Filzröhrling aus dem Garten

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 4.150 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Liebe Pilzexpert*innen,


    schon in den letzten Jahren fand ich diesen Filzröhrling in meinem Garten, bin aber bis heute nie bei einer wirklich zufriedenstellenden Bestimmung gelandet. Könnt Ihr helfen, diesen Zustand zu beenden?






    - Hut in der Mitte rötlich, außen gelblich

    - Stil leicht rötlich/aprikosenfarben, schlank zulaufend, auf Druck blauend

    - Poren gelb, auf Druck deutlich blauend

    - im Schnitt Hutfleisch cremeweiß, Stilfleisch gelb, im oberen Teil deutlich blauend, keine orangenen Flecken an der Stilbasis


    Ich vermute etwas aus der Ecke Hortiboletus/Rheubarbariboletus oder doch eine Art Rotfußröhrling?


    Lg

    Lars

  • Danke, Beli, soweit!


    Bei der R. armeniacus-Diagnose irritiert mich, dass meine Pilze im Schnitt im Stiel deutlich geblaut haben, ebenso auf Druck außen am Stiel. Beides sollte diese Art nach meiner Literatur nicht tun.


    Beides würde besser zum Blutroten Röhrling Hortiboletus rubellus passen. Dazu passt aber die Hutfarbe eher nicht so gut, und karottenfarbene Punkte waren an der Stielbasis im Schnitt auch nicht zu erkennen. Größere Laubbäume standen auch nicht in der direkten Nähe des Standortes.


    Bin daher immer noch nicht ganz zufrieden mit meinen Optionen. :rolleyes:

    • Offizieller Beitrag

    Tach!


    In der Tat habe ich den Aprikosenröhrling (Rheubarbariboletus armeniacus) auch noch nie mit blauender Stieloberfläche vorgefunden.
    Es ist aber durchaus so, daß die Blaufärbung im Schnittbild mal ein ganzes Stück - bis Stielmitte oder sogar noch tiefer - herunterlaufen kann. In solchen Fällen würde ich auch eine blauende Stielrinde nicht ausschließen.

    Der im Schnit safranorangene Teil des Stielfleisches blaut nie, aber der ist hier halt nur im untersten Stieldrittel ausgeprägt.


    Insgesamt sehen mir die aber schon komisch aus für Rh. armeniacus. Mit so hellen Stielen hatte ich die noch nie, und auch der Farbverlauf des Hutes ist komisch, mit der breiten, blassgelben Zone zum Hutrand hin. Selbst ausgeblasste Fruchtkörper von Rh. armeniacus hatte ich bislang nur mit einigermaßen einheitlich gefärbter Hutoberfläche in der Hand. Also ungefähr so:


    Also ob das oben nicht vielleicht doch eher in richtung Rh. persicolor gehen kann?

    Wobei das hier dann auch nicht dazu passt, was so webweit meistens als Rh. persicolor vorgestellt wird.

    Komischer Fund...

    Ob Jürgen dazu vielleicht eine Idee hat?



    Lg; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Beli!


    Keine Ahnung. Oben scheinen aber auch noch ein paar Rotbuchenblätter zu liegen, vielleicht stehen da noch andere Bäume im nachbargarten?
    Aber ich mag ja an Rh. persicolor auch nicht wirklich glauben, schon alleine weil das optisch auch nicht zu passen scheint.


    Lg; pablo.

  • Zu H. bubalinus habe ich quasi keine Literatur, nur eine kurze Notiz im Gröger.


    Zu den Bäumen im Umfeld: Eichen und Buchen gibt es, aber keine größer als 30 cm. Wegen bubalinus wohl noch relevant, dass 15 m entfernt auch noch eine große Linde steht.


    Vielleicht noch relevant: Einen vom Hut her ähnlichen Pilz hatte ich am Gehwegrand gut 100 m weiter vor ein paar Tagen (alles übrigens in Berlin). Den hatte ich schließlich mit ein paar Bauchschmerzen als X. chrysenteron abgetan:






    Anders war bei diesem Pilz v.a. der rote Schimmer unter der Huthaut im Schnitt und der deutlich rotere Stiel.


    In Vorjahren hatte ich am Standort noch ähnliche Pilze, deren Bilder ich noch raussuchen könnte.

  • Hi.


