Ascocoryne mit intensivem süßem Duft?

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 2.213 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von GünterS.

  • Hallo zusammen!


    Heute morgen bin wieder Mal auf purpurne, gallertige Discomyceten an einem liegenden, stark vermorschten Birkenstamm gestoßen, die ich als Ascocorgyne einstufen würde.

    Bild 1 Birkenstamm mit Fruchtkörpern


    Bild 2


    Bild 3


    Bild 4


    Da keine Nebenfruchtform zu finden war, kommen zwei häufige Arten in Betracht: A.sarcoides oder A.cylichnium oder beide am gleichen Stamm.

    Ich habe den großen Fruchtkörper aus Bild 3 am Stielchen abgeschnitten und zum Mikroskopieren mitgenommen.


    Zuhause angekommen, fiel mit beim Öffnen der Dose gleich ein intensiv süßlicher, nicht unangenehmer Duft auf, der eindeutig von diesem einen kleinen Fruchtkörper verströmt wird.

    Nun wird der Durft beider Ascocorgynearten als eher unbedeudent beschrieben, was mich irritiert.

    Der Geruch ist so intensiv, dass ich erwarten würde, dass er in den Bestimmungsbüchern /-seiten erwähnt werden müsste!

    Ich empfinde den Duft als geradezu aufdringlich, meine Frau als unangenehm!


    Im Mikroskop finde ich 8-sporige Asci mit Operculum (amyloid, I+).

    Bild 5 Ascus in verdünntem Lugol


    Bild 6 Sporen mit vielen kleinen Tröpfchen (verdünntes Kongorot), manchmal ein größeres Tröpchen darunter


    Bild 7 Sporen teils septiert


    Bild 8 Übersicht


    Ich denke, der Fruchtkörper würde besser zu A.cylichnium passen (sehr morsches Holz als Substrat, keine anamorphe Fruchtkörperbildungen, Sporen mit vielen kleinen Öltröpfchen, ..).

    Was mich stört ist dieser Geruch! Kennt den jemand?


    LG, Martin

  • Hallo Martin!


    Ich erinnere mich an einem Fall bei einer Tagung, bei der eine bekannte ausgestellte Pilzart in einer Plasteschale ungewöhnlich fruchtig roch. Später bekamen wir heraus, dass in der Plasteschale original Aprikosen abgepackt waren. Sowas kann wohl bei dir nicht sein?


    Erschnupperbare Gerüche bei Ascos mit kleinen Apothezien sind mir eigentlich bisher nicht aufgefallen.

    Wenn man mal was wahrnimmt, ist es oft im Substrat, aber das ist eher nicht konstant und wahrscheinlich auch nicht zugehörig.


    Viele Grüße

    Ingo

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo Ingo,


    erstmal Danke für die Antwort.


    Da ich den Geruch besonders intensiv rieche, wenn ich den Fruchtkörper unter meine Nase halte, denke ich schon, das der Duft von ihm ausgeht. Da das Mikroskop in Schlafzimmer steht, ist auch nichts Essbares in der Nähe gelagert.

    Vielleicht verströmt der Fruchtkörper ja auch nicht per se den Geruch, sondern etwas anderes, was ihn befallen hat??


    Geruchstest bei meinem Sohn (Fruchtkörper mit Pinzette unter Nase): erdig, fruchtig, süß

    Geruchstest bei meiner Frau (item): würzig, süßlich, schokoladig, fruchtig


    Also, kurz und gut: ich bilde mir den Geruch nicht ein, und er ist intensiv, ohne dass Substrat anhaftet. Wie gesagt, ich habe den Fruchtkörper am Stiel abgetrennt.


    LG, Martin

    • Offizieller Beitrag

    Salve!

    Vielleicht verströmt der Fruchtkörper ja auch nicht per se den Geruch, sondern etwas anderes, was ihn befallen hat??

    Sowas in der Art würde ich vermuten, ja. Neben den gut nachvollziehbaren Geruchsübertragungen wie zB Messer, mit denen man vorher andere Pilze geschnitten hat, oder Hände, mit denen man zuvor Gurkenschnitzlinge oder so angefasst hat, oder den Ritterlingsmehlgeruch, den man seit der letzten Geschmacksprobe vor einer Viertelstunde einfach noch in der Nase hängen hat, gibt es noch ein paar Milliarden weitere Faktoren, die den Geruch von Pilzfruchtkörpern verändern bzw. beeinflussen können. manche dieser Faktoren liegen auch im Stoffwechsel des Pilzes selbst, soll heißen: Es kann durchaus variable Geruchsausprägungen innerhalb einzelner Pilzarten geben.

