Lactarius mammosus vs. Lactarius glyciosmus

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 1.997 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schupfnudel.

  • Hi.


    Nachdem mich Steigerwaldpilzchen nebenan darauf aufmerksam gemacht hat, dass Lactarius glyciosmus ziemlich dunkel ausfallen kann, wollte ich nochmal nachfragen ob ich meine L. mammosus richtig bestimmt habe. Er meinte auch, dass die Arten unterschiedliche Habitate bevorzugen, bei mir wachsen die in einem Tagebaurekultivierungsgebiet aber munter durcheinander in großen Mengen.


    Ein typisches Habitat für beide schaut so aus, mit vielen Birken, im Hintergrund beginnt ein Lärchenabschnitt. Eingestreut finden sich wie immer auch mal kleine Espen. Häufige Begleitpilze sind z.B. Lactarius rufus, Lactarius helvus, Amanita muscaria, Leccinum scabrum.


    Die hier habe ich bisher als L. mammosus angesprochen, hauptsächlich wegen der dunklen Färbung. Der Kokos-Geruch ist meines Erachtens nach auch deutlich schwächer ausgeprägt als bei L. glyciosmus. Gestern bei der Runde waren die Pilze verregnet und man musste an alten Exemplaren schnuppern um etwas wahrzunehmen. Alternativ kann man sie antrocknen lassen, dann wird der Geruch etwas stärker.

    Bei dem was ich für L. glyciosmus rochen dagegen auch junge Exemplare noch deutlich nach Kokos. Ab und an haben sie einen etwas gerippten Hutrand, das ist aber nicht konstant.

    Kann man die beiden makroskopisch trennen oder überschneidet sich die Farbpalette zu sehr? Ehe ich die zukünftig fehlbestimme, frage ich lieber nochmal nach.


    Koll. 1 L. mammosus sensu Schupfi




    Koll 2.


    Koll. 3 bei trockenem Wetter


    Koll.4



    Von L. glyciosmus mache ich scheinbar zu selten Bilder, da es ein Massenpilz ist hier. Aber so in der Art schauen die aus, die ich so anspreche, also eben deutlich heller und mMn auch weniger filzig/schuppig und ich meine auch, dass die Lamellen im Alter nicht so stark gelblich werden, aber davon steht nix in meinen Büchern. Zudem sind sie oft etwas schmächtiger und zerbrechlicher.

    L. glyciosmus sensu Schupfi





    Danke!


    LG,

    Schupfi

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  • Hallo Schupfnudel,

    ich muss jetzt auf die Arbeit und habe keine Zeit mehr, aber heute abend suche ich dir aus FNE2 Lactarius (Heilmann-Clausen et al.) die relevanten Unterscheidungsmerkmale raus. Wenn du selber ein Pilzbuch hast mit den beiden Arten drin, könntest du ja zwischenzeitlich schon damit anfangen.

    FG

    Oehrling

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  • Hi Oehrling,


    Danke dir, das Buch habe ich nicht. Ich habe schon nachgeschaut, aber mir ging's ja auch um die Erfahrungswerte von euch. Die makroskopische Unterscheidung läuft in meinen Büchern über die Farben und das Habitat. Letzteres nutzt mir nix, wenn die mutmaßlich durcheinander wachsen und bei ersterem ist die Frage wie dunkel L. glycosmus oder wie hell L. mammosus sein kann. Die Unterschiede, die mir aufgefallen sind, hatte ich ja oben dazugeschrieben.


    In FotE:

    L. mammosus is darker and typically occurs on bare (sandy) mineral soils with Pinus and Betula.

    L. glyciosmus is paler and occurs with Betula in damp places.


    Ähnlich steht's in der FAN 7.


    Wenn sich aber Farben und Habitat überschneiden können, bleibt wohl nur noch die Mikroskopie ("incomplete reticulum" für L. glyciosmus, "subcomplete reticulum" für L. mammosus ist also auch nicht soo weit auseinander)? Wenn die ganz hell, recht schmächtig/zerbrechlich sind und deutlich nach Kokos riechen ist's nicht so das Problem, aber bei so gräulichen, "mittelstämmigen" Formen kämen dann ja immer beide in Frage.

    Die Frage ist also eher wie gut die sich im Feld ansprechen lassen oder ob das eher regelmäßig ein Fall fürs Mikro ist.


    LG

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  • GriasDi Schupfi,

    ich hab bisher keine Probleme damit gehabt die beiden Arten auseinander zu halten. Ich hab sie aber auch noch nicht zusammen gefunden. L. mammosus kenn ich aus dem Zillertal aus jungen Fichtenschonungen. L. glyciosmus wächst in meinen Sammelgebieten aus dem Münchner Raum und dem Oberland immer in Verbindung mit Birke. Meine L. glyciosmus-Funde waren immer schmächtig und deutlich heller und grauer als die L. mammosus-Funde. L. mammosus ist auch grundsätzlich eine andere Gewichtsklasse.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Schupfnudel,

    ich bins nochmal. Nach Heilmann-Clausen gibt es drei Unterscheidungsmerkmale:

