Verpatzte Pilzmahlzeit - trotzdem Freude!

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.037 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von beli 1.

  • Hallo liebes Forum,

    Gestern fand ich in meiner Schrebergartenanlage direkt am Wegrand im Gras Champignons.

    Sie sahen erst einmal aus wie Wiesenchampignons und ich dachte das wäre eine kleine Bereicherung für unser Mittagessen. Deshalb nahm ich sie mit.

    Zuhause bemerkte ich beim Abschneiden der Stielbasis ein Gilben derselben. Das machte mich Stutzig: Upps… doch kein Wiesenchampignon!

    Einen Geruch wie Karbolchampignons konnte ich aber nicht bemerken, höchstens ein etwas unangenehmen, nicht zu definierenden Geruch.

    Nach ein paar Minuten hatte sich die Schnittstelle rosa , später ins rotbräunliche verfärbt.


    Der Ring war schmal, hängend, zunächst dicklich, später flüchtig, der Stiel hatte keine Knolle, war zylindrisch.


    Da gabs doch was, kam mir in Erinnerung:

    Falscher Wiesenchampignon – Agaricus pseudopratensis, eine Art aus der Sektion der Karbolegerlinge.


    Hab mich dann erst einmal in der mir zur Verfügung stehenden Literatur und auch im Internet schlau gemacht.

    Mit KOH reagiert das Fleisch vor allem im Stiel stark gelb, auf der Huthaut nur wenig gelblich.



    Mikroskopisch passen die Sporen mit 5,0-6,0 x 3,5-5 um gut zu dieser Art, auch Cheilocystiden wie im "Ludwig" abgebildet, fanden sich.

    So bin ich mir ziemlich sicher diese bisher selten beobachtete Art gefunden zu haben!

    Deshalb bin ich auch nicht böse, dass nun aus meiner Pilzmahlzeit nichts wurde! :gfreuen::gstrahlen:


    Ich will aber damit auch auf die Verwechslungsmöglichkeit zum eßbaren Wiesenchampignon - Agaricus campestris hinweisen.

    LG Ulla

  • Hallo Ulla,

    ein schöner Beitrag und ich denke sowas wird man zukünftig sicher noch öfter lesen,

    Einen Geruch wie Karbolchampignons konnte ich aber nicht bemerken, höchstens ein etwas unangenehmen, nicht zu definierenden Geruch.

    Das kenne ich auch vom Rebhuhnegerling der hier an der Rednitz im Auwald oft in grosser Anzahl zu finden ist,

    viele Grüsse

    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ulla,


    wenn der schon bei euch ist, dann braucht es auch nicht lange, bis der auch bei uns in Sachsen wachsen wird. :/ Herzlichen Dank für die Info/Warnung.


    Ich rede mir ja auch schon eine Weile lang den Mund fusslig und rate zur Vorsicht beim Champi-Sammeln. Ich hatte dazu ja unlängst auch ein Telefoninterview beim MDR zu dem Thema.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Ulla


    Probierst du noch mall alles mit A. altipes vergleichen . In Kroatien häufig - bekannt vorkommen an Wiesen neben Wald etwas früher als A. campestris gleich nach sommertrockenheit bei erste regen , Fleisch schwach rosa wie bei dein Fund , nicht stinkend , manchmal riecht gut .

    Dein typ A. pseudopratensis stink in Hand sehr stark aber du hast nicht so stinkend gefunden ?

    LG

  • Hallo beli,

    Agaricus altipes ist m.M. ein ganz anderer Pilz. Schon der deutsche Name "Langstieliger Egerling" paßt nicht auf meinen Fund, denn diese waren alle sehr kurzstielig. Außerdem passen auch die Mikromerkmale nicht: die Sporen von A.altipes sind größer und A.altipes hat keine Cheilocystiden wie mein Fund.

    Dass der typische "Karbol"-Geruch fehlte, ist ja nicht ungewöhnlich, ist beim normalen A.xanthodermus auch oft so. Gerochen hat der Pilz nicht angenehm, aber leider undefinierbar.


    VG Ulla

  • Hallo,


    vielen Dank für den tollen Bericht! Dadurch kann ich mir hoffentlich ein besseres Bild von diesem Phantom machen. Was mir persönlich als Unterschied zum essbaren Wiesen-Champignon auffällt:

    - Der Ring ist zwar schmächtig aber nicht ganz so wie bei campestris
    -
    Die Stieloberfläche unterhalb des Ringes erscheint kahl und glatt, nicht wie bei campestris etwas gebändert faserig

    - Der Stiel hat zwar keine deutliche Knolle, aber ist auch nicht zugespitzt wie bei campestris

    - und natürlich das Verfärbungsverhalten sowie die Reaktion auf Lauge

    Wie seht ihr das?

    Auch ich kläre Ratsuchende über die Champignons-Problematik auf, allerdings würde ich mich dabei besser fühlen, wenn ich den Falschen Wiesenchampignon wenigstens mal in echt gesehen hätte und auf Unterschiedehinweisen könnte.


    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo Thiemo,

    ich würde die Unterschiede zum "normalen" Wiesenchampignon genauso sehen wie Du aufgeführt hast.


    LG Ulla