    Insofern: Gutes Beispiel, weil das hier definitiv eine Ascocoryne ist (in der Überschrift ist übrigens ein "g" in den Namen gerutscht, das da nicht hingehört) und die Geruchsausprägung damit auf jeden Fall eine eher ungewöhnliche Ausprägung.


    Wie man cylichnium und sarcoides makroskopisch ohne Untersuchung der medullären Struktur und ohne die Sporengrößen zu erkennen unterscheiden kann, müsste ich jetzt übrigens auch erst nachschlagen.



    Lg; pablo.

  • Hallo Martin!

    Geruchstest bei meinem Sohn (Fruchtkörper mit Pinzette unter Nase): erdig, fruchtig, süß

    Geruchstest bei meiner Frau (item): würzig, süßlich, schokoladig, fruchtig

    Ja, das überzeugt natürlich.

    Da bleibt eigentlich nur erstmal das Weiterbeobachten, ob das beim nächsten Fund an anderer Stelle wieder funktioniert.

    Wäre gut, wenn du mich dann markieren könntest mit @ + Ingo W


    VG Ingo W

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  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Ascocorgyne mit intensivem süßem Duft?“ zu „Ascocoryne mit intensivem süßem Duft?“ geändert.
  • Hallo Pablo und Ingo,


    gute Idee, das bald mit einem anderen Fruchtkörper zu wiederholen / testen.

    Ich versuche daran zu denken!


    Dann will ich aber alle Eventualitäten ausschließen: Unmittelbar benachbarten Fruchtkörper vom gleichen Baumstamm ernten, direkt in Kunststofftütchen, isoliert von allem anderen, auch von Metallen. Dann ab nach Hause und gleich Schnüffeltest im Warmen durchführen.

    Vielleicht krieg ich das nach der Arbeit hin...

    Mal schaun. Ich werde berichten!


    LG, Martin


    Beorn : du erwähnst die "medulläre Struktur" => das sagt mir leider nichts, außer ich hätte wohl noch was anderes mikroskopieren sollen?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Martin!


    Das "Fruchtfleisch" bei Becherchen wird Medulla genannt. Also die Schicht zwischen der äußeren Wand und dem Subhymenium (Schicht direkt unter den Asci & Paraphasen).



    Lg; Pablo.

  • Danke Pablo!

    Medulla gibt's auch bei Flechten, hätte ich da ja nachschlagen können! Peinlich.

    Aber, was gäb's denn da zu sehen, was der Unterscheidung dienlich wäre?


    LG, Martin.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Martin!


    >Guck mal hier.<

    In der beigefügten Arbeit von Zotto müsste das auch drin stehen, bei einer Gruppe war die Medulla gelatinisiert und ohne Kristalle und bei der anderen nicht gelatinisiert und dafür mit Kristallen. Glaube ich. Müsste aber dort auch nachzulesen sein, wie rum es richtig ist.



    Lg; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    cool, super Link, danke! :daumen:

    Dank auch an nobi_† anno 2013!

    Ich hatte tatsächlich Kristalle in der Medula beobachtet, ihnen aber keine / nicht die richtige Aufmerksamkeit geschenkt. Da fehlt mir halt die Erfahrung!

    Aber ich habe ein Foto von den (Oxalat-)Kristallen gemacht:

    Bild 9: Medulla mit Kristallen


    Bild 10: Medulla mit rundlichen (globosen) Zellen, stellenweise hat es davon gewimmelt, dichte Packung!


    Nach dem von dir verlinkten Baral-Schüssel lande ich mit den (CaC2O4-)Kristallen neben den vielen kleinen Tröpfen in den Sporen zumindest mal bei sectio cylichnium.

    Die Sporen waren teilweise septiert. Jetzt, wo ich die Zeichnungen sehe, denke ich auch Konidien gesehen, leider nicht fotografiert zu haben.

    Jetzt weiß, ich worauf künftig zu achten ist und die nächsten Ascocorynes werden mit diesem hervorragenden Schüssel in der Hand mikroskopiert!


