Die Problemfälle von heute.

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 5.003 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schupfnudel.

  • Hi.


    Nach dem Bericht mit den Pilzen, die ich so einigermaßen zuordnen konnte, folgt hier nun der schwierige Teil - die Pilze bei denen ich im Dunkeln tappe. :haue:

    Es ist aus diversen Gattungen was dabei, damit sich keiner langweilt. ^^


    1. Los geht's mit einem Schleimpilz. Davon habe ich eigentlich gar keine Ahnung, aber der hier war so groß und auffällig, dass ich ihn mal mitgenommen habe.

    Er wächst hier hinterm Haus an einem Ahorn. Ich bin bei meiner Recherche bei Lycogala flavofuscum rausgekommen, der eigentlich ganz gut passen würde - nur fehlt mir der Überblick ob man das einfach so makroskopisch bei den Schleimis sagen kann.





    2. Ein trichterförmiger Rötling aus dem Laubwald. Vor Ort waren überwiegend Linden und Eschen aber es war unübersichtlich so, dass ich andere Laubbäume nicht sicher ausschließen kann. Der Geruch war frisch etwas mehlig. Ich hätte jetzt Entoloma undatum gefunden, aber den müsste man sicherlich mikroskopieren denke ich. Ich habe zu Entoloma nur keine ordentlichen Fachbücher leider. Könnte die Richtung passen?






    3. Direkt nebenan, also auch überwiegend Linde und Esche stand dieses Täublings-Einzelexemplar mit hübsch gelben Lamellen. Er schmeckt mild. Sporenabwurf mache ich noch, wird aber ziemlich gelb ausfallen denke ich. Ich vermute den Pilz in Russula subsect. Chamaeleontinae? Russula acetolens und Russula risigallina wären da zwei potentielle Kandidaten für mich, aber was weiß ich schon von Täublingen.


    Der Stiel scheint leicht zu gilben. Hutrand höckerig. Die Stielbasis ist mir abgebrochen, die liegt daneben.






    4. Ein Milchling. Wieder nur Laubbäume vor Ort. In der Nähe gesehen habe ich Linden und Hasel, aber vermutlich war dort noch was anderes passendes...

    Milch ist mild und irgendwie eher wässrig. Hut leicht gerunzelt mit einer piekenden Spitze in der Mitte. Auffällig sind die recht weit herablaufenden Lamellen, was man auf den Bildern leider schlecht sieht. Der Geruch könnte in Richtung Blattwanze gehen - muss den Eichenmilchling aber mal wieder finden für Geruchsauffrischung...
    Ich stehe hier auf dem Schlauch. Meine Vermutung wäre vlt. Lactarius serifluus?





    5. Wieder eine andere Gattung. Lepiota. Ca. 3cm hoch. Hutdurchmesser 1,5cm. Kein Leuchtgas-Geruch. Hier hatte ich noch keine Zeit zu schauen, was in Frage kommt. Muss sicher unters Mikro?




    6. Und noch eine Lepiota. Hutdurchmesser unter 1 cm. 3cm hoch. Wieder kein auffälliger Geruch. Die ist mittlerweile ganz schön eingegangen, mal gucken ob da morgen noch was fürs Mikro über ist...

    Links ist die aktuelle Nummer 6. Rechts davon die vorherige Nummer 5.





    7. Neue Gattung. Niemand darf sich langweilen. Inocybe. Würde ich eigentlich links liegen lassen...aber die sahen halt auffällig aus. Der Geruch ist sehr eigen. Schupfnudeline sagt Chlor. Ich sage irgendwie aufdringlich süßlich-schnapsig. Ich habe sie mal mitgenommen falls das was Spannendes ist und jemand sie untersuchen will. Ich bin da mikroskopisch glaube ich nicht auf dem Level um das ordentlich zu bearbeiten.


    Habitat - überwiegend Hainbuchen:






    8. So, was hatten wir noch nicht als Gattung...Rüblinge!


    Das Bild hatte hatte ich schon im Bericht nebenan.



    Dort und auch anderswo im Wald wuchsen jede Menge dieser rotstieligen Rüblinge. Kann ich die als Gymnopus erythropus ansprechen? Wuchsen büschelig in großen Mengen.





