Hinterm Haus ...

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 3.748 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen, habe gestern einen kleinen Abendspaziergang im Hauswald gemacht und konnte doch wieder einiges "mitnehmen". Zudem noch ein paar Funde vom örtlichen Friedhof von dieser Woche ... damit fange ich gleich mal an:


    01 Laccaria tortilis mit sehr großen, stark ornamentierten globosen Sporen (heißt ja auch der großsporige, oder auch Zwerglacktrichterling ... beides passt gut). Einzelne Sporen gemessen um die 14µm, sehr variabel, viele wahrscheinlich noch nicht reif.


    02 Hygrocybe cantharellus. Mehrere Fruchtkörper


    03 Hygrocybe conica


    Zudem gab es verschiedenste Wiesenkeulen, die ich nicht weiter untersucht habe:

    04 Wiesenkeule???


    05 Hierbei sollte es sich um Clavulina cinera handeln:


    Sowohl auf dem Friedhof als auch im Hauswald gabs 06 Das europäische Goldblatt. Das hat wirklich ein super Jahr, es begegnet mir an unterschiedlichen Stellen und in immer neuen Wellen von Fruchtkörpern.


    Auch einen 07 Strubbelkopfröhrling (Strobilomyces strobilaceus) gab es, und was für einen:


    Sehr gefreut habe ich mich über den nächsten Fund, für mich neu: 08 Hygrophorus nemoreus, den Waldschneckling. Was für Prachtkerle, große, fleischige Fruchtkörper mit deutlichem und kräftigem Mehlgeruch.


    Es gab auch Pfifferlinge, die sind ja wohl gerade überall häufig und in großer Artenvielfalt anzutreffen:

    08 Cantharellus amethysteus, zudem 09 C.friesii und 10 C.tubiformis




    Auch gab es Cortinarien. Ein weiterer Erstfund für mich: 11 C.torvus (Der wohlriechende Gürtelfuss) auffällige Gürtelung und Pseudoring, deutliches Velum, der Geruch war sehr angenehm, süsslich-fruchtig, zumindest am Fundort, zu Hause dann schon nur noch erdig. Sporen 9,8x6µm.




    Ansonsten noch, wie ich meine einen Wasserkopf, bei dem ich allerdings in der Bestimmung scheitere. Bin noch am ehesten bei 12 C.biformis cf gelandet, denke aber nicht, dass dies korrekt ist. Sporen sehr schön und kräftig ornamentiert, 9,2x6,2µm.

    Biformis dürfte dennoch nicht stimmen, insbesondere die weit auseinanderstehenden Lamellen geben zu denken.


    Hut bis maximal 4cm, glatt und langsam aber deutlich hygrophan

    KOH am Stiel negativ und auf Hut leicht dunkelnd (banal?)



    Cheilos nur spärlich, eine einzelne hervorstehend:


    Schnallen vorhanden


    Ein weiterer Fund hat mich ziemlich beschäftigt. Halte das eigentlich für eine 13 Bolbitius ... aber auf Holz in diesen Farben??? Habe dazu nichts passendes gefunden. Vielleicht bin ich da auch auf dem totalen Holzweg. Fundort an Eschenstamm mit Moos auf 50cm Höhe.


    Hut extrem schleimig, Fädenziehend. Farben gelblich, zum Rand lilalich-gräulich, deutlich radial gerieft (siehe Bilder).


    Stiel weiß-gelblich (auf Druck verstärkt gilbend), deutlich bepudert.

    Lamellen gerade angewachsen, bräunlich (Originalfarbe? - Braunsporer):


    Sporen groß 13,2x8, mit Keimporus, Form siehe Bilder:


    Cheilozystide lageniform, Hals mehrfach eingeschnürt - 400fach H2O:


    Kaulozystiden vorhanden, büschelig zusammenstehend, keulig bis ballonförmig:


    Vielleicht könnt ihr da etwas bestätigen oder vorschlagen.


    Ansonsten gabs eine Unmenge an Risspilzen. Für mich mittlerweile gut zu erkennen und bei uns häufig vorkommend (Buche/Esche) 14 I.maculata:


    Die Flecken sind gut zu erkennen:


    Sporen 9,5x5,3 phaseoliform, wie es sein soll, Cheilos keulenförmig, keine Pleuros


    Der nächste Fund sollte 15 I.tigrina sein. Da bin ich aber unsicher. Leider sind die Feldaufnahmen unscharf, daher auch hier noch eine Studioaufnahme:

    Auffällig ist der zweigeteilte Hut mit der Schollig aufgerissenen, dunklen Mitte und der Radialfaserung zum Rand hin. Die Fruchtkörper sind sehr gedrungen, kommen nur knapp über denn Boden und sind daher ziemlich verschmutzt.


