Täublinge aus dem Kiefern-Mischwald Teil 1

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.620 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Buntspecht.

  • Gestern (28.08.21) in einem Kiefern-Mischwald mit Birken und Fichten (vereinzelt auch Eichen und Buchen) auf saurem, sandigem Boden gab es u.a. jede menge Täublinge. Bei einigen glaube ich die Art zu erkennen, bei anderen habe ich noch keine Idee. Ich stelle sie mal der Reihe nach vor.


    1. vmtl. Russula aeruginea

    mild schmeckend, Geruch unauffällig

    Chemische Reaktionen: mit Guajak langsam dunkelblau, mit Eisensulfat langsam braunrosa

    Spp IIa-IIb

    Viele Grüße,

    Jann


    Die Fotos wurden, soweit nicht anders vermerkt, im Landkreis Lüneburg aufgenommen (östliches Niedersachsen; TK 2730).

  • 2. vmtl. Russula sardonia

    Huthaut kaum abziehbar, Geschmack sehr scharf

    mit Guajak graugrün, mit KOH, Anilin und FeSO4 kaum Reaktion

    Spp IIc-IIIa

    Viele Grüße,

    Jann


    Die Fotos wurden, soweit nicht anders vermerkt, im Landkreis Lüneburg aufgenommen (östliches Niedersachsen; TK 2730).

  • 3. vmtl. Russula xerampelina

    Geschmack mild, Fischgeruch

    mit Anilin rötlich, mit Guajak graugrün; mit FeSO4 nicht viel zu sehen

    Spp IIIb-IIIc

    Viele Grüße,

    Jann


    Die Fotos wurden, soweit nicht anders vermerkt, im Landkreis Lüneburg aufgenommen (östliches Niedersachsen; TK 2730).

  • 4. vmtl. Russula badia

    Geschmack sehr scharf

    den Zedernholzgeruch habe ich nicht wahrnehmen können, die gefundenen Ex. waren aber auch schon recht alt

    mit FeSO4 graurosa, mit Guajak graugrün

    Spp IVa-IVb

    Viele Grüße,

    Jann


    Die Fotos wurden, soweit nicht anders vermerkt, im Landkreis Lüneburg aufgenommen (östliches Niedersachsen; TK 2730).

  • Hallo,


    #1 würde ich den Grasgrünen Täubling R.aeruginea befürworten


    #2 Da du KOH hast und R.sardonia vermutest gibt's einen heißen Tip: Einen Tropfen auf die Lamellen -> Rosa in spätestens 2 Minuten. Kunstgerecht macht man das mit Ammoniak-Lösung, aber andere Laugen funktionieren meiner Erfahrung nach genauso gut.

    #3 Ein Heringstäubling muss mit Eisen(II) grün auf der Stielrinde reagieren. Ich habe noch nie erlebt, dass diese deutliche Reaktion ausbleibt. Hast du reichlich Kristalle zum einreiben verwendet?

    #4 Für R.badia ist der schon ziemlich leuchtend rot. Ich kenne den mit weinfarbenen bis brozefarbenen Anteilen. Entwickelte sich der scharfe Geschmack erst nach längerem Kauen?


    Um die Sporenpulverfarbe gut ablesen zu können empfiehlt es sich den Abwurf zu einem Haufen zusammenzukratzen und mit einem zweiten Objekträger zu fixieren. Dann ist die Schicht auch immer gleich dick.

    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo Thiemo,


    vielen Dank für die sehr hilfreichen Hinweise!

    #2 ja, die Lamellen (und auch das Hutfleisch) werden mit KOH recht schnell hellrosa

    #3 habe keine Kristalle, nur eine FeSO4-Lösung, die evtl. schon etwas alt ist (letztes Jahr gekauft)

    #4 auf dem Freilandfoto wirkt der Hut heller, als er tatsächlich war. Der scharfe Geschmack entwickelt sich tatsächlich nicht sofort, sondern erst nach einigen Sekunden Kauen - dann wirds aber sehr scharf

    Viele Grüße,

    Jann


    Die Fotos wurden, soweit nicht anders vermerkt, im Landkreis Lüneburg aufgenommen (östliches Niedersachsen; TK 2730).

  • Hallo Jann,


    Dann hast du #2 jetzt sicher als R.sardonia bestimmt. Die Rosa-Reaktion kommt außerdem noch bei Russula cavipes, das ist aber eine kleine Art unter Tannen.


    Ich rate zu Kristallen, da die Lösung schnell mit Luftsauerstoff zu unreaktiven Eisen(III) abreagiert. Das macht dann nur noch Rostflecken ;).


    Wenn die Schärfe sich so wie du schreibst erst nach frühestens 10 Sekunden entwickelt und immer weiter zunimmt sowie die Hutfarben auf dem Freilandbild täuschen, klingt R.badia doch ganz gut.


    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • "erst nach frühestens 10 Sekunden entwickelt und immer weiter zunimmt" - ja, so ist es.

    Sehr schön, freue mich immer, wenn sich ein Täubling ohne Mikroskopie sicher bestimmen lässt. Mit dem Mikroskopieren wird es bei mir so bald wohl nichts - vielleicht irgendwann in der Rente...;)

    Viele Grüße,

    Jann


    Die Fotos wurden, soweit nicht anders vermerkt, im Landkreis Lüneburg aufgenommen (östliches Niedersachsen; TK 2730).