    9. Neue Gattung. :saint:


    Hier habe ich immer Probleme zwischen Phaeomarasmius und Flammulaster zu unterscheiden. Ich denke aber eher es ist ein Flammulaster. Wenn ich da richtig bin würde ich mal schauen ob ich die Art mit dem Mikro rausbekomme. Makroskopisch schaut er nach Flammulaster muricatus aus, finde ich. Er wuchs auf einem dicken sehr vermorschten Laubholzstamm.






    10. Andere Gattung...gucken wir mal einen Dachpilz an.

    Ich dachte bei dem kleinen hier an Pluteus phlebophorus. Das scheint ja aber einigermaßen verworren zu sein, wenn man in unser Portrait schaut.


    "Anmerkungen: Die Übergänge zu den Nachbararten (insbesondere Pluteus chrysophaeus, Pluteus luctuosus,Pluteus cinereofuscus und Pluteus pallescens) sind mehr oder weniger fließend. Die Mikroskopie ist hier ebenso wenig immer eindeutig wie die makroskopischen Merkmale, wesewegen einige Autoren eine Synonymie in Erwägung ziehen. Vorläufig wäre es aber wünschenswert, die einzelnen Taxa nach Möglichkeit zu trennen."


    Hm. Na gut. Vlt. packe ich mir da einfach ein s.l. dran... Aber passt die Richtung?





    11. Und zu guter letzt noch ein Dachpilz von einem anderen Stubben. Gegen Ende der Tour war ich etwas geschafft, daher habe ich nur die 2 Bilder. Nebenan sind auch noch ein paar kleine Schleimies (Fadenkeulchen?) zu sehen. Hier hatte ich auch noch keine Zeit zu recherchieren.





    Vermutlich habe ich mich etwas übernommen, so dass ich für Tipps dankbar wäre. Von allen Pilzen habe ich Belege mitgenommen zur Nachuntersuchung. Falls ich das alles zeitlich nicht schaffe, trockne ich mir denke ich welche für den Winter. Das wollte ich eh mal anfangen.


    LG,

    Schupfi

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo Schupfi,

    ein Feuerwerk an interessanten Funden!


    2. Entoloma undatum ist wahrscheinlich, die Sporen sind länglich knotig, Zystiden fehlen, Schnallen vorhanden und das Pigment in der Huthaut grob inkrustierend.


    Gruß,

    Wolfgang

  • Hallo Schupfi,

    Deine Nr. 1 ist sicher Lycogala flavofuscum.

    Das Wachstum aus Astlöchern oder an Baumwunden ist ganz typisch. Interessant ist bei Dir dass die Fruchtkörper fast büschelig wachsen. Ich hatte sie bisher eher einzeln bis gesellig, aber nebeneinander.

    Zu Entoloma würde ich auch erst als Arbeitsname Entoloma undatum nehmen und die Inocybe halte ich auch für I. maculatum. Ist z.Z. sehr häufig.

    LG Ulla

  • GriasDi Schupfi,

    ich denke, dass die kleine Lepiota schon was anderes ist als der größere, den ich auch mit L. pseudolilacea = L. paeudohelveola? vergleichen würd. Der kleine könnte gut einfach L. castanea / ignipes sein.

    Den schönen Flammulaster würd ich eher für F. limulatus halten und beim Gymnopus würd ich auch G. erythropus sehen.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hi an alle fleißigen Helfer.


    Bei dem Schleimpilz hatte ich auf Ulla gehofft. Wenn sie auch Lycogala flavofuscum sieht, wird das passen. Dann gebe ich den in die Kartierung.

    tinup Der Birnenstäubling hat schon richtige kleine abstehende Schüppchen/Körnchen. Bei dem hier war die Oberfläche glatt. Was man nicht sieht ist, dass er auch noch sehr stabil und hart war, war sicher noch nicht ganz reif. Birnenstäublinge sind deutlich weicher und kommen meiner Erfahrung nach auch eher an deutlich vermorschterem Holz.


    Gymnopus erythropus würde ich auch so ablegen. Den hatte ich sicher schon öfters mal, aber nie genau geschaut welcher Rübling das nun ist.


