Hallo zusammen
Gestern war ich knapp über der Waldgrenze für Kartierungsarbeiten unterwegs.
Das eigentliche Zielgebiet war bei einem kleinen Gipfel mit dem malerischen Namen "Montagne du Sex" (verurteilt mich nicht, ist nicht meine Wortschöpfung).
Dort gab es nichts Unanständiges, nur Kühe die fast alles zertrampelt und verk***t hatten. Deshalb nur eine geringe Ausbeute.
Habitat war eine Alpwiese mit Wacholder, Zwergweiden, Alpenrosen und einzelnen Lärchen.
Seitdem ich die Monographie von Jeppson habe, finde ich zunehmend Spass daran Bauchpilze zu untersuchen.
Also noch einer:
Russula aestivalis s.l. (ca. 200%)
Kompakte Subgleba, Sporenpulver ocker
Capitillium uneinheitlich, aber meistens aus schlanken, dünnwandigen, teils verzweigten und wenig septierten Hyphen.
Sporen recht klein und nahezu glatt
Mit Täublingen hab ich's ja nicht so... und hier ist es doppelt schwierig.
Die Fruchtkörper waren schon etwas trocken, deshalb gab es keinen brauchbaren Sporenabdruck.
Zum Glück sind die Farben doch recht markant, das schränkt die Auswahl ein.
Russula vitellina
Wunderschön gefärbt, erinnert entfernt an Goldtäublinge. Die recht dunklen Lamellen deuten auf dunkles Sporenpulver hin.
Die Fruchtkörper waren sehr fragil und rochen meiner Meinung nach fruchtig, was eigentlich nicht so gut passt. Geschmack mild.
Der Hut war stark schleimig-klebrig.
Stiel gekammert-hohl
Ein paar Sporen konnte ich ihn entlocken, sie waren meist isoliert warzig, selten auch mit sehr undeutlichen Verbindungen.
Die HDS war ziemlich bockig, wohl wegen der Schleimschicht die man hier gut sieht.
Ich hatte Mühe vernünftige Präparate von der HDS zu machen. Hier sieht man Haare (?) in Karbolfuchsin.
Und hier ein paar inkrustierte Primordialhyphen. Dermatozystiden waren keine vorhanden, in SV alles ohne Reaktion.
Die Art ist wohl umstritten, sie wird von vielen Autoren zu R. risigallina gestellt.
Die Beschreibungen von Marxmüller und Sarnari scheinen mir aber gut zu passen.
Auf dem Rückweg gab es dann noch folgende Entdeckungen, an oder knapp über der Waldgrenze:
Diese kleine Lorchel, hier etwa 200% vergrössert, wuchs an einem steilen, feuchten Abhang bei Fichten.
Ich musste mich auf dem Wanderweg auf den Bauch legen und nach unten in den Abgrund greifen, um die beiden Exemplare zu pflücken.
Eine ältere Frau, die sich näherte, hielt dieses Verhalten für verdächtig und wollte schon die Flucht ergreifen.
Helvella palustris
Sie sieht aus wie z.B. Helvella sulcata, aber...
"Hut" und Stiel sind stellenweise miteinander verwachsen.
Nach Skrede et al. 2017 kommt man damit auf Helvella palustris, das Habitat passt auch sehr gut.
Die Sporen sind unspektakulär, nur der Vollständigkeit halber.
Diese kleinen Telamonien wuchsen in einem Dryas-Feld, Zwergweiden und Lärchen gab es auch.
Ich dachte dieses markante Aussehen kombiniert mit dem Standort sollte es recht einfach machen... hat mich aber nun doch zwei Stunden gekostet.
Cortinarius cf. dumetorum (ca. 200%)
Bestimmt nach dem Schlüssel von André Tartarat, bestätigt im Atlas des Cortinaires.
Wobei ich bei den kleinen Telamonien nie wirklich sicher bin.
Recht kleine Sporen (etwa 8-10 µm lang), sehr schwach warzig.
Dann noch weiter unten im Fichtenwald bei einem Rastplatz dieser Schüppling:
Und dann noch ein Cortinarius von letzter Woche, dessen Bestimmung ich lange vor mir her geschoben habe:
Gruss Raphael