Röhrlings-Baby...

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.742 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schupfnudel.

  • Hi.


    Man sagt ja man soll keine Babies und Leichen bestimmen. Letztere habe ich deshalb heute auch ignoriert. Dieses Baby hingegen war ja noch frisch, wenn eben auch sehr klein. Ich stehe aber ehrlich gesagt ein wenig auf dem Schlauch was es denn ist. Da wir hier ja Filzröhrlingsfans haben, frage ich ihn also trotzdem mal an.


    Standort war ein Auwald mit ausschließlich Laubbäumen. Linde, Eiche und Hainbuche. Gammelige Eichenfilzröhrlinge standen auch in der Nähe.

    Da es schon spät war sind die Bilder nicht ganz ideal, es war duster.


    Das hier ist mein Baby:


    Wurzelnder Stiel, schwaches Blauen durchs Anfassen außerhalb am Stiel:


    Auffällig grellgelbe Röhren:


    Schnitt frisch - die "Wurzel" ist mir bei der rechten Hälfte abgebrochen. Oben gelb, dann blassrötlich in der Stielbasis schwärzlich:


    Schnitt nach 5 Minuten - also eher gemächlich blauend:


    Schnitt nach 10 Minuten - ein wenig nachgeblaut und Blau rechts im Hut dazu gekommen:


    Hier nochmal als Größenvergleich auf meiner Hand:



    Hinzu kommt noch, dass er nun, nach einigen Stunden und etwas angetrocknet ziemlich gelb im Hut ist - so was habe ich bisher auch noch nie gesehen:


    Ich komme irgendwie zu keinem Ergebnis und glaube das ist ein Pilz, den ich noch nicht hatte. Das Ufer-Rotfüßchen (X. ripariellus) soll hier wohl vorkommen - kann es das vlt. sein?

    Wäre dankbar für Meinungen.



    LG,

    Schupfi

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    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ist gut möglich. Von meinem Erstfund der Art 2015 weiß ich noch, dass Toffel damals die Huthaut mikroskopiert hat und der auch stärker geblaut hat. Zumindest Auwald=feuchter Standort bei Erlen etc. passt erst Mal ökologisch.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo,


    an ripariellus glaube ich hier nicht. Die Art hat weißliches Hutfleisch und müsste im Stiel stärker blauen.


    Mir sieht das eher nach Xerocomellus marekii aus (im Prinzip ein rothütiger porosporus), aber ich hatte diese Art selbst noch nicht in der Hand.


    Grüße, Jürgen

  • Hi!


    X. marekii ist natürlich auch eine sehr gute Idee! Da hätte ich eigentlich auch drauf kommen können.

    X. porosporus ist hier sehr gängig. X. marekii ist wohl genetisch identisch zu porosporus und sollte demnach mittlerweile eigentlich nur noch eine rothütige forma von X. porosporus sein.


    Da müssten dann ja trunkate Sporen zu finden sein. Einen Abwurf brauche ich hier wohl nicht versuchen, aber vlt. finde ich wenigstens ein paar Sporen wenn ich ein paar Röhren unters Mikro quetsche. Muss ich schauen ob ich das morgen noch fix hinbekomme, danach habe ich ein paar Tage keine Zeit mehr leider.


    Was ich allerdings bei porosporus noch nie gesehen habe ist dieses grellgelbe Hutfleisch nach einigen Stunden und ich hatte da schon einige von rumliegen.


    LG,

    Schupfi

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  • Hallo Schupfi,

    weil mich auch interessiert, welcher Röhrling das ist, habe ich deinen Beitrag Wolfgang Klofac gezeigt. Mit seiner Erlaubnis zitiere ich ihn hier:

    recht auffällig ist der wurzelnde Stielfortsatz. Da makroskopisch (u.a.Fleischfarbe bzw. -verfärbung) einige derartige rote Species ausscheiden (Xerocomus silwoodensis, Rheubarbariboletus persicolor- aber auch schwärzend) verbleibt wohl nur Xerocomellus marekii, wofür neben den Farben und Verfärbungen auch das Grauen des Stiels spricht, obwohl die starke Rissigkeit und Braunumfärbung des Hutes auf Grund des Jugendstadium des Fkps.noch nicht sichtbar ist. Eine Synonymie mit X.porosporus ist jedenfalls nirgends dokumentiert (vgl. ÖZP 27:273). Abzusichern durch mikrosopische Details, wie trunkate Sporen > und den Verweis in der Diskussion auf die Huthautstruktur in der Orginalarbeit und gen. ÖZP(p.142).

