Oktober-Highlights

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 4.239 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Matthias.

  • Hallo zusammen


    Nachdem ich die vielen Hebelomas und Telamonien "losgeworden" bin, hier noch ein paar but gemischte Funde der letzten Wochen:


    Zunächst ein paar Rötelritterlinge:


    1: Lepista subconnexa

    Eine Lepista von einer Alpweide. Die Hüte sind sonnengebräunt, ganz frisch wären sie weisslich.

    Der Fund entspricht gut der Darstellung bei Jamoni.


    Sporen mit deutlichen, cyanophilen Warzen.


    2: Lepista martiorum

    Unter Kiefern und Flaumeichen in einem Bruchwald. Geruch kräftig süsslich-parfümiert.


    Sporen absolut glatt.


    3: Lepista cf. panaeolus

    Die Fruchtkörper passen mir makroskopisch nicht so recht zu L. panaeolus, aber ich finde nichts besseres.

    Im Feld dachten wir erst an Atractosporocybe inornata, aber das war schnell widerlegt.

    Geruch schwach aromatisch, Standort bei Kiefern.

    Stark hygrophan über hellbraun zu cremefarben ausbleichend.


    Sporen in Kongorot


    Sporen mit wenigen, aber deutlichen, rundlichen Warzen


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    Dann gab es jede Menge Lyophyllum's, die sich als sehr widerspenstig in der Bestimmung erwiesen.


    4: Lyophyllum (Tephrocybe) cf. cessans

    Dieser komische kleine graue Pilz hat siderophile Basidien und jeden Menge Cheilozystiden.

    Habitat war ein Kiefern-/Fichtenwald. Geruch schwach mehlig.


    Sporen breit elliptisch, etwas grösser als in den wenigen Beschreibungen.


    Basidien nur schwach siderophil, darum bin ich nicht restlos überzeugt dass es wirklich ein Lyophyllum ist.


    Die Cheilozystiden sind hingegen nicht zu übersehen.


    Und am Stiel gab es auffällige büschelige Kaulozystiden.


    5: Lyophyllum (Tephrocybe) baeospermum

    Sieht aus wie ein langweiliger Trichterling, ist aber keiner. Geruch schwach mehlig-pilzig.

    Hut hygrophan ausblassend zu creme. Habitat: Mischwald bei Kiefern und Birken.


    Sporen kurz und klein, kaum grösser als 5x3.5 µm.


    Basidien stark siderophil.


    6: Lyophyllum (Tephrocybe) cf. platypus

    Geruch stark mehlig-ranzig. Hut hygrophan zu weisslich ausblassend und denn rinnigartig bereift.


    Sporen ähnlich wie bei der vorherigen Art, auch kurz und klein.


    Basidien schwach siderophil.


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    7: Pholiotina aberrans

    Dieser kleine braune Pilz macht Spass unter dem Mikroskop.

    Er wuchs im Kiefern-Fichtenwald.


    Sporen mit Keimporus


    Schneide dichtgepackt mit recht spitzen Cheilozystiden


    HDS hymeniform mit auffallenden Pileozystiden.


    Kaulozystiden ebenfalls zahlreich.


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    Zwei schöne Körnchenschirmlinge gab es auch:


    8: Cystodermella cinnabarina

    In einem Bruchwald bei Birken, Erlen, Kiefern.


    Sporen in Melzer


    Brennhaar-Cheilozystiden.


    9: Cystodermella granulosum

    Im Kiefernwald.


    Sporen in Kongorot


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    Die Weichritterlinge sollen auch nicht zu kurz kommen...


    10: Melanoleuca stridula

    Nach der FN wäre das Melanoleuca melaleuca, weil er keine Zystiden hat.

    Aber die neuste Publikation von Vladimir Antonin bringt etwas Licht in diese Gruppe, und M. stridula scheint mir da am besten zu passen.


    Sporen mit feinen, zerstreuten Warzen.


    11: Melanoleuca subpulverulenta

    Dieser Weichritterling ist vergleichsweise leicht bestimmbar.

    Er hat so eine feinsamtige Oberfläche.


    Sporen wieder fein warzig


    Cheilozystiden spärlich, aber vorhanden, meistens mit Kristallschopf


    Das entscheidende Merkmal sind diese aufsteigenden Zellen in der HDS, die dem Hut sein Aussehen verleihen.


