Welche Pilze könnten das sein?

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 2.468 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mollisia.

  • Hallo,

    ich war heute mal wieder auf der Suche nach Winterpilzen und habe gleich 3 mir unbekannte Pilze gefunden.


    Bei Bild 1 und 2 dachte ich zuerst an Samtfußrüblinge auf einer Birke, aber die Unterseite war genauso orange wie die Oberseite.



    Bild 3 ist vielleicht ein Zitterling auf Birke?


    Die Pilze auf Bild 4 wuchsen in der Erde am Fuß eines Laubbaumes


    Viele Grüße

    Hans

  • Hallo Jan,


    vielen Dank für die schnelle Antwort. Hab mal auf die Schnelle nach den Pilzen gegoogelt. Bei 1 und 2 ist das ziemlich sicher. Bei 3 wundert mich nur, dass sie um diese Jahreszeit so frisch am Wachsen sind.


    Gruß

    Hans

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    1. Gymnopilus penetrans

    2. eine der beiden an Laubholz vorkommenden Arten aus dem Phaeotremella foliacea-Aggregat; P. foliacea s.st. kommt nur auf Nadelholz vor.

    3. Bild zu unscharf; Coprinellus sp. nach alter Gattungsauffassung.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hi,

    interessant, im BLV-Pilzführer von Ewald Gerhardt wird der Rotbraune Zitterling noch als Tremella foliacea geführt, welcher ausschließlich an Laubholz vorkommen soll, inklusive Birke.


    Gruß

    Jan

    Verzehrfreigaben gibt es nur bei Pilzsachverständigen vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,

    interessant, im BLV-Pilzführer von Ewald Gerhardt wird der Rotbraune Zitterling noch als Tremella foliacea geführt, welcher ausschließlich an Laubholz vorkommen soll, inklusive Birke.


    Gruß

    Jan

    Nach dem brauchst du nicht mehr zu gehen, wenn du aktuell sein willst. Der ist ziemlich veraltet und berücksichtigt auch kaum bis gar nicht Einzelarten aus Artenaggregaten. Für den Hausgebrauch des allg. Speisepilzsammlers ist das Buch aber noch geeignet.


    l.g.

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hi Stefan,

    Puh, das ist ja ein vernichtendes Urteil. Was würdest du denn eher als Einsteigerliteratur empfehlen?


    Gruß

    Jan

    Für den Speisepilzsammler und "Anfänger" ist Gerhardt, Laux und Pareys sehr gut geeignet. Für die "Profis" (echte Profi-Mykologen haben wir im Forum so gut wie gar keine; viele sind semiprofessionelle, sehr versierte Hobbymykologen) und Kartierer kommen dann Gattungsmonographien (Fungi Europaei, Fungi of Northern Europe) ja nach Interessensgebiet und vor allem Fachartikel für die jeweiligen Pilzgruppen. Dann gibts noch sehr gute Schlüsselwerke (Funga Nordica, Gröger) und auch noch tolle "Bildbände", wie z.B. den "Ludwig".


    l.g.

    Stefan

  • Hi Stefan,

    Puh, das ist ja ein vernichtendes Urteil. Was würdest du denn eher als Einsteigerliteratur empfehlen?


    Gruß

    Jan

    Hallo Jan,


    so vernichtend ist das Urteil nicht. Und der Gerhard ist nebst dem Laux allemal für ambitionierte und fortgeschrittene Anfänger zu empfehlen. Der Pareys fällt mittlerweile raus, weil vergriffen und nur zu utopischen Preisen antiquarisch verfügbar.

    Gerhard und Laux sind für absolute Einsteiger mit ca. 1200 Pilzarten vielleicht ein bisschen überdimensioniert, da würde ich etwas dünneres empfehlen.

    Wegen veralteter Nomenklatur würde ich mir keine Gedanken machen, da sind sicherlich die meisten der populären Pilzbücher nicht auf dem neuesten Stand. Den kriegt man eigentlich nur wenn man sich Monografien bzw. die neuesten Artikel und Veröffentlichungen zu Gemüte führt.