    Ich hoffe, ich konnte helfen! Schöner Fund jedenfalls!

    LG

    romana

    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127+18=145-15(APR24)=130

  • Hallo Romana,

    schön auch die Meinung von Wolfgang Klofac einzuholen, so kommt man dann auch zu Literaturquellen wo man nachschauen kann.

    Die Huthautstruktur sollte man sich auch eher bei jungen Pilzen anschauen da sich die im Alter ändern kann zum Beispiel durch abwaschen der Oberhaut (Beispiel B. rubrosanguineus jung weis-alt weinrot),

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hi.


    Vielen Dank für die weiteren Meinungen und auch die Anfrage bei Wolfgang.

    X. marekii wurde wohl ohne genetische Prüfung publiziert und so hat sich erst im Nachhinein, zumindest in der ITS, der Typus als identisch zu X. porosporus herausgestellt. Ich weiß nicht ob das mittlerweile schon irgendwo publiziert ist oder ob das noch aussteht. Meine Quelle dafür ist Giampolo Simonini.

    Eine schöne Kollektion ist auch hier zu sehen, die genetisch ebenfalls identisch zu X. porosporus war.


    Meister des Huthautschnitts bin ich bekanntermaßen nicht. Das was ich so sehe könnte vlt. schon zu X. marekii/porosporus passen wobei die Endzellen der septierten Elemente bei mir auch ab und an an der Spitze rundlich verdünnt bis geschnäbelt sind was ich in der Beschreibung nicht sehe:


    400x Kongo:



    1000x bekomme ich leider nicht durchgehend scharf - stacken kann ich mit dem Handy leider nicht:


    Sporen konnte ich ich in den Poren kaum finden. Am Stiel sind hingegen ein paar zu sehen, der Pilz soll ja auch Caulobasidiolen haben, die ich ab und an auch sehe.

    Trunkate Sporen sind hier und da mal zu finden, aber doch sehr, sehr selten ingesamt. Vlt. 3 oder 4 der Sporen die ich gesehen habe und das waren vlt. 70 Stück oder so also die absolute Minderheit. Allerdings ist der Pilz ja eben noch sehr jung - da wäre die Frage ob die Anzahl der Sporen mit abgestutzten Enden erst mit der Reife zunehmen. In dem Paper, das Matthias verlinkt hat, sind die Sporen aber auch an den Basidien bereits deutlich trunkat. Also glaube ich das eigentlich nicht.





    Hier als Beispiel 2 trunkate Exemplare - sorry für die Qualität.

    Die ist abgestutzt aber auch irgendwie verlängert am hinteren Ende:


    So ein "Schwänzchen" sehe ich immer mal wieder an der ein oder anderen Spore:




    Ich glaube daher irgendwie nicht so recht an X.porosporus/marekii. Gestreifte Sporen konnte ich auch nicht feststellen, aber das kann gut an meinem Mikro liegen. Ich weiß nicht, ob ich das sehen würde, wenn sie es wären.


    Kurz gesagt - ich weiß immer noch nicht was es ist. Falls sich jemand dem Pilz annehmen will, kann ich ihn gerne verschicken.


    LG.

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  • Christoph hat glaube ich aktuell wieder "Online-Urlaub" genommen und muss sich dann durch seine ganzen Erwähnungen wühlen, wenn er wieder reinschaut. :giggle:


    Ich habe den Pilz jetzt erstmal auf den Dörrer gelegt und hebe ihn auf. Die linke Schnitthälfte wäre noch komplett verfügbar für eine Nachuntersuchung, ich habe bloß die rechte zerschnibbelt. Also falls es Freiwillige gibt, einfach melden. Ich bin ja schließlich nur Mikro-Anfänger.


    Den Standort kann ich bei Gelegenheit auch nochmal aufsuchen - vlt. schaffe ich es nächste Woche nochmal hin, das wird aber vermutlich vor Mittwoch nix.


    LG.

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