Risspilz-Trio

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.568 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ditte.

  • Hallo zusammen, liebe Ditte


    Ich habe mal wieder drei Risspilze. Bei den ersten zwei habe ich mir die Zähne ausgebissen.

    Trotz aller Mühe finde ich keine Art die mir wirklich zu passen scheint. Ich könnte hier jetzt irgendwelche Namen hinschreiben, aber das bringt nichts wenn ich ohnehin weiss dass es falsch ist.

    Also bleibt mir wieder einmal nur die Hoffnung auf Ditte's weisen Rat.


    1:

    Habitat: Unter Fichten auf Kalk.

    Geruch: Spermatisch


    FK klein aber von eher kompaktem Habitus. Der grösste Hut hatte einen Durchmesser von 1.5 cm.

    Jung mit deutlichen, weissen Velumresten.

    Hutmitte kahl und schwach gebuckelt.


    Stiel weiss überfasert, bei Berührung kommt die rötlichbraune Farbe darunter zum Vorschein.


    Schnittbild


    Sporen meistens recht schlank: 10.2-11.3-12.3 x 4.6-5.2-5.9 µm, Q = 1.95-2.18-2.43 (n=20)


    Cheilozystiden fast immer mit Kristallen, in KOH nur schwach gelblich, mässig dickwandig. Parazystiden vorhanden.

    50-56-66 x 13-14.5-17 µm (n=8)


    Pleurozystiden ähnlich


    Kaulozystiden nur im obersten Viertel vorhanden und auch dort spärlich und nur angedeutet metuloid-kristallisiert.


    Zudem fielen mir im oberen Stieldrittel spezielle Hyphenenden auf, ich weiss nicht ob das relevant ist.

    Sie waren schlank keulig, rostrat oder moniliform.


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    2:

    Habitat: Bei Fichten und Kiefern auf Kalk. In der Nähe gab es auch einzelne Birken.

    Geruch: Spermatisch


    Auch diese Fruchtkörper sind sehr klein, kaum über 1 cm Hutdurchmesser. Aber insgesamt schlanker im Habitus.




    Sporen : 9.5-10.4-11.6 x 6.1-6.5-7.0 µm, Q = 1.45-1.61-1.85 (n=20)


    Cheilozystiden mit teils recht langem Fuss, recht dickwandig, in KOH blassgelb, oft irgendwie verbogen. Parazystiden vorhanden.

    Abmessungen: 50-65-75 x 14-17.5-19 µm (n=10)


    Viele Zystiden mit auffälligem "Sand" unter dem Kristallschopf.


    Pleurozystiden ähnlich


    Kaulozystiden im oberen Stieldrittel zahlreich, darunter fehlend.


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    3:

    Hier habe ich zumindest eine plausible Vermutung, nämlich ganz einfach Inosperma erubescens. Oder gibt es eine Art die so rötet?

    Ganz sicher bin ich mir aber nicht, weil die Sporen etwas kürzer sind als in den Beschreibungen und weil die Zystiden nicht rein keulig sind.

    Gut möglich, dass das in der Variationsbreite der Art liegt.


    Habitat: Gemischt mit Kollektion 2, also bei Fichten und Kiefern sowie etwas entfernten Birken.

    Geruch: komplex mit fruchtigen, aromatischen und spermatischen Komponenten




    Sporen: 10.9-11.9-12.7 x 6.6-7.1-7.9 µm, Q = 1.38-1.69-1.90, oft phaseoliform.


    Cheilozystiden 45-55-65 x 8-13-15 µm (n=5)

    Die meisten keulig, aber auch einige schwach kopfig oder birnenförmig.


    Kaulozystiden an der Stielspitze


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Grüß dich, Raphael, also zu:


    Nummer eins: Wenn die Sporen wirklich alle so aussehen, wie die von dir gezeigten und das Sporenmaß stimmt, also dass die wirklich derart schlank sind bei der angegebenen Mittelwertlänge, dann weiß ich nicht, was das sein könnte. Es gibt insgesamt nicht viele nur oben bereifte Arten mit so großen Sporen, aber mit so schlanken noch weniger. Hast du mal geschaut, ob die Basidien 4-sporig oder 2-sporig sind? Ich kann das nicht erkennen. Was ist das denn für eine Gegend? Hochgelegen? Flachland?


    Nummer 2: Das ist sehr wahrscheinlich Inocybe involuta (vergleich mal mit dem Porträt in der Myc Bav 2020). Da passen die Mikros, das Habitat und die kann auch so hell sein.