    - die Größe (Hutbreite von L. glyciosmus 12 - 45 mm, von L. mammosus 25 - 120 mm)

    - die Färbung (L. glyciosmus insgesamt sehr blass, d. h. hellgrau, L. mammosus kräftig graubraun, Stiel blass mausgrau bis erdbraun)

    - das Habitat (L. glyciosmus an feuchten Stellen im Gras oder sogar im Sumpf; L. mammosus an trockeneren Stellen über mineralischer Erde)

    Mikroskopisch ist dagegen hier leider nicht viel zu machen, da sich die mikroskopischen Merkmale fast gleichen. Es scheint also, dass die Bestimmung vor allem makroskopisch erfolgen muss, und das bedeutet, dass sie am besten gelingt, wenn man beide Arten schon mal live gesehen hat. L. glyciosmus kenne ich von eigenen Funden ziemlich gut. Es ist ein hell- bis nebelgrauer, auffallend kleiner Milchling, wohingegen L. mammosus "normale" Milchlingsgröße hat.

    Bei deinen Einschätzungen auf Basis deiner Kollektionen gehe ich mit.

    FG

    Oehrling

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  • Hi,


    schön, dass du hier noch deine anderen Bilder zeigst. Bei denen würde ich auch L. mammosus für plausibel halten. Ziemlich dunkel und kräftig :thumbup:.
    Danke auch an Stephan und Werner für die Erfahrungswerte.


    Du musst ja tolle Pilzgründe haben, wenn bei dir solche Arten durcheinander wachsen. ^^

    LG Thiemo

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  • Hi!


    Danke euch beiden. Dann denke ich auch, dass ich die bisher korrekt eingeordnet habe. Aber besser nochmal hinterfragen als falsch abspeichern und dann irgendwelchen Mist erzählen. :)

    Sumpf habe ich hier halt explizit nicht, worauf bei L. glyciosmus gerne verwiesen wird. Und wie gesagt stehen beide Arten durcheinander, also kann sich das vom Habitat her wohl überschneiden, wobei eventuell auf den etwas offeneren, trockeneren Flächen mehr (aber eben nicht nur) L. mammosus steht als im Gras wo es etwas feuchter ist. L. glyciosmus bekommt man auch kaum aus dem Boden ohne, dass der zerbricht, während das bei L. mammosus kein Problem ist, da der recht fest daherkommt. Fichten hat's hier auch keine, so dass die wohl beide auch mit Birke anbandeln können.


    Merci beaucoup,

    Schupfi

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  • Ah jetzt kam Thiemo noch dazwischen, der mich zum Zweifeln brachte. :P


    Ja, naja es sind schon eher speziellere Habitate diese Tagebaufolgelandschaften. Da hat's natürlich auch mal die ein oder andere Spezialität im Angebot, dafür mangelt es dann an anderen Gefilden. Nach Kalkbuchenwald-Arten brauche ich hier zum Beispiel, unter anderem, nicht suchen, aber man muss halt damit vorlieb nehmen, was da ist. :)


    LG.

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  • Hallo ,

    auch wir fanden beide Kokosmilchlinge im Bergbaufolgegebiet, am Mondsee bei Hohenmölsen. Sie wuchsen dort beide bei Birke auf sandigem Untergrund. Lactarius mammosus ist dort allerdings dieses Jahr dort das erste Mal aufgetaucht. Hat vielleicht ein gutes Jahr.

    LG Ulla

  • Hallo zusammmen!


    Diese Kokosmilchlinge würde ich auch gerne finden und bestimmen, Schupfnudel :thumbup: Bis jetzt ist das noch nicht passiert. Milchlinge interessieren mich sehr. Habe heute eine tolle Kollektion von L. fluens gefunden und bin bereits superglücklich :) Ich habe L. fluens mit FNE2 "The Genus Lactarius" geschlüsselt, dasselbe Buch auf das Oehrling bereits hingewiesen hat.

    Also, in diesem Buch habe ich noch mal nachgeblättert und fand folgende Aussage zur makroskopischen Unterscheidung der beiden Arten im Schlüssel (siehe: Key I, Punkt 8) interessant. Und zwar ausser Hutfarbe und Boden wird noch folgendes erwähnt, ich zitiere:

    • "stem length exceeding the cap diameter" > L. glyciosmus
    • "stem length normally not exceeding cap diameter" > L. mammosus


    Vielleicht hilft das weiter, obwohl "normally" die Aussage schon ein bisschen relativiert. Dieses Wort würde ich hier als "tendenziell" übersetzen.

  • Hi Ulla und Alex.


    Danke auch für euren Input. Wenn Ulla die auch beide zusammen hatte, bestärkt mich das noch mal, dass das Habitat eher nicht zur Abgrenzung taugt und man auf die Fruchtkörper schauen muss. Das was Alex sagt, passt in den meisten Fällen für die L. mammosus, die ich hier liegen habe, außer für ein junges Exemplar mit langem Stiel und noch ziemlich geschlossenem Hut. Von L. glyciosmus habe ich dummerweise keine eingepackt um das zu prüfen, könnte aber gut hinkommen.


    LG,

    Schupfi

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