Im Eichenwald

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.688 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von KaMaMa.

  • Hallo,


    gestern fand ich hier in der Nähe ein lichtes Waldstück mit vielen älteren Eichen.

    Bisher kenne ich hier nur Buchenwälder.

    Hier konnte ich etliche für mich neue Pilze finden, die laut Betimmungsliteratur tatsächlich schwerpunktmäßig an Eiche zu wachsen scheinen.

    Bild 1: Eichenwald


    Auf dem feuchten Boden findet sich eine Menge Totholz.

    Teilweise ist es ordentlich aufgestapelt, teilweise wie nach Windbruch chaotisch am Boden liegend.

    Ich möchte einige Funde, die ich bestimmt habe, hier zeigen und zur Diskussion stellen, ob ich richtig liege.

    Jedoch meine ich, es handelt sich hier um Allerweltspilze, weshalb ich auf Antwort hoffe, da vermutlich viele Bescheid wissen.


    1) Gleich neben dem Parkplatz, an einem Stuppen ein kräftiger konsolenförmiger, gezonter Pilz mit einer Mischung aus mäandernden Lamellen und einigen Poren.

    Wahrschienlich Daedaleopsis quercina, der Eichewirrling:

    Bild 1a


    Bild 1b


    Bild 1c


    2) Einige Meter weiter im Wald ein brauner Schichtpilz, zur Mitte hin dunkler werdend und mit weißem Rand.

    Teilweise mit zottiger Oberseite, oft rein resupinat.

    Vermutlich Stereum gausapatum, der Zottige Eichenschichtpilz:

    Bild 2a


    Bild 2b


    Bild 2c


    3) Eine Exidia, die ich bisher nicht finden konnte; hier wimmelt es nur so von diesen Gallertpilzen.

    Durch das feuchte Wetter sind sie prall gefüllt.

    Exidia rugosa, der Stoppelige Düsling mit feinfilziger Oberseite und warziger Unterseite:

    Bild 3a: Bilck von oben


    An einer Stelle sogar mit Stiel zu finden

    Bild 3b


    4) Schon ein bisschen gammelig, dennoch sofort ansprechbar ist Bulgaria inquinans, der Schmutzbecherling:

    Bild 4a


    Interessant sind die Schläuche der Bulgaria, die mit zweierlei Sporentypen gefüllt sind.

    Laut Buch stehen oben die großen, nur manchmal vor, sonst eher beliebige Kombinationen, aber immer 4+4.

    Wozu das wohl gut ist?

    Bild 4b Asci von Bulgaria inquinans mit je 4 großen und 4 kleineren Sporen, in Kongotrot eingefärbt


    5) Hier bin ich mir nicht ganz sicher.

    Trotz ev. Eiche als Substrat lande ich eher bei Xylodon paradoxus, dem Veränderlichen Spaltporling:

    Bild 5a


    Bild 5b


    6) Im Wurzelbereich einer gefällten Eiche wachsen Lackporlinge.

    Die Hutoberseite ist sehr hart und besitzt einen dünnen, hellen, orangenen Rand.

    Der Pilz scheint zudem einen kurzen Stiel zu besitzen.

    Eventuell also Ganoderma resinaceum, der Harzige Lackporling?

    Bild 6a


    Bild 6b Unterseite bekritzelt


    Bild 6c Stielansatz erkennbar


    7) Und als letztes noch ein kleiner, hübscher Discomycet, der mir aufgefallen ist.

    Er besitzt, passend zur Jahreszeit, einen pelzigen Rand und ein gelbes Hymenium.

    Die Haare sind innen weißlich und weiter außen grünlich.

    Auch die Unterseite ist haarig der Stiel schwarz-schuppig/haarig.

    Es kommt wohl nur Neodasyscypha cerina in näheren Betracht.

    Dieses Pilzlein bevorzugt neben Buche auch Eiche, wie ich lese.

    Bild 7a


    Unter der Stereolupe kommt der Farbgang der Haare gut zur Geltung:

    Bild 7b


    Die Becher sitzen auf dunklen Stielen:

    Bild 7c


    Die Asci beherbergen 8 transparente Sporen.

    Die Paraphysen stehen über die Schläuche über und sind mit vielen kleinen Kristalliten (?) besetzt.

    Bild 7d Schläuche in Kongorot gefärbt


    Bin gespannt, ob ich richtig liege.


    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    dann mach ich mal den Anfang und sage, dass ich aufgrund der vorliegenden Infos auch auf den Eichenwirrling, den Schmutzbecherling und den Harzigen Lackporling gekommen wäre.

    In dieser Zusammenstellung fehlt eigentlich nur noch der Leberreischling, aber der lässt sich bei einer Nachsuche in der warmen Jahreszeit sicher auch finden.

    FG

    Oehrling

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  • Hallo Oehrling,


    ich habe oben nur eigene Pilzfunde der letzten beiden Tage (Ende Dezember) vorgestellt.


    Den Leberreischling (Ochsenzunge) kenne ich noch nicht.

    Aber wenn ich dich richtig verstehe, habe ich gute Chancen ihn im Sommer dort zu finden?

    Vorkommen Juli-November steht in FoTE. Mit etwas Glück also vielleicht noch immer aufzufinden, bei uns in BW war es ja noch nicht wirklich kalt...