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    12: Hemipholiota populnea


    Sporen in Kongorot


    Cheilozystiden


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    13: Tricholomopsis sulfureoides

    Die waren nur noch für ein schnelles Foto gut, die Unterseite war angeschimmelt.

    Der vierte Nachweis dieser seltenen Art in der Gegend hier.


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    14: Entoloma rhombisporum var. floccipes

    Ein kleiner Rötling auf einer Waldwiese. Ich dachte schon das wird wieder eine Heidenarbeit, aber...


    ... die Sporen sind würfelförmig, damit war es dann sehr einfach.

    Der Stiel war auf ganzer Länge flockig, daher var. floccipes.


    HDS mit intrazellulärem Pigment.


    Stiel mit büscheligen Kaulozystiden.


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    15: Hygrocybe mucronella

    Der wuchs direkt neben den Rötlingen, hatte einen klebrigen Stiel und war gallebitter.


    Die Sporen waren schön eingeschnürt ("muffin-förmig").


    So, ich hoffe ihr hattet Spass.

    Leider ist hier die Saison so ziemlich am Ende, es gab nun drei Tage lang Frost.


    Viele Grüsse


    Raphael

  • Hi Raphael,


    dolles Zeug findest du immer. Die makroskopisch leicht bestimmbaren Sachen lässt du links liegen/zeigst du gar nicht erst oder findest du wirklich immer nur so diffiziles Pilz-Gedöns? :whistling:

    Gut, den Pappel-Schüppling hätte ich vlt. noch hinbekommen auch wenn ich nicht weiß ob ich H. heteroclita erkennen würde...


    LG,

    Schupfi

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  • Hallo Schupfi


    Die leicht bestimmbaren Sachen nehme ich nur mit wenn sonst nichts los ist.

    Und Fotos von Hallimaschen und Steinpilzen habt ihr hier schon genug ;)


    Aber ich kann ja mal noch ein paar "Normallinge" ergänzen. Mikros habe ich nicht überall gemacht.


    Tricholoma cingulatum - Beringter Erdritterling


    Clavulina rugosa - Runzeliger Keulenpilz


    Lactarius pubescens - Flaumiger Birkenmilchling


    Lactarius torminosus (Zottiger Birkenmilchling) in der Abenddämmerung


    Suillus tridentinus - Rostroter Lärchenröhrling


    Geastrum triplex - Halskrausen-Erdstern


    Phellodon niger - Schwarzer Duftstacheling


    Pseudoclitocybe cyathiformis - Kaffeebrauner Gabeltrichterling


    Cortinarius venetus - Grünfaseriger Raukopf


    Mycena polygramma - Rillstieliger Helmling


    Pholiota lenta - Tonblasser Schüppling


    Gymnopus foetidus - Gemeiner Stinkschwindling


    Geopora arenicola - Gemeiner Sandborstling


    Gruss Raphael

  • Servus Raphael,


    da sind wirklich jede Menge seltene Arten dabei, von denen ich etliche gar nicht kenne und deshalb auch nichts dazu sagen kann.


    Zu Nr. 6, Tephrocybe platypus kannst du mal vergleichen:

    Eine eigene Kollektion

    Eine Kollektion aus Italien

    Meine Kollektion hat deutlich schlankere Sporen mit Q=1,95. Bei deinern sehen sie eher breit ellipsoid aus.


    Nr. 2, Lepista martiorum, sieht für mich etwas ungewöhnlich aus, die hatte ich so noch nicht. Die kenne ich mit viel dunkleren, dem Hut praktisch gleichfarbenen Lamellen, die auch eher bogig sind. Wahrscheinlich sind die Fk einfach noch sehr jung. Wie war denn die Sporenpulverfarbe? Und der Sporenquotient? Bei meinen Kollektionen immer recht schlank mit Q=1,75-2,00.


    Zu dem Lyophyllum im separaten Thread kann ich leider nichts sagen.


    Ganz generell frage ich mich, ob beim Test auf siderophile Granulation dieser granuläre Inhalt schon ausreicht, müssten die Körnchen nicht richtig schwarz sein?

    Da bin ich mir manchmal unsicher.


    Beste Grüße

    Hias

    • Offizieller Beitrag

    Moin, Raphael!


