Welcher Schleimkopf?

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 2.793 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Suku.

  • Liebe Foristi,


    ich fand vor zwei Tagen in Park in Moos einige auffällig violette Pilze, die ich auf Anhieb den Schleierlingen zugeordnet habe. Gedrungener, sehr stabiler Habitus, massiver Stiel, sehr festes Fleisch. Im direkten Umfeld eine Fichte, eine Birke und ein Laubbaum, den ich nicht bestimmen konnte, vielleicht eine der Mehlbeeren.

    Meine erste Idee war: Bocksdickfuss. Eigentlich rieche ich immer an den Pilzen, was hier, wie ich jetzt weiß, umso wichtiger gewesen wäre. Die Mückenpest hat mich das vergessen lassen, ich wollte nur schnell weg. Zu Hause fiel mir auf, dass Bocksdickfuss (Cortinarius camphoratus) mit dem reinweißen Schnittbild eher nicht passen kann. Makroskopische Vergleiche haben mich bislang nicht weiter gebracht, zumal das wichtige Merkmal Geruch fehlt.


    Hat hier vielleicht aufgrund der Fotos eine Idee?


    Danke und LG

    Michael




    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Michael!


    Das dürfte schon ein Phlegmacium (Schleimkopf) und somit kein Bocksdickfuß (Telamonia) sein.

    Optisch erinnert mich das an Cortinarius balteatocumatilis, aber das ist sehr unsicher. Zumindest die KOH - Reaktionen müsste man noch erfassen, und auch den Geruch, ob da nicht doch Rote Beete dabei sein könnte.



    Lg; Pablo.

  • Hallo Michael

    Wie Pablo schon gesagt hat, wohl ein Phlegmacium, Schleimkopf

    C.balteatocumatilis ist gut möglich, allerdings sind die Pilze noch sehr jung so dass die Lamellenfarbe nicht ganz klar ist

    Selbst wenn die KOH Reaktion im Fleisch bekannt wäre müsste man noch die Sporen mikroskopieren um die Artbestimmung abzusichern

    Bei den Phlegmacien braucht es halt im Idealfall eine Kollektion verschieden alter Fruchtkörper, dann kann eine Bestimmung klappen

    Gruß

    Uwe

  • Suku

    Hat den Titel des Themas von „Kein Bocksdickfuss, aber was dann?“ zu „Welcher Schleimkopf?“ geändert.
  • Hallo Beorn, hallo Cortinarius,


    mikroskopieren kann ich immer noch nicht und auch für den Einsatz von Chemikalien bin ich noch zu neu in der Welt der Pilze. Momentan bin ich noch ausreichend gefordert, mir einen groben Überblick zu verschaffen.

    Ich war heute aber nochmal auf dem Friedhof und habe die Kollektion Schleimköpfe erneut aufgesucht. Zumindest die Anregung von Uwe konnte ich so verfolgen, ältere Exemplare hinzuzuziehen. Und dran geschnuppert habe ich auch. Der Pilz riecht nach Champignon mit einer leichten Note nach Anis. Von rote Beete konnte ich nichts bemerken. Die Lamellen sind ocker/gräulich gefärbt, wie sich jetzt auf den Bildern sehen lässt. Vielleicht geht ja mit diesen weiteren Infos auch ohne Mikrobilder oder KOH noch was. Wenn nicht, danke für's anschauen.


    LG Michael





    Huthaut abgezogen


  • Hallo Michael

    Danke für die neuen Bilder.

    Jetzt ist die Sache deutlich klarer.

    Das sieht jetzt stark nach C.balteatocumatilis aus

    Die weisslich/ockerfarbenen Lamellen der robuste Habitus des Pilzes passt sehr gut zu C.balteatocumatilis

    Glückwunsch zum Fund dieser seltenen Art.

    Darf man Fragen wo ungefähr die Pilze gefunden wurden.

    Dann könnte man mal abgleichen, ob es aus der Gegend schon mal Funde gab.