    Andererseits kommt er wohlk eher im Norden vor.

    Das ist ein sehr interessanter Pilz. Da bin ich schon mal gespannt!


    Natürlich gibt es noch mehr Neufund-Pilze, oder PersEer, wie man hier sagt, die an Eiche wachsen und ich finden konnte. Ich werte immer noch aus!


    LG, Martin

  • Andererseits kommt er wohlk eher im Norden vor

    Nun, wir hatten ihn auch schon auf der Peloponnes.


    LG

    Malone

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

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  • Hallo nochmal,


    ich hatte Muse und konnte einige weitere Pilze aus dem Eichenwald bestimmen.

    Da ich am Folgetag nochmals vor Ort war, u.a. zur Probenentnahme (s.o.), konnte ich einige weitere Arten finden.


    Außerdem war es gestern viel sonniger - der Wald war lichtdurchströmt und die Vögel bekamen erste Fühlingsgefühle:

    Bild 8: Blühende Hasel


    8)

    Auf moosüberwachsenem Totholz wuchert ein Kammpilz.

    Obwohl recht farblos wirkend, wenn man schon die orangeroten Varianten gesehen hat, dennoch eine Phlebia radiata (Danke Pablo für die Nachbestimmung!).

    Hier im Laubwald wächst der Braunrote Kammpilz, Phlebia rufa, bevorzugt auf Eiche:

    Bild 8a


    Bild 8b


    Etwas tiefer im Wald, wo auch vermehrt Rotbuchen wachsen, begnete ich einem leibhaftigem Ent, der sich sonnte!

    Damit ist mir jetzt auch klar, warum in diesem Wald so viele Pilze zu finden sind, gelten die Ents doch als Beschützer desselben.

    Bild 9: Man will's gar nicht recht glauben, selbst wenn man davor steht:

    Da hat sich ein Teil der abgebrochenen Krone gedreht und falsch herum im gespaltenen Stumpf verfangen

    Sieht total cool aus! ==Gnolm11


    9) Die berindeten Finger des Ent sind überzogen mit einem fleischfarbenen Rindenpilz, der glatt und zugleich etwas rissig ist.

    Am Rand löst er sich, rollt sich einwärts und zeigt seine schwärzliche Rückseite.

    Es sollte sich um Peniophora quercina, den Eichen-Zystidenrindenpilz handeln.

    Sieht aus, als ob dieser Ent Haut über der Rinde hätte - gruselig!

    Bild 9a


    Bild 9b


    10) Etwas weiter, auf einem Stubben wachsend, zeigten sich Pilze mit lang-stacheligem Hymenium.

    Die filzige Hutoberseite grün von Algen, die Unterseite ocker-bräunich.

    Aufgrund seines Äußeren und vor allem der dunklen, langen Stacheln würde ich diesen Pilz als Steccherinum cf. bourdotii, ansprechen.

    Bild 10a


    Bild 10b


    11) Ein anderer, kleiner, oberseitig weißfilziger Vertreter der Funga dieses Waldes zeigt an der Anwachsstelle helles Myzel.

    Die porentragende Unterseite ist auffällig anders gefärbt, eher crèmefarben.

    Ich vermute hier Gloeoporus dichorus, den Zweifarbiger Knorpelporling entdeckt zu haben.

    Auch er wächst bevorzugt auf Eiche.

    Bild 11a


    Bild 11b


    12)

    An vielen der liegenden Stämme und Äste lässt sich folgender Pilz finden:

    Der filzige Hut ist in unterschiedlichen Brauntönen gestreift und besitzt immer einen leuchtend weißen Rand.

    Auch die Unterseite des Pilzes hat einen breiten weißen Rand, weiter innen bräunlich, aber immer hellgraue Poren.

    Ich denke, es kommt nur Bjerkandera adusta, der Angebrannter Rauchporling in Frage.

    Er wächst allerdings auf allen möglichen Laubhölzern, nicht nur auf Eiche.

    Bild 12a


    Bild 12b


    LG, Martin

    Und allen ein gesundes neues Jahr!

    Einmal editiert, zuletzt von KaMaMa () aus folgendem Grund: Nachbestimmung Phlebia radiata

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Martin!


    Pilz 8) ist allerdings ebenfalls >Phlebia radiata< (Orangeroter Kammporling). Die ist sehr variabel was die Farbgebung betrifft - >Phlebia rufa< ist aber normalerweise noch deutlich weniger bunt, und vor allem die Struktur des Hymenophors anders. Die Einordnng ist aber auch dadurch deutlich erschwert, daß man beim Nachsuchen im Netz zahlreiche fehlbestimmte Vergleichsbilder findet, also fälschlich als Phlebia rufa beschriftete Aufnahmen von Phlebia radiata.

    Der Rest ist meiner Ansicht nach richtig eingeordnet, wobei man das Steccherinum zur Sicherheit mikroskopisch angucken müsste. Ich bin da aber ziemlich sicher, daß man da rundliche Sporen finden würde (wenn man überhauot welche findet, Steccherinum-Arten sind oft knauserig mit Sporen).



    Lg; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    vielen Dank für deine wertvollen Tipps.

    Da freue ich mich immer schon drauf!


    Phlebia rufa muss ich mir also noch mal in Ruhe anschauen...


    LG, Martin