Russula fragilis

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  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    ich fuchtel ja gerne mit meinem Spazierstock im Laub rum ehe ich mich zu einem Fund bücke. Auch vorgestern wieder in der Nähe einer Eiche um eine vermeintliche Eichel zu drehen. Diese Eichel entpuppte sich aber als kleier Pilz dem jetzt der halbe Hut fehlt. Nach Wochen endlich mal wieder ein anderer Täubling wie nur immer R. ochroleuca und dann passiert mir das.

    Der Hut knapp 2,5cm, dunkelbräunlich mit leicht violettem Eischlag, fragil, klebrig UND sofort sauscharf, diesen sonst sehr farbvariablen Pilz zeige ich euch heute.

    Die Funddaten dazu:


    R21-032 fragilis

    16.10.2021 - 14:46

    Wald bei unserer Bauschutt-Deponie

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    Eingestufte Art: evtl. fragilis

    Anz. Exemplare: 1

    Haupt Baumpopulation: Eiche

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    FUNDORT, Laubwald, Laubschicht, feucht, Kollin 400 - 800 m,

    BÄUME 20m UMKREIS, Buche (Fagus), Eiche (Quercus), Fichte (Picea),

    EXEMPLARE, jung, einzeln,

    HUT GRÖSSE, 1 - 3 cm,

    HUT FARBE, violett/purpur, bräunlich/braun,

    HUT OBERFLÄCHE, matt, klebrig/speckig, bereift,

    HUT MITTE, dunkler, br/gr/sw,

    HUT RAND, glatt - nicht gerieft,

    PEELING, 1/2 abziehbar,

    UNTER HUTHAUT, weisslich,

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    LAMELLEN, spröde, weiss bis creme, rel eng-stehend,

    SCHNEIDE, wellig/gesägt,

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    STIEL OBERFLÄCHE, weisslich/creme,

    STIEL KONSISTENZ, fest, voll, wässrig,

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    GERUCH, neutral,

    GESCHMACK, sofort, sehr scharf/brennend,

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    SPORENPULVER, Ia, Ib, (weisslich geschätzt nicht genügend Abwurf)

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    Chemie:

    FeSo4, nur schwach rosa,

    GUAJAK (8 sec), Stiel: 0 negativ, Lam: 0 negativ,

    PHENOL (gepr.),

    KOH (gepr.),

    NH3 (gepr.),

    Sonst. Angaben: kein Abwurf, Lam mit Lupe gesägt, Hut körnig und bereift

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    1) hier zwischen der Eiche und der Stubbe stand dieser Winzling im Laub


    2) der dunkelbraune Hut hob sich kaum vom Laub ab (hier liegt er auf der Stubbe)


    3) die Huthaut bis zu 2/3 abziebar, darunter diesmal weisslich


    4) die Oberfläche matt, körnig, klebrig und mit violettlicher Tönung


    5) die Lamellen cremelich-weiss und brüchig


    6) der halbe Pilz durch das Stochern demoliert, der Stiel weisslich bis wässrig


    7) später bei meinem Verdacht auf R. fragilis eine Nahaufnahme der Lamellen-Schneide gemacht, ist typisch gesägt für eine R. fragilis


    8) die HDS in Kongo, Dermatozystiden teils zylindrisch sehr lang, wellig, eingeschnürt, kopfig, die Haare zylindrisch, apikal rund, bis zu 3mü breit


    9) Kongo, bisweilen sind die DZ auch mit einem flittrigen Inhalt zu sehen


    10) Kongo, ein Hauptaugenmerk bei R. fragilis liegt auf den mehrfach septierten Pileozystiden gegenüber zB. R. atropurpurea


    11) SV, DZ zylindrisch, keulig, spindelig, stark angefärbt, die Septierungen hier sehr schön zu sehen, in Kongo manchmal schwieriger zu erkennen


    12) Karbolfuchsin, inkrustierte Elemente wurden keine festgestellt


    13) Wasser, die rundliche Sporenform ist ebenfalls typisch bei R. fragilis, wobei diese Sporen wahrscheinlich noch nicht richtig "reif" waren


    14) Melzer, die stumpfen Warzen erreichten durchschnittlich eine Höhe von ca 0,4 - 0,8 mü


