Noch ein Risspilz-Trio

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.790 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ditte.

  • Hallo zusammen, liebe Ditte


    Ich habe wieder einige Risspilze gesammelt und habe mich bemüht diese zu bestimmen.

    Nun bin ich gespannt ob ich damit halbwegs richtig liege.


    1:

    Standort: Feuchter, recht sandiger Waldrand bei Kiefern und Birken auf ca. 800m.

    Geruch: Spermatisch

    Leider merke ich jetzt, dass ich kein Schnittbild gemacht habe.




    Sporen: 9.7-10.9-12.0 x 5.7-6.2-7.0 µm, Q = 1.53-1.75-1.96 (n=20)


    Cheilozystiden moderat dickwandig, immer kristallisiert, mit vielen Parazystiden, in KOH grüngelb, 47-56-61 x 14.5-16.5-19.5 µm (n=10)


    Pleurozystiden ähnlich, aber schlanker


    Kaulozystiden nur im oberen Drittel vorhanden.


    Die Kollektion ist mikroskopisch ähnlich der I. involuta, die ich neulich hatte.

    Nur die Kaulozystiden sind doch recht anders, kaum metuloid sondern eher unregelmässig zylindrisch.

    Auch der Stiel ist weniger deutlich gefärbt und bildet damit wenig Konstrast zu den Lamellen. Oder sind die FK einfach noch zu jung um das Merkmal gut zu erkennen?

    Ich kann mich im Moment nicht zwischen I. involuta, nitidiuscula oder tarda entscheiden. Oder vielleicht noch etwas anderes?


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    2:

    Ein Höckersporer unter einer Grünerle, in der Nähe gab es auch Fichten, Kiefern und Birken.

    Geruch nicht sehr stark, irgendwie fruchtig-pelargoniumartig.

    Die Kollektion ist suboptimal, ich hatte Auftrag das Gebiet zu kartieren und wollte dem Pilz eine Chance geben.

    Vielleicht kommt nichts dabei raus.






    Sporen 9.5-10.5-11.5 x 7.0-7.8-9.0 µm, Q = 1.24-1.34-1.44 (n=15)



    Cheilozystiden 43-48-54 x 15-18-22 µm, kaum dickwandig


    Pleurozystiden oft auffallend bauchig


    Stiel am Apex


    Nach dem Schlüssel von Kokkonen&Vauras 2012 komme ich eigentlich nur auf I. proximella, auch wenn der dunkle Buckel fehlt.


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    3:

    Eine Mallocybe in Pionier-Vegetation (recht frische, sandige Ufer-Böschung) in der Nähe von Kiefern und Birken.

    Geruch unauffällig.





    Stiel teilweise mit deutlicher Ringzone, an anderen Exemplaren fast genattert-faserflockig.


    Sporen recht kurz und breit, 8.9-9.1-10.6 x 5.1-5.8-6.5 µm, Q = 1.29-1.57-1.81 (n=20)


    16-21-29 x 9-10.5-14.5 µm (n=5). Fast alle einfach keulig, höchstens einfach septiert.

    Nur ganz wenige stärker gegliedert.


    Stielspitze


    Die Zystiden sind nicht so gegliedert wie ich es von M. dulcarama kenne.

    Alles in allem finde ich, dass es recht gut der M. pseudodulcamara von Ludwig entspricht.



    Viele Grüsse

    Raphael

  • Hi Raphael, also Nummer eins ist vermutlich wieder I. involuta. Was die Caulozystiden angeht, so würdest du vermutlich direkt unter den Lamellen noch passende Zystiden finden.

    Nummer zwei: Die Caulos sind nicht aussagekräftig, da bräuchte es mehr Fotos von der Stielspitze. Kannst du noch mehr zum Habitat sagen? Saurer Boden? Höhe? Was ist das für eine Gegend? Generall scheint mir I. proximella bei dem, was ich sehe, möglich zu sein, aber mir fehlen Bilder von den charakteristischen Caulozystiden.

    Nummer drei: hier kommen mehrere Arten in Frage, kann ich so nicht beantworten, zumal bei den Mallocyben noch etliches zu tun ist.

    Herzlich Ditte

  • Hallo Ditte


    Vielen Dank!


    Zu 2 habe ich noch ein zweites Bild von den Kaulozystiden. Sonst habe ich sie getrocknet für Nachuntersuchungen.


    Habitat ist das gleiche wie beim letzten Risspilz-Trio.

    Ein extrem heterogener Mischwald. Primär Kiefern, Fichten, Birken, durchzogen von steinigen Erlenbrüchen.

    Einzelne andere Bäume gab es auch noch in der Umgebung, habe Lärchen, Hasel und Flaumeichen gesehen.

    Höhe ca. 900m, auf Kalk. Hier ein Bild des Gebiets (der Fundort ist ca. 30 Meter entfernt):


    1 lege ich somit als I. involuta ab. Eigentlich speziell, die Art soll nach eurem Portrait in der MycBav häufig sein.

    Meine beiden Funde werden aber die ersten Kartierungen für die Schweiz... wohl hoffnungslos unterkartiert.


    3 lasse ich mal als M. cf. pseudodulcamara stehen und warte auf neue Erkenntnisse.


    Gruss Raphael

  • Also Raphael, Inocybe involuta ist deswegen komplett unterkartiert, bzw. gar nicht kartiert, weil wir sie erst 2020 aus der Versenkung geholt haben:). Bis dahin war absolut nicht bekannt, wie weit verbreitet und häufig die Art ist. Ich hab sie grade wieder bei uns auf den Binnendünen gefunden. Die lief vermutlich bis jetzt einfach unter I. nitidiuscula. Du musst überhaupt nichts auf irgendwelche bisherigen Artenlisten geben!

    Zum zweiten Pilz, also wenn wirklich nur solche Caulos vorhanden sind, kann das nicht proximella sein, auch würde der Kalk dagegen sprechen. Ich kann das so nicht beurteilen.

    Herzlich, Ditte