Hallo,
die beiden Begriffe Biolumineszenz und Fluoreszenz werden gerne „durcheinander gewürfelt“ was schon Wolfgang P. in einem anderen Forumsbeitrag anmerkte. (Ist der Mohrenkopf-Milchling ein "Discopilz"? (leuchtet unter UV Licht)) Ich möchte versuchen, etwas mehr Licht in die Angelegenheit zu bringen.
Biolumineszenz ist die Fähigkeit von Lebewesen Licht zu erzeugen. Bei Pilzen tritt dies relativ selten auf.
Trotzdem finden sich immer wieder mal Hinweise auf selbstleuchtende Pilze. Am häufigsten wird der Ölbaumtrichterling Omphalotus illudens genannt. Und es stimmt, frisch leuchten dessen Fruchtkörper aus den Lamellen heraus. Folgende Aufnahmen von einem etwas zurückliegenden Fund aus der Gegend um Tübingen sollen dies belegen.
Frischer Fruchtkörper des Ölbaumtrichterlings, Lamellenseite, fotografiert bei Zimmerbeleuchtung
Gleicher Fruchtkörper, aufgenommen bei totaler Dunkelheit.
Wie man gut sehen kann, geht das Leuchten von den Lamellen aus.
Das Leuchten ist nur wahrnehmbar in einem komplett verdunkelten Raum. Haben sich die Augen aber an die Dunkelheit gewöhnt (kann auch mal ein paar Minuten dauern), kann man das Leuchten unzweifelhaft wahrnehmen. Dann ist es sogar möglich, unter dem ausgesendeten Licht Zeitung zu lesen!
Das Fotografieren ist nicht so leicht. Man braucht unbedingt ein Stativ und sehr lange Belichtungszeiten. Beim nächsten Ölbaumtrichterling werde ich es (hoffentlich) besser machen.
Als weitere leuchtende Pilzart ist Panellus stipticus (Herber Zwergknäueling) gut bekannt. Im Internet werden sogar entsprechende Zuchtsets angeboten.
Fluoreszenz ist die „spontane Emission von Licht kurz nach der Anregung eines Materials durch Licht. Dabei sind die emittierten Photonen in der Regel energieärmer als die vorher absorbierten.“ (zitiert nach Wikipedia)
Ich versuche dies einfacher an einem pilzlichen Beispiel zu zeigen:
Der Blutrote Borstenscheibling (Hymenochaete cruenta) ist allgemein bekannt als resupinater Pilz auf der Rinde von Tannenästen. Hier die mikroskopische Aufnahme eines mikroskopischen Querschnitts im normalen Hellfeldmikroskop. An der Oberseite kann man die Seten erkennen.
Der gleiche Schnitt wird nun (Hellfeld ist aus) mit energiereichem Licht (hier blau, kurze Wellenlänge) von oben bestrahlt. Das pilzliche Material wird angeregt und sendet energieärmeres Licht aus (längere Wellenlängen, gelb, grün, rot..). Dies kann man sichtbar machen. Nach dem Objektiv wird im Strahlengang des Mikroskops ein Sperrfilter eingesetzt das kein blaues Licht zu den Okularen (und zur Kamera) durchlässt, sondern nur langwelligeres Licht.
Damit wird erreicht, dass nicht mehr das Anregungslicht, sondern nur noch das emittierte Licht sichtbar wird.
Der Fruchtkörper leuchtet nun in ganz anderen Farben. Die (rot-) bräunliche Fruchtschicht fluoresziert grün, die Seten bleiben braun, an der Unterseite gibt es einige Algen (von der Holzrinde), die nun rot aufleuchten.
Fluoreszenz kommt bei Pilzen gar nicht so selten vor (z. B. beim Spaltblättling und auch bei einigen Haarschleierlingen), ist aber unter den Pilzlern kaum bekannt.
Freundliche Grüße
Peter