Lactarius camphoratus cf?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.571 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    habe mir ein paar Mikroskopierhausaufgaben von der Schwarzwälder Pilzlehrschau mitgebracht auf der ich diese Woche unterwegs war.


    Im Moment sitze ich über einem Milchling, den ich nach Mikroskopie und nach Merkmalen noch am ehesten als L.camphoratus ansprechen würde. Aber so recht sicher bin ich nicht. Zu den Fakten:


    Vorkommen in einem anmoorigen Gebiet mit hoher Feuchtigkeit zwischen Birke, Fichte, Kiefer auf Boden. (NICHT im Spaghnum, sondern zwischen Streu). Leider keine Standortfotos. Boden in der Gegend sauer)


    Makromerkmale: Relativ kleine Art: Hut maximal 4cm, oft kleinere Hüte. Hut jung eingerollt. Hutfarben durchgehend kräftig rotbraun, vielleicht an Kastanien erinnernd, unzoniert, am Rand leicht ausblassend. Hut glatt.

    Lamellen zimtfarben.

    Stiel wie Hut, durchgehend dunkelrotbraun, leicht ausblassend (Fotos)


    Milch mild, nicht gilbend, auch nicht nach längerer Zeit (Taschentuchtest)

    Geruch angenehm süsslich, kräftig



    Mikromerkmale (hierzu muss ich sagen, dass mir in der Gattung Lactarius die Erfahrung fehlt, daher sollten Beschreibungen entsprechend vorsichtig behandelt und mit den Bildern abgeglichen werden):


    Basidien 4-sporig, Sporen nahezu globos 6,2-6,5x6µm (Sporenabwurf), Sporen amyloid, warzig, Warzen wirken entferntstehend, teils gratig verbunden bzw. zusammenfließend (siehe Bilder). Das schließt badiosanguineus aus, der darüberhinaus eine gilbende Milch zeigen sollte, zumindest nach längerer Zeit).


    Cheilozystiden zahlreich, etwa 35-40µm und zugespitzt bis mucronat (?).


    Pleurozystiden eher keine, habe eine Zystide gesehen, die eine hätte sein können (siehe Bild), etwas lanzettlich, aber eine ist keine wie ich finde, bin im Kammschnitt mehrere Lamellen "abgefahren"


    Hutdeckschicht mit septierten, zylindrischen bis leicht clavaten Elementen. Erinnernd mich am ehesten an ein Hymenoepithelium.


    Habe mich mit dem Schlüssel von Heilmann-Clausen, Verbecken & Vesterhold 1998 versucht und bleibe etwas unschlüssig. Am ehesten passt der Kampfermilchling. Da könnten die Sporen gerade noch so ins Bild passen. Auch von der Größe her dann am unteren Rand. Die Hutdeckschicht wird als Hyphoepithelium beschrieben, vielleicht geht das auch noch hin?


    Jedenfalls passen alle anderen geprüften Arten mMn schlechter: L.badiosanguineus (s.o.), rufus (scharfe Milch), serifluus (Sporen, HDS, Vorkommen, Farben ... passt alles nicht), subumbonatus (Cheilos und Sporen passen nicht).


    Was meint ihr,

    LG Sebastian

  • Hallo,


    ich hätte den Fund zumindest makroskopisch Kampfer-Milchling Lactarius camphoratus getauft. Gute Merkmale sind die dunklen Lamellen und der sehr dunkle Stiel (v.a. Basis!). Die Milch sollte weißlich aber recht wässrig sein.

    Die von dir genannten Verwechslunspartner würde ich wie folgt ausschließen: Lactarius badiosanguineus kommt wohl nur auf Kalkböden vor, Lactarius rufus ganz klar scharfer Geschmack und eine helle Stielbasis, Lactarius serifluus (inkl. subumbonatus) heller gefärbte Lamellen und Stiel, sowie Vorkommen unter Laubbäumen.

    Lactarius rostratus wäre noch ein naher Verwandter der Sektion Olentes, kommt aber nur unter Buchen und hat mehr orange-Töne.

    Mikroskopisch müsste man Pleuromakrozystiden finden (sonst wäre es streng genommen der ohne ebendiese, Lactarius serifluus s.l.), nur sind die wohl ziemlich fein und klein beim Kampfer-Milchling.

    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo Sebastian,


    makroskopisch kommt der schon gut hin.

    Der Geruch (für mich eine Mischung aus Kampfer und Maggi) verstärkt sich beim trockenen Fruchtkörper. Oder den Fruchtkörper einige Zeit in ein verschlossenes Glas einsperren, dann öffnen. Dann ist der Geruch noch deutlicher wahrnehmbar.

    Die Pleuromakrozystiden verstecken sich gerne am Lamellengrund zwischen den Lamellen. Einfach mal ein Quetschpräparat vom Lamellengrund versuchen.


    Gruß

    Peter

  • Hallo ihr Zwei, vielen Dank für eure Einschätzungen.


    Die Milch ist schon etwas wässrig, aber nicht ausgeprägt wässrig. Es läuft beim Anbrechen schon üppig weiss heraus.


    Ich habe hauchdünne Schnitte nochmals in KOH 3% gequetscht. So richtig froh bin ich nicht geworden. Basidiolen über Basidiolen, aber nur ganz vereinzelt wieder Strukturen, die Pleuros sein könnten. Insbesondere ist mir keine Darstellung einer "freien" Zystide gelungen, samt Basis. Bei den Basidiolen habe ich das mit hunderten hinbekommen. So recht zufrieden bin ich also nicht.


    Schicke morgen ggf. nochmal weitere höheraufgelöste Bilder.


    Ich denke, es kommt wohl alternativ kaum was anderes infrage. Daher würde ich den mal als camphoratus ablegen.


    Das mit der Geruchsverstärkung ist auch ein guter Tipp. Werde ich ausprobieren.


    Herzliche Grüße Sebastian

  • Hallo zusammen, die getrockneten Fruchtkörper riechen jetzt wirklich extrem nach Maggi, Brühe, Liebstöckel. Da gibts keinerlei Zweifel mehr ...


    Das passt schon sehr gut alles. Ich danke euch!


    LG Sebastian