Kann das Xerocomus ferrugineus sein? → Ja

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.503 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo, eigentlich nahm ich den mit als Pfefferröhrling, von dem ich einen kurz vorher verkostet hatte, als besonders großes Exemplar. Die Pfefferdinger sind bei mir recht selten und selten größer als 3 cm. Nur schmeckt der gar nicht pfeffrig. Aber was dann? Am auffälligsten ist wohl die braune Schicht unter der Huthaut.

    Standort zusammen mit Fichtensteinpilzen etc. Durchmesser 6 cm. Hut samtig, ledrig, matt trotz nächtlichem Regen, mittig leicht ins Rötliche gehend. Röhren gelb. Fleisch weiß, ohne Verfärbung. Geruch und Geschmack unauffällig, angenehm.


    LG, Bernd

  • Hallo Schupfnudel, den hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Also das Habitat ist Nadelwald Fichte und Kiefer zu gleichen Teilen, um die 80 Jahre alt, mit eingestreuten Salweiden, Ebereschen, Ahorn und Eiche in der jüngeren Kronenschicht. Dazu jede Menge Haselnuss, Heckenkirsche. Als Moränekonstrukt ist der Boden recht kleinteilig, Sand, Kies, gelegentlich etwas Lehm, überwiegend kalkhaltig im Kontrast zur dicken Nadelstreu. Dazu kommt dass der Boden hier gewaltig umgegraben wurde, viele Einmannschützenlöcher vom Juni 41.


    LG, Bernd

  • War noch mal kurz dort, 2 Pilze stehen noch vor Ort.

    Biotop. In die eine Richtung, im Vordergrund die beiden obigen Pilze.

    In die andere Richtung. Die nächste Eiche (BHD 15 cm) ist knapp 10 m weg.

    Im nächsten Umkreis: Fichtensteinpilz, Perlpilz, Parasol, Suillus granulatus, Humaria hemisphaerica, diverse Täublinge


    LG, Bernd

  • Hallo Werner, naja so weit weg von Xerocomus wäre moravica ja nun auch nicht, nur dass der südliche Verbreitung haben sollte. Wobei ich aber nicht annehme, dass die Gattung hier wirklich aufgedröselt ist. Wenn der neulich gezeigte X. cisalpinus tatsächlich cisalpinus ist, wäre das auch eine neue Art fürs Land (fürs ganze Baltikum).


    Für die normale Ziegenlippe fand ich den zu dunkel und dann noch mit Rottönen. Anbei Bilder von 5 h später. Möglicherweise ist die braune Schicht unter der Huthaut etwas dicker geworden. Ansonsten keinerlei Farbveränderungen. Auch nicht bei den gedrückten Poren.

    LG, Bernd

  • GriasDi Bernd,

    vllt ist es ja auch der vom Schupfi angedachte A. moravicus. Ich hab den noch nicht gehabt bzw noch nie erkannt. Wenn die braune Zone unter der Huthaut so bestimmungsrelevant ist...warum nicht?

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hi.


    Wie gesagt, ich bin mir alles andere als sicher. Wenn wir bei Xerocomus unterwegs wären, würde ich aber Xerocomus ferrugineus bevorzugen mit dem weißlichen Fleisch ohne Rosatöne. Das Habitat hätte ich gerne besser passend gehabt, wobei ich die ökologische Amplitude von A. moravicus gar nicht wirklich einschätzen kann. Ganz hilfreich wären vlt. noch weitere Schnittbilder gewesen von den weiteren Exemplaren, ob sich das so fortsetzt mit dem Braun im Hut.


    Ich denke, wenn den mal jemand live gesehen hat, dann sicherlich Jürgen - seiner Einschätzung sollte man denke ich ohnehin mehr Gewicht geben als meiner. Vlt. schaut er hier ja mal drüber und kann eine Vermutung äußern. Oder natürlich auch andere Röhrlings-Fans. :)


    LG.

