Lepiota mal wieder.

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 1.959 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von zuehli.

  • Hi.


    Die beiden kleinen habe ich heute auch noch vom Friedhof mitgenommen. Muss ja mikroskopieren üben. Sie wuchsen auf einem kleinen Wiesenstück. Geruch unauffällig.



    Da das Unterseitenbild verunglückt ist, im Anhang nochmal Schnappschüsse von daheim.





    So und da komme ich wieder an meinem Lieblings-Schlüsselpunkt Nr. 15 in der Funga Nordica an.


    15. Pileipellis a hymeniderm; cap cracking into patchy scales 16

    Pileipellis of elongate cells, in some species intermixed with clavate cells 20


    Hymeniderm übersetzt mir das Internet so:
    Die Hyphen der Hutdeckschicht sind hymeniform oder palisadisch. Die dicht gedrängt und senkrecht stehenden, kurzen, keuligen Hyphen erinnern in ihrer Anordnung an die der Basidien im Hymenium. Die Huthaut wirkt oft glimmerig oder runzelig und springt häufig felderig auf. Das Hymeniderm wird auch als Hymenoderm bezeichnet.


    Der Hut von meinen Makro-Fotos schaut für mich aus als würde er "into patchy scales cracken".


    Ich hänge mal Bilder an von meinen meisterhaften Huthautschnibblern. Ich hab's mit der Technik der zwei aneinanderliegenden Rasierklingen versucht. Anschließend mit der Spitzpinzette ein Stückchen abgerüpft und in Kongorot geschmissen. Das hier sind Bilder von 3 verschiedenen "Präparaten".







    Nochmal von weiter weg:



    Ist das nun als hymeniderm zu bezeichnen oder wieder als "Pileipellis of elongate cells, in some species intermixed with clavate cells". Ich würde letzteres vermuten, aber eigentlich sind doch beides aufrecht stehende Zellen? Irgendwie ist mir die Abgrenzung in diesem Schlüsselpunkt nicht ganz klar.


    Vlt. kann mir das jemand erklären.


    Danke!


    LG,

    Schupfi

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    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich würde hier auch zweiteres sehen, denn keulige Elemente, ähnlich Basidien, sehen nicht so aus. Dafür sind die Endzellen viel zu lang. Ansonsten kann ich dir den Rat geben bei so einem Problem zukünftig beide Schlüsselwege zu gehen, bzw. zu verfolgen oder aber auch mit einem anderen Schlüssel zu arbeiten. Bei "Unklarheiten" arbeite ich auch immer mit beiden Schlüsseln. Der Gröger-Schlüssel bietet sich da auch an. Gerade in dem Schlüsselpunkt kannst du ggf. die "wenigen" Arten in den Punkten von16-19 schon von Vornherein über die Sporen, bzw. Zystiden ausschließen. Oft helfen auch solche pragmatischen Betrachtungen. :)


    Wie waren denn die Sporen? Hatte er Zystiden?


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


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    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Ich würde letzteres vermuten, aber eigentlich sind doch beides aufrecht stehende Zellen?

    Hi Schupfi,

    das ist wie bei Menschen: wenn die Haare zu lang werden, stehen sie nicht mehr senkrecht ab, sondern legen sich, von der Schwerkraft getrieben, an den Kopf an.


    Ein Hymeniderm hätte eine Lage an eiförmigen oder keuligen Zellen, dicht an dicht.


    Gruß,



    Wolfgang

  • Hi ihr beiden und vielen Dank für die Antworten! Ich glaube jetzt ist mir das schon etwas klarer. Bei einer richtigen hymenidermen Schicht müssten das demnach dichtstehende keulige/eiförmige Elemente sein und nicht solche langen Haare. :)


    Einen anderen Schlüssel kann ich leider nicht benutzen, ich habe den Gröger nicht da und im Netz auch keinen weiteren finden können. Die pragmatische Betrachtung ist aber natürlich eine gute Idee. L. cristata kann ich ohnehin ausschließen. Für die anderen Optionen muss ich dann nach weiterer Prüfung entscheiden.


    Gucken wir also mal nach Cheilos und Sporen.


    Die Sporen sind schon mal nicht gespornt oder am Apex abgestutzt. Ich würde sie als bohnenförmig-ellipsoid bezeichnen.


    Melzer 1000x



    Cheilos sind vorhanden, aber schwer zu sehen, da der Pilz unbedingt Millionen Sporen produzieren wollte um es mir schwer zu machen was zu sehen.





    Mit Cheilos fliegt auch Schlüsselpunkt 19 raus, falls ich da weiterschlüsseln würde, aber ihr habt mich nun überzeugt, dass das nicht hymeniderm ist.



    Also zu Punkt 26 im Schlüssel.


    Zitat

    26. Sp ellipsoid; pileipellis of elongate cells intermixed with clavate cells 27

    - Sp fusiform to amygdaloid; pileipellis of elongate cells 30

    --> Ich gehe zu 27. Dann zu 29. Ich bin also wieder da wo ich mit der letzten Lepiota schon mal war. Nur passt dieses Mal nicht L. pseudolilacea besser, sondern Lepiota echinella.