    Die Art hat ihr Hauptverbreitungsgebiet im Süden und ist sicher wärmeliebend

    Gruß

    Uwe

  • Hallo Uwe,


    danke für die prompte Antwort.

    Die Pilze habe ich auf dem Friedhof in Siegburg bei Bonn gefunden. Die Kölner Bucht ist sicherlich klimatisch wärmebegünstigt.


    Wenn es hilfreich wäre, könnte ich ein Exsikkat anfertigen und versenden, z.B. wenn du interessiert wärest, die Sporen zu untersuchen.


    LG Michael

  • Hallo,


    ich habe heute unter Linden den Verwandten C. balteatus gefunden, so denn meine Bestimmung korrekt ist. Das Mikro ist erst morgen dran. Er soll sich ja besonders durch den unangenehmen Geschmack von C. balteatocumatilis unterscheiden. Dies kann ich für meinen Fund voll und ganz bestätigen. Es ist ein Mini-Parkstück mit 8 alten Linden und wahrscheinlich vielen Mineralien im Boden, eventuell auch Kalk. Zur Zeit mein einziger stabiler Pilzlieferant.












    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hallo Stefan,


    möglich ja, aber ohne Sporenmaße könnte ich das nur nach Bild nicht entscheiden, ob da nicht eine andere Variicolores-Art noch in Betracht kommt.


    beste Grüße,

    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Etliche ähnliche Variecolores dürften dann bei so jungen fruchtkörpern aber auch in den Lamellen violette Farben haben?
    Ohne mich jetzt festlegen zu wollen nochmal die Frage zur Trennung von balteatus und balteatocumatilis:
    So grob hatte ich das so verstanden, daß erstens die Ökologie eine Rolle spielt (balteatus bergig-kühl, sauer bei Fichten etc.) und zweitens die bei balteatus von anfang an weitgehend trockene Hutoberfläche?
    Daß man da mit dem Geschmack was machen kann, ist neu und interessant. Woher stammt denn diese Idee? Das würde ich gerne versuchen nachzuvollziehen.



    LG; Pablo.

  • Cort. balteatus ist, wie Pablo schreibt, ein NW-Pilz. Wieso soll der Ring unter der Linde nicht auch ein balteatocumatilis sein?

    Der darf auch - vornehmlich im alten Zustand - stinkig sein.

    Und was die Lamellenfarbe anbetrifft, so ist die sicher bei vielen Phlegmacioides-Arten jung blau/violett, aber bei balteatocumatilis und chromataphilus/sabuletorum eben nicht.

    Grüße

  • Hallo,


    die Hinweise mit dem Geschmack fand ich bei 123 und halb auch in PdS 5, 168.


    Hier noch die Sporen aus Abwurf.



    8,8-10,8 x 4,9-5,9 um, Q= 1,76-1,86 n=30 gemessen in Melzer


    In den Lamellen ist auch bei jungen Fruchtkörpern nichts violettes erkennbar.


    Beste Grüße

    Stefan F.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo; Stefan!


    Auch bei balteatocumatilis sollten die Lamellen nie einen Blauton zeigen.

    Und bei solchen (eher speziellen) Pilzen würde ich eher wenig darauf geben, was bei 123 steht... Und bei PdS dürfte bei den Phlegmacien schon einiges vermischt sein, bzw. die Artkonzepte mittlerweile schon stark verändert.


    Ich habe in balteatocumatilis noch nie reingebissen, obwohl ich bei diesen festfleischigen, wohlriechenden Pilzen durchaus schon überlegt hatte, ob die nicht genießbar sein könnten:









    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    danke für die wunderbare Zusammenstellung und die tollen Hinweise! Das stimmt mit meinen Beobachtungen sehr gut überein, auch die chemischen Reaktionen waren so nachvollziehbar. Fundort und Sporengröße passen auch sehr gut zu C. balteatocumatilis. Habe den Pilz nun entsprechend abgespeichert und bin gespannt, was dieses Lindenpärkchen mir noch so bieten wird.


    Beste Grüße

    Stefan F.