    Sporen 9x5,8µm

    Cheilozystiden fusoid, schmal in 400fach H2O:


    Pleurozystiden fusiform und dicklicher (65x15µm), deutlich in Lamellentrama wurzelnd (400fach H2O):


    Kaulozystiden, nur im oberen Teil, eher keulig (siehe Bilder):


    Beim nächsten Fund komme ich zu keinem Ergebnis, mir ist jetzt aber auch die Zeit wieder etwas weggelaufen, vielleicht kann jemand helfen Ditte , Climbingfreak


    16 Inocybe spec bei Hasel, Esche, Buche, leider nur Einzelfruchkörper, Stiel basal ohne Knolle oder Verdickung, Hut klein 1,5cm, Stiel besonders an der Spitze bereift, ganzer Stiel wie silbrig überfasert:


    Cheilos und Parazystiden in H2O


    Pleurozystiden in KOH 3%, fusiform und in enormer Anzahl, dichtstehend auf ganzer Lamelle, teils kollabiert:


    Kaulozystiden büschelig, keulig, teils septiert und dann Endzellen auch spitz auslaufend (so nur im oberen Drittel):


    Sporen 8,5x5 amygdaliform oder auch ovoid erscheinend:


    17 Inocybe spec 2

    Unter Eschen (keine anderen Bäume in 15m Nähe, dann auch Buche), leider auch nicht die besten Bilder.

    Ebenfalls sehr kleine Fruchtkörper, Hut ebenfalls 1,5cm, deutlich radialrissig (/rimos), Sehr zarte, schlanke, weiße Stiele:


    Sporen amygdaliform und groß, 10x5,5µm


    Cheilozystiden reichlich, kristallbeschopft und lageniform


    Pleurozystiden sehr dickhalsig, dickwandig und mit Kappe besetzt + Kristallstückchen besetzt, sehr auffällig:


    Kaulos habe ich gar nicht mehr geschaut fällt mir gerade auf, ups ... muss ich ggf. nachreichen


    Ausserdem machte mir noch eine 18 Clitocybe spec. zu schaffen, die ich auch nicht benamst bekomme. Weisses Sporenpulver, weiße herablaufende Lamellen, vorkommen unter Buchen auf Bucheckerschale. Hut schon fast ziegelrot (auffällige Farbe), heller, nahezu weißer Rand, Hut eher flach, nicht sonderlich trichterförmig. Hut unter weiß bepudert, samtig wirkend.


    KOH negativ im Fleisch (schließt bresadolae aus) und eher gelblich auf Hut:


    Sporen deutlich tropfenförmig 7x4,5µm, inamyloid:


    HDS mit schlauchförmigen, teils inkrustierten 7-8µm dicken (selten schlankeren) Hyphen (ohne auffällige Zebrierung):


    Clitocybe bresadolae, mediteranae dürften ausscheiden. C. costata hatte ich neulich deutlich stämmiger mit auffällig gekerbten Rand unter Eiche. Ich habe keinen Schimmer wo ich diese Clitocybe einordnen soll.


    Ansonsten noch ein leichter Bestimmling: 19 Eselsohr (Otidea onotica), an einer Stelle mit großer Fruchtkörperzahl am Platz in mehreren Bücheln wachsend, typische Form, ockergelbe Farben, innen mit roten Flecken, außen kleiig. Sporen 12,2 x 6,5µm




    So nun aber mal genug von mir, freue mich auf eure Rückmeldungen, Bestimmungshinweise, Tipps und Verbesserungsvorschläge


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian, deine maculatum ist klar, aber die zweite ist ganz sicher nicht tigrina. War da Hasel oder Hainbuche in der Nähe? Müsste eigentlich, denn das sind vermutlich stark durch das Wetter in Mitleidenschaft gezogene Exemplare von Inocybe haemacta. Die müsste sich an manchen Stellen verfärbt haben (rötlich am Stiel etwa, was ich zu sehen meine auf dem einen Foto und leicht dunkelgrünlich-blaulich auf der Hutmitte) und wenn es trocken gewesen wäre, hätte sie nach Pferdestall gerochen. Abgesehen vom Aussehen passt auch die eine Zystide, die ich gut sehen kann mit den welligen Wänden gut. Sporegröße ist auch okay.

