Bloxamia spec

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.867 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von KaMaMa.

  • Hallo liebe Mitforenten!


    Das Wetter ist mild und feucht und der Boden schmierig-matschig, aber das hält uns nicht ab durch den Wald zu spazieren:

    Im Mischwald an einer gestürzten Rotbuche wimmelt es von vielen interessanten Pilzen.

    Bild 1: Rotbuche (?) am Boden


    Eigentlich war ich auf der Suche nach ein paar Pyrenomyceten.

    An den Ästen waren einige zu finden.

    Hier habe ich ein Stück Rinde entnommen, um zuhause daran mikroskopieren üben zu können.

    Bild 2: Pyrenomycet (Diatrybe?) auf der Rinde. Ein Stück davon muss mit!


    Bild 3 Probenstück


    Unter der Stereolupe finde ich auf dem schwarzen Pyrenomyceten folgendes:

    Kleine, runde, translucente Scheibchen!

    Das gehört wohl nicht zum Untersuchungsgegenstand, ist jetzt aber interessanter! ==Gnolm11

    Bild 4a: Transluzente Scheibchen auf dem schwarzen Pyrenomyceten


    Bild 4b nochmal etwas größer


    Die Scheibchen wirken wachsig und verschmieren unter der Nadel.

    Man kann sie aber auch mit der Nadel vorsichtigvon der Oberfläche abscheren und auf's Deckglas verfrachten.

    Ab ins Kongorot:

    Bild 5 Blick auf die Probe in Kongorot, noch ungedrückt.


    Große, schwarze Fremdsporen mit Keimschlitz (hier nicht erkennbar) am Bildrand.

    Interessantes Farbspiel: Rand violett, hellgrüner Hintergrund und im Zentrum neben einer Rotfärbung dominiert ein blaugrüner Farbton.

    Könnte das eventuell auf einen niedrigen pH-Wert hinweisen?

    Kongorot soll unter pH 3-5 ins Blaue unschlagen.

    Oder was könnte noch die grünliche Färbung erklären?


    Die Probe wird zerdrückt:

    Bild 6: Probe zerdrückt


    Bild 7: und 1000x vergrößert (Teilstrich = 1µm).


    Die Grünen Strukturen sind offenbar Schläuche mit 4 (?) Sporen.

    Ich kann nirgens mehr als vier Sporen in den Asci erkennen.

    Die Sporen sind klein - etwa 1,5 µm x 2,5 µm und wirken wie Quader mit rund gefeilten Ecken.

    Bild 8: Stelle mit noch geschlossenen Asci.


    Die Asci sind etwa 20µm lang.

    Einzelne Sporen sind in den Asci schwer zu erkennen.

    Eine zweite Probe kommt deshalb ins Lugol und wird gleich gedrückt:

    Bild 9: zerdrücktes Scheibchen in Lugol angefärbt, die Probe scheint inamyloid zu sein


    Die einzelnen Sporen sich jetzt in den Schläuchen besser erkennbar:

    Bild 10: Die Sporen erscheinen etwas besser erkennbar


    Bild 11: Auch hier nicht mehr als vier Sporen pro Schlauch erkennbar.


    Ich kann's leider überhaupt nicht zuordnen... ==Gnolm6

    Kann mir vielleicht jemand etwas auf die Sprünge helfen?


    Beste Grüße und einen guten Rutsch ins neue Jahr an alle!

    Martin

  • Hallo,


    das sind Konidienträger eines imperfekten Pilzes, keine Schläuche. Mehr kann ich dazu aber leider nicht sagen.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Danke Andreas!


    Das ist bestimmt schwieriges Terrain!


    Vielleicht darf ich dich noch fragen, woran erkennst du, dass es Konidienträger, aber keine Asci sind?


    BG, Martin

  • Hallo,


    die gesamte Grundstruktur des Pilzes in Abb. 1 lässt erkennen, dass kein Hymenium da ist, sondern nur Hyphen die verzweigen und dann irgendwie enden. Ferner diese Massen an dicht gedrängten "Sporen" lassen schon den Verdacht aufkommen, dass es Konidien sind und nicht Sporen. Und dann sieht man letztlich auf dem letzten Bild klar, dass das einfach oben offene Röhren sind, aus denen die Konidien so rauskullern. Bei Schläuchen werden im Regelfall die Sporen alle auf einmal aubgeschossen. Klar reißt da auch mal einer durch Druck einfach auf, aber es sieht insgesamt doch anders aus.

    Die schwarzgrüne Färbung übrigens dürfte auf so gefärbte Hyphen des Pilzes zurückzuführen sein. Die haben ja auch makroskopisch eine schwarze Außenseite. Optisch sehen sie so ein bissel nach Mollisia aus, aber in dem Gattungsbereich ist mir keine derartige Nebenfruchtform bekannt.

    Der Pyrenomycet dürfte übrigens Biscogniauxia nummularia sein.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Andreas,


    vielen Dank für deine ausführliche Erklärung!


    Stimmt schon, jetzt wo du es erwähnst, kann ich das nachvollziehen: Bei einen Hymenium hätte man immer auch sterile Hyphen, oft auch in der Mehrzahl. Die Asci befinden sich in unterscheidlichen Entwicklungsstadien, das ist hier nicht so! Die Vermehrungskörper hier wirken eher aus den Röhren herausgepurzelt als herausgespritzt, wie du schreibst. ==Gnolm15


    Jedoch hat mich die umhüllende Röhre verwirrt, die anfänglich durchaus geschlossen wirkt (Bild 8 rechts).

    Konidien kenne ich - bisher - als Abschnürungen von Zellen, ohne dass diese nochmals in einer Membran umhüllt wären. Wozu auch.

    Die schiere Masse spricht wohl auch für Konidien. Faszinierend!


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Discomycet“ zu „Unbekannte Anamorphe“ geändert.
  • Hallo Thorben!


    Klasse! Das sieht zumindest tatsächlich genau so aus wie mein Fund.

    Vielen Dank!


    Genau die Kombination aus Hypoxylon nummularium = Biscogniauxia nummularia auf Rotbuche mit Bloxamia (in diesem Fall B.leucophthalma) lässt sich im Netz (Bloxamia leucophthalma) auffinden.

    Die Strukturen in den Mikroskopbilder stimmen sehr gut überein.

    Deine Vermutung könnte also genau richtig sein! ==Gnolm8


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Unbekannte Anamorphe“ zu „Bloxamia spec“ geändert.