    15) Melzer, das Sporenornament ist teilnetzig bis fast netzig mit grösseren Lücken zwischen den verbundenen Graten


    16) das Messprotokoll, auch diese Werte liegen gut im Bereich dieses Exemplares



    Zusammenfassung zu meiner Fund-Bestimmung:

    - Eiche

    - weisses Sporenpulver

    - sehr scharfer Geschmack

    - Lamellenschneide gesägt

    - Guajakreaktion auf Lamelle UND Stiel: Null

    - Pileozystiden mehrfach septiert

    - Sporenform mehr rundlich


    man kommt an Russula fragilis - Wechselfarbiger Speitäubling - nicht vorbei, egal ob er verdellert ist oder welche Hutfarbe der Pilz dann hat.

    Bis zum nächsten Zufallsfund mal wieder und ich freue mich auf Kommentare.


    Liebe Grüsse

    claus

  • Hallo Claus

    Da bin ich 100%ig bei Dir. Egal ob die Frk. rot, violett mit schwarzer Mitte, grün oder gelb sind. Bei Eiche gibt es da keine Alternative und auch die dünnen zylindrischen Haare passen sehr gut. Erstaunlich finde ich nur, dass der Geruch neutral sein soll. Den Fragilis-Geruch erkenne ich ziemlich eindeutig, wobei atrorubens bei Fichte und laccata bei Weide ähnlich riechen. Ohne die eindeutige Ökologie ist die trennung dieser drei Arten meiner Meinung nach nicht einfach.

    LG Karl

  • Hallo Karl,


    zufällig habe ich gestern noch im I-NET den folgenden Artikel in der


    ZEITSCHRIFT FÜR MYKOLOGIE, Band 75/2, 2009


    Russula atrorubens Quélet und Russula laccata Huijsman –

    zwei unstrittige Arten, R. olivaceoviolascens Gillet – ein „Nomen confusum”!

    WERNER JURKEIT1 & FRITZ KRAUCH2


    gefunden, durchgearbeitet und Notitzen erstellt, war schon sehr interessant diese Aufstellung mit meinem Fund zu vergleichen.


    Ob ich aber jemals diese zwei Gegenspieler sicher abtrennen kann, muss ich abwarten. Wie ich sehe, konkurrieren atrorubens eher mit laccata. Ok, die R. laccata ist ja nur bei Salix, aber die gibt es auch bei mir und Montan oder Ebene spielt ja da bei beiden auch keine Rolle.

    Ich muss abwarten und erstmal finden...


    Den oft beschriebenen typischen Bonbon-Geruch (fragilis-Geruch) habe ich noch nie feststellen können, bei mir immer neutral bis vielleicht ein wenig Gebäck-Geruch, dabei schnüffele ich bestimmt jeden Pilz an und meine Nase ist bestimmt auch nicht schlecht.

    Keine Ahnung wie dieser Duft sein soll...


    Ich danke Dir jedenfalls herzlich für die Bestätigung meines Fundes, sowas freut mich als Russula-Einzelkämpfer besonders.


    Liebe Grüsse aus der Rhön

    claus

  • Hi.


    Ich habe wenig Ahnung von Russula aber hatte das Ding mutmaßlich letztens auch. Gerüche bei Russula finde ich schwieriger als in anderen Gattungen warum auch immer. Für mich war das Richtung fruchtig. Weide und Fichte hatte ich zum Glück aber auch nicht vor Ort.


    Schöne Doku wie immer.


    Lg.

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo Claus,


    von meiner Seite, habe ich auch Probleme bei R.fragilis den typischen Geruch wahrzunehmen. Vielleicht muss ich mir den noch öfter unter die Nase halten. Zum Glück kann man die Art auch ohne diesen ganz gut bestimmen. :)

    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo Claus, eine perfekte Doku. Aber dass du das kleine Pilzlein mit dem Stock malträtiert hast, ist nicht in Ordnung!

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Aber dass du das kleine Pilzlein mit dem Stock malträtiert hast, ist nicht in Ordnung!

    Claudia, es war doch keine Pilzaustellung, also halb so wild, sonst wäre das anders ausgegangen...:giggle:

    Mit dem Geruch von diesem Pilz haben doch noch mehrere zu kämpfen deshalb wird die nächste R. fragilis zusätzlich noch zerquetscht.


    Danke an alle, LG

    claus