    Inocybe maculatum scheint ja durchaus häufig zu sein. Fast zeitgleich wurde der vermutlich auch nochmal im Forum angefragt. Mir ist der bisher noch nicht aufgefallen. Ich packe erstmal ein cf. dran und schaue ob ich den zeitlich noch mit Hilfe von Dittes Website auf Artebene abgesichert bekomme. Den würde ich mir aber als letztes vornehmen, das schaffe ich heute denke ich nicht mehr.


    Ich fange mal mit dem Flammulaster an.


    Bilder sind in Melzer gemacht.

    ChZ sind häufig recht kopfig.





    Mein Ölimmersionsobjektiv war verkrustet...also hat's etwas gedauert. Muss ich wohl öfters benutzen. Ich hab's jetzt einfach fix mit Alkohol und frischen Taschentüchern gereinigt, da ich nix anderes da hatte.

    Die Sporen sind überwiegend bohnenförmig und ich meine einen Keimporus zu erkennen an vielen (die untere linke im Bild hat einen sichtbaren). Dextrinoide innere Sporenwand kann ich nicht erkennen, aber die ist auch schwer zu sehen mit meinem Mikro.



    Dann bleiben F. muricatus und F. limulatus.


    Vlt. mache ich es mir zu einfach aber ich habe jetzt einfach ein paar Schuppen abgekratzt, etwas gequetscht und mikroskopiert. Das funktioniert ganz gut, deutlich besser als mein Huthautschnitt-Gestümper.





    Und die Schuppen haben meines Erachtens nach rundliche bis ellipsoidische Elemente. Inkrustationen sind auch immer mal zu sehen. Dann wäre das demnach F. muricatus, wenn ich alles richtig interpretiert habe.


    So, dann mal schauen welchen Pilz ich heute noch schaffe.


    LG,

    Schupfi

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
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  • Hallo,


    ich denke der Wässrige Milchling Lactarius serifluus s.l. passt bzgl. Farbgebung, milde wässriger Milch, runzelige Hutoberfläche und Laubbäume. Der Geruch ist komplex, frisch eher nach Eichen-Milchling beim antrocknen kommt eher der Maggi/Curry-Geruch durch.

    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • So.


    Bei der Entoloma habe ich einfach mal mit Wolfgangs Merkmalen verglichen. Entoloma undulatum könnte schon hinkommen, aber Schnallen habe ich keine gefunden. Ich lege den mal mit cf. ab, da mir der Überblick fehlt. Bei der Recherche habe ich von einigen Verwechslern gelesen. Ich trockne mir den und schaue vlt. später nochmal drauf.


    So, jetzt wurschtele ich an der Lepiota Nr. 5 rum.


    In der FN bin ich nun im Schlüssel an Punkt 15:

    15. Pileipellis a hymeniderm; cap cracking into patchy scales 16

    Pileipellis of elongate cells, in some species intermixed with clavate cells 20


    Ich habe in der HDS viele solche langen Elemente (elongate cells).



    Ab und an auch mal anders geformte Zellen, wie das hier. Kann man das als clavat (keulig) bezeichnen?




    Nehmen wir mal als mixed with clavate cells an...


    20. Sp spurred or with truncate apex 21

    - Sp ellipsoid or fusiform 26


    Sporen sind ellipsoid - sieht man glaube ich auf den Bildern. Also zu 26.


    26. Sp ellipsoid; pileipellis of elongate cells intermixed with clavate cells 27

    - Sp fusiform to amygdaloid (figs 547C-F); pileipellis of elongate cells 30


    Sporen meiner Meinung nach ellipsoid. Die "keuligen Zellen", naja, vielleicht. Also 27.


    27. Cap with pink or yellow colours 28

    - Cap with brownish colours 29


    Das ist mal einfach. Braun. --> 29


    Bleiben L. echinella und L. pseudolilacea wie von Werner vorgeschlagen. Und da passt die Beschreibung zu L. pseudolilacea.

    Geht ihr da mit?


    Mehr schaffe ich heute gar nicht mehr. Schupfnudeline braucht auch Aufmerksamkeit. ^^


    LG,

    Schupfi

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  • Hallo,


    ich denke der Wässrige Milchling Lactarius serifluus s.l. passt bzgl. Farbgebung, milde wässriger Milch, runzelige Hutoberfläche und Laubbäume. Der Geruch ist komplex, frisch eher nach Eichen-Milchling beim antrocknen kommt eher der Maggi/Curry-Geruch durch.

