Russula densifolia?

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.094 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Hallo Pilzfreunde,


    bis auf die letzte Schraube wurde dieser Täubling von mir auseinander genommen um ihm einen Namen zu verpassen. Beim ersten Anblick im Wald optisch erhofft als einen standorttreuen Jodoform-Täubling war es zwischenzeitlich für einen Rückzug und wieder Einpacken aber zu spät. Mit seiner deutlich bräunlichen Stielverfärbung, der grünen Eisensulfat-Reaktion und einem zarten Fischgeruch (eingebildet?) anschließend eingeschätzt als irgendein Heringstäubling, bis ich endlich die vielen Zwischenlamellen und eine rötliche dann schwärzliche Verfärbung des Fruchtkörpers wahrgenommen habe. Der Geschmack war längere Zeit mild dann mit leichter Schärfe.

    Bei der Bestimmung stellte sich dann heraus, dass mit dieser Verfärbung folgende Arten der Schwarztäublinge in Frage kommen, alles andere soll ja ohne vorhergehende Rötung nur +/- grauen oder schwärzen.


    - R. nigricans (Dickblättriger Schwarztäubling) – fällt raus, weil mit weit auseinander stehenden Lamellen


    - R. acrifolia (Scharfblättriger Schwarztäubling) – fällt raus, weil sehr scharf, anderer HDS Aufbau, Waldtypus?


    - R. densifolia (Dichtblättriger Schwarztäubling) – passte nach Literatur, Größe, Geschmack, HDS Aufbau


    Hier die Fundmerkmale zum Pilz


    R21-024 densifolia

    26.08.2021 - 12:48

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    Eingestufte Art: unbekannt

    Anz. Exemplare: 1

    Haupt Baumpopulation: Fichte

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    SPORENPULVER, Ia,

    GESCHMACK, mild, verzögert, leicht scharf,

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    FUNDORT, Nadelwald, Moos, feucht, Kollin 400 - 800 m,

    BÄUME 20m UMKREIS, Fichte (Picea), Kiefer (Pinus),

    EXEMPLARE, mittel, einzeln,

    HUT GRÖSSE, 4 - 6 cm,

    HUT FARBE, creme/weiss, bräunlich/braun, grau/schwarz,

    HUT OBERFLÄCHE, gedrückt/vertieft, matt,

    HUT MITTE, dunkler, br/gr/sw,

    HUT RAND, glatt - nicht gerieft, eingerollt,

    PEELING, 1/3 abziehbar,

    UNTER HUTHAUT, weisslich, bräunlich,

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    LAMELLEN, spröde, beige bis ocker, rel eng-stehend, Zwischenlamellen,

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    STIEL OBERFLÄCHE, weisslich/creme, ockerlich/bräunlich, fleckend,

    STIEL KONSISTENZ, fest, voll,

    STIEL VERLETZUNG, ins rötliche, ins bräunliche, ins grau/schwarze,

    GERUCH, neutral, schwach, Hering/Fisch,

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    FeSo4, grünlich verfärbend,

    GUAJAK (8 sec), Stiel: +++ schlagartig, Lam: +++ schlagartig,

    PHENOL (gepr.),

    KOH (gepr.),

    NH3 (gepr.),

    Sonst. Angaben: Schnitt erst leicht rötend dann schwärzend


    1) im Moos bei Fichten und Kiefern


    2) Hut ca 5cm Durchmesser, Hut Mitte vertieft


    3) Randzone teils heller und eingerollt, ungerieft


    4) Hut trocken, matt, Mitte dunkler braun, Huthaut-Peeling 1/3, darunter weisslich


    5) Stieloberfläche zuerst weiss und glatt


    6) Lamellen creme bis ockerlich, viele Zwischenlamellen, engstehend


    7) Stiel während der Fotos bräunlich-rosa verfärbend


    8) FeSo4, langsam grünlich


    9) Fleisch wird bei Schnitt langsam rosa dann schwärzlich


    10) der SpP-Abwurf ergab Ia


    11) SV, spärliche Dermatozystiden in der Huthaut schwach eingefärbt


    12) ich verweise mal auf den Text von EINHELLINGER der eine Untersuchung der HDS erforderte