    Nummer 3: Das ist kein Röten, solche Farbstreifen sind öfter zu beobachten. Das ist also keine Inosperma-Art, sondern eine Pseudosperma-Art aus der rimosa-Gruppe. Inosperma erubescens sieht anders aus, ist weißer, hat einen anderen Habitus und eben rötet stark. Außerdem ist das eher eine Frühjahrs-Frühsommerart.


    Herzlich, Ditte

  • Liebe Ditte,


    Bei 1 waren nicht alle Sporen so, aber doch die grosse Mehrzahl. Ich habe jetzt nochmal gezielt nach kürzeren Sporen gesucht, es gibt welche bis zu einem unteren Q-Wert von 1.85.

    Dafür aber auch noch längere bis 2.8 (14 µm lang). Die Basidien sind viersporig, soweit ich es sehen konnte.

    Der Wald liegt auf ca. 850m und ist recht steil.

    Hier noch zwei Bilder von den Sporen:




    Bei 2:

    Ja, bei involuta war ich auch mal hängen geblieben. Mir waren meine FK dafür zu klein, aber dem sollte ich wohl nicht zu viel Beachtung schenken.

    Ansonsten passt wirklich alles.


    Bei 3:

    Also doch nicht erubescens... bei Pseudosperma komme ich im Schlüssel von Bon eigentlich nur auf orbatum.

    Das fand ich zuerst eigentlich noch passender, nur soll das nach Bon eine mediterrane Art bei Zedern sein.

    Ich habe mir jetzt noch das Portrait in FND 73 angeschaut, es gibt offenbar auch andere Begleitbäume.

    Könnte das stimmen?


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael, also bei Nummer eins sind sicher 2-sporige Basidien mit dabei. Das siehst du an den großen Ausreißern, die auch abweichende Formen haben. Aber das Gros ist wirklich sehr lang und schmal. Also die tu bitte mit zum Päckchen, das du irgendwann mal schickst. Dann sehen wir weiter....

    Involuta kann auch klein sein, solche Kollektionen hatte ich auch schon.

    Was die Nummer drei angeht, so ist sehr löblich, dass du mit Bon schlüsselst, aber der ist ja leider auch längst überholt. Ich halte Bon wirklich für einen genialen Inocybologen, aber es hat sich eben derart viel getan inzwischen, dass es auch hier Glück ist, wenn du richtig ankommst. In jedem Fall ist das nicht orbatum, die ist in der Tat eine mediterrane Art, was nicht heißt, dass sie nicht bald auch bei uns auftaucht. Aber die Pseudosperma-Gruppe ist in Bearbeitung und da müssen noch Dinge auseinanderklamüsert und verifiziert werden. Für jetzt kannst du da nur rimosum s.l. oder stirps hinschreiben.

    Herzlich, Ditte

  • Hallo Ditte


    Ich muss das Thema von letztem Jahr nochmal aufwärmen.

    Die Nummer 3 hatte ich als Pseudosperma rimosum s.l. ad acta gelegt. Allerdings habe ich diese Kollektion im Rahmen eines Kartierungsprojekts gemacht und der Beleg wurde sequenziert. Ich habe mir zunächst nur die Resultate in der Projektliste angeschaut, da stand einfach "Inocybe rimosa". Aber wenn ich selber mit der Sequenz suche, kommt fast zuoberst Pseudosperma spectrale.


    Das hat mich natürlich neugierig gemacht. Deshalb habe ich deine Beschreibung dieser neuen Art herausgeholt und studiert. Ich bilde mir nun ein, dass das recht gut passt:

    - heller, blass strohfarbener Hut

    - Mittelwerte der Sporen passen sehr gut (bei mir 11.9x7.1 µm vs. 12.1x7.0 µm in deiner Beschreibung)

    - Viele Zystiden sind schwach kopfig, allerdings nicht so oft wie man anhand deiner Beschreibung vermutet.

    - Habitat auf trockenem, kalkhaltigem Boden bei Kiefern würde auch passen.


    Vielleicht hilft das hier auch, ich habe leider zu wenig Ahnung von Sequenzierung und der Interpretation der Ergebnisse.


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Grüß dich, Raphael, na das sieht doch erst einmal gut aus - das, was du schreibst, passt in der Tat gut auf spectrale. Die Info, dass der Boden kalkhaltig war, ist wichtig, Und dass die Zystiden nicht so häufig kopfig sind, kann ja gut sein, ich hab ja die Zystiden des Holotyps gezeichnet, da war das eben so, was aber nicht ausschließt, dass das in anderen Kollektionen nicht so häufig der Fall ist.

    Zur Sicherheit blaste doch einfach mal nur deine Sequenz im Vergleich mit der des Holotyps von spectrale und schreib, was dabei rauskommt...

    Herzlich Ditte