    Und ob dein Pilz jetzt Phaeotremella foliacea oder Tremella foliacea heißt, ist doch eigentlich wurscht.


    beste Grüße

    Harald

  • Moin Harald,

    ich bin schon überrascht, dass bei Phaeotremella foliacea als Substrat mittlerweile Nadelholz richtig ist und nicht mehr Laubholz. Das spielt ja schon eine Rolle, wenn man den Pilz mal gezielt suchen würde. Ich könnte mir auch vorstellen später mal die PSV-Prüfung anzugehen und da gibt mir das schon ein ungutes Gefühl, wenn Substrate ausgetauscht sind :/ Gut, Zitterlinge werden wohl die wenigsten verspeisen wollen, aber zum Beispiel bei den Schwefelköpfen ist das Substrat ja schon ein wichtigeres Merkmal zur Unterscheidung zwischen Hypholoma fasciculare und capnoides. Woher kann ich denn wissen, in welchen Gruppen ich mir sicher sein kann, dass solche Angaben richtig sind und in welchen kann ich das nicht?


    Gruß

    Jan

    Verzehrfreigaben gibt es nur bei Pilzsachverständigen vor Ort.

  • Hallo in die Runde,

    da hier ein Zitterling diskutiert wurde, möchte ich noch auf einen ausführlichen Beitrag im BMG-Forum zum Phaeotremella foliacea - Komplex verlinken.

    Hier der Beitrag von Christoph Hahn incl. Gattungsschlüssel.


    LG, Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Moin Harald,

    ich bin schon überrascht, dass bei Phaeotremella foliacea als Substrat mittlerweile Nadelholz richtig ist und nicht mehr Laubholz. Das spielt ja schon eine Rolle, wenn man den Pilz mal gezielt suchen würde. Ich könnte mir auch vorstellen später mal die PSV-Prüfung anzugehen und da gibt mir das schon ein ungutes Gefühl, wenn Substrate ausgetauscht sind :/ Gut, Zitterlinge werden wohl die wenigsten verspeisen wollen, aber zum Beispiel bei den Schwefelköpfen ist das Substrat ja schon ein wichtigeres Merkmal zur Unterscheidung zwischen Hypholoma fasciculare und capnoides. Woher kann ich denn wissen, in welchen Gruppen ich mir sicher sein kann, dass solche Angaben richtig sind und in welchen kann ich das nicht?


    Gruß

    Jan

    Die "Art" wurde vor einigen Jahren in mehrere Arten aufgespalten; das ist aber kein PSV-Wissen!


    Wichtig als PSV sind ja eher sowieso "nur" die Arten, welche auch beratungsrelevant sind; und dazu gehört Phaeotremella nicht.


    Zu den Schwefelköpfen: Warum ist das Substrat denn da jetzt sooo wichtig? Der Rauchblättrige kommt fast ausschließlich nur an Nadelholz; ja. Aber der Grünblättrige und der Ziegelrote können an beiden vorkommen.


    Stockschwämmchen und Gifthäubling können so wohl an Laub- wie auch an Nadelholz vorkommen. Die einzigen Arten, die mir spontan einfallen, die ausschließlich Nadelholz besiedeln sind der Rauchblättrige Schwefelkopf, Ohrförmiger Seitling und der Dunkle Hallimasch (und die 2 Violettporlinge). Selbst solche Spezialisten wie den Nadelholz-Braunporling habe ich schon Mal an Birke gefunden.


    Zunderschwamm, Flacher Lachkporling und Angebrannter Rauchporling kommen auf Nadelholz vor; Austernseitlling auch. Das ist Funderfahrung, die man über Jahre so sammelt, bzw. auch, wenn man mal Florenatlanten wie Großpilze Baden Würrtembergs oder aber wie den neuen sächsischen Verbreitungsatlas, der im September erschienen ist mal liest. Das geht in solchen populärwissenschaftlichen Büchern, wie dem Gerhardt, unter.