    Bei deinem letzten angehängten Pilz meine ich sogar die rote Zone unter der Huthaut zu erkennen. Er blaut halt bissl wenig im Schnitt, oder ist das Schnittbild nicht frisch? Mag aber auch einfach am Alter/Wetter liegen.

    Wir hatten hier letztens mal eine Diskussion zu H. bubalinus und Filzergedöns. Kannst du ja mal drüberschauen.

    Der ausblassende Hutrand in deiner ersten Kollektion ist bei H. bubalinus jedenfalls öfters zu beobachten. Festlegen könnte ich mich hier aber auch nicht, zumal mir leider Vergleichswerte zu den Rheubarbariboleten fehlen. Baumtechnisch erscheint der wohl nicht sonderlich wählerisch zu sein.


    LG,

    Schupfi

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  • Hallo,


    der zuletzt gepostete Pilz ist m.E. sicher Hortiboletus bubalinus.


    Der zuerst gepostete Pilz ist m.E. kein armeniacus oder gar persicolor (den gibts nördlich der Alpen vermutlich gar nicht). Die Hutfarbe passt so gar nicht zum armeniacus und das Blauen auch nicht.

    Ich würde das tendenziell mal mit dem Arbeitsnamen X. cisalpinus belegen, aber aufgrund der eher samtigen Hutoberfläche auch nur mit einigem Bauchschmerzen. Aber das Blauen ist schon recht starl wie man am zweiten Schnittbild sieht, und auch dass er am Stiel auf Druck außen blaut ist für andere Arten eher ungewöhnlich.


    beste Grüße,

    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    N'abend!


    Auch die Hutfarbe und Struktur der Huthaut wäre eher ungewöhnlich für cisalpinus, oder?
    Der bubalinus - Idee kann ich schon was abgewinnen. Der Gedanke kam mir sogar anfangs, aber ich hab's wieder verworfen wegen dem Farbmuster im Schnittbild und auch wegen dem kaum längsfaserigen Stiel.

    Bei der Farbe des Stielfleisches muss ich aber gestehen, daß ich das relativ ähnlich auch schon mal gesehen habe:


    ...und bubalinus ist halt schon eine der stark blauenden Arten, da kann man wohl auch mal mit einer etwas blauenden Stieloberfläche rechnen.

    Alles andere als sicher, aber es erscheint mir momentan noch am plausibelsten.



    Lg; Pablo.

  • Guten Tag in die Runde,


    soeben habe ich im Garten ein paar Meter entfernt vom Fundort der ursprünglichen Kollektion einen weiteren Fruchtkörper gefunden. Er ist ganz ähnlich, insbesondere die ungewöhnliche Hutfarbe mit der rötlichen Mitte und dem gelblichen Rand, letzterer dieses Mal rissig aufreißend.

    Im Schnitt genauso wie der erste Fund (kein roter Schimmer im Hutfleisch, im oberen Stielfleisch blauend, der untere Teil safrangelb, keine Karottenpünktchen), auf der Stielaußenseite aber fast gar nicht blauend. Hier die Bilder vom neuen Exemplar:







    Ich fürchte, das bringt nun wenig neue Erkenntnisse, außer dass die Fruchtkörper hier konsistent so aussehen.


    Passt das dann so immer noch am ehesten auf H. bubalinus?


    Lg

    Lars

  • Hi Harald,


    siehe oben mein verlinkter Thread. Bei mir blaut H. bubalinus im frischen Zustand wie verrückt. Und auch die Hutoberfläche, die Subkutis und die Farbe generell würde mir hier für X. cisalpinus gar nicht gefallen.


    LG.

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    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Hortiboletus bubalinus kann schon gehörig blauen. Tendenziell sogar stärker als Xerocomellus cisalpinus nach meinen Erfahrungen.

    Ich finde, der neue Fruchtkörper unterstützt schon Jürgens Verdacht. Gerade der zweifarbige Hut ist schon recht typisch (wenn auch eher selten so deutlich ausgeprägt), zudem die nicht oder nur sehr kleinfeldrig aufreißende, glimmerig-glatte Hutoberfläche. Bei dem neu entdeckten Fruchtkörper ist auch die Stieloberfläche schön deutlich längsfaserig, was auch gut zu bubalinus passt. :thumbup:



    Lg; pablo.