Inocybe pseudoreducta vs. albomarginata (vs. amblyospora)

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.405 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Martin B.

  • Hallo, liebe (Riss-)Pilzfreunde,


    ich möchte noch einmal ein Thema aufgreifen, das hier im letzten Jahr schon behandelt wurde ([quelle]Inocybe mit kleinen Sporen[/quelle]). Es geht um Inocyben mit kleinen, glatten Sporen und einem ganz bereiften, knolligen, nicht rein weißen Stiel. Im Wesentlichen also um die Arten albomarginata, amblyospora und pseudoreducta (wenn nicht jemand noch ein weiteres Fass aufmachen will). Ich habe in den letzten Tagen zwei Funde aus dieser Gruppe aufsammeln können und möchte sie gerne vorstellen.


    Fund 1; 2414.4 Wilhelmshaven-Mitte; parkähnliches Biotop, unter Eiche


    Hut: bis 30 mm Durchmesser, unregelmäßig polsterförmig, sehr undeutliche, kaum erhabene, breite Buckelzone; Rand lange deutlich herabgezogen; Huthaut ziemlich glatt, aber fein strähnig aufreißend; zentral mit weißlichen Velipellisresten (ähnlich wie bei Inosperma maculatum nur ziemlich undeutlich), in der Buckelzone kräftig haselnussbraun, nach außen hin aufhellend, ein aufgehellter Rand (von 3-5 mm) ist beim alten Exemplar zu erahnen.

    Lamellen: bauchig, fast frei, weißlich, Schneiden gleichfarbig

    Stiel: ähnlich wie die eines kräftigen Höckersporers (grammata, dunensis), 35 x 5 mm, basal mit kräftiger 10mm dicker Knolle, die abgesetzt aber nicht gerandet ist; rotbraun, aber auf ganzer Länge weißlich überreift; Bereifung längsstreifig

    Fleisch: relativ festfleischig, geruchslos

    Mikromerkmale: Glattsporer, Sporen (gestreckt) elliptisch, kaum länger als 8 µm und meist schmaler als 5µm; Apices breitkonisch, aber kaum zugespitzt (wie das stumpfe Ende eines Eis), Apiculus groß. Cheilozystiden meist zylindrisch, bis 70 µm lang, ca. 15 µm breit, Zellwände dünn, in Ammoniak nicht verfärbend, meistens beschopft, aber eher spärlich. Pleurozystiden ähnlich. Kaulozystiden im unteren Stieldrittel auffindbar aber nicht häufig.

    Sporenmessung: 7,5-9,2 x 4,3-5,2 im Schnitt: 8,1 x 4,7

    Sporenquotient: 1,4-1,9 im Schnitt: 1,6

    Hymenialzystiden: 58 x 13, 67 x 14, 55 x 14, 55 x 14




    Fund 2: 2414.4 Wilhelmshaven-Mitte (ca. 1,5 km vom ersten Fundort entfernt); parkähnliches Biotop unter Eiche (Feldahorn, Hainbuche)


    Hut: bis 35 mm Durchmesser, zunächst sehr breitkegelig dann aufgespannt, alle Exemplare unregelmäßig, Rand daher wellig. Rand früh waagrecht, Buckelzone undeutlich, breit aber wenig erhaben; Huthaut fein radial aufreißend, Fasern anliegend, z.T. auch in kleinste Haarschüppchen zerfallend, dort Hutbedeckung wie punktiert wirkend. Radialfaserung stets bis zum Rand; Färbung haselnusshautbraun, zentral deutlich dunkler (schokoladenbraun), dort undeutliche graue Velipellisreste.

    Lamellen: Stark bauchig, schmal angewachsen, z.T. auch etwas breiter mit Zähnchen; lange hell (beingrau), später olivbräunlich

    Stiel: 30 x 4 mm; zylindrisch, basal in eine abgesetzte, aber nicht gerandete Knolle mündend; rotbraun mit weißlicher Überpuderung, die sich bis zur Basis zieht, dorthin aber mählich lichter wird.

    Fleisch: Geruchslos

    Mikromerkmale: Kaulozystiden auch im unteren Stieldrittel. Hymenialzystiden sublageniform, subutriform, relativ kurz, Wandstärken normal, leichte Gelbfärbung in Ammoniak, eher schwach beschopft. Sporen klein und gedrungen.