    Endlich ist sie da, die Sachsenflora "Pilze in Sachsen"


    l.g.

    Stefan


    P.S. Wenn du PSV werden willst, dann rate ich dir die Prüfungsfragen, welche auf der DGfM-Seite online stehen mal anzuschauen. Das was darüber hinaus geht, ist für einen PSV, der Korbkontrolle macht nicht relevant.

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • zum Beispiel bei den Schwefelköpfen ist das Substrat ja schon ein wichtigeres Merkmal zur Unterscheidung zwischen Hypholoma fasciculare und capnoides. Woher kann ich denn wissen, in welchen Gruppen ich mir sicher sein kann, dass solche Angaben richtig sind und in welchen kann ich das nicht?

    Hi Jan,


    don't panic.

    In Anbetracht der Tatsache, dass derzeit soviel passiert im Reich der Pilze muss man einfach Ruhe bewahren. Fast täglich ändern sich die Gattungen und es werden neue Arten aus Aggregaten herausklamüsert und man kann nicht immer auf dem neuesten Stand sein. Für die PSV-Prüfung spielt das letztlich nicht eine so große Rolle.

    Bzgl. der Substrate muss man oft auch "flexibel" sein. Dein Beispiel der Schwefelköpfe: fasciculare wächst auf egal welchem Holz und capnoides habe ich sogar einmal definitiv auf Laubholz gefunden. Auch den Stockschwämmchen und Gifthäublingen ist das Holz egal, obwohl das in älteren Büchern noch anders steht.

    Butterpilze hab ich einmal im reinen Fichtenwald gefunden, keine Kiefer weit und breit. Habe noch kein Pilzbuch gesehen in dem steht, dass Suillus luteus auch mal unter Fichte kann. Genauso wie sein Bruder, der Ringlose (collinitus) gelegentlich schon mal unter Birke kommt, auch danach sucht man vergeblich in den Büchern. Und Ohrlöffel-Stachelinge gibts u.U. auf Fichtenzapfen....


    Du siehst, es ist ein weites Feld und wer mag und sich auf dem Laufenden halten will, braucht einmal die Erfahrung und zum andern geeignete Quellen um sich den neuesten Wissenstand anzueignen. Das kann mitunter mühsam sein und nicht jeder will sich das antun.

    Im alltäglichen Pilzberatergeschäft spielt das aber keine Rolle, der Esspilzfraktion ist es letztendlich egal ob es ein Fichten- oder Sommer-Steinpilz ist.


    Beste Grüße

    Harald

  • Hallo,

    danke für die ausführlichen Antworten! Dann halte ich mich mal an Laux und Gerhardt, wenn das für die PSV-Prüfung hinreicht. Ich finde es trotzdem super, hier im Forum auch mit "richtiger" Mykologie konfrontiert zu werden. Da lernt man auch gleich mit, wo die eigenen Grenzen liegen.


    Danke und Gruß

    Jan

  • Hallo,


    und als Ergänzung noch der Hinweis, dass alle Arten der Gattung Tremella/Phaeotremella fungicole Parasiten sind. Das heißt sie ernähren sich von anderen Pilzen, was aber nicht heißt, dass zwingend der Wirtspilz auch gerade Fruchtkörper bildet (meist tut er es aber).


    Phaeotremellen parasitieren meines Wissens alle auf Schichtpilzen, also Stereum-Arten. Insofern stimmt es nur bedingt, wenn man sagt "wächst auf Birke", denn eigentlich wächst die Art auf dem Striegeligen Schichtpilz (Stereum hirsutum) - der wiederum auf Birke wächst. Und da der Striegelige Schichtpilz auf fast allem Laubholz vorkommen kann, kann auch Phaeotremella frondosa (um die es sich vermutlich bei deinem Pilz handelt) überall an Laubholz vorkommen.


    beste Grüße,

    Andreas