    13) in H2O sind kurzgliedrige und aufgeblasene Hyphen schon erkennbar (1 Teilstrich = 2,5µm)


    14) Kongo, diese „Haare“ messen stellenweise in der Breite oft um die 10µm


    15) Kongo, oft auch apikal eingeschnürt, dann verjüngt aber doch stumpf endend


    16) Kongo, zwei Pileozystiden spitz zulaufend und oft kopfig, auch zweifach kopfig vorkommend


    17) Melzer, Sporenform rundlich-oval mit sehr niedrigen Warzen (1 Teilstrich = 1µm)


    18) Melzer, Ornament teilnetzig-netzig mit Lücken, schwach amyloid, Hilar inamyloid


    19) Messprotokoll mit 37 Wertepaaren


    Die MARXMÜLLER Doku S.62 würde zutreffen, nur die Sektion der Weiss- und Schwarztäublinge sind nicht so mein Ding (wie ich sehe bei EINHELLINGER auch nicht) deshalb freue ich mich über eine Rückmeldung von euch ob man Russula densifolia (Schmalblättriger Schwärztäubling) beibehalten kann oder es noch andere Überlegungen zum Fund gibt.

    Danke für das Interesse und bis bald mal wieder.


    Liebe Grüsse

    claus

  • Hallo Claus

    Schön dokumentiert hast du diese eher triviale Art

    Diese Arbeit hab ich mir noch nie so ausführlich gemacht

    Die Kombination engstehende Lamellen, erst deutlich rötend dann langsamer schwärzend, fast milder Geschmack und nicht so gross sind für mich die entscheidenden Merkmale für R.densifolia

    Passt also alles

    Gruss

    Uwe

  • Hallo Uwe,


    danke erstmal für deine knackig kurz und präzis zusammengefasste Antwort zu den eigentlichen Merkmalen zur Erkennung dieses Pilzes.

    Für mich als Erstfund noch nicht soo klar zuzuordnen gewesen, aber jetzt dürfte der sitzen.


    Liebe Grüsse nach Hornberg ==taube

    claus

  • Hallo Björn,

    da warst Du schneller als ich :). Der Schlüssel in der Arbeit ist schrecklich gesetzt und dadurch etwas unübersichtlich, weshalb ich mal einen überarbeiteten Schlüssel hier einbinde. Schwärztäubline Lange_et_al-2021-IMA_Fungus Key.pdf
    Beim ersten Eindruck war ich nicht so begeistert, da man zur Bestimmung von R. nigricans schon Sulfovannilin benötigt, aber wenn sich das Merkmal mit der Anfärbung der Hymenialzystiden als brauchbar erweist, ist der Ansatz doch interessant.

    Bei Russula atramentosa konnte ich die Reaktion bereits testen.


    Es wäre jedenfalls interessant das bei R. densifolia ebenfalls zu prüfen, auch wenn der Fund jetzt schon fast überbestimmt ist.

    G Karl

  • Es wäre jedenfalls interessant das bei R. densifolia ebenfalls zu prüfen, auch wenn der Fund jetzt schon fast überbestimmt ist.

    Hallo zusammen und Danke erstmal,


    die Anfärbung der Hymenialzystiden bei meinem Fund erforderte tatsächlich zwei Mischungen mit SV. Ob ich mich bei der ersten Mischung in der verkehrten Ebene befand oder Ungeduld oder die Mischung eine Rolle gespielt hat, kann nicht gesagt werden. Eine Anfärbung wurde aber bei diesem Namen schon gefordert, deswegen.


