Hypotrachyna revoluta?

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  • Einen guten Abend wünsche ich!


    Ich bin noch immer damit beschäftigt, die Flechten aus dem Apfelgarten mit der gestürzten Esche aufzuarbeiten.

    Das wird noch eine Weile gehen.

    In letzen Post "https://www.pilzforum.eu/board/thread/55692-parmotrema-und-hypotrachyna/" hatte ich bereits eine der Flechten, die ich heute diskutieren möchte, gezeigt (dort Bild 5).


    Ich bin noch immer nicht schlüssig, was das sein könnte... g:(

    Ziemlich sicher keine H. afrorevoluta, Parmelina spec. oder Parmotrema perlatum - der Habitus weicht m.E. zu stark ab!


    Die Flechten wachsen auf alten Apfelbäumen, dicht neben dem Flüsschen (Bild 0):

    Bild 0 Fundstelle


    Ich habe von zwei Flechten hinreichend gute Aufnahmen gefunden:


    Die Oberseite der Flechten ist hellgrau und zeigt dunkle Pünktchen/Pyknidien (Bild 1-2).

    Längere Thalluslappen lösen sich vom Substrat und steigen auf, wirken fast wie einrollende Lappenenden (Bild 1-2).

    An den Lappenenden befinden sich feinmehlige Sorale (Bild 1b, 2ab).

    Die Unterseite ist braun mit dunkleren Rhizinien.

    Die jungen Lappenenden (Wachstumszone?) sind zwar rhizinienfrei, die älteren Lappen(ränder) besitzen aber dunkelbraune Rhizinien bis zum Rand (Bild 2ab).


    Bild 1a


    Bild 1b - Hinterer Rand etwas besser erkennbar


    Bild 2


    Bild 2b


    Den Wirth'schen Schlüssel benutzend, lande ich wieder bei Hypotrachyna, und wenn ich den Begriff "Lappen oft quer zur Längsachse eingerollt" richtig deute, bei Hypotrachyna revoluta.


    In Bombles Paper "Bemerkenswerte und ehemals seltenere Großflechten im Aachener Stadtgebiet und der nordwestlichen Eifel" werden H.afrorevoluta und die ähnliche geltende H.revoluta gegenübergestellt:

    Die Sorale bei H.revoluta werden dort als "fein soredios" und "auf der Wellenspitze von gebogenen Lappen" sitzend, die Unterseite junger Lappen als "heller" als bei afrorevoluta, "matt" und "bleich bis mittelbraun" beschrieben.

    Die Rhizinien seien braun und max. 0,5mm lang.

    Bombles Skizzierung passt recht gut auf die gezeigten Flechten, und bestätigt eventuell die Einordnung nach Wirth, wenngleich die Flechten noch recht jung zu sein scheinen.


    Was meint ihr dazu, könnte es sich hier um H.revoluta handeln??


    Diese Flechtenart gilt, was mich verunsichert, bei Wirth als "s.selten" und meine Region ("Ne" / Neckar) wird nicht als (nachgewiesener) Standort erwähnt.


    LG von Martin

    und den Schozach-Flechten

  • Hallo zusammen!


    Heute habe ich eine Probe der zuletzt vorgestellten / angefragten Flechte besorgt.


    Dieser Flechtentyp ist hier gar nicht mal so selten, wenn man weiß, worauf zu achten ist:

    stark hochgebogene, fast eingerollte Lappenränder mit feinen, grünlichen Soralen.

    Und alte Apfelbaum-Äste sind ein der Suche hiernach sehr lohnendes Substrat, wie ich feststelle!

    Auf einem Altholzstapel, zwischen Apfelbäumen, liegt ein Ast mit mehreren noch gesunden Exemplaren.

    Bild 3


    Bild 4


    Hier konnte ich, ohne einem Baum zu schaden, einen Teil der Flechte abschälen und mitnehmen. g:-)


    Also hier ein paar Bilder aus der Sterolupe und Färbetests - weil es sich ja anbietet:


    Junge Lappenränder runzelig, hellbraun und ohne Rhizinien (Bild 5); keine Wimpern!

    Daran grüne, fein mehlige Bortensorale:

    Bild 5


    Unterseite sonst schwarz mit einfachen, manchmal verzweigten, schwärzlichen Rhizinien (Bild 6):

    Bild 6


    Die Rhizinien reichen bei älteren Lappenrändern bis zum Rand und schauen teilweise ein wenig darunter hervor (Bild 7):

    Bild 7


    Farbreaktion mit NaOCl auf Rinde (und Soralen) intensiv orange (flüchtig):

    Bild 8


    Farbreaktion mit KOH auf Rinde eventuell gelb/grün (auf grünem Untergrund schwierig), aber Farbe mit Tuch aufgesaugt.

    Bild 9


    Wenn ich also im Bestimmungsschlüssel für Parmelia loslege, komme ich nach Farbentscheidungen bzgl. Thallusoberfläche zur Rhizinien-Weiche:

    Da es teilweise Rhizinien bis zum Rand gibt (zumindest an älteren Lappen), komme ich (da es auch keine Pseudocephyllen gibt) zu den Hypotrachynen!

    Mark C+ orange passt auch.


    Also Hypotrachyna revoluta sensu latu sollte doch zumindest wegen der Soralform schon mal stimmen! :gnicken:


    Es bleiben weiter nur 3 Flechten zur Auswahl:

    H. britannica - schwärzliche Sorale, die, wenn die Soredien abfallen, die schwärzliche Unterinde entblösen - kann ich nirgends entdecken! Auch wenn ich an den Soralen mit der Pinzette reibe...

    H.afrorevoluta - die ist aber grob serediös und liegt flacher am Substrat an. Unterseite bis zum Rand dunkel? Nö!

    => H. revoluta bleibt also letzte "IMHO-Option"... :gskeptisch:

    Ob's stimmt?


    LG, Martin