Sonniger Herbstspaziergang

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.285 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ogni volta.

  • Servus liebe Pilzfreunde, ich habe das schöne Wetter die letzten beiden Tage nochmal genutzt um ein Stückchen nach Süden in meine geliebte Oberpfalz zu fahren, dorthin wo es Buchen gibt. Die Kiefern des Nürnberger Umlandes verfärben sich ja nicht (außer sie sind hinüber). Es hat sich gelohnt, es war warm, die Farben prächtig und als Zuckerl waren dort sogar noch einige Schwammerl zu finden, wogegen hier im Kiefernwald schon Kehraus herrscht. Wenn ihr mögt kommt mit:



    Ah ein Specht (Tintling), hier bin ich richtig, hier fängt der Kalkstein an!


    Zwei Mönche grüßten entlang des Weges


    die runzelige (links) und Kamm (rechts)- "Koralle" auch in weissem Gewand


    diese Damen in ihren Faltenröcken fand ich sehr adrett


    ihren Namen wollten sie mir aber nicht verraten


    kleine Fädchen (Binsenkeulchen) streckten sich aus der dicken Laubschicht empor


    die Schirmlinge ziehen schon ihre wolligen Stiefel an


    die Trompeten verkünden den Herbst und nahenden Winter



    auch die Schleimköpfe haben sich schon im Fell versteckt, ob ich sie trotzdem richtig erkannt hab? (schlangenfüßiger Schleimkopf, C. vulpinus? - da würde die wörtliche Übersetzung mit Fuchs- besser passen finde ich, sodenn er es denn ist)



    bei diesen Keulen hatte ich von Weitem insgeheim auf andere Schätze gehofft beim ausgraben, sie wuchsen aber auf Holz und sind damit langstielige (Xylaria longipes)

    Man sieht schön, dass der Stiel im Gegensatz zur vielgestaltigen Holzkeule hier steril ist.


    dann ging es wieder langsam ans Licht



    willkommen auf meiner Waldwiese spricht der Habicht


    und hier wart zu meiner großen Überraschung noch ein richtiger Reigen im Gange obwohl es die letzten Wochen immer wieder Nachtfröste gegeben hat. Vielleicht hat hier die geschütze Lage geholfen.


    Wiesenellerlinge- ein Erstfund- ich war erstaunt was für riesige Eumel das sind



    auch Juchtenellerlinge waren ein Erstfund, den aromatischen Geruch hätte ich jetzt nicht mit Leder in Verbindung gebracht


    und sogar noch zwei Rubine fand ich versteckt im Gras


    hier noch mal beschattet. Der Hut war richtig schleimig, der Fuß dafür nicht. H. punicea wird mit schleimigem Hut beschrieben, sollte aber viel größer sein, H. coccinea kommt von der Größe her hin, wird aber nur als "etwas schleimig" beschrieben.


    dann streckte die Wiese mir eine schwarze Zunge mit schleimigem Fuß entgegen (Geoglossum glutinosum)


    auch kleine gelbe noch namenlose Keulchen gab es


    und auch in größer


    könnten diese Schnecklinge mit schleimigstem Fuß auf den Namen "Spiegeleischneckling" oder Hygrophorus unicolor hören? oder sind dafür die Lamellen zu hell?



    im trockenen Teil der Wiese gabs noch ein paar schöne Zitzenschirmlinge (Makrolepiota mastoidea)




    und diese ungewöhnlichen Dinger...

    draußen hätte ich gewettet dass es irgendeine dieser neuen -cybe Arten sein müsste..

    Jetzt freu ich mich dass es vieleicht doch nicht so ausichtslos ist, denn er passt ganz gut zu Lepista panaeolus, den ich bisher noch nicht kannte.



    mit der kleinen Raupe sag ich Pfiarts euch,

    Danke fürs mitgehn :)

    Ingo

  • GriasDi Ingo,

    danke für den ausgesprochen schönen Bericht. Den Schleimkopf würd ich auch so nennen. Früher hieß der C. vulpinus mal C. rufoalbus, was irgendwie besser passte.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Ingo,

    vielen Dank für diesen schönen, kurzweilig geschriebenen Beitrag!:thumbup:

    Schön, dass wir Dich in die Oberpfalz begleiten durften.

    diese Damen in ihren Faltenröcken fand ich sehr adrett...ihren Namen wollten sie mir aber nicht verraten

    Das wird wohl der Graublättrige Tintling (Coprinellus impatiens) sein, eine nicht zerfließende Tintlingsart.

    Sehr schon und ganz typisch ist er auf der Seite von Josef L. Hlasek abgebildet.

    Übrigens ist die ganze Seite ein einziger Augenschmaus!

    mit der kleinen Raupe sag ich Pfiarts euch

    Die Raupe könnte die des Kiefernspanners (Bupalus piniaria) sein. Passt auch ins Habitat.


