Totale Raufußverwirrung.

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.419 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schupfnudel.

  • Hi.


    Nachdem ich mich ja letztens mit einer Gruppe Raufüße rumgeschlagen habe, die ich für mich vorläufig mit viel Unsicherheit als L. schistophilum s.l. benannt habe, bin ich heute nochmal zum Standort gefahren um zu gucken ob noch weitere Exemplare rumstehen und zur Erhellung beitragen können. Leider war das Gegenteil der Fall. Die Raufüße machen was sie wollen und sie wollen mich vor allen Dingen weiter verwirren.


    Schauplatz ist erneut ein sandiges Tagebaurekultivierungsgebiet mit vorrangig Espen und Birken. +- so schaut's da aus:



    Tja, fangen wir mal an. Alle Funde am Anfang in diesem Gebiet so im 75m Umkreis.


    1. Nummer 1 würde ich für das gleiche halten wie meinen Fund letztens, also das was ich als L. schistophilum s.l. benannt habe. Recht schmächtig wieder.



    Auffallend sind die gelblichen Töne an den Poren. Außen am Stiel blauend.


    Im Stiel an der Stielbasis gelblich(??), dann langsam schwach blauend nur in der unteren Stielhälfte. Leichte Brauntöne im Hutfleisch.


    Schnittbild nach 25 Minuten. Nun im Stiel rötend, Stielbasis mehr blau, im Hutfleisch nun ebenfalls Gelbtöne.




    2. Die gehören , wie ich vermute, zur selben Art. Links im Bild der durchgeschnittene ist die Nummer 1. Auch sie blauen an den Fraßstellen (nicht im Bild leider), sind recht schmächtig und eher hellhütig.

    Beim durchgestrichenen habe ich mich später umentschieden. Der gehört glaube ich zu den nachfolgenden.



    In der Mite wieder mein "Basis-Raufuß" Nummer 1.



    Weiter geht also das Geschnibbel. Schlecht zu sehen bei den beiden schlanken, aber auch die hatten ein wenig diese Gelbtöne in der Stielbasis. Auch wieder langsam blauend in der Stielbasis. Links die Referenz.




    3. Raufuß Nummer 3. Sind eigentlich zwei, aber von dem weißen fand ich nur das eine angefressene Einzelexemplar, vlt. ist es auch tatsächlich ein Albino meiner vermuteten Art. Den habe ich aber nun einfach mal hintenan gestellt, die Verwirrung ist eh schon groß genug.

    Der linke ist eigentlich der Pilz, den ich mir unter Leccinum cyaneobasileucum vorstellen würde. Würdet ihr da mitgehen?


    Relativ wolliger Stiel, fast ohne dunkle Schuppen.


    An der Stielbasis blauend.


    Frischer Schnitt. Beide wieder mit gelben Anteilen in der Stielbais, die leider kaum zu erkennen sind auf dem Bild.



    Nach 5 Minuten blauende Stielbasis, rechter FK schwach rötend. So in etwa ist das auch nach längerer Zeit geblieben, der linke hat nicht gerötet.


    4. Aber auch die hier standen dort rum... Ich nummeriere die jetzt mal im Beitrag, sonst wird das ewig lang, wenn ich die alle einzeln ausschneide.



    Links mit deutlich rötlicher Fraßstelle und wieder gelbbräunlicher Verfärbung an den Poren. Rechts wiederum mit viel helleren Stielschuppen...


    Frischer Schnitt: wieder mal gelb unten.





    Zumindest von 4.2 und 4.3 habe ich dann 90 Minuten später nochmal den Schnitt geknipst. 4.1 war zwischendurch verloren gegangen, da mir der Korb umgefallen ist. War ein schönes Sortieren...

    Beide haben nicht geblaut aber bekommen ein braunes Hutfleisch. 4.2 zeigt auch noch Violett.



    Ich glaube dementsprechend, dass das was anderes ist als die vorherigen, könnte mir aber vorstellen, dass es die gleiche Art ist. Der durchgestrichene von weiter oben würde hier auch dazukommen, der hat das gleiche Verfärbungsverhalten wie Nummer 4.3 (gelb in Stielbasis, Hutfarbe mehr braun als grau, Hutfleisch bräunend, etwas kräftigerer Habitus). Nur weiß ich nicht welche Art es sein könnte. Ideen?


    5. Die letzten sind diesmal ein Kollektion, die alle eng beieinander standen. Ist ein paar Hundert Meter weiter, aber wieder Espe, Birke und dieses mal noch Eiche dabei.