    Zu den anderen beiden kann ich so nichts sagen, die eine, weils nur eine ist und die Mikromerkmale nicht spezifische Merkmale zeigen und die zweite, weil sie klatschnass ist und man also nicht weiß, wie die trocken aussah und weil auch hier die Mikros nicht viel verraten.

    Herzlich Ditte

  • Ich bitte einen der Moderatoren, das wieder zu löschen, was da fünffach ist.... Danke Ditte

  • Hallo Karl, vielen Dank, auch für den Hinweis ... Clavaria fumosa kann gut passen! Scheint auch nicht so häufig zu sein, muss mich damit mal näher befassen.


    Ditte ... ganz herzlichen Dank fürs anschauen!!! Bei den letzten beiden dachte ich mir schon, dass es (auch mangels guter Bilder und vollständiger Merkmale) schwierig wird.


    Eine Hainbuche steht tatsächlich etwa 7m entfernt auf der anderen Wegseite, wenn ich genau drüber nachdenke (kenne die Ecke sehr gut):


    Die Inocyben standen allesamt auf der rechten Seite in der Wegböschung, sowohl Maculatum, als auch "Mein Tigrina" als auch Inocybe spec 1. Da war ganz schön was los.

    Die von dir angesprochenen Färbungen kann ich so leider nicht ausmachen. Der Stiel ist zwar bis auf die Stielspitze rötlich bräunlich, aber eine Verfärbung, im Sinne von Flecken sind da nicht zu entdecken, der Hut ist eher braunschwarz was die Schollen betrifft und sonst ziemlich braungrau.

    Ich werde mich mit I.haemacta nochmal intensiver beschäftigen.


    @beli: den hatte ich mir auch schon angeschaut und hatte dann gezweifelt, weil ich den sowohl auf Abbildungen als auch in Beschreibungen immer in Grau gefunden habe. Gelblich grünlich ist in Funga Nordica sogar ein Trennmerkmal zu anderen Bolbitusarten. Andererseits ist mir auch aufgefallen, dass das dieser wohl gut am Stamm wachsen kann. Vielleicht passt das ja doch irgendwie. Mir fällt auch keine Alternative ein. Vielen Dank.


    LG Sebastian


    P.S:


    20 Perlhuhnchampignon habe ich noch vergessen:

  • Hallo Sebastian


    Ich habe live B. reticulatus gesehen , Hat 1 zu 1 Aderige Hut genau wie dein Fund , etwas wie Pluteus umbrosus nur wenig . Hutfarbe hat etwas wie Mycena rosea , wie bei dein erste Bild


    Diese Aderartige Hut bei dein Fund passt 1 zu 1 an Fund welche ich habe gesehen .


    -



    Ob noch irgendwelche Variiation von B. reticulatus gibt ich weiß nicht aber so Aderartige Hut past 1 zu 1

    LG

    • Offizieller Beitrag

    Servus!


    Bolbitius reticulatus für Pilz 13 kann ich nicht so recht glauben.

    "Runzliger Hut" meint da schon was Anderes als das, worauf du hinweist, Beli.Der muss auf die Art runzlig sein wie zB bei Pluteus thomsonii, wenn auch nicht so ausgeprägt. Also aderig - runzlig zur Hutmitte hin, das sollte dann so aussehen:



    Mikros dazu von Bolbitius reticulatus:



    Ich habe bei dem auch nie sowas gelbes gesehen wie hier, und die Hutform bei jungen fruchtkörpern ist anders.
    Wenn die Wuchsweise nicht so ungewöhnlich und aberichend wäre (direkt an Holz?!?) hätte ich den Fund hier für Bolbitius titubans s.l. gehalten (also Goldmistpilz).
    Aber ob der so wachsen kann? Hätte ich jedenfalls noch nie gesehen, und darum ehrlich gesagt keinen Plan, was das ist.
    Nur B. reticulatus würde ich eher ausschließen wollen, wenn's ein Mistpilz ist.



    LG; Pablo.

  • Hallo ihr zwei,


    also, ich habe mir das mit Bolbitius nochmals in mehreren Quellen angeschaut. Zudem habe ich nochmals die Sporen aus dem Abwurf ausgemessen. Zudem auch den auffallend breiten Keimporus (letzterer liegt bei 2,3-2,5µm!!!)


