Bestimmungsversuche für zwei Porlinge

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.602 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Liebe Pilzgemeinde,


    ich habe mir zwei Porlinge aus dem Wiener Prater mitgenommen mit dem Ziel mich ein wenig mehr in die mikrokopische Bestimmung von Porlingen einzuarbeiten - eine schöne Beschäftigung in der schneefreien Winterszeit für Pilzverrückte.


    Bei der Bestimmung des ersten Pilzes bin ich mir relativ sicher; beim zweiteren verbleibt ein Fragezeichen. Drum würde ich mich über euren Experten-Input freuen. Ich hoffe, dass ich nicht ganz daneben liege.


    1) Antrodia xantha

    Der auffällige künstliche Zitrusgeruch (exakt nach Pez-Zuckerlaroma) und die amyloiden Skeletthyphen sowie die weiteren Merkmale:

    Sporen allantoid ca. 5x1,5 ym, vier Sterigmen, recht kleine keulige Basidien mit Basalschnallen, dimtische Hyphenstruktur, haben mich zu dieser Bestimmung geführt.










    2) Oxporus corticola oder Oxyporus latemarginatus?

    Hier habe ich u.a. Romanas Beitrag studiert:

    resupinater Porling an Pappel - Oxyporus corticola
    Der Pilz dürfte noch sehr jung sein. Die vergleichsweise fleischigen Fruchtkörper und der große Porenabstand (1-3 Poren/mm) ließen eher O. latemarginatus vermuten. Die Mikroskopie spricht eher für O. corticola:

    Keine Schnallen, Lamprozystiden häufig.

    Sporen 5,0-6,0 x 4,0-4,5ym, Sporen klumpen in Wasser (nicht in KOH wie am Foto) zusammen (wird in Fungi of Temperate Europe als Unterscheidungsmerkmal der beiden Arten angegeben).

    Hyphen im Subikulum max. 5ym, Gloeozystiden konnte ich nicht sehen. Ich hatte allerdings kein Phloxin zum Anfärben zur Verfügung.

    Was würdet ihr sagen oder geht das nicht ohne Phloxin?








    Schöne Grüße!

    Christian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christian!


    Beim ersten Pilz: Ja, genau, Antrodia xantha. :thumbup:
    Das passt alles gut zusammen, auf dem letzten Bild sind auch noch amyloide Skeletthyphen zu erkennen.


    Beim zweiten Pilz: Die Lamprozystiden von Oxyporus sehen anders aus. Das hier sind inkrustierte "Pseudozystiden" bzw. Hyphenenden von Skeletthyphen, die gehören zu Steccherinum bzw. Junghuhnia.
    Die beiden braunen Kugeln sind Fremdsporen, die gehören nicht dazu, das hat dich vermutlich auf den Holzweg geführt. Allerdings sehen auch Oxyporus - Sporen anders aus: Die sind nicht braun. :gzwinkern:

    Bei den Schnallen wär's vielleicht gut, noch mal noch genauer zu gucken. Auf den meisten Bildern sieht es in der Tat so aus, als wären da keine Schnallen gebildet, aber auf dem Bild mit den zwei Sporen, da ist links unten knapp über der Linie vom Messokular eine Struktur, die theoretisch eine Schnalle sein könnte. Aber das kann auch "fake" sein, weil manchmal eine sich direkt an einer Septe verzweigende Hyphe eine Schnallenbildung simulieren kann.

    Wenn das also eine Fake - Schnalle ist, dann wärest du bei dem Fund bei Irpex lacteus, wenn es eine echte Schnalle ist (bzw. Schnallen auch an der Basidienbasis vorhanden sind), dann Steccherinum oreophilum.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    danke für die Bestimmungshilfe und deine detaillierten Experten-Inputs.

    Als Anfänger ist es oft nicht so leicht die Bilder im Mikroskop richtig zu interpretieren.


    Beim zweiten Pilz haben mich tatsächlich die Fremdsporen in die Irre geführt. Ich dachte, die leichte Verfärbung kommt vom 3%KOH. Die eine vermeintliche Schnalle ist mir auch aufgefallen. Da ich aber alles intensiv abgesucht habe und sonst nichts fand, habe ich angenommen, das müsste eine Bildüberlagerung sein. Also werde ich den Pilz als Irpex lacteus ablegen, zumal Steccherinum oreophilum in Ö nur viermal kartiert ist.


    Heute habe ich noch einen Pilz mikroskopiert. Da bin ich aufgrund der Schnallen, der kopfigen Hyphenenden und der sehr grobkörnigen Kristallanlagerungen auf Schizopora paradoxa gekommen. Ich fand wiederum nur ganz vereinzelt ovale Sporen und das dürften wiederum Fremdsporen sein. Könnte Schizopora paradoxa passen?







    Lieben Gruß! Christian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christian!


    Mit der groben, zahnförmigen Struktur des Hymenophors sollte Schizopora paradoxa passen.

    Die Hyphen passen auch dazu, und die anderen Arten aus der Gruppe haben makroskopisch ein anderes Aussehen.



    Lg; Pablo.