    Da bleibt der Mund offen stehen... Tolle Funde und schöne Dokumentationen! :thumbup:


    So dunkle Mycena polygramma sind mir noch nie begegnet, das ist eine durchaus bemerkenswerte Kollektion. >Die hier< kommen aber schon sehr nahe dran. Wusste ich gar nicht, daß es sowas gibt. :thumbup:


    Die Lepista panaeolus sehen makroskopisch in der Tat so total anders aus, als ich die Art kenne - wobei mir auch schon aufgefallen ist, daß die Variationsbreite enorm ist und eher ein Aggregat vermuten lässt. Wobei dein Fund da schon massiv aus dem Rahmen fällt. Nicht nur vom Aussehen her, sondern auch hinsichtlich des Fundortes: Lepista panaeolus (egal mit welchem Aussehen) habe ich bisher immer nur als "Wiesenpilz" gefunden, meist auf Magerwiesen, aber auch auf mäßig stickstoffreichen sonstigen Rasenflächen.



    LG; Pablo.

  • Hallo Matthias


    Danke für deine Rückmeldung!

    Zu dem Lyophyllum: Der Koeffizient liegt bei 1.3, weicht also ziemlich von deiner Kollektion ab.

    So richtig glücklich bin ich mit der Bestimmung auch noch nicht, finde aber nichts was besser passt.

    Falls ich mir die siderophile Granulation eingebildet habe, müsste es eine Clitocybe sein, irgendwo in der Nähe von C. diatreta.

    Aber auch da passt der Sporen-Koeffizient nicht so richtig.


    Die Lepista martiorum kennen meine Vereinskollegen auch genau so. Das Sporenpulver war etwas cremerosa.

    Ich habe den leisen Verdacht, dass das ein Artenkomplex ist, hatte die Art jetzt aber auch das erste Mal selber gefunden und untersucht.

    Der Sporenkoeffizient lag bei 1.5-1.75.


    Bei der siderophilen Granulation bin ich auch oft unsicher. Ich mache die inzwischen ziemlich oft, vor allem auch dann wenn ich genau weiss dass es negativ sein muss.

    Ich habe es bewusst schon bei verschiedenen Trichterlingen ausprobiert, das sah aber nie so aus wie auf den Bildern oben.


    Die Lepista panaeolus sehen makroskopisch in der Tat so total anders aus, als ich die Art kenne - wobei mir auch schon aufgefallen ist, daß die Variationsbreite enorm ist und eher ein Aggregat vermuten lässt. Wobei dein Fund da schon massiv aus dem Rahmen fällt. Nicht nur vom Aussehen her, sondern auch hinsichtlich des Fundortes: Lepista panaeolus (egal mit welchem Aussehen) habe ich bisher immer nur als "Wiesenpilz" gefunden, meist auf Magerwiesen, aber auch auf mäßig stickstoffreichen sonstigen Rasenflächen.

    Hallo Pablo


    Ja das passt alles nicht so ganz zusammen. Ich habe mich dieses Jahr mit etwa fünf Lepista-Kollektionen rumgeärgert und bin bei keiner ganz sicher was es ist.

    So zum Beispiel auch bei der Kollektion hier: Lepista cf. pseudoectypa

    Es gibt noch eine ähnliche seltene Art, L. pseudoparilis. Abgesehen von einem Bild in der Ulmer Pilzflora habe ich zu der aber keine brauchbaren Beschreibungen gefunden.

    Ich bin aber dran mir da die Original-Beschreibung zu beschaffen.


    Gruss Raphael

  • Nr. 2, Lepista martiorum, sieht für mich etwas ungewöhnlich aus, die hatte ich so noch nicht. Die kenne ich mit viel dunkleren, dem Hut praktisch gleichfarbenen Lamellen, die auch eher bogig sind. Wahrscheinlich sind die Fk einfach noch sehr jung. Wie war denn die Sporenpulverfarbe? Und der Sporenquotient? Bei meinen Kollektionen immer recht schlank mit Q=1,75-2,00.

    Hallo Matthias


    Ist schon eine Weile her. Aber mir kamen im Winter auch Zweifel auf, ob das wirklich Lepista martiorum ist.


    Naja natürlich ist es keine Lepista, ich habe heute das Sequenzierungsergebnis erhalten und mein stiller Verdacht hat sich bestätigt.

    Es war mein erster Fund von Paralepistopsis amoenolens - was ich dieses Jahr hier als Portrait reingestellt habe, ist somit mein persönlicher Zweitfund.


    Ich ergänze das zweite Bild noch im Portrait.


    Danke dass du gezweifelt hast, das hat mich motiviert die Sache genauer zu untersuchen ;)


    Gruss Raphael