    Den zeigt Norbert hier schon mal und kartiert ist er in und um Leipzig auch schon ein paar Male.

    Von den Mikros her passt es eigentlich auch, aber so richtig borstig und dunkel ist die Hutmitte bei mir nicht.


    Bin ich also irgendwo falsch abgebogen oder ist der Hut bei meinen einfach atypisch/abgewaschen? Hier würde ich dann gerne mit einem anderen Schlüssel nachschlüsseln...


    LG,

    Schupfi

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    • Offizieller Beitrag

    wie groß sind die Sporen?

  • Hi Stefan.


    Eben fix gemessen. Dazu muss ich immer die grauselige Mikro-Cam anwerfen. Ist aber jetzt direkt aus der Lamelle nicht aus einem Abwurf.


    N=15

    (5,5)5,7-6,5-7,1(7,3)x(3,6)3,7-3,8-4(4,1)


    LG.

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    • Offizieller Beitrag

    Damit käme ich auch mit dem Gröger bei L. echinella raus. Leider kenne ich die Art nicht aus eigener Anschauung.


    l.g.

    Stefan

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  • Hi.


    Danke dir fürs Nachprüfen. Das ist doch schon mal schön, wenn wir beide da landen. ^^

    Und da der Pilz hier auch kartiert ist, ist's denke ich gar nicht so unwahrscheinlich. Ich mache denke ich mal noch ein Exsikkat aus dem anderen Fruchtkörper. Vlt. kann ich irgendwann mit mehr Erfahrung ja nochmal reinlinsen. Evtl. kann zuehli ja auch nochmal drüberschauen wenn er vom Kurs zurück ist. Er hat bei Pilze-Deutschland das Bild für die Art beigesteuert und ist ja auch als Lepiota-Interessent in unserer Expertisen-Liste eingetragen.


    Den Gröger packe ich mir mal auf meine Wunschliste, aber dieses Jahr habe ich erstmal genug fürs Hobby investiert auch wenn's in den Fingern juckt...


    LG,

    Schupfi

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  • Moin Schupfi,


    echinella kenne eigentlich mit mehr dunklerer Hutmitte, das erste Bild erinnert mich eher an subincarnata, aber dazu sind die Sporen wohl auch ein wenig zu klein (wie da die HDS aussieht habe ich gerade nicht im Kopf).

    Auf der anderen Seite scheint die Art aber auch eine gewisse Variabilität zu zeigen, von daher habe ich spontan auch keine bessere Idee.


    Beste Grüße

    Harald

  • Hi Harald.


    Ja eben das stört mich ja auch an der Bestimmung. Ich dachte im Feld übrigens auch an eine ausgeblasste L. subincarnata, habe das beim Schlüsseln dann aber wieder völlig vergessen.


    Im Schlüssel wird die über die Hutfarbe ausgeschlossen. Wenn die aber nun einfach stark verblasst ist, wäre die denke ich noch im Rennen.

    FN gibt folgene Sporenmaße an:

    Sp 6-7.5 x 3-4 µm


    Das wäre eigentlich voll im Rahmen. Ich habe im Ludwig mal verglichen, mikroskopisch sind die sich enorm ähnlich was die Sporen und HDS angeht. Für L. subincarnata erwähnt er aber auch, dass die Sporen manchmal leicht bohnenförmig sind, was passt.


    Die Cheilos sind leicht unterschiedlich.


    Ich würde meine Cheilos auf den Bildern oben als clavat/keulig und subutriform bezeichnen?




    Ludwig schreibt für L. subincarnata "keulig, subzylindrisch, subutriform".

    Er schreibt für L. echinella: "überwiegend lageniform, utriform, stumpf fusoid oder mukronat (keulige Formen selten)."


    Da passt L. subincarnata eigentlich besser an der ich ja nur wegen der Hutfarbe vorbeigeschlüsselt habe. Ich würde L. subincarnata hier daher bevorzugen - Danke für den Schubser!


    Schon schwierig, die Mikroskopiererei finde ich. :huh:


    LG,

    Schupfi

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  • Schon schwierig, die Mikroskopiererei finde ich.

    Und nicht nur das...


    Im übrigen ist Lepiota echinella (= setulosa) ein recht kleiner Pilz, über zwei cm Hutdurchmesser geht der wohl kaum hinaus. Der subincarnata ist i.d.R. schon ein bisschen größer, und die Cheilos, die du oben zeigst, würde ich schon als keulig bezeichnen.


    Beste Grüße

    Harald

  • Hi Harald. Mein größeres Exemplar hat ziemlich genau 2cm Hutdurchmesser, ist also auch kein Riese. Ich denke aber in der Summe passt L. subincarnata mikroskopisch und makroskopisch doch besser. Ich nenne den jetzt also einfach so. :haue:


    LG.

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