    Ich hoffe mal, dass die vom gleichen Myzel stammen, waren alle in einem 10 Meter Radius. Hüte wieder eher graubraun.



    Etwas verunglückt das Bild leider. Bläuliche Verfärbungen an Fraßstellen zumeist vorhanden. Der große wieder mit gelblichen Verfärbungen an den Poren.



    Frischer Schnitt, dieses mal ohne gelbe Stielbasis:



    Schnitt nach 25 Minuten. Deutlich rötend, aber auch gilbend. Schwach blauend in der Stielbasis.


    Ich vermute es sind die gleichen wie die erste Kollektion (L. schistophilum s.l.) nur sind sie natürlich deutlich größer, aber eigentlich hab ich mittlerweile eh keinen Durchblick mehr.


    So. Wir haben also folgende Farben im Schnitt gesehen heute:

    Gelb, Blau, Rot, Violett, Braun.


    Die Raufüße sind ja fast noch schlimmer als die Rotfüße...

    Was mich vor allem irritiert sind die gelben Stellen in der Stielbasis. Hat das irgendeine Relevanz bei der Artzuordnung oder ist das hier einfach mal so? Ebenso die gelben Stellen an den Poren und im Fleisch teilweise.


    Vielleicht kann mich ja jemand erhellen. Mindestens die letzte Kollektion will ich morgen auch nochmal unters Mikro schmeißen. Mal gucken ob ich noch mehr schaffe.


    Zum Abschluss gibt's noch einen Schnappschuss von einer Espenrotkappe und einer Birkenrotkappe. Ich hoffe, dass ich wenigstens die richtig bestimmt habe.



    LG,

    Schupfi

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  • Der linke ist eigentlich der Pilz, den ich mir unter Leccinum cyaneobasileucum vorstellen würde. Würdet ihr da mitgehen?

    Hallo Schupfi,

    das sehe ich auch so.


    Frischer Schnitt: wieder mal gelb unten.

    Ob das Artspezifisch ist glaube ich nicht, kenne solche gelben Verfärbungen auch von Steinpilzen in der Stielbasis, vielleicht ein Bakterienbefall.



    Beide haben nicht geblaut aber bekommen ein braunes Hutfleisch. 4.2 zeigt auch noch Violett.

    Wenn der im Stiel auch noch dunkler wird könnte man fast an den Hainbucheröhrling der ja selten auch bei Birken vorkommen kann,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo

    Meine das diese Kollektion rötet nicht , besser zu sagen deine Kollektion ( manche ) brauend , hellbraun .

    Gibt 3 rötende - rosaliche ( DE und Umgebung - Weltweit mehr ) Arten . Finland - Norwegen nicht Selten . Ich hab mein Fund mit 3 Profis Kommentieren welche haben mit Rötende Birkenpilzen Erfahrung ( alle aus Ausland )


    Bei alle 3 Arten Röhren nach druck sofort und stark brauend


    zb.


    -


    Schnell nach schnitt ( in meinen fall bis 2 min. ) Anfang rötet ( Intensivität nach Art )


    -


    Vertrocknete Frk


    -


    Es gehet um sehr kleine Art ( Frk. große )


    zb. etwas vertrocknete halbierte Frk.


    -


    Ich brauche etwas zeit Kommentare von Profis über mein Fund sammeln weil es gehet um Kommentare aus verschiedene Zeit - Forum , Hab von ähnliche Fund a Mikrobilder ,

    LG

  • Hallo Schupfi,

    aber von dem weißen fand ich nur das eine angefressene Einzelexemplar, vlt. ist es auch tatsächlich ein Albino meiner vermuteten Art.

    das glaube ich auch. Leccinum cyaneobasileucum gibt es auch in weiß

    Ob das Artspezifisch ist glaube ich nicht, kenne solche gelben Verfärbungen auch von Steinpilzen in der Stielbasis, vielleicht ein Bakterienbefall.

    Das sehe ich auch so.


    Beim Rest halte ich mich heraus.


    VG Jörg

  • Hallo Schupfi,

    das glaube ich auch. Leccinum cyaneobasileucum gibt es auch in weiß

    Hallo Hannes,

    Leccinum cyaneobasileucum ist die weisse Form von Leccinum brunneogriseolum und wurde zuerst beschrieben und hat so Priorität in der Namensgebung. Daher ist die normale Farbform zur Variation geworden: Leccinum cyanobasileucum var. brunneogriseolum,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo Matthias,

    danke für diesen Raufußbeitrag. Bei mir stehen manchmal auch so unterschiedlich aussehenden verfärbende Raufüße. Beschäftigt hab ich mich damit noch nicht so richtig, es nur registriert.