    Zwei getrocknete Huthaut-Fitzelchen sind bei meiner Doku aber vorhanden und werden gerade wegen dem neuen Schlüssel nochmals mit SV geprüft. Das Augenmerk werde ich dann auf die Häufigkeit legen die ja "spärlich" gewesen war.

    Dauert etwas wegen Termin


    Grüsse

    claus

  • Hallo Pilzfreunde,

    die weiteren Untersuchungen zu den Sonderwünschen von Karl W sind abgeschlossen, hier die Ergebnisse:

    - Eingefärbte Pileozystiden, hier beim Hh-Exsikkat, wie beim Pilz in SV weiterhin "sehr spärlich" aufzufinden.

    20)


    Anders sieht die Sache bei den Hymenialzystiden aus, auch hier Exsikkat einer Lamelle vom Pilz

    - Eingefärbte Cheilozystiden in SV auffällig oft aufzufinden. (gut für den neuen Schlüssel)

    21)


    22) weil es so schön war


    Will zum Schluss noch jemand das Stielexsikkat untersucht haben? :haue:


    Ich mache jetzt hier Schluss, ich habe genug von Russula densifolia.

    Danke an jeden:thumbup: und bis dann mal wieder...


    Grüsse aus der Rhön

    claus

  • Hallo Claus

    super und danke für die Bestätigung des Schlüsselmerkmals. Leider hatte ich (seit ich den Schlüssel kenne) noch keine der Arten ohne SV-positive Hymenialzystiden. Die Gefundenne Exemplare von R. nigricans waren schon von selbst schwarz.

    LG Karl

  • Beim ersten Eindruck war ich nicht so begeistert, da man zur Bestimmung von R. nigricans schon Sulfovannilin benötigt, aber wenn sich das Merkmal mit der Anfärbung der Hymenialzystiden als brauchbar erweist, ist der Ansatz doch interessant.

    Hallo Karl,


    heute gefunden und gleich mal untersucht. Vielleicht habe ich ja auch ein Verständnisproblem mit "Hymenialzystiden", kann auch sein.

    23) Nehmen wir mal an, das wäre eine R. nigricans die ich da gefunden habe :gkopfkratz:


    24) Dann bei Schlüssel Punkt 2: "Content of hymenial cystidia not reacting in sulfovanillin .......................................................3 "

    Untersuchungsmedium SV und ein Fragment der Lamelle (mehr Richtung Schneide)


    25) mit diesem Ergebnis schlüssel ich doch glatt an R. nigricans vorbei, ist der Schlüssel verkehrt? habe ich den falschen Pilz? oder sollte ich nur die Lamellentrama als "Content of hymenial" an sich betrachten? Verwirrend


    LG

    claus

  • Hallo Claus,

    Ich habe inzwischen ebenfalls R. nigircans getestet und bin zum gleichen Ergebnis gekommen wie Du. Ich bin noch nicht ganz sicher, ob es sich bei den gefärbten Eleenten wirklich um Zystiden handelt, aber dann müsste zumindest ein klärender Hinweis im Schlüssel stehen. Ich hake da mal nach, da ich am Wochenende Felix Hampe sehe.

    LG Karl

  • Hallo Täublingsfreunde

    Wie gut, wenn man jemanden kannt, der sich auskennt ;)

    Felix hatte Kontakt zu zwei der Autoren mit folgendem Ergebnis:
    Das Problem ist bereits bekannt. Die Arbeit aus welcher der Schlüssel stammt behandelt ja lediglich den Russula albonigra species complex. Die darin behandelten Arten werden vorgestellt, ausführlich beschrieben und sind auch getestet. Im Fall von R. nigricans hat man sich auf Literaturangaben verlassen. Eine vollständige Revision aller Schwärztäublinge mit weiteren neuen Arten ist in Arbeit.


    In diesem Fall wäre es besser gewesen nur den Albonigra-Komplex zu schlüsseln, aber im Nachhinein ist man immer klüger.

    LG Karl