    Ich will ja sowieso wegen des Geruchs nochmal Material holen. Heute hat's leider nicht geklappt, wird wohl noch bis zum WE warten müssen.

    Ich bin gespannt!


    LG, Martin

  • Hallo und schönen guten Abend!


    Ich war heute nach der Arbeit nochmal bei der gestürtzten Birke um weitere Ascocoryne-Fruchtkörper zu ernten und auf ihren Geruch zu prüfen.


    Am Birkenstamm habe ich jede Menge rosa Apothecien, aber keine einzige Nebenfruchtform entdecken können.

    An zwei Stellen habe ich einige Fruchtkörper am Stielchen abgeschnitten und in Plastikbeutelchen verpackt, damit sie mit nicht kontaminiert werden können.

    Die Apothecien an der ersten Stelle wirkten frischer und fester als die an der zweiten Entnahmestelle.

    Das Messer habe ich nach jedem Benutzen an Moos von anhaftenden Rückständen gesäubert und einem Schnuppertest unterzogen (nix gerochen).


    Zuhause im Warmen habe ich die Beutelchen geöffnet und hineingerochen.

    Die erste Probe roch leicht nach Wald (bisschen anhaftendes Substrat).

    Die zweite Probe roch wieder süßlich! :gätsch:


    Unter dem Mikroskop fand ich bei beiden Proben Kristalle in der Medulla und rundliche Zellen (vgl. Bild 9&10); die gleichen Sporen mit vielen kleinen Öltröpfen (vgl. Bild 6), insgesamt kein Unterschied zur allerersten Probe vom Baumstamm von vor einer Woche - es sollte sich also um den gleichen Pilz handeln.

    Nachdem ich die zweite Probe unter dem Mikroskop hatte, mit den Schnittresten (1-2mm³) am Rand des Objektträgers, hatte ich wieder permanent diesen Geruch in der Nase!


    Meine Vermutung ist deshalb, das die Proben süßlich riechen, wenn die Fruchtkörper ihren Zenit überschritten haben und zu Vergammeln beginnen.

    Frisches Material hingegen riecht nicht. => Ingo W

    Das wäre jedenfalls eine einfache Erklärung für das Phänomen des süßen Duftes!


    LG, Martin

  • Ach ja,


    einen Unterschied gab es unter dem Mikroskop zwischen beiden Proben!

    Bei der zweiten, süßlich riechenden Probe waren unmengen von kleinen, rundlichen Objekten zwischen den ausgetretenen Sporen zu sehen, die bei der nicht riechenden Probe nicht vorhanden waren, oder zumindest nicht in diesem Ausmaß.


    Was könnte das sein?

    Ausgetretene Öltröpfchen, Konidiosporen oder Fremdkeime?


    Bild 11 Übersicht Probe 2


    Bild 12


    Bild 13

  • Hallo KaMaMa!


    Ja, da produziert wohl irgendwas Konidien.

    Manchmal gar nicht so einfach, den Ursprung festzustellen.


    Den Vorschlag zur Erklärung der Geruchs hätte ich jetzt auch so gehabt wie du, also mit dem Vergehen.

    Warum sollen schließlich nur Früchte "gärig" werden, sicherlich kann das ein Fruchtkörper auch. Und dann gibt es ja sicherlich auch noch andere Zersetzungs-Optionen.

    Mal sehen, ob mir sowas auch mal begegnet.


    VG Ingo W

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  • Hallo Martin, schön dass du da dran geblieben bist! Wenn der Geruch bei alten FK auftritt, könnte es natürlich auch ein Saprobiont sein der für den Geruch verantwortlich ist.

    Zu deinen kleinen Objekten (12): das sind Konidiosporen, wie du richtig vermutet hast, die hier als Sekundärsporen abgeschnürt werden. Wenn du dir gezielt die Sporenenden ansiehst wirst du bestimmt welche finden an denen sie noch anhängen.
    schönen Abend, Ingo


    edit W war schneller;)

  • Hallo Martin,


    bei den rundlichen Objekten halte ich "Fremdkeime" auch für sehr gut möglich. Ob es nun Bakterien, Hefen oder andere Mikroorganismen sind weiß ich nicht. Jedoch habe ich sowas schon verschiedentlich bei alten und daher vermutlich vergammelten Pilzen unterm Mikro gefunden, auch bei Basidiomyceten.


    Grüße

    Günter

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)