    Sporen: 5,8-8,2 x 4,3-6,3 im Schnitt: 7,0 x 5,0

    Q: 1,2-1,7 im Schnitt 1,37





    Nach der mir zur Verfügung stehenden Literatur würde ich Fund 1 als Inocybe amblyospora einschätzen, Fund 2 als Inocybe albomarginata. Nachdem ich mir die Forumsdiskussion aus dem letzten Jahr anschaue, wird alles wieder anders sein…


    Habt Ihr Einschätzungen hierzu?


    Liebe Grüße


    Martin

  • JanMen

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo Martin


    Spannend und sehr schön aufbereitet. Hast du evtl. auch noch Bilder von den Zystiden?


    Ich beschäftige mich zwar gerne mit Risspilzen, aber bin weit davon entfernt hier eine qualifizierte Antwort zu geben.


    Bei Risspilzen hilft es, wenn man bei der Anfrage ein Ditte macht.


    Gruss Raphael

  • Hallo Martin und Raphael, also beide Funde sind Inocybe albomarginata. Typisch sind diese ungewöhnlichen Lamellen in Verbindung mit dem Aussehen des Hutes, was zusammen öfter an Ritterling erinnert. Tatsächlich sehen sie manchmal frappant so aus. Typisch ist auch der Standort in Parks bei Eichen. Die Abweichungen in der Sporengröße und -form ist normal. Inocybe pseudoreducta hat sehr typische knubbelige - apfelkernförmige - Sporen, ich häng mal einen Fotoausschnitt an. Außerdem sieht sie auch anders aus und wächst an anderen Standorten.

    Inocybe amblyspora dagegen hat im Schnitt längere Sporen und wächst in bergigem Terrain. Die ist ziemlich selten, während die anderen beiden ziemlich häufig sind. Ich habe gerade gesehen, dass ich die beiden Arten auf die Website tun muss - ach ja, nicht nur die....:S

    Herzliche Mittagsgrüße, Ditte



  • Hallo Ditte, hallo Raphael,


    Bilder der Hymenial-Zystiden (in Ammoniak) habe ich hier:


    Fund 1:


    Fund 2:


    Die Aufnahmen täuschen ein wenig unterschiedliche Befunde vor (insbesondere was die Zystidenwände angeht). Beim Mikroskopieren meinte ich, keine signifikante Unterschiede entdecken zu können, was nicht so überraschend ist, wenn man Dittes Einschätzung (s.o.) berücksichtigt.


    Unangenehm ist natürlich, dass die Sporenmaße so unterschiedlich ausfallen können. Bei dem in der Graphik unten dargestellten Befund würde ich immer von unterschiedlichen Arten ausgehen.



    Tendenziell meine ich aber, solche Schwankungen in den Sporenlängen auch bei Inocybe langei festgestellt zu haben.


    Auf jeden Fall herzlichen Dank für die Einschätzung und die Hinweise, Ditte.


    Liebe Grüße aus dem Norden


    Martin

  • Hi, tja, dass man die Pilze eben nicht mit per Grafik berechnen kann, macht zwar die Bestimmung schwieriger, ist aber doch das Wunderbare bei der Sache.:) Es gibt viele Arten, wo die Sporengröße schwanken kann, ebenso wie es viele Arten gibt, wo die Zystidengröße, die Hutfarbe, die Huttextur, die Stielbereifung, die Stielbasis usw usw usw oder auch alles zusammen schwanken können. Natur eben.

    Das ist schon beides Mal dieselbe Art, die du da hast.

    Herzlich Ditte

  • Hallo Ditte,


    nee, da hast Du mich falsch verstanden. Ich wollte nicht in Zweifel ziehen, dass beide Funde zur gleichen Art gehören. Ich wollte nur dokumentieren, dass es methodisch ein echtes Problem darstellt, wenn Sporenmaße so variabel sind, dass man sie kaum zur Festlegung einer Art verwenden kann (bzw. schlimmer, dass man wissen muss, bei welchen Arten das funktioniert und bei welchen Arten nicht).


    Mit der Grafik wollte ich visualisieren, wie unterschiedlich die Messungen ausfallen, und dass sie gruppiert sind. Eigentlich sieht man das schon an den Mikrofotos, aber eine weiter Form der Darstellung ist manchmal hilfreich (Berufskrankheit). Die (falschen) Bestimmungen hab ich ohne Grafik durchgeführt.


    Liebe Grüße


    Martin