Alljährlich findet sich in einem Kalknadelwald im Mittleren Schwarzwald eine für mich unbestimmbare Milchlingsart ein, die ich hier beschreiben möchte.
Eckdaten:
- Pilzart: Lactarius spec.
- Lebensweise: mykorrhizisch, hier mit Abies alba und/oder Picea abies.
- Fundort: Tannen-Fichten-Altholz bei Loßburg, Baden-Württemberg.
- Boden: Muschelkalk-Fließerde über Unterem Muschelkalk
- Funddatum: 14. August 2021
- Belegnummer: Miggel hor21005,dot
Makroskopische Merkmale:
Hut gelblich, oft mit charakteristischem lachsrosa Farbeinschlag (Bild 2), bis knapp über 120 mm im Durchmesser, stabil, meist konzentrisch gezont, glatt, schon jung ausgebreitet und mittig vertieft, alt trichterförmig, bei Feuchtigkeit klebrig. Stiel kurz, fest, zylindrisch, meist cremefarben, mitunter bräunlichgelb gefleckt (rechtes Exemplar in Bild 1). Lamellen blass, bis 6 mm breit, bogenförmig, in Stielnähe oft ungleichmäßig gekräuselt-gewellt, vom Rand her stark mit Lamelletten untermischt; Schneide glatt, in gleicher Farbe wie die Fläche. Fleisch weiß, im Stiel voll. Milch weiß, unverändert. Geruch fruchtig; Geschmack von Fleisch und Milch scharf.
Bild 1 - Gelbliche Fruchtkörper am Fundort.
Bild 2 - Fruchtkörper mit lachsrosa Farbeinschlag am Fundort, Foto Peter Reil, 2010.
Bild 3 - Fruchtkörper am Standort, Blick auf die Lamellen, weiße Milch.
Bild 4 - Hutoberfläche.
Bild 5 - Lamellen im Bereich des Stielansatzes.
Bild 6 - Lamellen im Bereich des Hutrandes.
Makrochemische Farbreaktionen:
- KOH 20 % - Milch gelblich ausflockend, im Fleisch gelblich, auf Stieloberfläche negativ.
- FeSO4 - negativ.
Bild 7 - KOH-Reaktion auf Stielfleisch (links) und Stieloberfläche (rechts).
Hymenialzystiden (nach Peter Reil):
Zystiden SV+, spindelförmig, schmal, oft verbogen, nach oben zugespitzt, oft mit ein oder zwei aufgesetzten Köpfchen, Pleurozystiden sehr zahlreich, 38-53 x 5-7,5 µm, Makrozystiden vorhanden, besonders am Lamellengrund, 72-91 x 5-7,5 µm.
Lamellenschneide steril. Basidien 2- und 4-sporig.
Bild 8 - Hymenialschicht mit 2- und 4-sporigen Basidien, Präparat in NH3-Kongorot.
Bild 9 - Hymenialschicht mit 2- und 4-sporigen Basidien, Präparat in NH3-Kongorot.
Sporen breitellipsoid,warzig-gratig-teilnetzig; Ornamentation bin 0,7 µm hoch und stark amyloid; Hilarfleck nicht amyloid.
Unter Zugrundelegung eines 95-prozentigen Vertrauensintervalls ergaben sich bei einer Probe von 30 repräsentativen, ausgefallenen Sporen folgende Schätzwerte:
- Populationsgrenzen L x B = 6,6-8,6 x 5,7-7,4 µm.
- Mittelwert Lav x Bav = 7,4-7,8 x 6,4-6,7 µm.
- Mittlwert des Schlankheitsgrades Qav = 1,14-1,18
- Mittelwert des Volumens Vav = 160-185 µm3
Bild 10 - Sporen in Melzers Reagenz.
Bild 11 - Sporen in Melzers Reagenz.
Hier noch REM-Aufnahmen der Sporen mit einem großen Dankeschön an Stefan Diller:
Bild 11a - REM-Scan einer Spore.
Bild 11b - REM-Scan von vier Sporen.
Die Huthaut ist eine Ixokutis, wobei die obersten ca. 100 µm sich als stark gelatinös mit lockerer Hyphenstruktur erweisen. Die darunter liegende Hyphenschicht ist dichter und weniger stark verschleimt:
Bild 12 - 20 µm dicker Querschnitt der Huthaut, gefärbt in H2O-Kongorot
Herzlichen Gruß
Bernd
Benutzte Literatur:
- Basso, T. (1999): Lactarius Pers.
- Heilmann-Clausen et al. (1998): The Genus Lactarius.
- Kränzlin, F. (2005): Pilze der Schweiz, Band 6 Russulaceae.