunehmen nach gelb-ocker verfärbend





    Sporen: 8.8-10.1-11.2 x 5.3-5.9-6.5 µm, Q = 5.3-5.9-6.5


    Cheilozystiden 50-65 x 15-22 µm, Wände bis 5 µm dick, in KOH hellgelb, mit wenig Kristallen


    Pleurozystiden ähnlich


    Kaulozystiden an der Stielspitze metuloid


    Weiter unten dann noch noch büschelige, zylindrisch-keulige Elemente.


    Hier komme ich nach BON auf Inocybe hypotheja.

    Mehr aber auch nicht, es fehlt wieder an Informationen. Die Original-Beschreibung von Kühner ist sehr knapp gehalten.


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    Kollektion 4:

    Farblich und mikroskopisch ähnelt die Gruppe der Kollektion 3. Die Sporen sind aber etwas grösser, und das Velum bei jungen Exemplaren ist viel auffälliger.


    Habitat: Unter Strauchweiden und Grünerlen auf 2150m.

    Geruch: Kaum wahrnehmbar

    Hut: Durchmesser bis 30mm, Velum auffällig und recht beständig

    Stiel im oberen Drittel bereift, nicht knollig, im Alter zunehmen nach gelb-ocker verfärbend

    Lamellen ebenfalls im Alter nach ocker verfärbend







    Sporen: 9.8-11.1-11.9 x 5.5-6.2-7.0 µm, Q = 1.62-1.79-1.96


    Cheilozystiden 47-55 x 15-22 µm. Nicht ganz so dickwandig wie bei Kollektion 3, nur bis 3 µm.


    Pleurozystiden weniger bauchig als die Cheilozystiden



    Kaulozystiden an der Spitze teilweise metuloid gemisch mit zylindrischen oder keuligen Elementen


    An der Basis wie bei Kollektion 3 nur noch büschelige Elemente.


    Hier habe ich als Arbeitstitel lediglich Inocybe cf. hypotheja, nehme aber an dass das nicht stimmt.


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    So, nun hoffe ich auf eine schonungslose Korrektur meiner Bestimmungen.

    Der Weg ist das Ziel, beim Bestimmen lerne ich sehr viel, selbst wenn ich am Ende falsch liege.


    Viele Grüsse


    Raphael

  • Hallo Raphael,

    also ich hab den Holotyp von auricomella untersucht, das was ich bei dir an Zystiden sehe, sieht anders aus. Zur zweiten Kollektion: ja cincinnata s.l.. Dazu ist ist grad ein sehr langer Artikel von uns im Druck by Mycological Progress. Das müsste also näher verglichen werden, wenn der Artikel gedruckt ist.

    Zur dritten und vierten Art: ja, den Typus von hypotheja konnten wir bisher nicht ausleihen, Genf ist er nicht gelistet. Und abgesicherte Bestimmungen der Art gibt es mW nicht. Ob die beiden letzten beiden Kollektionen dieselbe Art sind, kann ich so nicht beurteilen. Wenn du zum Ende der Saison mir eh was schickst, könntest du von den drei Kollektionen 1, 3 und 4 was mitschicken. Ich habe inzwischen von den meisten alpinen Arten die Typusbelege untersucht. Aber ich muss mir das selbst anschauen.

    Herzlich Ditte

  • Liebe Ditte


    Vielen Dank für deine Antworten!

    Ich warte schon ungeduldig auf den neuen Artikel und werde meine cincinnata dann nochmal damit abgleichen.


    Die drei Kollektionen schicke ich dir dann gerne.


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Hallo zusammen


    Ich habe mir Nr. 2 nun nochmal vorgenommen, nachdem Ditte 's neuste Publikation da ist.

    Von den dort beschriebenen Arten finde ich, dass am I. cincinnata und I. drenthensis am besten passen.


    Gegen I. cincinnata spricht die Zystidenform, die sollen schlanker sein, vielleicht im Schnitt etwas länger und gemäss inocybe.org oft einen welligen Hals haben.

    Die Hutbekleidung kann ich schlecht einschätzen, gemäss dem Kurzportrait sollte die weniger ausgeprägt sein als bei meiner Kollektion.


    Gegen I. drenthensis spricht die fehlende orange Hutmitte, wobei meine Kollektion nur aus zwei brauchbaren Exemplaren bestand.

    Und diese Farbtönung ist aber wohl nicht immer vorhanden.


    Fazit: Mir fehlt mal wieder die Erfahrung um zu entscheiden, wo das Gesamtbild besser passt.

    Oder ich liege völlig falsch und es ist noch was anderes.


    Bin gespannt ob wir diese Kollektion noch geklärt kriegen...


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael, ich denke doch, dass das cincinnata ist, die ist auch im alpinen Bereich belegt.

    Die beiden anderen halte ich nach nochmaligem Draufschauen für I. canescens.

    Herzlich Ditte

  • Ach so, vergessen: nein ganz sicher ist das nicht drenthensis....: andere Zystiden, anderes Aussehen und anderes Habitat.