    Dein Beitrag bringt für mich auf sehr bequeme Weise ein wenig Licht ins Dunkel.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hi!


    Schön, dass sich einige zu Wort melden, ich hatte schon Bedenken, dass ich euch erschlage mit meinem Geschnibbel.


    Beschäftigt hab ich mich damit noch nicht so richtig, es nur registriert.

    Bleib du mal lieber bei Entoloma, das ist viel einfacher. :evil:



    Die Nummer 3 würde ich dann also als Leccinum cyanobasileucum var. brunneogriseolum benennen.

    Bei Nummer 4.2 (der kleine knubbelige mit den dunklen Stielschuppen der später violett wurde) könnte man durchaus an den Hainbuchenröhrling denken aber er schwärzt nicht, so dass der wohl auch zu den Birkenpilzen gehört.


    Die Gelbverfärbung ignoriere ich dann am besten erstmal, auch wenn mich schon interessieren würde, woran das liegen könnte, zumal das eben bei verschiedenen mutmaßlich unterschiedlichen Arten zu beobachten war. Die These Hypomyces hatten wir hier im Forum an einem Boletus edulis mal geprüft und da hat sich das bei der Beobachtung über mehrere Tage hinweg nicht ausgebreitet, wie ich es erwarten würde bei einem entsprechenden Befall. Viren oder Bakterien schwirren sonst noch als mögliche Erklärungen rum aber ich glaube so richtig geklärt ist die Ursache weiterhin nicht.


    Was aber vielleicht noch interesssant ist, ist dass sich die gelb verfärbten Stellen nach mehreren Stunden rötlich verfärben. Hier am Beispiel von Fruchtkörper 4.3 (der andere ist der durchgestrichene oben in dem Bild, von dem hatte ich kein Schnittbild dabei, aber er hatte auch dieses gelb).



    Das würde dann zum einen auch die rote Verfärbung von Nummer 4.1 erklären, da das vermutlich ebenfalls erst gelb war und dann nach dem Anfressen irgendwann zu rot wurde. Und es würde vlt. der Hypomyces-These etwas widersprechen, denn der FK war zwar alt, aber nicht sichtbar mit Hypomyces befallen. Ist aber natürlich alles mehr oder weniger Spekulation, falls jemand weitere Infos dazu hat, gerne her damit. :)



    Vorgeknöpft habe ich mir jetzt erstmal Kollektion Nummer 5, also die letzten, die hoffentlich alle die gleiche Art darstellen.

    Abwurf von altem Fruchtkörper.



    Was schon mal auffällt ist, dass die Sporen geringere Längen und Breiten aufweisen als bei meinem Fund von letztens, die Q-Werte sind aber gleich. Für L. palustre, der ja letztens vorgeschlagen wurde, sind aber größere Werte angegeben.


    HDS wieder mit hauptsächlich langgliedrigen Elementen, häufig braun inkrustiert. Zylindrozysten würde ich da glaube ich nicht drauf sehen. Zum Teil auch wieder "freischwebende Einzelelemente".





    Pleurozystiden Stielschuppen würde ich als utriform bis keulig und birnenförmig bezeichnen, einige wieder an der Spitze mit kleinem Hals. Schaut jedenfalls sehr so aus wie Christoph Hahn sie gezeichnet hat:





    Wenn ich den nun mit den Baker/Nordeloos oder der FN schlüssele komme ich wieder bei L. schistophilum raus, wenn ich nix fehlinterpretiert habe. L. roseofractum und L. rosefractum was letztens noch im Raum stand, synoynimisieren aber beide Werke.


    Seht ihr das auch so?


    LG.

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  • Wenn ich den nun mit den Baker/Nordeloos oder der FN schlüssele komme ich wieder bei L. schistophilum raus, wenn ich nix fehlinterpretiert habe. L. roseofractum und L. rosefractum was letztens noch im Raum stand, synoynimisieren aber beide Werke.

    Hallo Schupfi,

    in der FN wurde der Schlüssel von den Baker/Nordeloos übernommen und so kommt das Gleiche bei raus.

    Im Schlüssel von Wolfgang Klofac wird L. roseofractum als eigenständige Art angesehen,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hi matthias,

    in der FN wurde der Schlüssel von den Baker/Nordeloos übernommen und so kommt das Gleiche bei raus.