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Die Raupe könnte die des Kiefernspanners (Bupalus piniaria) sein. Passt auch ins Habitat.

    leider kein Kiefernspanner - die Beinpaare passen nicht zu einer Spanner-Raupe.

    Vom Habitus würde ich eher zu einer Noctuidae (Phlogophoa meticulosa) tendieren.

    Was mich stutzig macht, ist die eher strukturierte Raupenhaut, was nun eher zu einer

    verirrten Pieridae-Raupe passen würde. Mögliche Kandidaten wären Colias crocaea,

    Colias alfacariensis und Colias hyale, wenn in der Nähe Klee-Arten, Esparsette etc. wächst.

    LG Frank


    Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es.

    Robert Walser (1878-1956), schweizer. Schriftsteller

    2 Mal editiert, zuletzt von Frank_HH ()

  • Danke fürs Mitgehn und Eure lieben Kommentare!

    Beeindruckend, deine Annäherung an die Raupe, Frank! Ich hätte nicht mal ein Beinkleid bemerkt.. auf die Umgebung habe ich leider gar nicht geachtet und habe sie auch nicht heruntergenommen unter ihrem Schirm. Aber dass dort Klee wuchs könnte ich mir gut einbilden8o


    Kennt sich jemand mit Schnecklingen aus und möchte was was zum 4. Pilz von hinten sagen? Könnte H. unicolor hinkommen?


    einen schönen Start in die kurze Woche,

    Ingo

  • GriasDi Ingo,

    Der Mykorrhizapartner wär halt wichtig.

    Für den buchengebundenen H. unicolor ist er mir zu dunkel, für den (nur?) an Fichte gebundenen H. discoideus zu einfarbig.

    Schwierig.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Beeindruckend, deine Annäherung an die Raupe, Frank!

    Hallo Ingo,


    ich beschäftige mich seit fast 50 Jahren mir Schmetterlingen und deren Zucht, da ist es nur

    selbstverständlich, dass man da mehr sieht als manch Anderer.

    Das ist mit dem zu vergleichen, wie ihr Pilzprofis an die Dinge herangeht.

    Mein Wissen über Pilze ist da eher auf einem unteren Niveau anzusiedeln.

    Mir gefallen sie halt nur und ich finde sie leisten einen nicht unbedeutenden Beitrag im

    Naturhaushalt. Daher bin ich dabei, mich in die Materie zu vertiefen - wobei ich aber nicht

    so weit will, dass ich auch die Sporen unter dem Mikro untersuchen muß - erweitertes

    Fachwissen eines "Normalo's" reicht mir da völlig aus.


    Noch zu der Raupe - ein Blick auf den Kopfteil wäre für eine Bestimmung auch vorteilhaft

    gewesen - so wird es über eine Vermutung leider nicht hinausgehen.


    Ptilophora plumigera ♂ - Haarschuppen-Zahnspinner, der sollte jetzt auch unterwegs sein....

    LG Frank


    Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es.

    Robert Walser (1878-1956), schweizer. Schriftsteller

  • Servus nochamal, ich habe mich also mit den gelben Keulchen auseinandergesetzt.

    Die Große war aufgrund der knubbeligen Sporen schnell als Goldgelbe Wiesenkeule (Clavulinopsis helvola) festzumachen.
    Die kleinen haben mich ganz schön genarrt. Ich habe von ihnen insgesamt drei FK mitgenommen. Zwei davon zum Aussporen gelegt und eine im Kühlschrank zur Mikroskopie des Hymeniums gelagert. Von den Sporlingen hat sich eine verweigert (zu schnell vertrocknet) die andere hat gut gesport.

    Beim Anschaun dann die Überraschung: auch wenn die Keulchen die gleiche Farbe hatten und aus dem gleichen Cluster kamen hat sich doch eine weitere Art darunter gemogelt, denn die Sporen des FK aus dem Kühlschrank waren ganz anders! Die aus dem Kühlschrank würde ich wegen ihrer knubbeligen Sporen auch für C. helvola halten. Bei der, die ausgeport hat habe ich keine Ahnung.


    nochmal zur Erinnerung der Fundort der kleinen gelben Keulchen (Länge etwa 2,5cm):


    die hier halte ich wegen der kubbeligen Sporen für C. helvola

    würde auch von den Sporenmassen ca passen (halt kein Abwurf)

    (5.9) 6.2 - 6.9 (7.9) × (4.8) 5 - 6.3 µm Q = 1 - 1.3 ; N = 12


    und hier die Sporen aus dem Abwurf: spindelförmig, mit endständigem Apiculus (nicht exzentrisch!) und zentralem Öltropfen:

    (6.8) 7 - 7.9 (8.5) × (3.4) 3.7 - 4.3 (4.4) µm Q = (1.6) 1.7 - 2.07 (2.1) ; N = 16

    von den in FotE aufgeführten Arten passt von der Sporenbeschreibung keine.


    Hat jemand von euch eine Idee was das sein könnte?


    Viele liebe Grüße und einen guten Start in die Woche,

    Ingo