    LG Thiemo

    Hi Thiemo.


    Jetzt wäre mir dein Beitrag fast durch die Lappen gegangen. Danke für die Einschätzung. Ich habe eben nochmal dran geschnüffelt, der Geruch ist immer noch so wie frisch, bisher noch ohne Maggie/Curry. Aber das kommt vlt. noch. Ich denke auch, dass er das ist.


    Der Täubling hat übrigens leider nicht mehr abgesport und ist bereits angegammelt. Aber er riecht mittlerweile süßlich, so dass R. risigallina (cf.) glaube ich kein schlechter Arbeitstitel ist.


    LG.

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
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  • Siehe meinen Kommentar oben....

    Hi Harald. Stimmt, du hattes den auch schon ins Rennen geworfen. Bei der kleinen Lepiota habe ich keinen ordentlichen Schnitt mehr hinbekommen, so dass die ich die leider nicht mehr absichern kann.


    Auffällig ist ein enorm süßlicher Geruch. Den hatte ich am Anfang vergessen zu erwähnen, ist aber auch heute noch deutlich zu erschnuppern.

    Ich schlüssele mit der Funga Nordica.


    Mikros.


    HDS habe ich als subglobos bis pyriforme Elemente interpretiert und bin zu Schlüssel C




    ChZ



    PlZ




    Mit der FN habe ich jetzt so geschlüsselt:

    1-2

    2-3

    3-4

    4-5

    5-6

    6-8

    8-9

    9-10

    10-11 = Pluteus nanus - das wäre der erste mögliche Kandidat finde ich. Beim Reiben am Hut passiert aber nix wobei er ist auch etwas angetrocknet. Der geriefte Hutrand fehlt auch und die Farbe müsste wohl mehr gräulich als bräunlich sein. Ich gehe also mal weiter im Schlüssel.

    11-12

    12-13

    Da bleiben Pluteus pallescens und P. phleboporus. In der Beschreibung nehmen die sich aber nicht viel, finde ich. P. phleboporus soll weniger/nicht striate sein am Hutrand. Und die Pleurozystiden sollen ein wenig unterschiedlich sein. Mein wahrgenommener Geruch passt für beide ohnehin nicht. Die PlZ sind aber eher selten nach oben so verdünnt wie auf den Zeichnungen zu P. phleboporus in der FN und bei Vellinga.


    Hier noch ein paar PlZ:




    Von daher würde ich den Fund wohl am ehesten Pluteus pallescens nennen? ?(


    LG,

    Schupfi

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  • Hi Harald.


    Super. Ich habe die Reste auch aufs Fensterbrett gelegt zum Trocknen, kann also bei Bedarf nochmal nachprüfen. Wollte eh mal üben am Exsikat bei Gelegenheit wie das so funktioniert.


    Vlt. hat ja noch jemand anders eine Idee in der Zwischenzeit. Die Artengruppe scheint ja aber generell recht verzwickelt zu sein.


    Ich hoffe mal, dass der andere Dachpilz bis morgen noch durchhält. Heute hatte ich keine Zeit mehr.


    Lg.

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  • So, weiter geht's mit Dachpilz Nr. 11. Zur Erinnerung, dass man nicht so viel scrollen muss.


    Substrat war Laubholz.


    Auffällig ist nun, dass zumindest der jüngere Pilz nach einigen Tagen im Kühlschrank auffällig gelbe Farben an Stiel und Lamellen bekommen hat. Das war im Feld höchstens zu erahnen.



    Nur ist der Hut gar nicht runzelig, wie man es bei Pluteus romellii öfters sieht, aber das muss er wohl nicht haben. Mit der Handlupe erkennt man aber eine feinsamtige Oberfläche und auch eine leichte Runzelung.


    HDS - Typ B in der FN





    PlZ - verschieden geformt




    PLZ und runde Sporen:



    Schlüsselschritte mit FN: - Key C

    1-2

    2-3

    3-4 = Pluteus romellii


    Und das passt eigentlich ganz gut auch zur Beschreibung im Ludwig. Ich würde den Pilz daher Pluteus romellii nennen, wenn keine Einwände sind?. Gemein, dass die Gelbtöne anfangs nur sehr schwach ausgeprägt waren.


    LG,

    Schupfi

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