    Na bloß gut, dass ich dann zum selben Ergebnis gekommen bin. :haue:

    In den Schlüssel von Klofac schaue ich morgen mal rein, heute reicht's mir erstmal mit der Forschung. Danke für den Hinweis!


    LG,

    Schupfi

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  • Hi.


    Uff, also den Schlüssel von Klofac habe ich mal überflogen, der erkennt ja so einiges an Arten an...er schreibt ja auch, dass molekulare Erkenntnisse da noch nicht so oft eingeflossen sind. Da wäre wohl die Frage inwiefern, das mittlerweile geklärt wurde. So richtig überzeugt bin ich von dem Schlüssel erstmal nicht, aber das können die Röhrling-Profis sicher besser beurteilen als ich. Falls zufällig jemand Flora Agaricina Neerlandica, vol. 7 hat, würde ich mich freuen wenn mir jemand den dortigen Leccinum-Schlüssel zukommen lassen könnte, weil da wohl molekulare Daten mit eingeflossen sein sollen und die Mikrosatelliten-Geschichte glaube ich mittlerweile durch Multi-Gen-Analysen "behoben" wurde und das Werk aktueller ist als meine Quellen. Ich habe das Buch leider nicht und dieses Jahr auch kein Pilz-Budget mehr.


    Was bei L. schistophilum auffällt, ist, dass die Beschreibungen auch teilweise abweichen.

    Nehmen wir mal die Zylindrozysten, also nach meinem Verständnis kurze aneinander gereihte Elemente in der Huthaut, die ich bei diesem Fund nicht gesehen habe.


    C. Hahn/P. Welt: Zylindrozysten vorhanden, gemischt mit langen Elementen

    Klofac: schlüsselt L. schistophilum mit Zylindrozysten aus

    denBaker/Nordeloos: ohne Zylindrozysten als wichtiges Abgrenzungsmerkmal


    Da kann ich also schon mal gar nicht beim gleichen Ergebnis rauskommen.


    Als weiteres Beispiel:


    "Freischwebende Elemente" im Präparat (bei mir vorhanden).

    FotE: nicht vorhanden

    Hahn/Welt: vorhanden


    Und solche Unterschiede hat's immer mal zumindest bei den Sachen, die ich mir angeschaut habe. Finde ich dadurch irgendwie schwierig als Amateur. ;(


    LG,

    Schupfi

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  • Uff, also den Schlüssel von Klofac habe ich mal überflogen, der erkennt ja so einiges an Arten an...er schreibt ja auch, dass molekulare Erkenntnisse da noch nicht so oft eingeflossen sind. Da wäre wohl die Frage inwiefern, das mittlerweile geklärt wurde. So richtig überzeugt bin ich von dem Schlüssel erstmal nicht, aber das können die Röhrling-Profis sicher besser beurteilen als ich. Falls zufällig jemand Flora Agaricina Neerlandica, vol. 7 hat, würde ich mich freuen wenn mir jemand den dortigen Leccinum-Schlüssel zukommen lassen könnte, weil da wohl molekulare Daten mit eingeflossen sein sollen und die Mikrosatelliten-Geschichte glaube ich mittlerweile durch Multi-Gen-Analysen "behoben" wurde und das Werk aktueller ist als meine Quellen. Ich habe das Buch leider nicht und dieses Jahr auch kein Pilz-Budget mehr.

    Hallo Schupfi,

    das ist wohl das Problem gewesen nur bei Its zu schauen bei Leccinum, ist bei Russula wohl genau so schwierig.

    Ich habe bei verschiedenen Onlinevorträgen dieses Jahr mitbekommen das die Österreicher recht viel sequenzieren bei Leccinum was wohl in künftige Schlüssel einfliesst,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hi,


    hm, dann ist's vielleicht momentan besser erstmal auf aktuelle Schlüssel zu warten (bzw. den FAN Schlüssel mal zu organisieren, falls der brauchbar ist?). Von der letzten Kollektion habe ich ja ein Exsikkat, die aktuelle Nummer 5 liegt jetzt auch aufm Dörrer. Kann ich also bei Gelegenheit nochmal nachprüfen, sofern sich einigermaßen konkrete Makro-/Mikroabgrenzungsmerkmale finden lassen.


    LG,

    Schupfi

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  • Hi beli, dich habe ich ganz übergangen, war keine Absicht.

    Ja, wenn du Mikrobilder zu ausbestimmten Leccinum hast, schaue ich mir die gerne an zum Vergleich.


    Es eilt ja nicht. :)


    LG,

    Schupfi

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