    Sporenmaße:


    Reticulatus muss man also nicht nur wegen der Farben ausschließen, sondern schlicht auch wegen der Sporenmaße. Die Sporen müssten für Reticulatus kleiner und vorallem auch schmäler sein (Q an die 2) und nach Ludwig auch einen "auffallend kleinen" Keimporus aufweisen. Außerdem sollte dieser keulig bis zylindrische Cheilos aufweisen, keine lageniformen.


    Von den Farben war ich sehr wohl an titubans erinnernd, den Goldmistpilz, nur der Standort hat mich schwer gestört, ich habe den schon vom Holz "abgeknipst".


    Noch besser als auf titubans passen die Sporen zu Bolbitius titubans var. variicolor (Ludwig Band 1 Beschreibungen Seite 35) = var olivaceus = B.variicolor (Gröger Teil 2 322, Funga Nordica Bd.2 733).

    Dieser würde auch sehr gut von den Farben passen, Stiel gelb(!) und er kann scheinbar auch auf Holz (titubans in gewisser Weise auch: "seltener an morschem Holz" nach Ludwig, wobei das jetzt kein morscher Stamm war).


    Hochinteressant fand ich jetzt nochmal die Hutdeckschicht. Die besteht aus durchgehend keuligen bis umgedreht birnenförmigen Elementen. Dazu finde ich jedoch weder im Ludwig, noch im Gröger Hinweise (Gröger beschreibt lediglich bei der var. olivaceus = B.variicolor das "häufigere Vorhandensein unregelmäßig geformter Hh-Endzellen". Also, die sind seeehr häufig, quasi durchgehend vorhanden aber "unregelmäßig"?


    in H2O 400mm


    HDS Drauf(!)sicht (entspricht Skalpschnitt):


    Funga Nordica spricht bezogen auf die Pileipellis von Bolbitius generell von Hymeniderm. Das würde ja schon passen. Fragt sich nur, wie sich die Arten da unterscheiden und ob ich aus den Beschreibungen und meinen Bildern irgendwas ableiten kann.


    LG Sebastian

  • Servus beinand',

    ich würd den Bolbitius, wie Beli, auch eher bei B. reticulatus s.l. verorten.

    So am Stamm kann ich ich mir B. vitellinus/titubans nicht wirklich vorstellen.

    Meine als B. reticulatus bestimmten Funde immer auf dicken Laubholzstämmen waren auch nicht reticulat auf dem Hut.

    Nach Literatur müssen sie das auch nicht sein. Welche taxonomische Relevanz die darin vermengte B. pluteoides hat, weiß ich nicht zu beurteilen.

    Die Hüte waren aber schon immer heller mit einem gewissen Rosaton.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Karl, hallo Werner ...


    Ja gut, makroskopisch passt das natürlich nicht wirklich mit der dort gezeigten var. Olivaceus.


    Muss man Reticulatus aufgrund der deutlichen Unterschiede in den Sporenmaßen nicht kategorisch ausschließen? Können drei Quellen da so irren?


    Ich bin so schlau als wie zuvor :/


    Ich muss mir das die Tage nochmal von vorne anschauen.


    Danke für eure Einschätzungen und Hinweise. LG Sebastian

  • Hallo


    Ich hab in DGfM Datenbank an Bolbitius reticulatus var pluteoides gestoßen

    Verbreitung Bolbitius reticulatus var. pluteoides (M.M. Moser) Arnolds 2003


    Per Datenbank nicht häufig wie B. reticulatus , aber kein Infos , wie schaut , sporengroße usw. In Internet auch nix .Was ist das für Pilz ? und wie schaut ? eine Variation von B. reticulatus , also muss an B. reticulatus ähnlich sein


    LG

  • Hallo zusammen,


    habe noch gestern noch schönere Bilder von den Risspilzen gewinnen können, für die wir (bzw,. Ditte :) I.haemacta diskutiert hatten.


    Aus der APV heraus kam noch der Hinweis, dass es sich aufgrund des deutlich wahrnehmbaren süsslichen Geruchs und der Gestalt auch um Inocybe corydalina handeln könnte. Pferdestallgeruch konnte ich jedenfalls auch an jungen frischen Fruchtkörpern dort nicht wahrnehmen. Hainbuchen gibts aber definitiv.



    LG Sebastian