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  • Hallo beli, klasse, das sieht echt sehr ähnlich aus. wobei Dein Fund sicher aus Kroatien stammt?


    ich habe noch nach Deinem Muster einige Bilder gemacht, mit KOH (selbstgestrickt, deswegen nicht ganz reiner Zusammensetzung, um die 5%). Suboptimale Lichtbedingungen bei Dämmerung. Die Farben des Pilzes und der Verfärbungen sind alle OK, nur der Hintergrund hat einen Blaustich. Das ist aber das selbe unbehandelte Eichenholz wie vordem.


    Huthaut, Verfärbung auch nach 2 Stunden noch vorhanden

    Hutquerschnitt, Stiel, Poren seitlich

    Hut nach Abnahme der Porenschicht

    LG, Bernd

  • Hallo,


    leider hat Beli zwei wichtige makroskopische Merkmale außer Acht gelassen:


    1. die Farbe des Röhrenbodens. Die ist bei A. moravicus - wie man auch auf den Fotos sieht - orangebräunlich, entsprechend ergibt sich im Anschnitt eine hellbräunliche Linie zwischen weißem Hutfleisch und gelbem Röhrenansatz (vergleichbar der Bataille-Linie bei S. luridus). Bei Xerocomus-Arten nichts davon.


    2. Bei Bernds Fund sieht man deutlich, dass die Röhren bei Bruch längs zerreißen. Es handelt sich hier also eindeutig um Röhrenwände vom Phylloporus-Typ. A. moravicus hat aber Röhrenwände vom Boletus-Typ: Sie bleiben, zumindest im jungen und mittleren Reifestadium, bei Bruch in Längsrichtung intakt.


    Ergo: Bernds Fund ist kein moravicus.


    Außer X. ferrugineus käme - wegen des deutlich gelben Fleische sin der Stielbasis - evtl. auch X. chrysonemus infrage, aber da passt das Habitat schlecht und auch Hutfarbe und Stielbekleidung nicht so richtig..


    Grüße, Jürgen

  • Hallo Jürgen,

    vielen Dank für Deine ausführlichen Erklärungen, denen ich entnehme, dass der Vorschlag ferrugineus wohl korrekt ist.


    Bezüglich Röhrenboden und Eigenschaften der Röhren (abreißend oder nicht, hatte ich noch nie gehört dass dies ein Kriterium sein kann), habe ich den Vorgang mit einem frischen Pilz wiederholt - der gestern war ja schon bestimmt 7 Stunden gealtert seit dem Ernten.


    Zudem heißt es auf der boletales Seite, dass es ein charakteristisches gelbes Basalmycel gibt. Auch das habe ich gefunden, deutlich gelb, aber nicht wie Zitrone (wie verschiedentlich geschrieben wird), hellgelb. Damit kann man dann wohl auch das cf. weglassen.



    Vielen Dank an alle, die bei Aufklärung mitgeholfen haben.

    LG, Bernd

  • kruenta

    Hat den Titel des Themas von „Kann das Xerocomus ferrugineus sein?“ zu „Kann das Xerocomus ferrugineus sein? → Ja“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Jürgens optionale Idee (= Xerocomus chrysonemus) würde ich nicht so einfach ausschließen hier. Die Art sollte auch gelbes Basismycel haben - und im Gegensatz zu Xerocomus ferrugineus auch unten in der Stielbasis leuchtend gelbes Fleisch bilden, was ich hier durchaus zu erkennen glaube.
    Für Xerocomus ferrugineus erscheint mir die Hutfarbe etwas ungewöhnlich mit diesem warmen, satten gelbbraunen Farbton, und auch die Röhren leuchten mir etwas zu sehr.

    Xerocomus chrysonemus hatte ich aber noch nie in der Hand (Verdachtsfälle entpuppten sich bei mir immer als subtomentosus), bin darum auch schwankend und unsicher.

    Die Ökologie ist freilich schon seltsam, aber ausschließen würde ich es nicht: Eichen gibt's ja als potentielle Mykorrhizapartner, und chrysonemus kommt wohl auch in Großbritannien, Tschechien und weiteren nicht gerade mediterranen Ländern vor. Zumal man auch damit rechnen sollte, daß die Art oft nicht erkannt wird und als X. subtomentosus und / oder ferrugineus bestimmt wird.



    LG; Pablo.