"Samstagsrunde auf der Alm" bzw. "Jetzt gehts richtig los" (NP Oberösterreichische Kalkalpen, 28.8.'21)

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.910 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von FlorianK.

  • Grüß euch,


    nach einer ziemlich anstrengenden Woche auf der Baustelle und einer etwas übretriebenen Bemühung, gestern Abend den Flüssigkeitsverlust der Woche wieder auszugleichen, stand ich heute morgen vor der Wahl... wie kuriere ich meinen Muskelkater (und auch den ohne Muskel) aus... ab auf die Couch oder ab auf die Alm.

    Nachdem wir die letzten Tage schon recht herbstliche Temperaturen hatten, musste ich nicht lange überlegen, hab meine Sachen gepackt und mich auf den Weg gemacht.


    Als ich um 6:30 auf 1300m auf einem der schönsten Almböden in der Umgebung angekommen war, hab ich mich im ersten Moment mal selbst verflucht, weil ich in der kurzen Hose und ohne Regenjacke bei knapp 7°C im Nieselregen gestanden bin... "selber schuld du Trottel, ned jammern, muast di halt bewegen, dass da warm wird"


    Schon nach wenigen Schritten waren jedoch die eher ungemütlichen Umgebungsbedingungen vergessen, weil ich solch eine Pilz-bunte Wiese wie heute noch selten gesehen habe.


    Endgültige Beschriftungen zu den Bildern kommen dann, sobald ich zum mikroskopieren gekommen bin, allerdings hab ich jetzt gerad Zeit den Beitrag zu schreiben, während das wohlverdiente Mittagessen auf dem Herd steht.


    Die "Schaumbergalm", eine wirklich herausragende Fläche, die im letzten Jahr schon, trotz sehr schlechter Bedingungen, einige wirklich grandiose Funde hervorgebracht hat (zB große Vorkommen von Porpolomopsis calyptriformis, Clavulinopsis fusiformis, Hygrocybe splendidissima)



    Entolomen, speziell Leptonien, gab es wieder massenweise, allerdings eine recht ähnliche Artenpalette wie schon beim letzten Besuch der Fläche vor drei Wochen, daher hab ich ihnen heute eher wenig Beachtung geschenkt. Einige Kollektionen zum herzeigen sind aber dann doch dabei.


    E. prunuloides

    heute endlich mal zumindest ein halbwegs fotogener Fruchtkörper

    E. bloxamii

    den komplett weißen Stiel find ich ziemlich irritierend, aber auf jeden Fall der Fund des Tages. Der einzige weitere rezente Nachweis in OÖ ist mir letztes Jahr, etwa 10km von dem Standort entfernt, gelungen.

    Spp: 8,5-10x8-9,5

    €: jetzt hab ich gerade die Arbeit von Ainsworth et al. bekommen und mit den großen Sporen bleibt wohl nix als bloxami ss. str.

    E. uranochroum

    mit der Farbe, der schon eher wollig-schuppigen Stielbekleidung und den großen Cheilozystiden, gefüült mit granuliertem Pigment bleibt wohl wirklich nichts anderes übrig.

    Jetzt kann ich mich doch nicht mehr entscheiden, ob dies oder die bloxamii der Fund des Tages ist. ;)

    E.sp.

    inzwischen erkenne ich die Art zwar schon makroskopisch mit ihren dicht gedrängten Lamellen und der markanten Hutfärbung, aber zu einem wirklich zufriedenstellenden Ergebniss bin ich auch diesmal wieder nicht gekommen. Vielleicht hat ja jmd. eine Idee dazu


    Schneide: fertil

    Basidien: 4-sp, Schnallen -

    Spp: 9-11,5x(7)7,5-8,5

    HDS: cutis, richtung zentrum schwach ausgeprägtes trichoderm, Endzellen keulig (5-10x45-110)

    E.sp. - Rundablage, Frk. zu jung für anständige Untersuchung aller Merkmale



    Die ersten Keulchen des Jahres waren auch schon zu finden...


    Clavulinopsis laeticolor



    ... genauso wie die ersten Wiesenritterlinge


    Pseudotricholoma metapodium

    Porpoloma pes-caprae



    Wirklich zum staunen haben mich allerdings die Saftlinge gebracht, die immerhin schon mit über 10 Arten und teils hunderten Fruchtkörpern vertreten waren. Einige Besonderheiten waren auch schon anzutreffen


    Neohygrocybe ovina

    Hygrocybe ingrata (forma minor)

    auch nach 3 Stunden kein Röten an Verletzungen, anhand des Sporen-Q und des schwachen nitrösen Geruchs würd ich die Kollektion aber zu ingrata stellen. Bin schon gespannt aufs Ergebnis der Sequenzierung, inzwischen bin ich schon recht skeptisch, ob sich da nicht noch ne dritte Art bei den nitrösen Saftlingen versteckt

    H. subpapillata

    H. intermedia

    H. helobia

    wie erwartet reguläre Lamellentrama mit Zellen bis ca. 300µm

    Cuphophyllus flavipes

    Gliophorus irrigatus



    Liebe Grüße

  • Hallo Florian,

    Tolle Funde!!!

    Wenn ich mir die Hutoberfläche der roten H. sp. so ansehe, scheint das einer der trockenen Saftlinge zu sein und mit der Farbe höchstwahrscheinlich dann H. helobia.

    Leichte Bedenken habe ich bei H. intermedia. Schwer vorstellbar, das die deutlichen Schuppen auch abgeregnet nicht mehr zu sehen sind, aber das kann im Bild natürlich täuschen. Ihr hattet ihn ja in der Hand.

    LG Karl

  • Servus Karl,


    ja die rote ist eine der trockenen, schuppigen (ich vermute auch helobia), bis zu der Kollektion hab ich es aber noch nicht geschafft.


    Die intermedia sieht witterungsbedingt recht seltsam aus, war zum Zeitpunkt des Bildes aber klatschnass. Etwas abgetrocknet war sie dann aber eindeutig


    Lg

  • Grüß euch,


    jetzt bin ich endlich durch mit der Nachbearbeitung und hab im ersten Beitrag noch ergänzt, was es zu ergänzen gab.


    zwei weitere Kollektionen hab ich aber doch noch zum herzeigen


    Entoloma atrocoeruleum

    mit fertiler Schneide und auch sonst gut übereinstimmenden Mikromerkmalen dürfte da eigentlich nichts anderes in Frage kommen

    Entoloma chalybaeum

    zwar nur ein Einzelfruchtkörper, aber wenigstens in passendem Alter, und mit den blauen Lamellen im mageren Grünland bleibt ja sowieso nicht viel Auswahl


    Liebe Grüße

  • ... und noch ein letzter Nachtrag, bei dem ich allerdings auch nicht zu einem logischen Ergebnis komme. Wenn also jemand helfen kann würde ich mich freuen


    dafür, dass ich Entolomen irgnoriert hab, sind aus den Tiefen meines Rucksacks doch noch einige hervorgekommen. Ich weiß ja, warum ich inzwischen nach solch iner Tour einfach den gesamten Rucksack inklusive Inhalt im Kühlschrank verstaue :D


    Vor allem die riesigen Endzellen der HDS sind bei diesem Fund bemerkenswert und schließen alle Schlüsselergebnisse, zu denen ich bisher gekommen bin, aus.


    Schneide fertil

    Basalschnallen -

    Spp: 7,5-10,5x6,25-8µm, 5-7 eckig

    HDS: bis zum Rand trichoderm, im Zentrum hymeniderm, Endzellen 50-160x20-42µm, breiten unter 30µm bilden jedoch eher die Ausnahme



    Liebe Grüße